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Menschelnder Serienmörder sucht Partner für gemeinsame Nächte
von bekay ·
29 Juni 2011
Aufrufe: 1.979
Ich habe DEXTER immer vor mir hergeschoben. Warum? Keine Ahnung. Vielleicht hatte ich ein bisschen Angst vor der überall behaupteten Originaltät, der angeblich verrückten Neuheit des Konzeptes: "Ein Serienmörder als Protagonist und Serienheld! WTF?" etc. Nach der ersten Staffel kann ich beruhigt feststellen, dass DEXTER das Rad auch nicht neu erfindet. Klar, die Figur Dexter ist ein Serienmörder, die uns in seinen Voice-Overs, die jede Episode begleiten, in einige typische psychopathische Merkmale dieses Menschentyps einführt: Dunkle Mordtriebe samt dem Drang zu einer eigenen Signatur, oberflächliche Scheinbeziehungen, Unfähigkeit zur Empathie und sozialem Verständnis. Gleichzeitig menschelt es zutiefst in ihm: Er hat ein strenges Moralsystem, welches ihm von seinen Vater, der um seine Impulse wusste, auferlegt wurde und ihm nur erlaubt, Mörder zu ermorden. Moral ist schließlich bei jedem Menschen ein individuell vom sozialen Umfeld geprägtes Gebilde. Dexter macht da keine Ausnahme. Auch sehnt er sich nach echter menschlicher Nähe: Dazu aber müsste er jemanden finden, der für seine wahre Natur Verständnis - inkl. seiner ausgefallenen Freizeitgestaltung als Serienmörderrächer - aufbringen könnte. Also eigentlich ist DEXTER nichts anderes als eine Coming-Out-Geschichte, nur mit extremeren Mitteln. Ob es jemals zu einem Coming-Out kommen wird, bin ich mir nicht sicher: Wie auch? Seine Morde sind monströs, sie sind unmenschlich, sie sind unmoralisch. Zwei Dinge kann man der Serie also vorwerfen: Das Problem, dass sie ihre Grundprämisse schwerlich weiterentwickeln kann. (Da bin ich gespannt, was die zweite Staffel leistet.) Zum anderen, dass die Serie durch die vorbehaltlose Perspektivierung auf Dexter den Zuschauer einem Serienmörder wünscht, nicht gefasst zu werden. Denn genau dann habe ich immer gezaudert, wenn Dexters soziales Kartenhaus, hinter dem er seine Natur zu verschanzen versucht, zusammenzubrechen droht. Was ich eigentlich ziemlich perfide finde...
Insgesamt könnte man der Serie ihre hohe Konstruiertheit vorwerfen: Ein nicht gefasster Serienmörder, der von seinem Adoptiv-Vater gelehrt wurde, seine Triebe nur gegenüber anderen Mördern zu entladen? Diese vollkommen verrückte Erziehungsgeschichte wird in regelmäßigen Flashbacks in verschiedene Altersstufen Dexters erzählt. Nicht nur die Leberflecken, die bei den verschiedenen Kinderdarstellern ständig ihren Ort im Gesicht wechseln, kann dabei verwirren, sondern auch die schlichtweg vollkommene Unglaubwürdigkeit dieser Erzählung. Aber seit LOST hat diese Form des Erzählens Konjunktur und bei Dexter durchaus ihren Zweck. Es geht einzig und allein um die Erhöhung des emotionalen Eindrucks: Dexters inneren Kampf mit seiner Menschlichkeit. Als extremes Symbol steht er für uns alle: Für verschiedenste Verpflichtungen, die an uns zerren, besonders natürlich für die Diskrepanz zwischen den, die aus unserem Inneren kommen, und jenen, die von außen, von der Gesellschaft an uns herangetragen werden. Für die Angst, sich tatsächlich seinen Mitmenschen zu öffnen, sich wirklich an sich heranzulassen. Der rote Faden der ersten Staffel forciert diese Problematik zum Ende ins Extreme: Dexter, der als forensischer Spezialist für Blutspritzer bei der Polizei arbeitet, sucht als Teil der Mordkommission einen anderen Serienmörder. Für dessen Signatur hegt Dexter insgeheim größte Bewunderung. Die Verbindung der Beiden wird sich schließlich als familiäre herausstellen und als große Chance des Serienhelden, sich endlich einer anderen Person voll und ganz anzuvertrauen. Es oder Über-Ich? Was soll es sein?
