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Cine-Phil schreibt Filmgeschichte

Ein historischer FIlmtageblog

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ALL QUIET ON THE WESTERN FRONT (IM WESTEN NICHTS NEUES)


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ALL QUIET ON THE WESTERN FRONT
(dt. Titel: IM WESTEN NICHTS NEUES)
USA, 1930
Universal Pictures
Regie: Lewis Milestone
Produktion: Carl Laemmle Jr.
Buch: George Abbott, Del Andrews, Maxwell Anderson, Lewis Milestone, nach dem Roman Im Westen nichts Neues von Erich Maria Remarque
Kamera: Arthur Edeson, Karl Freund
Schnitt: Edgar Adams, Edward L. Cahn, Milton Carruth
Musik: Sam Perry (Stummfilmversion), Heinz Roemheld (Stummfilmversion)
Darsteller: Louis Wolheim (Kat Katczinsky), Lew Ayres (Paul Bäumer), John Wray (Himmelstoß), Arnold Lucy (Professor Kantorek), Ben Alexander (Franz Kemmerich), Scott Kolk (Leer), Owen Davis Jr. (Peter), Walter Rogers (Behn), William Bakewell (Albert Kropp), Russell Gleason (Müller), Richard Alexander (Westhus), Harold Goodwin (Detering), Slim Summerville (Tjaden), G. Pat Collins (Lieutenant Bertnick), Beryl Mercer (Frau Bäumer), Edmund Breese (Herr Meyer), Marion Clayton Anderson (Frau Anna Bäumer), Poupée Andriot (französisches Mädchen), Vince Barnett (Hilfskoch), Daisy Belmore (Mrs. Kemmerick), Glen Boles (junger Soldat), Heinie Conklin (Joseph Hammacher), Renée Damonde (frazösisches Mädchen), Yola d'Avril (Suzanne), Arthur Gardner (Schüler), Raymond Griffith (Gérard Duval), Ellen Hall (junges Mädchen), William Irving (Ginger, der Koch), Frederick Kohner, Tom London (Sanitäter), Bertha Mann (Schwester Libertine), Joan Marsh (Postermädchen), Edwin Maxwell (Herr Bäumer), Maurice Murphy (Soldat), Robert Parrish, Bodil Rosing (Patientenmutter), Wolfgang Staudte, Jack Sutherland, David Tyrell (Soldat), Fred Zinnemann (Mann)
Erstaufführuung: 21. April 1930

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Filmszene


Inhalt: Angeheitzt von ihrem Lehrer (Arnold Lucy) zieht eine deutsche Schulklasse freiwillig in den 1. Weltkrieg in dem Glauben ein glorreiches Abenteuer zu erleben. Ganz vorne dabei ist der junge Paul Bäumer (Lew Ayres). Der jedoch bekommt schnell unmittelbar die grausame Realität der Schlacht mit und erlebt zermürbende Stunden im Schützengraben.


Ich entschuldige mich jetzt schon mal, aber komme leider nicht drum herum, diesen Satz zu bringen, von daher setze ich ihn gleich an den Anfang: Lewis Milestone ist mit ALL QUIET ON THE WESTERN FRONT ein echter „Meilenstein“ (*hust*) geglückt. Wurde der Krieg im Kino bisher als Abenteuerspielplatz für große Jungs schöngefärbt, von dem man nur als Held zurückkehren kann, so ist ALL QUIET der wohl erste konsequente Antikriegsfilm überhaupt. Und ich wage mal zu behaupten, dass er bis heute - mal abgesehen von Terrence Malicks THE THIN RED LINE, der viele Parallelen zu diesem hat – gar der Einzige.

Gut, mit meiner kühnen Behauptung bewege ich mich auf sehr dünnem Eis. Zumindest ist es erstaunlich, dass eine Großproduktion aus einem Kriegssiegerstaat die Geschehnisse aus der Sicht des unterlegenen Gegners schildert und dabei allen Konflikten mit Waffengewalt eine deutliche Absage erteilt. Das gerade deutsche Soldaten als verwundbare Menschen dargestellt werden und auch deren Gegner nicht gesichtslos bleiben, ist für einen Film aus alliierter Hand anno 1930 nicht wirklich als selbstverständlich anzusehen. Obwohl: wenn nicht jetzt, wann dann? Nur wenige Jahre später, als die USA gegen Nazideutschland (auch im Kino) mobil machte, wäre ein deutschenfreundlicher Antikriegsfilm gar völlig undenkbar gewesen.

Und ausgerechnet in Deutschland stieß der Film, der in den USA mit „Oscar“ für den Besten Film ausgezeichnet wurde, auf massiven Widerstand seitens der sich moblisierenden rechten Kräfte. Die NSDAP, zweitstärkste Kraft der Reichstagswahlen 1930, torpedierte Aufführungen, in dem SS-Angehörige in Kinos Ratten aussetzten oder Stinkbomben zündeten. Sie konnten gar ein weitgehendes Aufführungsverbot durchsetzen. Nach der Machtübernahme der NSDAP 1933 wurde der Film dann schließlich auch ganz verboten.

Damit teilte der Film das Schicksal seiner 1929 entstandenen Romanvorlage des gebürtigen Osnabrückers Erich Maria Remarque (1898 – 1970), der autobiographische Erlebnisse in das Werk einfliessen ließ. Mit dem entscheidenden Unterschied, dass er sich im Gegensatz zu seiner Romanfigur Paul Bäumer nicht freiwillig ins Kriegsgetümmel begab. Remarque wurde direkt nach seinem Abitur 1916 eingezogen und wurde im Juli 1917 verwundet, was für ihn das Ende des Krieges bedeutete. Nach der Machtergreifung der Nazis wurde er zum Staatsfeind und ging ins Schweizer Exil. Sein bedeutenster Roman Im Westen nichts Neues fiel der großen Bücherverbrennung zum Opfer. Nach Kriegsende versöhnte sich Remarque, der inzwischen Paulette Godard, die Exfrau Charles Chaplins heiratete, mit seinem Heimatland. Oder sein Heimatland mit ihm besser gesagt. Er bekam 1967 das Große Bundesverdienstkreuz überreicht.

1979 entstand ein recht erfolgreiches TV-Remake mit Richard „John-Boy Walton“ Thomas, Donald Pleasence, Ian Holm und Ernest Borgnine in den Hauptrollen.



HOG WILD (Kurzfilm)
(dt. Titel: PANIK AUF DER LEITER; DIE ANTENNE)
USA, 1930; R: James Parrott; D: Stan Laurel, Oliver Hardy, Fay Holderness uvm.
Erstaufführung: 31. Mai 1930
Ollie (Oliver Hardy) möchte eine Antenne auf seinem Dach anbringen. Doch kann das gutgehen, wenn ihm jemand Hilfe leistet, der Stan Laurel heißt? - HOG WILD ist für mich einer der lustigsten L&H-Filme. Hier bekommt man alles, was man von den beiden erwartet kompakt zum kleinen Preis. Oliver Hardys herrlich verzweifelter Gesichtsausdruck kommt massig zur Geltung. Und wieder ihm sein enthemmter Chauvinismus zum Bumerang wird, ist einfach köstlichst.


