1926... The screen talked!
1947... The camera acts!
A revolutionary Innovation in Film Technique!
M-G-M presents a startling and daring new Method of story telling...
A Milestone in Movie-Making...
Mysteriously starring Robert Montgomery and...
YOU!
Geil! Geil! Geil! Krasser und experimenteller wird man Hollywood wohl niemals erleben als in LADY IN THE LAKE (Robert Montgomery, USA 1947). Was für ein Film! Ich habe zu viele Weingläser intus, um mich hier noch klar zu äußern. Aber trotzdem habe ich gemerkt, auf was für eine radikale Reise dieser Film mich mitgenommen hat. Kaliforniens liebstes Private Eye, Phillip Marlowe (Robert Montgomery), wird zum Auge des Zuschauers. Der Film ist im Grunde genommen ein einziger Point of View. Fast die komplette Spielzeit über - vier Szenen, die den sprechenden Marlowe in der Frontale in seinem Büro zum Zuschauer sprechend zeigen, ausgeschlossen - wird man mit POVs bombardiert. Die Kamera nimmt fast immer die Perspektive Marlowes ein. Somit können ständig die Regeln der Hollywood-Ästhetik unterlaufen werden: Die Figuren schauen fortwährend auf die "vierte Wand" (sie reden mit Marlowe), Rauch steigt vor der Kamera auf (Marlowe hat sich eine Zigarette angezündet) und es gibt massig Plansequenzen, da die menschliche Wahrnehmung kein Schuss-Gegenschuss kennt. Eigentlich kenne ich nur noch einen Film, der die POV-Einstellung ähnlich konventionserschütternd einsetzt und das ist ebenfalls eine Detektiv-Geschichte: POIROT: FIVE LITTLE PIGS. Wieso gibt es nicht mehr von diesem Ego-Filmen? Denn: Es funktioniert! LADY IN THE LAKE ist die Hardboiled-Verfilmung, die dem einsamen und hartgesottenen Detektiv formal gerecht wird. Ich bin total baff... (Besonders hingerissen hat mich die atmosphärische Filmmusik David Snells, die fast nur auf einen Chor zurückgreift, um die flächigen Melodien zu ooooohn!)
Ich muß gestehen, ich fand die POV-Vorgehensweise auf Dauer etwas ermüdend/anstrengend...fand ich in DARK PASSAGE besser gelöst, wo es nicht die ganze Länge über benutzt wird.
Mich hat die radikale Durchsetzung dieser Ästhetik absolut umgehauen. Ich war aber auch besoffen...
Mein Text war ja extra daraufhin angelegt, den Befunden des "misslungenen" Experiments entgegenzutreten. Denn mir scheint das angebliche "Misslingen" der beste Beweis für den Erfolg des Experiments: Eine absolut fremde und neuartige Ästhetik zu schaffen, die jenseits jeglicher Filmkonvention liegt. Und ja, das ist ermüdend, etwas anzuschauen, an das man nicht gewöhnt ist. Aber: Was besseres gibt es nicht!