Die nächtliche Autobahn entlang wandern...
Von homosexuellen Initiationsriten in eine Motorradgang träumen...
Sich in distanzierten Vorstellungsgesprächen in ekelhaft sterilen Räumen etwas von "Spontanität", "Menschlichkeit" und dem "Leben" erzählen lassen...
Armin findet keinen Zugang zu den Menschen. Ihm bleibt die Gesellschaft, in der er lebt, unbekannt. Wie schon PRINZESSIN zeichnet auch dieser Film Deutschland als einen Ort der Einöde, anders aber als die Protagonistinnen in jenem kommt die Hauptfigur hier aus einem spießbürgerlichen Haushalt in der Provinz, an irgendeinem Autobahnzubringer gelegen. Die Eltern - Mutter überfürsorglich, Vater altklug - sind eigentlich erträglich. Seine zwei älteren Brüder - beide bereits im Leben angekommen - wollen auch nur helfen. Doch Armin ist nicht zu erreichen. Zwischen Regression und Depression lebt er in den Tag hinein, versucht die Anforderungen seiner Eltern - "Eine Bewerbung pro Tag" - irgendwie zu erfüllen und die grotesken Vorstellungsgespräche mit Fragen, die ihn nicht angehen, zu überleben. Diese bürgerliche, zweckentfremdete Welt ist fast bis zur Karikatur überzeichnet. Sie hat kein Auge und kein Ohr für diesen sensiblen und technisch eigentlich hochbegabten Jungen, der nach fremden Erfahrungen giert. Während seiner Wanderungen von Autobahnklo zu Autobahnklo träumt er von einer Motorradgang und ihrem Aufnahmetest, bei welchem er eines der Mitglieder oral befriedigt. Vielleicht ist es auch gar kein Traum. Autor-Regisseur Christoph Hochhäusler lässt die hypnotischen Sequenzen brilliant offen.
Armin sucht die Zielstrebigkeit und den Handlungswillen, die ihm sonst verwehrt bleiben, in Bekenntnisschreiben - einmal zu einem Unfall, auf welchen er des Nachts bei einem seiner Streifzüge zufällig stößt, und ein andermal zu einer mutmaßlichen Brandstiftung, bei der er auch zufällig an der Polizeiabsperrung entlangläuft. Aber dann plötzlich wieder einer dieser hereinbrechenden Fieberträume, eine Parallelmontage, im kurzen Takt geschnitten: Immer wieder Bilder von Armin, wie er selbst einen Brand legt. Ist er gar kein falscher Bekenner mehr? Setzt er sein Verlangen nach andersartigen Erfahrungen tatsächlich um? FALSCHER BEKENNER bleibt in der Hinsicht absolut geheimnisvoll. Auch dies wieder - wie schon die zwei Filme, die ich davor geschaut habe (PRINZESSIN und HOMEVIDEO) - eine mutige kleine Produktion, die zeigt, wie kreativ, spannend und aufregend der deutsche Film ist.
Von homosexuellen Initiationsriten in eine Motorradgang träumen...
Sich in distanzierten Vorstellungsgesprächen in ekelhaft sterilen Räumen etwas von "Spontanität", "Menschlichkeit" und dem "Leben" erzählen lassen...
Armin findet keinen Zugang zu den Menschen. Ihm bleibt die Gesellschaft, in der er lebt, unbekannt. Wie schon PRINZESSIN zeichnet auch dieser Film Deutschland als einen Ort der Einöde, anders aber als die Protagonistinnen in jenem kommt die Hauptfigur hier aus einem spießbürgerlichen Haushalt in der Provinz, an irgendeinem Autobahnzubringer gelegen. Die Eltern - Mutter überfürsorglich, Vater altklug - sind eigentlich erträglich. Seine zwei älteren Brüder - beide bereits im Leben angekommen - wollen auch nur helfen. Doch Armin ist nicht zu erreichen. Zwischen Regression und Depression lebt er in den Tag hinein, versucht die Anforderungen seiner Eltern - "Eine Bewerbung pro Tag" - irgendwie zu erfüllen und die grotesken Vorstellungsgespräche mit Fragen, die ihn nicht angehen, zu überleben. Diese bürgerliche, zweckentfremdete Welt ist fast bis zur Karikatur überzeichnet. Sie hat kein Auge und kein Ohr für diesen sensiblen und technisch eigentlich hochbegabten Jungen, der nach fremden Erfahrungen giert. Während seiner Wanderungen von Autobahnklo zu Autobahnklo träumt er von einer Motorradgang und ihrem Aufnahmetest, bei welchem er eines der Mitglieder oral befriedigt. Vielleicht ist es auch gar kein Traum. Autor-Regisseur Christoph Hochhäusler lässt die hypnotischen Sequenzen brilliant offen.
Armin sucht die Zielstrebigkeit und den Handlungswillen, die ihm sonst verwehrt bleiben, in Bekenntnisschreiben - einmal zu einem Unfall, auf welchen er des Nachts bei einem seiner Streifzüge zufällig stößt, und ein andermal zu einer mutmaßlichen Brandstiftung, bei der er auch zufällig an der Polizeiabsperrung entlangläuft. Aber dann plötzlich wieder einer dieser hereinbrechenden Fieberträume, eine Parallelmontage, im kurzen Takt geschnitten: Immer wieder Bilder von Armin, wie er selbst einen Brand legt. Ist er gar kein falscher Bekenner mehr? Setzt er sein Verlangen nach andersartigen Erfahrungen tatsächlich um? FALSCHER BEKENNER bleibt in der Hinsicht absolut geheimnisvoll. Auch dies wieder - wie schon die zwei Filme, die ich davor geschaut habe (PRINZESSIN und HOMEVIDEO) - eine mutige kleine Produktion, die zeigt, wie kreativ, spannend und aufregend der deutsche Film ist.
Faszinierenderweise habe ich Armin als in mancherlei komplettes Gegenstück zu mir empfunden (spiessiges Kleinbürgertum vs. Proletariat, entsprechend Gier nach dem Auffallen mit falschen Bekenntnissen vs. Gier nach Karriere mit möglichst verschlossenen Augen (ich meldete zum Beispiel eine Prügelei in einer Schwulenklappe nicht der Polizei). - Daneben: Gemeinsame Adoleszenz-Träume, die so universal zu sein scheinen, dass ihre Darstellung geradezu an Almodóvars "Alles über meine Mutter" erinnern (dort die Ankunft in Barcelona, vorbei an der Kirche als hemmender Institution, ins Dunkel, wo jegliche Freiheit in sexueller Hinsicht herrscht).
Das alles muss ich nur noch um viele Sätze erweitern, wenn ich mich - hoffentlich noch dieses Jahr - an eine Besprechung traue. Ich werde dann Gedanken von dir übernehmen, ohne es zuzugeben.