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"All is full of Love..."

bekays Filmtagebuch




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Das Amateurwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit



BloodRayne
Uwe Boll, USA/Deutschland 2005
DVD, OmU

So muss die Hölle aussehen. Jedenfalls für Menschen, die das Filme-Schauen lieben. Sie würde aus Filme-Machern bestehen, die Filme-Machen nur spielen. So wie Uwe Boll. Er macht nicht etwa Filme, sondern er tut nur so, als ob er Filme machen würde. BLOODRAYNE ist also gar kein Film, sondern spielt nur, Film zu sein. Unter anderen Umständen nennt man sowas auch Amateur-Produktion. Aber Boll hat diesen Begriff schon lange hinter sich gelassen, denn seine Produktionen üben offenbar eine unnachahmliche Aura des Amateurhaften aus. Wie sonst kriegt er Schauspieler, die man durchaus schätzen kann, dazu, Schauspieler zu spielen? Figuren spielen ist out - viel interessanter ist es, zu spielen, dass man eine Figur spielt. Aber dieses Argument lässt sich auf alle Aspekte des Films ausdehnen: Der Kostümbildnerin hat allen saubere und ebenmäßige Kleider geschneidert, damit die Schulinszenierung des 18. Jahrhunderts nicht etwa durch Impulse des Authentischen gestört wird. Der Kameramann und sein Beleuchter haben mit Hochdruck einen einmaligen Videolook kreiert, um keinesfalls den Eindruck des Filmischen aufkommen zu lassen. Und der Hubschrauber-Pilot ist mit viel Schmackes über die ungarischen Landschaften geflogen - er sollte möglichst so tun wie der Pilot der LORD OF THE RINGS Filme. Der Cutter hat dann die entstandenen Luftaufnahmen von jeweils einem und zwei Reitern vollkommen diffus zusammengeschnitten, damit niemand auf die Idee kommt, dass diese zusammenhängen könnten. Alle haben mitgemacht, um der Amateur-Aura ein schonungsloses Denkmal zu setzen. Z.B. Michelle Rodríguez, die sich wie eine Schlampe kleidet und gleichzeitig versucht gespreizt-adelig wirkendes Englisch von sich zu geben. Oder Michael Madsen, der mit fetter Trägheit den grazilen und weisen Anführer einer ehrenvollen Widerstandsbewegung vortäuscht. Alle Beteiligten spielen Epik, so wie Kleinerkinder Mann und Frau spielen. Vollkommen konzeptlos werden Spielereien von Splatter, Softporno und anderen Genres ins Bild kopiert.

Für Filme-Schauer ist das nichts, denn filmisch hat diese Film-Kopie keinen Wert. Boll weiß nicht, wie man Bildern Bedeutung schenkt - außer eben durch das Nachstellen von bekannten Szenen. Ab und zu sagen die Figuren etwas, damit wir wissen, wo wir und sie gerade in der Handlung sind. Denn die Bilder schweigen. Oder etwa nicht? Warum macht Boll noch Filme, woher kriegt er das Geld und die Schauspieler und alle anderen, die an einem solchen Film mitwirken? Vielleicht ist es ja seine Aura... Vielleicht beteiligten sich alle am Film im guten Wissen um seine Amateurhaftigkeit. BLOODRAYNE ist so etwas, was ich meinen Freunden oder meiner Familie zeigen würde, wenn ich daran mitgewirkt hätte. "Schau, wir haben Filme-Machen gespielt", würde ich sagen. Der Film würde von der Erinnerung meiner Mitwirkung leben, aber nicht von selbst. "Wir haben gar nicht wirklich einen Film gemacht, es war gar nicht ernst, es ging um nichts. Es hat einfach Spaß gemacht." Vielleicht ist es ein Film für Filme-Macher. Ein Film, den sich die Lokken, der Zane und der Kinglsey ohne Druck mal zusammen auf der Couch angucken würden. Ja, das ist es! Boll - das ist derjenige, der Filme-Macher und Schauspieler den kindlichen, den amateurhaften Spaß am Filme-Machen zurückgibt. Und solange sie diesen filmischen Sondermüll untereinander austauschen und anschauen würden, wäre die Welt auch noch in Ordnung...




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bekay

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