ALL QUIET ON THE WESTERN FRONT (IM WESTEN NICHTS NEUES)
von Cine-Phil ·
31. März 2010, 19:49
Aufrufe: 3.467
ALL QUIET ON THE WESTERN FRONT
(dt. Titel: IM WESTEN NICHTS NEUES)
USA, 1930
Universal Pictures
Regie: Lewis Milestone
Produktion: Carl Laemmle Jr.
Buch: George Abbott, Del Andrews, Maxwell Anderson, Lewis Milestone, nach dem Roman Im Westen nichts Neues von Erich Maria Remarque
Kamera: Arthur Edeson, Karl Freund
Schnitt: Edgar Adams, Edward L. Cahn, Milton Carruth
Musik: Sam Perry (Stummfilmversion), Heinz Roemheld (Stummfilmversion)
Darsteller: Louis Wolheim (Kat Katczinsky), Lew Ayres (Paul Bäumer), John Wray (Himmelstoß), Arnold Lucy (Professor Kantorek), Ben Alexander (Franz Kemmerich), Scott Kolk (Leer), Owen Davis Jr. (Peter), Walter Rogers (Behn), William Bakewell (Albert Kropp), Russell Gleason (Müller), Richard Alexander (Westhus), Harold Goodwin (Detering), Slim Summerville (Tjaden), G. Pat Collins (Lieutenant Bertnick), Beryl Mercer (Frau Bäumer), Edmund Breese (Herr Meyer), Marion Clayton Anderson (Frau Anna Bäumer), Poupée Andriot (französisches Mädchen), Vince Barnett (Hilfskoch), Daisy Belmore (Mrs. Kemmerick), Glen Boles (junger Soldat), Heinie Conklin (Joseph Hammacher), Renée Damonde (frazösisches Mädchen), Yola d'Avril (Suzanne), Arthur Gardner (Schüler), Raymond Griffith (Gérard Duval), Ellen Hall (junges Mädchen), William Irving (Ginger, der Koch), Frederick Kohner, Tom London (Sanitäter), Bertha Mann (Schwester Libertine), Joan Marsh (Postermädchen), Edwin Maxwell (Herr Bäumer), Maurice Murphy (Soldat), Robert Parrish, Bodil Rosing (Patientenmutter), Wolfgang Staudte, Jack Sutherland, David Tyrell (Soldat), Fred Zinnemann (Mann)
Erstaufführuung: 21. April 1930
Filmszene
Inhalt: Angeheitzt von ihrem Lehrer (Arnold Lucy) zieht eine deutsche Schulklasse freiwillig in den 1. Weltkrieg in dem Glauben ein glorreiches Abenteuer zu erleben. Ganz vorne dabei ist der junge Paul Bäumer (Lew Ayres). Der jedoch bekommt schnell unmittelbar die grausame Realität der Schlacht mit und erlebt zermürbende Stunden im Schützengraben.
Ich entschuldige mich jetzt schon mal, aber komme leider nicht drum herum, diesen Satz zu bringen, von daher setze ich ihn gleich an den Anfang: Lewis Milestone ist mit ALL QUIET ON THE WESTERN FRONT ein echter „Meilenstein“ (*hust*) geglückt. Wurde der Krieg im Kino bisher als Abenteuerspielplatz für große Jungs schöngefärbt, von dem man nur als Held zurückkehren kann, so ist ALL QUIET der wohl erste konsequente Antikriegsfilm überhaupt. Und ich wage mal zu behaupten, dass er bis heute - mal abgesehen von Terrence Malicks THE THIN RED LINE, der viele Parallelen zu diesem hat – gar der Einzige.
Gut, mit meiner kühnen Behauptung bewege ich mich auf sehr dünnem Eis. Zumindest ist es erstaunlich, dass eine Großproduktion aus einem Kriegssiegerstaat die Geschehnisse aus der Sicht des unterlegenen Gegners schildert und dabei allen Konflikten mit Waffengewalt eine deutliche Absage erteilt. Das gerade deutsche Soldaten als verwundbare Menschen dargestellt werden und auch deren Gegner nicht gesichtslos bleiben, ist für einen Film aus alliierter Hand anno 1930 nicht wirklich als selbstverständlich anzusehen. Obwohl: wenn nicht jetzt, wann dann? Nur wenige Jahre später, als die USA gegen Nazideutschland (auch im Kino) mobil machte, wäre ein deutschenfreundlicher Antikriegsfilm gar völlig undenkbar gewesen.
Und ausgerechnet in Deutschland stieß der Film, der in den USA mit „Oscar“ für den Besten Film ausgezeichnet wurde, auf massiven Widerstand seitens der sich moblisierenden rechten Kräfte. Die NSDAP, zweitstärkste Kraft der Reichstagswahlen 1930, torpedierte Aufführungen, in dem SS-Angehörige in Kinos Ratten aussetzten oder Stinkbomben zündeten. Sie konnten gar ein weitgehendes Aufführungsverbot durchsetzen. Nach der Machtübernahme der NSDAP 1933 wurde der Film dann schließlich auch ganz verboten.
Damit teilte der Film das Schicksal seiner 1929 entstandenen Romanvorlage des gebürtigen Osnabrückers Erich Maria Remarque (1898 – 1970), der autobiographische Erlebnisse in das Werk einfliessen ließ. Mit dem entscheidenden Unterschied, dass er sich im Gegensatz zu seiner Romanfigur Paul Bäumer nicht freiwillig ins Kriegsgetümmel begab. Remarque wurde direkt nach seinem Abitur 1916 eingezogen und wurde im Juli 1917 verwundet, was für ihn das Ende des Krieges bedeutete. Nach der Machtergreifung der Nazis wurde er zum Staatsfeind und ging ins Schweizer Exil. Sein bedeutenster Roman Im Westen nichts Neues fiel der großen Bücherverbrennung zum Opfer. Nach Kriegsende versöhnte sich Remarque, der inzwischen Paulette Godard, die Exfrau Charles Chaplins heiratete, mit seinem Heimatland. Oder sein Heimatland mit ihm besser gesagt. Er bekam 1967 das Große Bundesverdienstkreuz überreicht.
1979 entstand ein recht erfolgreiches TV-Remake mit Richard „John-Boy Walton“ Thomas, Donald Pleasence, Ian Holm und Ernest Borgnine in den Hauptrollen.
HOG WILD (Kurzfilm)
(dt. Titel: PANIK AUF DER LEITER; DIE ANTENNE)
USA, 1930; R: James Parrott; D: Stan Laurel, Oliver Hardy, Fay Holderness uvm.
Erstaufführung: 31. Mai 1930
Ollie (Oliver Hardy) möchte eine Antenne auf seinem Dach anbringen. Doch kann das gutgehen, wenn ihm jemand Hilfe leistet, der Stan Laurel heißt? - HOG WILD ist für mich einer der lustigsten L&H-Filme. Hier bekommt man alles, was man von den beiden erwartet kompakt zum kleinen Preis. Oliver Hardys herrlich verzweifelter Gesichtsausdruck kommt massig zur Geltung. Und wieder ihm sein enthemmter Chauvinismus zum Bumerang wird, ist einfach köstlichst.