Ich war mal wieder im Kino. Also in diesem dunklen Raum, in dem Menschen im Schutze der Dunkelheit meinen, ihre Mitmenschen belästigen zu können. Am Film konnte es nicht gelegen haben: Es war Peters Jacksons "Neuer". THE LOVELY BONES. Oder zu deutsch - da sich der morbide Titel wohl als unübersetzbar erwies - IN MEINEM HIMMEL. Auch wenn dieser gewisse Längen aufwies (jedoch keineswegs langweilig war), zeigte Herr Jackson geradezu beängstigenden inszenatorischen Perfektionismus, der keinen Grund bot, ihn anzukichern. Aber diese zwei Damen eine Reihe hinter mir kicherten und quatschten dummes Zeug vor sich hin. Dass sie während der Produktionslogos erst richtig loslegten, deutete bereits an, dass sie die ungeschriebenen Regeln des Kino offen missachteten. Als Jackson anfing, die Bedrohlichkeit des Serienkillers zwischen den Bildern zu inszenieren (die vorzüglichsten Szenen des Films, zwar klar überinszeniert, aber ausnehmend bedrohlich nichtsdestotrotz), kicherten sie und meinten gleichzeitig, dass dies ja "voll Psycho" sei. Da bestand schon eine gewisse Diskrepanz zwischen belustigender Reaktion und der Psycho-Aussage... oder war es ihre Bewältigungsstrategie für die spannenden Szenen? Dies vermag ich nicht zu beantworten. Jedenfalls ging das Geschnattere den ganzen Film über weiter, mal leiser, mal lauter. Ich sagte nichts. Ich schwieg, das Gekichere aus dem Jenseits mal ausblendend, mal bewusst nachvollziehend - obwohl: im Ausblenden-Part bin ich nicht gut. Natürlich legte ich mir Aufforderungen zur Ruhe zurecht, diese im Geiste bittend, aggressiv oder auch frech vortragend. Mir war bewusst, dass es jedoch keinen Sinn machen würde, sie in den echten Kinosaal zu werfen. Stellenweise befanden sich die Damen in der Zone des "Point of no Return". Den kennen wir wahrscheinlich alle: Die Unangebrachtheit unseres Verhaltens in einer gewissen Situation feuert dieses unangebrachte Verhalten nur noch mehr an. Lach-Flash etc. Würde ich den Beiden von der Reihe hinter mir also klar machen, dass sie sich der Kinosituation unentsprechend verhalten, könnte dies Öl ins Feuer sein. Klar, wenn man seinen Wunsch mit einem gewissen gewaltätigen Potential vorträgt, kann dies Früchte tragen. Nun sollte man wissen, dass ich keine Angst einflöße. Weder will ich das, noch bin ich dazu geeignet. Doch meine rationalen Erwägungen, die ich hier rekonstruiere, hatten ihre Grenzen. Sie waren bei der letzten Suspense-Szene erreicht, in der die Spannung parallel mit dem Gekicher ins kaum Erträgliche stieg. Meine Herz raste jetzt, ich drehte mich um und fragte neugierig (etwas, dass ich vorher nicht im Kopf durchspielt hatte): "Wollt ihr gehen?" Verduzte Gesichter. Ich darauf: "Gut, dann könnt ihr ja leise sein." Das wäre bestimmt viel eleganter gegangen. Aber ich mache sowas zu selten. Jedenfalls zeitigte es Wirkung. Nach einigem Geflüster im asozialen "Wat-will-der-denn?"-Duktus wurde es endlich ruhig. Denn auch wenn ich Jacksons Strauß Buntes letztlich für etwas naiv, reichlich kitschig und wahllos zusammengewürfelt hielt, so verdiente er es trotzdem, in aller Ruhe geschaut zu werden...
"All is full of Love..."
bekays FilmtagebuchUnd genau deswegen gehe ich kaum noch hin
Ich sach nur: bei Großproduktionen immer Nachmittagsvorstellungen unter der Woche. Dann hat man meistens Glück (oder genug Platz sich umzusetzen).
Bastro sagte am 19. Februar 2010, 08:14:
Ich sach nur: bei Großproduktionen immer Nachmittagsvorstellungen unter der Woche.
Erstmal können vor lachen
Funxton sagte am 19. Februar 2010, 09:23:
Bastro sagte am 19. Februar 2010, 08:14:
Ich sach nur: bei Großproduktionen immer Nachmittagsvorstellungen unter der Woche.
Erstmal können vor lachen
Ihr müsst das als schon als soziale Erfahrung betrachten. Anders funktioniert Kino nicht mehr. (Vielleicht hat es auch noch nie anders funktioniert.)
Irgendwie bin ich nachmittags selten in der Stimmung für Film... vielleicht muss ich mir das mal angewöhnen.
Irgendwie bin ich nachmittags selten in der Stimmung für Film... vielleicht muss ich mir das mal angewöhnen.
bekay sagte am 19. Februar 2010, 09:51:
Ihr müsst das als schon als soziale Erfahrung betrachten. Anders funktioniert Kino nicht mehr. (Vielleicht hat es auch noch nie anders funktioniert.)
Irgendwie bin ich nachmittags selten in der Stimmung für Film... vielleicht muss ich mir das mal angewöhnen.
Irgendwie bin ich nachmittags selten in der Stimmung für Film... vielleicht muss ich mir das mal angewöhnen.
Spätvorstellung ist gut. Da sind ab und an mal betrunkene Vollprolos drin, aber selten in den Filmen, die ich sehen will.
Filmtagebuch von...
bekay
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