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DER BLAUE ENGEL


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DER BLAUE ENGEL
Deutschland, 1930
Universum Film (UFA)
Regie: Josef von Sternberg
Produktion: Erich Pommer
Buch: Carl Zuckmayr, Karl Vollmöller, Robert Liebmann, Josef von Sternberg, nach dem Roman Professor Unrat von Heinrich Mann
Kamera: Günther Rittau
Schnitt: Sam Winston
Darsteller: Emil Jannings (Prof. Immanuel Rath), Marlene Dietrich (Lola Lola), Kurt Gerron (Kiepert), Rosa Valetti (Guste), Hans Albers (Mazeppa), Reinhold Bernt (Clown), Eduard von Winterstein (Schuldirektor), Hans Roth (Hausmeister), Rolf Müller (Schüler Angst), Roland Varno (Schüler Lohmann), Carl Balhaus (Schüler Ertzum), Robert Klein-Lörk (Schüler Goldstaub), Charles Puffy (Gastwirt), Wilhelm Diegelmann (Kapitän), Gerhard Bienert (Polizist), Ilse Fürstenberg (Raths Dienstmädchen), Friedrich Hollaender, Wolfgang Staudte (Schüler)
Erstaufführuung: 01. April 1930

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Filmszene


Inhalt: Professor Rath (Emil Jannings) macht sich Sorgen um seine Klasse. Die Leistung der Schüler sinkt rapide, die Pennäler machen lieber im Nachtclub „Der blaue Engel“ die Nacht zum Tag als für die Schule zu büffeln. Rath will dem auf den Grund gehen und sucht das Etablissement auf. Dort verfällt er schnell den Reizen der Sängerin Lola Lola (Marlene Dietrich), was seinen unmittelbaren gesellschaftlichen Absturz zur Folge hat.


Im Frühjahr 1930 erlebte die Weimarer Republik turbulente Zeiten, die langsam aber sicher ihr Ende einläuteten. Ende März 1930 zerbricht die große Koalition aus SPD und DVP unter Reichskanzler Müller. Für September werden Neuwahlen angesetzt, die Regierung übernimtm zunächst Heinrich Brüning von der Zentrumspartei.

In dieser Zeit feierte, genau gesagt am 1. April 1930 feierte DER BLAUE ENGEL seine Weltpremiere in Berlin. Auch der deutsche Film war inzwischen im Tonfilmzeitalter angekommen. Ende 1929 lief mit DIE NACHT GEHÖRT UNS der erste deutsche Tonfilm in den Kinos an. Doch nicht der, sondern DER BLAUE ENGEL sollte der erste große deutsche Welterfolg des deutschen Tonfilms werden.

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Marlene Dietrich


Josef von Sternberg inszenierte das frivole Lustspiel nach dem Bestseller Professor Unrat von Heinrich Mann mit dem frischgebackenen Oscarpreisträger Emil Jannings in der Hauptrolle. Doch nicht dem Schauspieltitan galt der ungeteilte Zuspruch des Publikums, sondern der damals 28jährigen Marlene Dietrich, die bis dato zwar keine Unbekannte mehr war, sich mit der Rolle als Lola Lola doch zum Weltstar räkeln sollte. In die Filmgeschichte meißelte sich der Moment, in dem die lasziv beinzeigende Dietrich ihren Evergreen „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“ schmettert.

Inhaltlich geht es in der charmanten Komödie mit tragischen Elementen um die Infragestellung konservativer Moralvorstellungen, aber auch um den Kampf der Geschlechter, den Jannings und Dietrich exzellent darbieten. Irgendwo läuft da auch noch Hans Albers gelegentlich durchs Bild und zusätzlich wurde mit denselben Schauspielern eine englischsprachige Version mit dem Titel THE BLUE ANGEL gedreht. Josef von Sternberg und seine Muse Marlene Dietrich folgten daraufhin dem Lockruf Hollywoods.




Am 3. April 1930 wurde der Academy Award zum zweiten Mal vergeben. In der Cocoanut Grove des Ambassador Hotels in Los Angeles traf man zusammen, um die Gewinner zu feiern. Ausgezeichnet wurden die Filme, die vom 2. August 1928 bis zum 31. Juli 1929 veröffentlicht wurden. Durch den Abend führte William C. DeMille. Nominierungen wurden im Vorfeld nicht bekannt gegeben.


Hier die Gewinner (in Fettschrift) und alle anderen Nominierten im Überblick:

Best Picture:

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THE BROADWAY MELODY (1929)
ALIBI (1929)
IN OLD ARIZONA (1928)
THE HOLLYWOOD REVUE OF 1929 (1929)
THE PATRIOT (DER PATRIOT) (1928)


Best Actor in a Leading Role:

Warner Baxter, IN OLD ARIZONA (1928)
Chester Morris, ALIBI (1929)
Lewis Stone, THE PATRIOT (DER PATRIOT) (1928)
Paul Muni, THE VALIANT (1929)
George Bancroft, THUNDERBOLT (SIE NANNTEN IHN THUNDERBOLT) (1929)


Best Actress in a Leading Role:

Mary Pickford, COQUETTE (1929)
Ruth Chatterton, MADAME X (1929)
Betty Compson, THE BARKER (1928)
Bessie Love, THE BROADWAY MELODY (1929)
Corinne Griffith, THE DIVINE LADY (DIE UNGEKRÖNTE KÖNIGIN) (1929)
Jeanne Eagles, THE LETTER (1929)


Best Director:

Frank Lloyd, THE DIVINE LADY (DIE UNGEKRÖNTE KÖNIGIN) (1929)
Frank Lloyd, DRAG (1929)
Irving Cummings, IN OLD ARIZONA (1928)
Lionel Barrymore, MADAME X (1929)
Harry Beaumont, THE BROADWAY MELODY (1929)
Ernst Lubitsch, THE PATRIOT (DER PATRIOT) (1928)
Frank Lloyd, WEARY RIVER (DAS LIED DES STRÄFLINGS) (1929)


Best Writing, Achievement:

Hanns Kräly, THE PATRIOT (DER PATRIOT) (1928)
Bess Meredyth, A WOMAN OF AFFAIRS (EINE SCHAMLOSE FRAU) (1928)
Tom Barry, IN OLD ARIZONA (1928)
Josephine Lovett, OUR DANCING DAUGHTERS (1928)
Elliott J. Clawson, SAL OF SINGAPORE (1928)
Elliott J. Clawson, SKYSCRAPER (WOLKENKRATZER) (1928)
Elliott J. Clawson, THE COP (NACHTGESTALTEN) (1928)
Hanns Kräly, THE LAST OF MRS. CHEYNEY (1929)
Elliott J. Clawson, THE LEATHERNECK (DREI FREUNDE) (1929)
Tom Barry, THE VALIANT (1929)
Bess Meredyth, WONDER OF WOMEN (1929)


Best Cinematography:

Clyde De Vinna, WHITE SHADOWS IN THE SOUTH SEAS (WEISSE SCHATTEN) (1928)
Ernest Palmer, 4 DEVILS (VIER TEUFEL) (1928)
Arthur Edeson, IN OLD ARIZONA (1928)
George Barnes, OUR DANCING DAUGHTERS (1928)
Ernest Palmer, STREET ANGEL (ENGEL DER STRASSE) (1928)
John F. Seitz, THE DIVINE LADY (DIE UNGEKRÖNTE KÖNIGIN) (1929)