Dass dieses ganze Konstruktion funktioniert, liegt aber auch an einem wunderbaren Ensemble, in dem auch viele Nebenrollen ganz eigene dramatische Geschichten spendiert bekommen. Sie bilden ein Gegengewicht zu den manchmal sehr ins Antisoziale abgleitenden Grübeleien Dexters und helfen ihm, seine sich langsam abzeichnende Menschwerdung (insofern sie möglich ist?) foranzutreiben. Und natürlich ist Schauspieler Michael C. Hall gesondert zu erwähnen, der die Serie nun einmal trägt: Schon allein diesem eigentlich attraktiven Mann dabei zuzusehen, wie er vollkommen verunsichert und unbeholfen mit seiner sexuellen Ausstrahlung umgeht, ist ein Genuss. Solche Nuancen sind es, die Dexters Konflikt eben sicht- und beinahe greifbar machen.
Insgesamt könnte man der Serie ihre hohe Konstruiertheit vorwerfen: Ein nicht gefasster Serienmörder, der von seinem Adoptiv-Vater gelehrt wurde, seine Triebe nur gegenüber anderen Mördern zu entladen? Diese vollkommen verrückte Erziehungsgeschichte wird in regelmäßigen Flashbacks in verschiedene Altersstufen Dexters erzählt. Nicht nur die Leberflecken, die bei den verschiedenen Kinderdarstellern ständig ihren Ort im Gesicht wechseln, kann dabei verwirren, sondern auch die schlichtweg vollkommene Unglaubwürdigkeit dieser Erzählung. Aber seit LOST hat diese Form des Erzählens Konjunktur und bei Dexter durchaus ihren Zweck. Es geht einzig und allein um die Erhöhung des emotionalen Eindrucks: Dexters inneren Kampf mit seiner Menschlichkeit. Als extremes Symbol steht er für uns alle: Für verschiedenste Verpflichtungen, die an uns zerren, besonders natürlich für die Diskrepanz zwischen den, die aus unserem Inneren kommen, und jenen, die von außen, von der Gesellschaft an uns herangetragen werden. Für die Angst, sich tatsächlich seinen Mitmenschen zu öffnen, sich wirklich an sich heranzulassen. Der rote Faden der ersten Staffel forciert diese Problematik zum Ende ins Extreme: Dexter, der als forensischer Spezialist für Blutspritzer bei der Polizei arbeitet, sucht als Teil der Mordkommission einen anderen Serienmörder. Für dessen Signatur hegt Dexter insgeheim größte Bewunderung. Die Verbindung der Beiden wird sich schließlich als familiäre herausstellen und als große Chance des Serienhelden, sich endlich einer anderen Person voll und ganz anzuvertrauen. Es oder Über-Ich? Was soll es sein?
Dass dieses ganze Konstruktion funktioniert, liegt aber auch an einem wunderbaren Ensemble, in dem auch viele Nebenrollen ganz eigene dramatische Geschichten spendiert bekommen. Sie bilden ein Gegengewicht zu den manchmal sehr ins Antisoziale abgleitenden Grübeleien Dexters und helfen ihm, seine sich langsam abzeichnende Menschwerdung (insofern sie möglich ist?) foranzutreiben. Und natürlich ist Schauspieler Michael C. Hall gesondert zu erwähnen, der die Serie nun einmal trägt: Schon allein diesem eigentlich attraktiven Mann dabei zuzusehen, wie er vollkommen verunsichert und unbeholfen mit seiner sexuellen Ausstrahlung umgeht, ist ein Genuss. Solche Nuancen sind es, die Dexters Konflikt eben sicht- und beinahe greifbar machen.