Auch ohne den von SIXTH SENSE inspirierten Plot-Twist ist THE OTHERS eine mustergültige Abhandlung über das Gespenstische. Der Witz am Ende ist jedoch, dass das Gespenstische vom Gespenst abgelöst wird. Denn hier sind es, was wir den Film über ja nicht wissen, die Gespenster selbst, die heimgesucht werden vom Anderen. Wer die "Others" sind, ist somit eine reine Frage der Perspektivierung. Somit lässt sich wohl behaupten, dass Grusel-Filme im Allgemeinen - also jene, die auf das Gespenstische setzen - sich bestimmter und extremer Perspektivierungen bedienen. Jacques Derrida beschreibt deshalb auch als wichtigstes Kennzeichen der Gespenster den Visier-Effekt: "Wir sehen nicht, wer uns erblickt." Kürzer lässt es sich nicht zusammenfassen.
Ein ganz großartiger Film jedenfalls, streng und schnörkellos inszeniert!
Ein ganz großartiger Film jedenfalls, streng und schnörkellos inszeniert!
Der Vergleich hinkt natürlich gewaltig. Aber auch in "The Others" geht es darum, dass man sein Umfeld und die eigene Rolle darin falsch und einseitig wahrnehmen kann.
Na ja, außer dass die eigene Perspektive immer eine reduzierte ist und außer dass die Wahl der Perspektive eines Films maßgeblichen Einfluss auf die Wahrnehmung des Zuschauers hat und dass Horrorfilme gerne aus der Sicht der vermeidlichen Opfer gehalten sind, sagt "The Others" ja nüscht aus.
Und das Spiel mit der Sichtweise ist in "The Others" doch bloß ein Taschenspielertrick, der am Ende einen "Aha"-Effekt beim Zuschauer auslösen soll.
Aber dieser Taschenspieler-Trick erzählt herzlich wenig über Manipulation und Realitäts-Verzerrung durch die Wahl einer Perspektive. Schließlich ist das nur ein harmloser Spaß, der hier mit dem Zuschauer betrieben wird.
Über die verzerrende Wirkung von individuellen Perspektive sagt meines Erachtens eher "Ajami" etwas aus.
"Ajami" ist ein Film, in dem das Erzählen von Sachverhalten aus verschiedenen Sichtweisen nach und nach eine ganz neue Wahrheit zum Vorschein treten lässt.
Dies bedeutet auch nach und nach einen Erkenntnisgewinn für den Zuschauer. Nämlich, dass die Perspektive des Erzählten (egal ob in Film, in Nachrichtenmedien oder im persönlichen Umfeld) einen großen Einfluss darauf hat, wie man das aufnimmt, was einem erzählt wird, und dass das nur ein verzerrtes Bild ist.
Im Vergleich dazu ist das, was "The Others" über die Scheuklappen-Wirkung der einseitigen Sicht erzählt doch echt Kinderkacke, finde ich.