Best Art Direction:

Cedric Gibbons, THE BRIDGE OF SAN LUIS REY (DIE BRÜCKE VON SAN LUIS REY)(1929)
William Cameron Menzies, ALIBI (1929)
Mitchell Leisen, DYNAMITE (DYNAMIT) (1929)
Harry Oliver, STREET ANGEL (ENGEL DER STRASSE) (1928)
William Cameron Menzies, THE AWAKENING (DIE FAHRT INS FEUER) (1928)
Hans Dreier, THE PATRIOT (DER PATRIOT) (1928)





Die Nominierten und die Gewinner in Zahlen:

Häufigste Nominierungen (Nominierungen/Auszeichnungen):

1.IN OLD ARIZONA (5/1)
2.THE PATRIOT (DER PATRIOT) (5/1)
3.THE BROADWAY MELODY (3/1)
4.THE DIVINE LADY (DIE UNGEKRÖNTE KÖNIGIN) (3/1)
5.ALIBI (3/0)
6.MADAME X (2/0)
7.THE VALIANT (2/0)
8.OUR DANCING DAUGHTERS (2/0)
9.STREET ANGEL (ENGEL DER STRASSE) (2/0)
10.COQUETTE (1/1)
11.WHITE SHADOWS IN THE SOUTH SEAS (WEISSE SCHATTEN) (1/1)
12.THE BRIDGE OF SAN LUIS REY (DIE BRÜCKE VON SAN LUIS REY) (1/1)
13.THE HOLLYWOOD REVUE OF 1929 (1/0)
14.THUNDERBOLT (SIE NANNTEN IHN THUNDERBOLT) (1/0)
15.THE BARKER (1/0)
16.THE LETTER (1/0)
17.DRAG (1/0)
18.WEARY RIVER (DAS LIED DES STRÄFLINGS) (1/0)
19.A WOMAN OF AFFAIRS (EINE SCHAMLOSE FRAU) (1/0)
20.SAL OF SINGAPORE (1/0)
21.SKYSCRAPER (WOLKENKRATZER) (1/0)
22.THE COP (NACHTGESTALTEN) (1/0)
23.THE LAST OF MRS. CHEYNEY (1/0)
24.THE LEATHERNECK (DREI FREUNDE) (1/0)
25.WONDER OF WOMEN (1/0)
26.4 DEVILS (VIER TEUFEL) (1/0)
27.DYNAMITE (DYNAMIT) (1/0)
28.THE AWAKENING (DIE FAHRT INS FEUER) (1/0)


Häufigste Auszeichnungen (Auszeichungen/Nominierungen):

1.IN OLD ARIZONA (1/5)
2.THE PATRIOT (DER PATRIOT) (1/5)
3.THE DIVINE LADY (DIE UNGEKRÖNTE KÖNIGIN) (1/3)
4.THE BROADWAY MELODY (1/3)
5.COQUETTE (1/1)
6.WHITE SHADOWS IN THE SOUTH SEAS (WEISSE SCHATTEN) (1/1)
7.THE BRIDGE OF SAN LUIS REY (DIE BRÜCKE VON SAN LUIS REY) (1/1)


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ANNA CHRISTIE


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ANNA CHRISTIE
(dt. Titel: ANNA CHRISTIE)
USA, 1930
Metro-Goldwyn-Mayer (MGM)
Regie: Clarence Brown
Produktion: Clarence Brown, Irving Thalberg, Paul Bern
Buch: Francis Marion, nach dem Stück Anna Christie von Eugene O'Neill
Kamera: William H. Daniels
Schnitt: Hugh Wynn
Darsteller: Greta Garbo (Anna Christie), Charles Bickford (Matt Burke), George F. Marion (Chris Christofferson), Marie Dressler (Marthy Owens), James T. Mack (Johnny, die Harfe), Lee Phelps (Larry, der Barkeeper), Jack Baxley (Coney Island Ausrufer), William H. O'Brien (Kellner)
Erstaufführuung: 22. Januar 1930

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Filmszene


Inhalt: Nach Jahrzehnten trifft die junge Anna (Greta Garbo) ihren Vater (George F. Marion) wieder. Der alte Seebär fristet seine Tage bis zum Ruhestand auf einem abgewrackten Schleppkahn. Anna entschließt sich dazu, ihr Leben auf der Nussschale zu verbringen. Als sie eines Tages Schiffbrüchige auflesen, ist darunter der junge Matrose Matt (Charles Bickford). Zwischen den beiden entspinnt sich eine Romanze. Matt möchte Anna von der Stelle weg heiraten, doch Anna trägt ein Geheimnis aus ihrer Vergangenheit mit sich herum, von dem auch ihr Vater nichts ahnt.


ANNA CHRISTIE ist ein ausgesprochen banales Melodram, basierend auf einem Broadwaystück, das ganz auf die Präsenz seiner Hauptdarstellerin zugeschnitten ist. Greta Garbo weiß auch in ihrem ersten Tonfilm zu überzeugen. Ihre Leistung (und ihr Antlitz) machen das erzkonservative Schmachtstück doch sehr erträglich. Der Film ist doch sehr stark in seiner Zeit und deren Moralvorstellungen verwurzelt. Heutzutage schocken die Umstände freilich niemand mehr.

Greta Garbo wurde gleichzeitig sowohl für ihre Darstellung in ANNA CHRISTIE als auch in dem im gleichen Jahr herausgekommenen Liebesdrama ROMANCE für den Academy Award nominiert. Es war ihre erste Nominierung (und zweite gleich dazu) für den Oscar. Ebenfalls nominiert wurden die Regie von Clarence Brown sowie die Kameraarbeit von William Daniels. Jedoch gingen allesamt bei der Verleihung leer aus.

Zugunsten der internationalen Vermarktung wurde, wie üblich bei Großproduktionen der frühen Tonfilmzeit, weitere Versionen in jeweiliger Landessprache gedreht. So entstand auch eine Fassung für den deutschsprachigen Raum in der Greta Garbo, umgeben von deutschsprachigen Schauspielern, deutsch spricht. Und das gar nicht mal so schlecht. Die deutschsprachige Version kam Anfang 1931 in die Kinos und ist dankenswerterweise als Bonus auf der deutschen DVD des Films enthalten.



BRATS (Kurzfilm)
(dt. Titel: VATERFREUDEN; GLÜCKLICHE KINDHEIT; DAS KIND IN DER WANNE; KNIRPSE)
USA, 1930; R: James Parrott; D: Stan Laurel, Oliver Hardy
Erstaufführung: 22. März 1930
Stan und Ollie (Stan Laurel und Oliver Hardy) müssen auf ihre Söhne (ebenfalls Stan Laurel und Oliver Hardy) aufpassen. Da der Apfel ja bekanntlich zum Brunnen geht, wie es so schön heißt, stehen ihnen ihre Bengel in Sachen Chaos in nichts nach. - BRATS bei dem Stan Laurel und Oliver Hardy mit Miniaturausgaben ihrer selbst agierten, gehört zu den bekanntesten ihrer Filme. Die beiden sind in einer Doppelrolle zu sehen als ihre eigenen Bälger, die wiederum in überdimensionalen Studiokulissen gefilmt werden, um den Eindruck zu erwecken, sie wären gerade einmal kniehoch. Ist teilweise etwas gruselig anzusehen, aber nichts destotrotz macht auch diese L&H-S/M-Show megalaune. Auch hier wurden meherere fremdsprachige Versionen gedreht, in denen Laurel und Hardy ihre Texte in Lautschrift von hochgehaltenen Pappkarten ablasen. Darunter befand sich auch eine deutschsprachige Fassung, die aber leider als verschollen gilt.


