Physiologische Reaktionen auf das Kinoerlebnis sind ja so eine Sache - denn sie sind höchst subjektiv und daher verbietet es sich von selbst, hier etwas zu verallgemeinern. Aber für mich ist Lars van Trier auf der großen Leinwand erst einmal gestorben. Wo verdammt noch einmal ist die Flugbegleiterin, die einem die Kotztüte reicht? Aber gut: Der unverschämte Kinopreis von 8,30€ hier im Erfurter Cinestar lässt sich so wenigstens zu einer Art überlangem Ritt auf einem Rummel-Fahrgeschäft umdeuten. Sehr faszinierend der erste Moment nach dem elegischen Zeitlupen-Prolog (aus dem wohl alle Pressefotos des Film stammen - außer das mit Dunsts Hupen), der sich fast über 10 Minuten oder so erstreckt: Die Kamera ruckelt so zwischen Brautpaar Kirsten Dunst und Alexander Skarsgård hin und her, dass man in Panik gerät... Geht das so jetzt wirklich den ganzen Film über? Ja, das tut es. Das wusste ich da zwar noch nicht - aber ich hätte jeden verstanden, der aufgrund der Vermutung, Trier hat die Kamera nur in ausgewählten Anfall-Momenten einem Epileptiker überlassen, nun das Kino verlassen hätte, um sein Abendessen doch noch bei sich zu halten. Langsam gewöhnt man sich daran-- nein, halt! Eigentlich nicht: Es gibt Momente, wo einem nur unwohl ist, und dann wiederum jene der Speiübelkeit. Und ich meine wirklich den Zustand jener Sorte, wo einem ganz heiß um den Kopf wird und der Körper gegen den Drang, sich zu übergeben, ankämpft. Generalisierbar oder nicht: Mit meinen zwei Kinobegleitern habe ich kurz nach dem Film einzig und allein über die verschiedenen Strategien, mit der Melankotzia während der Sichtung umzugehen, gesprochen. Ich meine klipp und klar: So geht das nicht! Besonders, weil dies ja eigentlich ein so abgrundtief traurig-schöner Film über die menschliche Selbstzerstörung, über dunkelste Gefühle, über unangenehme Momente (der ganze erste Teil, diese Hochzeit fast in Echtzeit!) und so vieles mehr ist, was zwischen den Menschen schief läuft. Überall Darsteller, die authentisch und nicht allzu übertrieben die menschliche Fähigkeit zur Misskommunikation und zum Arschloch-Sein verkörpern. Und trotzdem strahlt der Film ein tiefes Interesse, ja sogar Sympathie, für sein emotional verkorktes Schwesternpaar aus, deren subtile und vielschichtige Beziehung im Mittelpunkt steht. Ich hätte gern mehr davon gesehen - leider musste ich regelmäßig die Augen schließen, um in die wohltuende unskaky cam absoluter Dunkelheit einzutauchen ...
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