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"All is full of Love..."

bekays Filmtagebuch




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Die heutige Tatort-Folge HAUCH DES TODES hat mich bewogen, einen unvollständigen Eintrag, den ich vor Monaten einfach als Entwurf liegen ließ, nun doch zu veröffentlichen. Also nicht wundern, wenn der in der Mitte abbricht. Die Folge heute hat mich nur wieder daran erinnert, wie fieberhaft das deutsche Fernsehen den Anschluss an die amerikanischen TV-Formate sucht. Für Frau Odenthals 50. Jubiläum hat man sich offenbar zu viele CRIMINAL-MINDS-Folgen reingezogen - und m.A. gar nicht so schlecht nachgestellt. Spannend und grimmig ganz gewiss. Nun aber mein Geschreibsel von anno dunnemals:

Seit mittlerweile einem oder etwas weniger als einem Jahr gehört mein Sonntag der deutschen Krimikost. Namentlich TATORT und POLIZEIRUF 110. Für einem an amerikanischen Serienverhältnissen Geschulten gibt es ein erstes Hindernis: die Unordnung der Episoden. Hat eine Serie in Amerika ein festes Nummerierungsformat - eingeteilt in Staffel und Episode der Staffel - ist es hier schon allein falsch, von TATORT und POLIZEIRUF 110 als einer Serie zu sprechen. Das hat bekanntlich mit der Struktur des öffentlichen Fernsehens Deutschlands zu tun, das ja gar nicht als überregionale Einheit existiert - die ARD ist nicht, es sind nur die Landesrundfunkanstalten. Und diese sind jeweils für ihre eigenen Ermittlerteams verantwortlich. Da den Überblick zu behalten, fällt manchmal schwer. Besonders, da es nun einmal so ist, dass die Folgen der selben Ermittlerteams trotz ihrer starken Fall-Lösungsstruktur durchaus aufeinander aufbauende Handlungselemente enthalten. Gerade was die emotionale Dynamik der Figuren angeht, spielt man mit einem Vorwissen der Zuschauer. Damit wären wir eigentlich auch schon beim Knackpunkt und auch Anstoß dieses Textes: Dem forschen Drängen nach Modernisierung, welches wohl das stabilste Element aller von mir bisher gesehenen Folgen ist. Modernisierung heißt in diesem Fall: Orientierung an der Formalästhetik und Mise-en-scène der amerikanischen Serie. Diese hat es ja in den letzten Jahren geschafft, Düsternis und dunkle Stimmung als starke Authentizitätseffekte zu etablieren. (Mit anderen Worten: Wer sagt, eine Serie sei "realistisch", der versteht ihre Härte und Dunkelheit als Zeichen von Authentizität.) Gleichzeitig sind die Landesrundfunkanstalten immer auch ihrem Lokalkolorit verpflichtet. Die Versöhnung von regionaler Varietät mit amerikanischer Authentizität ist ein delikates Unterfangen, das ich anhand der zwei neusten POLIZEIRUF-Folgen etwas genauer betrachten will.

DIE LÜCKE, DIE DER TEUFEL LÄSST ist dabei ein gänzlich misslungener Versuch. In diesem bayerischen POLIZEIRUF stimmt so gar nichts. Auf der Höhe der Zeit will man gerade thematisch sein, indem man sich einem brisanten finanzpolitischen Thema zuwendet: der Vollstreckung aus Grundschuld nach Kreditverkauf. Äh? Ja, genau, das Thema ist nicht gerade einfach. Und das einzig Gute an diesem Film ist, dass dieser sich um eine einfache, mit Hilfe von Würstchen veranschaulichte (sic!) Aufklärung dieser sozialen Sauerei bemüht. Das Problem: Wer ein Haus bauen will, muss meist einen Kredit aufnehmen. Als Kreditsicherheit lässt sich die Bank oft die Grundschuld übereignen - das ist das Recht, bei Nicht­rückzah­lung des Kre­di­ts das Grund­stück zwangsweise zu versteigern. Nun hat die wuchernde Finanzwirtschaft auch den Verkauf der Grundschuld für sich entdeckt und das unabhängig vom eigentlichen Kreditvertrag, mit dem diese ja eigentlich ursächlich zusammenhing. So kann es durch eine Gesetzeslücke im deutschen Recht passieren, dass ein Finanzinstitut die von der Bank erworbene Grunschuld eintreiben kann, unabhängig davon, ob nun der Darlehen getilgt wird oder nicht. Die Häuslebauer müssen plötzlich nicht nur den Kredit zurückzahlen, sondern sollen auch die Grundschuld begleichen - ansonsten droht Zwangsversteigerung. Ein lukratives Gschäft für die Heuschrecken. Und eines, welches soziales Leid gebiert, welches wiederum Verbrechen entfacht. Aus dieser vielversprechenden Grundprämisse wird recht wenig gemacht. Zuerst einmal - aber dafür kann dieser POLIZEIRUF recht wenig - kommt die Botschaft zu spät. Dass schon 2008 ein Risikobegrenzungsgesetz auf den Weg gebracht wurde, dass diese Gesetzeslücke schloss, ist dabei nicht das Problem, denn das Gesetz wurde nicht rückwirkend, also auf vor 2008 geschlossene Darlehensverträge angewandt. So konnte die Sauerei weitergehen bis vor drei Wochen der Bundesgerichtshof auch hier eine Riegel vorschob. Ein Film kann demnach Opfer seiner eigenen Aktualität werden und nur noch als Fußnote den Diskurs bereichern. Aber sieht man davon ab, so stößt auch der selbstverschuldete Kitsch dieser Sozial-Parabel auf: Hunde namens Obama, Kinder namens Hope und Glory, Schuldner namens John F. - der Zuschauer kriegt die (angeblich) amerikanische Herkunft der Krise in die Fresse gekloppt.




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bekay

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