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25 Jahre Kino (1895 – 1929): eine Bilanz


25 muntere Jahre erlebte das Kino, seit es am 28. Dezember 1895 in Paris das Dämmerlicht der Welt erblickte. Vom einminütigen statischem Abfilmen banaler Ereignisse bis zum vielschichtigen Monumentalepos hat der Film seither Quantensprünge der Evolution durchgemacht. Aus dem von seinen Erfindern, den Brüdern Lumière vorgesagten frühen kommerziellen Tod ihrer Erfindung wurde bis zum Ende der 20er Jahre ein El Dorado, das zum Geldscheffeln geradezu einlud. Lassen wir noch einmal die wichtigsten Meilensteine Revue passieren.

1895 bis 1899
Am 28. Dezember 1896 erlebte das Kino seine Geburt im Salon Indien du Grand Café in Paris. Die Brüder Auguste und Louis Lumière waren zwar nicht die ersten, die einen Film an eine Leinwand projezierten, dennoch war diese Aufführung der denkwürdige Anstoß, der die Geschichte bedeutend beeinflussen sollte. Die Lumières sahen in ihrer Erfindung nichts weiter als eine Fortentwicklung der herkömmlichen Fotografie. Bewegte Schnappschüsse sollte man damit machen können. Zuwas die Kinematographie noch zu leisten im Stande war, das konnten sich die beiden schlauen Köpfe auch nicht ausmalen.

Einer der ersten, die das künstlerische Potenzial erkannten war der passionierte Zauberkünstler Georges Méliès, dem es gelang, das Medium zu seinen Zwecken zu nutzen. Mal durch Tüfteln und mal durch Zufall holte er Ungeahntes aus dem Filmmaterial raus. Der Vater der Special Effects erkannte die Möglichkeiten der Unterhaltung, die die Innovation bot. Und inspirierte damit wiederum seine Nachzügler.

1900 bis 1909
Die erste Dekade des 20. Jahrhunderts sollte die Weichen stellen und die Entscheidung darüber bringen, ob das Kino als Jahrmarktattraktion von gestern eingemottet wird oder Fortbestand hat. Das Letzteres der Fall war, haben wir zahlreichen wagemutigen Filmemachern zu verdanken, die unaufhörlich daran werkelten, dass sich der Film stetig weiterentwickelte.

Waren Filme bis zu Beginn der Jahrhundertwende einminütige Einakter war nun dank der Filmmontage noch mehr möglich. Filme gingen nun mehrere Minuten und konnten bisweilen innerhalb ihrer Laufzeit ganze Geschichten erzählen, die diese Bezeichnung auch verdient haben. Weitesgehend hatten die Franzosen und die Engländer in diesem Jahrzehnt die Nase vorn und brachten das Medium entscheidend voran.

Dennoch steckte das Kino bereits in ersten existentiellen Krisen. Das Publikum wurde mit Remakes und Plagiaten geradezu überhauft. Das bewegte Bild allein reichte nicht mehr, um sie bei der Stange zu halten. Es waren wiederum die Franzosen, die dem entegegensteuerten. Mit der Film d'Art, einem künsterischen Zusammenschluss von Film- und Theatermachern sollte dem Film ein Mehrwert gegeben werden. Mit Erfolg. Das Kino zog nun ganz neue Zuschauergruppen an und wurde von der Kritik erstmals ernst genommen. Auch wenn das Kino noch sehr weit davon entfernt war, als eigenständige Kunstform ernstgenommen zu werden.

Ein entscheidender Impuls ging auch aus dem bis dato von Kinoschaffen recht unbefleckten Australien aus. Mit ihrer Outlaw-Ballade THE STORY OF THE KELLY GANG entstand der erste abendfüllende Spielfilm. Auch das blieb nicht ohne Folgen.

1910 bis 1919
Da das Jahrzehnt bekanntlich vom 1. Weltkrieg geprägt wurde, war das Filmgeschehen, welches nun mehr und mehr kontrolliert wurde und sich politischen Sanktionen ausgesetzt sah, für die Menschen zweitrangig. Zumeist lässt sich hier Stillstand feststellen, aber auch nicht unwichtige Entwicklungen.

Zum Einen etablierte sich der Langfilm und machte den herkömmlichen Film kürzerer Laufzeit zur Nebenattraktion. Film wird in dieser Zeit mehr und mehr zur Industrie, Produktionsfirmen schießen aus dem Boden. Der Starkult beginnt zu erblühen. Max Linder und Asta Nielsen sind die Namen, die die Kassen klingeln lassen.

1920 bis 1929
In den „Roaring Twenties“ erlebt der Film seine große Blütezeit. Gagen für die Stars, die jetzt an jeder Ecke zu finden sind, erreichen astronomische Höhen. Hollywood wird zum Mecca unzähliger Möchtegernsternchen, die den großen Traum von Ruhm und Reichtum träumen.

Gab zunächst noch der deutsche expressionistische Film den künstlerischen Ton an, wurde er abgelöst von hochbudgetierten Materialschlachten aus Hollywood. Der Splapstick gab den Takt vor. Charles Chaplin, Harold Lloyd, Buster Keaton sowie Stan Laurel und Oliver Hardy verdienten Unsummen, die dem Bruttosozialprodukt manches Kleinstaates übertrafen. Ob Douglas Fairbanks, Greta Garbo oder Rudolf Valentino. Die Superstars der damaligen Zeit werden noch heute als Legenden gefeiert.

Der Academy Award wurde ausgelobt, der Farbfilm machte sich langsam breit, der Tonfilm erlebte seine unumgängliche Revolution. Die Weichen für die Zukunft waren gestellt. Doch in den 30er Jahren sollte das Paradies einen erheblichen Dämpfer erhalten...


25 Jahre Kino, für mich Gelegenheit ein erstes persönliches Resümme zu ziehen.

Meine Top 10 der Magic Moments des Kinos von 1895 bis 1929:

Platz 1:
Der naive Hutter bekommt es des Nachts auf dem Schloss des seltsamen Grafen Orlok mit der Angst zu tun. Ist an dem Aberglaube der ihn warnenden Einheimischen doch etwas dran? Er öffnet die Tür seines Schlafgemachs und vor ihm steht im Halbdunkel der Vampir – Nosferatu – mit langen spinnenartigen Fingern mit krallenartigen Fingernägeln und fletscht seine spitzen Rattenzähne. (NOSFERATU, EINE SYMPHONIE DES GRAUENS/1922)

Platz 2:
Zwei Kriegsschiffe stehen sich mit Kanonen im Anschlag gegenüber. Die sich zuspitzende Schnittfrequenz und die dramatische Musik erzeugen eine atemlose Spannung. Gelungen ist dies Sergej M. Eisenstein. Noch heute wird er nachgeahmt. (BRONENOSETS POTYOMKIN/1925)

Platz 3:
Ein Mann bezieht eine Wohnung und holt allerlei abenteuerliche Sachen aus seinem Koffer. Eine atemlose Special Effect-Orgie, in der Georges Méliès was (ihm) 1908 möglich war und verblüfft damit weit mehr als so mancher aktueller CGI-Overkill. (LA LOCATAIRE DIABOLIQUE/1908)
Ein Fabriktor öffnet sich.

