AN AMERICAN CRIME (2007) ist ausgesprochener Sozialkitsch. Das grausame Verbrechen an Sylvia Likens wird in dieser Fiktionalisierung auch ständig rationalisiert. Ohne Unterlass mahlen die Zahnräder der Sozioökonomie, Psychologie und der unglücklichen Umstände, die unserer Macht entzogen sind, um die Folter des Mädchens zu er-gründen. Alles muss verständlich und in eine Logik von Aktion und Reaktion eingespannt sein. Leider wird dadurch der irreduzible Rest einer Natur des Menschen, die dem aufgeklärten Weltbild zuwider läuft, die grausam, unersättlich und vollkommen egoistisch ist, nicht dargestellt. Der Film ist für sein Sujet leider nicht pessimistisch und kompromisslos genug. Was bleibt, ist eine unglaubliche Ellen Page, die hier eine weibliche Christus-Figur mimt und der Passionsgeschichte ein neues, ungewohntes Gesicht gibt. Sie ist es dann doch, die das Enigmatische in den Film holt. Sie ist die Nemesis und ihre Leidensfähigkeit und Demut stellt den Zuschauer vor Rätsel…
"All is full of Love..."
bekays FilmtagebuchDa stimme ich Dir ganz & gar zu. Mir war das auch viel zu sehr zur bequemen Konsumierbarkeit angerichtet, und ich fand den viel gröber gehauenen und wesentlich exploitativeren THE GIRL NEXT DOOR, nach Jack Ketchums Romanadaption der Geschichte, im Grunde sogar angemessener, weil kraftvoller.
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Habe ich mir schon aus deinem FTB erlesen. Muss mir also auch schnell diese andere Umsetzung holen, um die möglichst zeitnah zu erleben. AN AMERICAN CRIME war eben ein guckbarer Film - was vielleicht gerade sein größtes Problem ist. Keeners Darstellung mache ich da gerade die größten Vorwürfe. Klar, toll gespielt. Aber sie ist eben symbolisch für die ständige Erklär-Arbeit an dem, was vorgefallen ist.
Ja, dem anderen Film tun vielleicht gerade seine vielen Unzulänglichkeiten gut. Er ist weniger gut (ergo: glatt) inszeniert, weniger tadellos gespielt, im Ansatz deutlich geschmacksunsicherer, brutaler und schmutziger. Aber eben durch all diese Brüche im Handwerk wird er auch roher, schmutziger, ungreifbarer. Danach fühlte ich mich wie durch die Mangel gedreht. Was nicht unbedingt nur positiv ist, sondern wie der ganze Film zutiefst ambivalent. Aber immerhin fordert es eine Form von Auseinandersetzung mit dem Gegenstand und der Inszenierung desselben ein, die mir AN AMERICAN CRIME einfach nicht nachdrücklich zu provozieren scheint.
Ich habe den Film eben geschaut, und kann da nicht ganz zustimmen. Ich fühlte mich schon provoziert, auch wenn er in der Tat, "guckbar" inszeniert ist.
Gestört haben mich andere Details, in denen der Film "Abkürzungen" nimmt. Etwa wenn in zwei Millisekunden das Verhalten der Nachbarschaft (das Weggucken und Weghören) thematisiert wird. Auch die introspektive Szene gegen Ende war ja, da sie auf die falsche Fährte führt, ein Magengrubenschlag dank Verarschungstaktik. Das Voice-Over am Ende ist m.E. zu versöhnlich, und läßt an den Beginn denken, der einem eine Retro(per)spektive vorgaukelt. Der Film arbeitet also mit falschen Tricks.
Die schauspielerische Leistung fand ich aber durchweg überzeugend.
Aber ich bin etwas spät dran, für einen Kommentar hier.

Gestört haben mich andere Details, in denen der Film "Abkürzungen" nimmt. Etwa wenn in zwei Millisekunden das Verhalten der Nachbarschaft (das Weggucken und Weghören) thematisiert wird. Auch die introspektive Szene gegen Ende war ja, da sie auf die falsche Fährte führt, ein Magengrubenschlag dank Verarschungstaktik. Das Voice-Over am Ende ist m.E. zu versöhnlich, und läßt an den Beginn denken, der einem eine Retro(per)spektive vorgaukelt. Der Film arbeitet also mit falschen Tricks.
Die schauspielerische Leistung fand ich aber durchweg überzeugend.
Aber ich bin etwas spät dran, für einen Kommentar hier.


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bekay
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