Platz 4:
Zwei Männer kloppen sich auf einer eingeschneiten Berghütte um ein Gewehr. Der kleine Tramp Charlie versucht dem Gewehrlauf auszuweichen, doch wo immer er sich zu verstecken versucht, er befindet sich immer in Schußrichtung. Eine von vielen zum Umfallen lustigen Szenen, die das Genie Charlie Chaplins aufzeigen. (THE GOLD RUSH/1925)

Platz 5:
Eine Horde Menschen strömt heraus. Nicht das, was man immer sehen wollte, aber eins ist gewiss: jetzt geht’s los! (LA SORTIE DES USINES LUMIÈRE/1895)

Platz 6:
Harold Lloyd (gehandicappt durch den Verlust einiger Finger seiner rechten Hand) erklimmt einen Wolkenkratzer. Zu der Zeit riskierten die Slapstickkomiker für ihr Publikum noch Kopf und Kragen. (SAFETY LAST!/1923)

Platz 7:
Greta Garbo kannte ich nur vom Hörensagen. Mit ihrem ersten Auftritt in FLESH AND THE DEVIL ist es um mich geschehen. Die „Göttliche“ hat auch mich mit ihrer unglaublichen Ausstrahlung in ihren Bann gezogen. (FLESH AND THE DEVIL/1926)

Platz 8:
Eine blonde Frau steigt aus dem Bett mit dem Messer in der Hand, mit dem sie gerade ihren Vergewaltiger erstochen hat. Ihr verstörter Blick geht durch und durch. Harter Tobak für 1929, auch heute noch hart zu schlucken. Der erste richtige Hitchcock-Moment. (BLACKMAIL/1929)

Platz 9:
D.W. Griffith lässt Babylon wieder auferstehen im bis dato teuersten Film aller Zeiten. Von der Krtik zerrissen, vom Publikum verschmäht. Seine Kosten konnte er nie wieder einspielen. Die Kulissen, die Ausstattung und die Masse an Statisten brennt sich dennoch ins Gedächtnis. (INTOLERANCE/1916)

Platz 10:
Wait a minute, wait a minute! You ain't heard nothin' yet! Das Kino lernt Singen und Sprechen. (THE JAZZ SINGER/1927)


Meine 10 Lieblingsfilme 1895 bis 1929:

1.NOSFERATU, EINE SYMPHONIE DES GRAUENS (F.W. Murnau, 1922)
2.CIRCUS (DER ZIRKUS) (Charles Chaplin, 1928)
3.BRONENOSETS POTYOMKIN (PANZERKREUZER POTEMKIN) (Sergej M. Eisenstein, 1925)
4.SAFETY LAST! (AUSGERECHNET WOLKENKRATZER) (Fred C. Newmeyer/Sam Taylor, 1923)
5.METROPOLIS (Fritz Lang, 1927)
6.THE GOLD RUSH (GOLDRAUSCH) (Charles Chaplin, 1925)
7.DAS CABINET DES DR. CALIGARI (Robert Wiene, 1920)
8.THE LOST WORLD (DIE VERLORENE WELT) (Harry O. Hoyt, 1925)
9.BLACKMAIL (ERPRESSUNG) (Alfred Hitchcock, 1929)
10.HÄXAN (HEXEN) (Benjamin Christensen, 1922)


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WELCOME DANGER (HAROLD, DER DRACHENTÖTER)


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WELCOME DANGER
(dt. Titel: HAROLD, DER DRACHENTÖTER; ACHTUNG, HAROLD, ACHTUNG!)
USA, 1929
The Harold Lloyd Corporation
Regie: Clyde Bruckman, Malcolm St. Clair
Produktion: Harold Lloyd
Buch: Felix Adler, Lex Neal, Clyde Bruckman, Paul Girard Smith, Harold Lloyd
Kamera: Walter Lundin, Henry N. Kohler
Schnitt: Carl Himm, Bernard W. Burton
Darsteller: Harold Lloyd (Harold Bledsoe), Barbara Kent (Billie Lee), Noah Young (Patrick Clancy SFPD), Charles Middleton (John Thorne), Will Walling (Captain Walton, SFPD 3rd Division), Brooks Benedict (Gefangener), Eddy Chandler (Polizist), Rae Daggett (Frau in Polizeistation), Douglas Haig (Buddy Lee), Edgar Kennedy (Sergeant), Tetsu Komai (Handlanger), Wang Lee (Chinese mit Queue), James P. Leong (Handlanger), Jim Mason (Barry Steele), Nelson McDowell (Zugreisender), Soo Hoo Sun (Toter Chinese), James Wang (Dr. Chang Gow), Blue Washington (Thornes Handlanger), Leo Willis (Polizist)
Erstaufführuung: 12. Oktober 1929

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Filmszene


Inhalt: Harold Bledsoe (Harold Lloyd) tritt seine Stelle als Sergeant beim San Francisco Police Department an um in die Fußstapfen seines hochgeschätzten Vaters treten. Mit seinem Übereifer und seiner Obsession für Fingerabdrücke eckt er bei seinen Kollegen an und obendrein bekommt es der notorische Tolpatsch mit der Chinamafia zu tun.


Harold Lloyd wiederholt in seinem ersten Tonfilm das Charakter-Schema, das er in seinem Hit THE FRESHMAN etablierte. Er gibt den übermotivierten Trottel, der von seinen genervten Kollegen ins Bockshorn gejagt wird und schließlich zum Helden mutiert.

Dabei treten dann natürlich Abnutzungerscheinungen auf. Lloyd beginnt sich zu widerholen und der Schwung seiner früheren Filme ist auch weg. Dabei ist WELCOME DANGER alles andere als schlecht und obendrein auch sehr lustig. Dass der Film ursprünglich über drei Stunden ging und auf knapp zwei Stunden runtergekürzt wurde, hinterließ dennoch seine Spuren. Dass der Film auch noch zuweilen recht rassistisch ist und Folter im Namen des Gesetzes befürwortet ist, mag man als Zeichen seiner Entstehungszeit akzeptieren.

Als Loveinterest für Lloyd, der seit seinem letzten Film SPEEDY auf wechselnde Partnerinnen (zumindest im Film) setzte, fungiert die damals 22jährige Barbara Kent, die auch im nächsten Harold-Lloyd-Film FEET FIRST (1930) an dessen Seite zu sehen war.



THE HOOSE-GOW (Kurzfilm)
(dt. Titel: UNSCHULDIG HINTER GITTERN)
USA, 1929; R: James Parrott; D: Stan Laurel, Oliver Hardy, Tiny Sandford uvm.
Erstaufführung: 16. November 1929
Stan und Ollie (Stan Laurel und Oliver Hardy) landen im Bau. Sie werden zu Strafarbeit verdonnert, wobei sie mit ihrer Ungeschicklichkeit mal wieder für jede Menge Tohuwabohu sorgen. - Eigentlich war der Welt in der Zeit nicht wirklich zum Lachen zumute. Der “Schwarze Donnerstag” an der Wall Street am 24. Oktober 1929 und der “Schwarze Freitag” am folgenden Tag lösten die fatalste Weltwirtschaftskrise aus. Doch Stan Laurel und Oliver Hardy zauberte ihnen immer wieder zumindest ein Lächeln auf das Gesicht. Auch wenn THE HOOSE-GOW nach dem typischen Schema der beiden weltberühmten Knallköppen zusammengeschustert wurde, macht doch auch dieser Ausflug in den Knast (nicht ihr Letzter) einen Heidenspaß.


ANGORA LOVE (Kurzfilm)
(dt. Titel: DIE NÄCHTLICHE ZIEGENWÄSCHE)
USA, 1929; R: Lewis R. Foster; D: Stan Laurel, Oliver Hardy, Edgar Kennedy uvm.
Erstaufführung: 14. Dezember 1929
Stan und Ollie (Stan Laurel und Oliver Hardy) werden von einer entlaufenen Ziege bis in ihre Wohnung verfolgt. Dort gilt es sie vorm Vermieter (Edgar Kennedy) zu verstecken. - Nachdem schon einige Tonfilme der beiden Anarchobrüder gezeigt wurden, kam mit ANGORA LOVE der letzte Stummfilm der beiden ins Kino.


NIGHT OWLS (Kurzfilm)
(dt. Titel: DICK UND DOOF ALS EINBRECHER; GIB MIR DEN HAMMER; NIGHT OWLS)
USA, 1930; R: James Parrott; D: Stan Laurel, Oliver Hardy, Edgar Kennedy uvm.
Erstaufführung: 04. Januar 1930
Polizist Kennedy (Edgar Kennedy) muss dringend seine Fangquote erhöhen. So nötigt er die beiden Stadtstreicher Stan und Ollie (Stan Laurel und Oliver Hardy) dazu, bei seinem Chef einzubrechen. - Für mich einer der lustigsten Filme der beiden. Erstmals erklingt hier als Titelstück der “Ku Ku Song”, der zur Wiedererkennungsmelodie des Duos werden sollte.


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BLACKMAIL (ERPRESSUNG)


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BLACKMAIL
(ERPRESSUNG)
Großbritannien, 1929
British International Pictures
Regie: Alfred Hitchcock
Produktion: John Maxwell
Buch: Alfred Hitchcock, Benn W. Levy, Michael Powell, nach dem Theaterstück Blackmail von Charles Bennett
Kamera: Jack Cox
Schnitt: Emile de Ruelle
Musik: Hubert Bath
Darsteller: Anny Ondra (Alice White), Sara Allgood (Mrs. White), Charles Paton (Mr. White), John Longden (Detective Frank Webber), Donald Calthrop (Tracy), Cyril Ritchard (Mr. Crew), Hannah Jones (Landfrau), Harvey Braban (Chefinspektor; Tonfilmversion), Sergeant Bishop (Detective Sergeant), Johnny Ashby (Junge), Johnny Butt (Sergeant), Phyllis Konstam (tratschende Nachbarin), Sam Livesey (Chefinspektor; Stummfilmversion), Phyliss Monkman (Klatschtante), Percy Parsons (Gauner), Alfred Hitchcock (Mann in U-Bahn)
Erstaufführuung: 30. Juni 1929

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Filmszene


Inhalt: Trotz ihrer Beziehung mit dem Polizisten Frank (John Longden) geht Alice (Anny Ondra) mit dem charmanten Künstler Mr. Crew (Cyril Ritchard) in dessen Appartement. Dort wird der junge Mann plötzlich übermütlich, bedrängt Alice und versucht sie zu vergewaltigen. Im Affekt ersticht sie ihn. Ausgerechnet Frank leitet die Ermittlungen. Obwohl er einen erfolgreichen Abschluß dringend braucht, hält er das wichtigste Beweisstück zurück, um Alice zu schützen. Da taucht ein Unbekannter (Donald Calthrop) auf, der aus der Klemme, in der die beiden stecken, Kapital schlagen will.


In Hitchocks zehntem Film kommt für mich erstmals wirklich das Feeling auf, das die späteren Werke des Meisters verströmt. Die Szene, in der die verstörte Alice mit dem Messer in der Hand am Tatort steht, ist für mich der erste echte Hitchock-Moment in seiner Filmographie. Was dann folgt ist purer Hitch. Das Gewissen schlägt zu, visualisiert in diversen Formen, wie etwa ins Bild ragende Schatten, die als Gitterstäbe assoziiert werden können. Hitchcock treibt makabren Schabernack mit seiner „armen“ Protagonstin und hält die Spannung bis zum Ende aufrecht.

Zunächst begann Hitch BLACKMAIL als Stummfilm zu realisieren. Doch die Produzenten verlangten nach kurzer Zeit bereits nach einem Tonfilm. Man erlaubte Hitchcock einige Szenen zweimal zu drehen. So entstand neben der Tonfilmversion noch eine stumme Ausgabe für die noch nicht umgerüsteten Kinos. Während er dabei den Chefinspektor in der Stummversion spielenden Darsteller Sam Livesey in der Tonversion gegen Harvey Braban aus. Für seine Hauptdarstellerin AnnyOndra, die er nicht austauschen wollte/konnte, obwohl die Deutschstämmige kaum ein Wort Englisch sprach, fand er eine andere Lösung. Er ließ sie wortlos agieren, ihre Dialoge wurden dabei von Joan Barry eingesprochen, die sich außerhalb des Bildbereichs befand. Not macht erfinderisch und synchroniseren konnte man damals noch nicht. Alfred Hitchcock drehte mit BLACKMAIL den ersten britischen Tonfilm überhaupt. Ehre wem Ehre gebührt.

Obwohl Hitch den Film nicht so ganz drehen konnte, wie er es wollte (so hatte er andere Vorstellungen als seine Produzenten, wie etwa ein böseres Ende), zeigte er sich später weniger kritisch über ihn, als noch für seine vorangegangenen Stummfilme. Ironischerweise war die Stummfilmversion von BLACKMAIL die erfolgreichere, was aber wohl darauf zurückzuführen war, das noch die Mehrzahl der britischen Kinos auf Stumm setzte und sich Stummfilme aufgrund der Sprachbarrieren leichter exportieren ließen.

Zumindest war Hitchcock von den Schreibkünsten Charles Bennetts, dem Autor des Theaterstücks, das als Vorlage diente. Er verfasste für Hitch in der Folge einige der Drehbücher für die erfolgreichsten Filme aus Hitchcocks „britischer Phase“, darunter THE 39 STEPS, SECRET AGENT und THE MAN WHO KNEW TOO MUCH.

Hitchcock selbst hat hier seit EASY VIRTUE von 1928 erstmals wieder einen Kurzauftritt, hier wird er in der U-Bahn von einem Kind belästigt. Von hier an sollte sein Cameo obligatorisch und traditionell werden.


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UN CHIEN ANDALOU (DER ANDALUSISCHE HUND)


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UN CHIEN ANDALOU
(alt. Titel: DER ANDALUSISCHE HUND; EIN ANDALUSISCHER HUND)
Frankreich, 1929
Regie: Luis Buñuel
Produktion: Luis Buñuel
Buch: Salvador Dali, Luis Buñuel
Kamera: Albert Duverger, Jimmy Berliet
Schnitt: Luis Buñuel
Darsteller: Simone Mareuil (das junge Mädchen), Pierre Batcheff (Mann), Salvador Dali (Seminarist), Luis Buñuel (Mann im Prolog), Robert Hommet (junger Mann), Marval (Seminarist), Fano Messan (Hermaphrodite), Jaume Miravitlles (dicker Seminarist)
Erstaufführuung: 06. Juni 1929

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Filmszene


Inhalt: Ein Mann zieht einer Frau ein Rasiermesser durchs Auge, ein anderer Mann radelt im Nonnenkostüm durch die Stadt, Ameisen krabbeln aus einem Loch in der Hand. Aber kein Hund weit und breit.


Nein, das Meisterwerk des surrealistischen Film kann ich nicht wie jeden Kurzfilm besprechen. Für mich ist UN CHIEN ANDALOU eigentlich auch gar kein Kurzfilm. Der Film hält sich an keine Regeln irgendwelcher Art. Dann ist die Frage nach der Laufzeit sowieso kokolores.

Ja, ich hatte eine Schwäche für den surrealistischen Film, schon lange bevor ich dieses Werk kannte. Jetzt ist es schlichtweg das herausragende Werk des Sujets für mich. Ich gebe mir auch nicht die Mühe ihn erfassen zu wollen. Das wäre sinnlos. UN CHIEN ANDALOU lebt von seinen traum(a)artigen, verstörenden Bildern, die man auf sich wirken lassen muss. Manche der gezeigten Dinge lassen sich leicht entschlüsseln, andere unzugänglich chiffriert, vieles jedoch reine Gaudi seitens der Macher. Buñuel und Dali wilderten nicht nur in der Psychoanalyse, sondern machten sich einen Heidenspass daraus, die französische Kunstszene zu provozieren und zu entlarven. Sie beömmelten sich über jeden hochnäsigen Kunstkritiker, der meinte, doch den tieferen Sinn in dem Werk erkannt zu haben. Keinen anderen Zweck hatte DER ANDALUSISCHE HUND.

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...und Schnitt! Eine Szene, die sich ins Gedächtnis brennt


Luis Buñuel wollte seinen Debütfilm gar verbrennen, einfach nur so als Statement. Er wurde zum Glück gerade noch davon abgehalten. Der am 22. Dezember 1900 im spanischen Aragon bezeichnete die Filmerei als Nichts, schuf aber in seinem Leben etwa drei Dutzend Filme, von denen nicht wenige als Meisterwerke zu bezeichnen sind. Mit seinem Freund aus Studientagen, keinem geringeren als dem Meister der surrealistischen Kunst, Salvador Dali (1904 – 1989) verband ihm eine künstlerische Radikalität, die in ihrer explosiven Mischung zu solchen Auswüchsen wie UN CHIEN ANDALOU führen sollte. 1930 ließen sie zusammen noch L'AGE D'OR (DAS GOLDENE ZEITALTER) folgen.

Buñuel befürchtete zunächst eine Spur zu radikal gewesen zu sein. Für die Premiere bewaffnete er sich mit Backsteinen, um sich gegen eventuell aufgebrachte Zuschauer verteidigen zu können. Soweit kam es dann aber zum Glück nicht. Auch wenn der Film natürlich für einen massiven Aufschrei sorgte. Hervorgerufen wurde der natürlich durch die gezielten Tabubrüche in der Darstellung. Bereits die Eröffnungssequenz zeigt die grausamste Szene, die bisher auf einer Leinwand gezeigt wurde. Der berühmte Schnitt (von Buñuel persönlich) mit einem Rasiermesser durch den Augapfel einer jungen Dame. Wer danach noch nicht den Ausgang des Kinos gesucht hat, der wurde mit aus einer Hand kriechenden Ameisen “beglückt” oder mit dem herumspielen einer abgehackten Hand oder mit verfaulenden Tierkadavern. Mal abgesehen von einen sexuellen Anzüglichkeiten.

Der Film lotet die Grenzen des Zeigbaren aus wie die des menschlichen Unterbewusstseins. Er packt den Zuschauer bei den Eiern. Mit seiner schmerzhaften Treffsicherheit ist er ein gern zitierter Vorreiter des modernen Horrorfilms und insbesondere des Splatterfilms und dort Jahrzehnte voraus.

So schockierend wie der Film auch das Schicksal der beiden Hauptdarsteller. Pierre Batcheff, der männliche Part, tötete sich selbst 1932 mit einer Medikamantenüberdosis. Simone Mareuil beging 1954 Selbstmord, indem sich auf einem öffentlichen Platz mit Benzin übergoss und in Brand steckte.


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THE IRON MASK (DIE EISERNE MASKE)


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THE IRON MASK
(dt. Titel: DIE EISERNE MASKE; DER MANN MIT DER EISERNEN MASKE)
USA, 1929
Elton Corporation
Regie: Allan Dwan
Produktion: Douglas Fairbanks
Buch: Douglas Fairbanks, nach den Romanen Les trois mousqetaires, Vingt Ans Après und Le Vicomte de Bragelonne ou Dix Ans plus Tard von Alexandre Dumas père
Kamera: Henry Sharp, Warren Lynch
Musik: Hugo Riesenfeld
Darsteller: Douglas Fairbanks (D'Artagnan), Belle Bennett (Anne von Österreich), Marguerite De La Motte (Constance Bonacieux), Dorothy Revier (Milady de Winter), Vera Lewis (Madame Peronne), Rolfe Sedan (Ludwig XIII.), William Bakewell (Ludwig XIV./Zwillingsbruder), Gordon Thorpe (Prinz als Kind/Zwillingsbruder als Kind), Nigel de Brullier (Cardinal Richelieu), Ullrich Haupt (Count De Rochefort), Lon Poff (Pater Joseph), Charles Stevens (Planchet), Henry Otto (Diener des Königs), Léon Bary (Athos), Tiny Sanford (Porthos), Gino Corrado (Aramis), Fred Cavens (DeRocheforts Grobian), Madame Chalif (Hofdame), Paul d'Estournelles de Constant, Prinzessin Galitzine (Hofdame), Franics McDonald (Fischer), Robert Parrish (Page), Philip Sleeman (DeRocheforts Grobian), Florence Turner (Äbtissin), Ellinor Vanderveer (Hofdame)
Erstaufführung: 21. Februar 1929

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Filmszene

Inhalt: Kardinal Richelieu (Nigel de Brullier) führt wieder Finsteres im Schilde. Als König Ludwig XIII. (Rolfe Sedan) Vater wird, verschweigt der Gottesmann die Existenz des Zwillingsbruders des Thronfolgers und hält ihn jahrelang versteckt. Als der Spross (William Bakewell) erwachsen ist, tauscht Richelieu den wahren Thronfolger gegen seinen garstigen Zwillingsbruder aus. Doch D'Artagnan, Leibwache und väterlicher Freund Ludwig XIV., riecht den Braten und schreitet zur Tat.


Knapp acht Jahre nach seinem Erfolg mit THE THREE MUSKETEERS schlüpft Douglas Fairbanks erneut in die Rolle des D'Artagnan. THE IRON MASK von 1929 ist die älteste bekannte Adaption von Dumas' weltberühmtem Roman. Ein gutes Dutzend weitere sollten folgen.

Fairbanks, der auch diesen wieder selbst produzierte, gab sich wieder ganz wie er sich und sein Publikum ihn am liebsten sahen. Als charmanten Abenteuerhelden, edelmutig und mit Schlag bei den Frauen. Der Film war zwar ein Kassenknüller, blieb aber weit hinter den Einspielergebnissen früherer Fairbanks-Hits zurück. Das hatte einen guten Grund: Fairbanks glaubte noch an den Stummfilm und produzierte THE IRON MASK nicht als Ton- und Stummfilmversion, wie damals bei großeren Produktionen verfahren wurde, um eine möglichst weitgestreute Verbreitung zu finden, da ja noch längst nicht alle Lichtspielhäuser auf Tonfilm umgestellt hatten. Das Publikum war den Stummfilm inzwischen leid geworden und lechzte nach immer neuen Tonfilmen. Fairbanks zog seine Konsequenz draus und drehte nie wieder einen Stummfilm. Erst sehr viel später wurde THE IRON MASK mehr schlecht als recht zu einem Tonfilm umgearbeitet, in dem man die stummen Darsteller synchronisierte und die Zwischentitel entfernte.



MOVIE NIGHT (Kurzfilm)
(dt. Titel: MOVIE NIGHT)
USA, 1929; R: Lewis R. Foster; D: Charley Chase, Eugenia Gilbert, Edith Fellows uvm.
Erstaufführung: 11. Mai 1929
Charley (Charley Chase) geht mit seiner Familie ins Kino. Dort hat er mit allerlei Tücken zu kämpfen, die so ein Kinobesuch mit sich bringen kann. - Mäßig witzige Komödie mit Charley Chase. Ein Großteil der Laufzeit erschöpft sich in Schluckaufgags.



1929 war es dann soweit. Der Academy Award, bald der begehrteste Filmpreis der Welt, wurde erstmals vergeben.

Die Geschichte des „Oscars“ begann genaugenommen am 11. Januar 1927. Auf Initiative von Conrad Nagel und Fred Niblo trafen 33 Namhafte Filmgrößen, unter anderem Douglas Fairbanks, D.W. Griffith, William C. DeMille, Ernst Lubitsch, Irving Thalberg, Mary Pickford und die Warner-Brüder zusammen. Auf einem Gala-Dinner beschlossen sie die Gründung der Academy of Motion Picture Arts and Sciences. Erster Präsident wurde Douglas Fairbanks. Ziel der Vereinigung war es einen Filmpreis auszurufen, um dem Zuschauerschwund aus den Kinos entgegenzusteuern. Der „Academy Award“ wurde Anfang 1928 augelobt.

Ein glatzköpfiger, nackter Mann, 34,29 cm hoch, 3,85 kg schwer, ein Schwert seine Genitalien verdeckend, stehend auf einer Filmrolle. Bestehend aus einem Britanniametall (Nickel, Kupfer, Silber), überzogen mit einer 24karätigen Goldschicht. Das begehrte Ziel beinahe eines jeden Filmschaffenden. Entworfen wurde der Award, der noch nicht seinen Spitznamen „Oscar“ trug, von dem MGM-Art Director Cedric Gibbons.

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Der Academy Award

Am 16. Mai 1929 wurde der Academy Award bei einem feierlichen Bankett im Blossom Room des Hollywood Roosevelt Hotels in Los Angeles erstmals vergeben. Vor 270 Zuschauern, die einen Eintrittspreis von 5 $ bezahlten, wurde der Preis, dessen Gewinner bereits vorher bekanntgegeben wurden, verteilt. Als Moderatoren durch den Abend führten Douglas Fairbanks und William C. DeMille.

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Bilddokument von der ersten Academy Award-Verleihung

Vergeben wurde der Award zunächst in 12 Kategorien (plus zwei „Honory Awards“) für Filme, die vom 1. August 1927 bis zum 1. August 1928 in Los Angeles liefen. Die Kategorien unternahmen im Laufe der Zeit einen Wandel. So wurde hier im ersten Jahr noch ein Preis für die besten Zwischentitel vergeben, was im Tonzeitalter natürlich hinfällig wurde. Der Preis für den Besten Film wurde noch unterschieden in Best Picture, Production und Best Picture, Unique und Artistic Production, wobei der Best Picture, Production noch eher dem heutigen Best Picture-Award entspricht. Erster Gewinner in dieser Kategorie ist das Kriegsdrama WINGS aus dem Jahr 1927, der der einzige Stummfilm bleiben sollte, der sich den Oscar angeln konnte. Der Film konnte auch noch in der Sparte Best Effects, Engineering Effects gewinnen, was für ihn eine maximale Ausbeute aus zwei Auszeichnungen bei zwei Nominierungen bedeutete. Großer Abräumer des Abends, wenn man nur die Zahl der gewonnenen Kategorien misst, ist das Drama 7TH HEAVEN (IM SIEBTEN HIMMEL) von 1928 der bei fünf Nominierungen drei Trophäen einheimsen konnte. Großer Verlierer, wenn man das so sagen kann, wurde der Kameramann George Barnes, der gleich dreimal nominiert wurde, aber dennoch leer ausging. Der deutsche Vorzeigeschauspieler Emil Jannings war der erste Darsteller, der den Oscar für den Best Actor in a Leading Role gewinnen konnte. Er wurde für seine Leistungen in den Filmen THE LAST COMMAND (SEIN LETZTER BEFEHL) (1928) und THE WAY OF ALL FLESH (DER WEG ALLEN FLEISCHES) (1927) geehrt. Er bekam seinen Goldjungen schon im Vorfeld, da er sich zum Zeitpunkt der Verleihung bereits wieder in Europa aufhielt.

Hier die Gewinner (in Fettschrift) und alle anderen Nominierten im Überblick:

Best Picture, Production:


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WINGS (1927)
7TH HEAVEN (IM SIEBTEN HIMMEL) (1928)
THE RACKET (1928)


Best Picture, Unique and Artistic Production:

SUNRISE, A SONG OF TWO HUMANS (SONNENAUFGANG) (1927)
CHANG: A DRAMA OF THE WILDERNESS (CHANG) (1927)
THE CROWD (EIN MENSCH DER MASSE) (1928)


Best Actor in a Leading Role:

Emil Jannings, THE LAST COMMAND (SEIN LETZTER BEFEHL) (1928) und THE WAY OF ALL FLESH (DER WEG ALLEN FLEISCHES) (1927)
Richard Barthelmess, THE NOOSE (DIE NACHT OHNE HOFFNUNG) (1928) und THE PATENT LEATHER KID (DIE WELT IN FLAMMEN) (1927)


Best Actress in a Leading Role:

Janet Gaynor, 7TH HEAVEN (IM SIEBTEN HIMMEL) (1928)
Louise Dresser, A SHIP COMES IN (DIE NEUE HEIMAT) (1928)
Gloria Swanson, SADIE THOMPSON (...ABER DAS FLEISCH IST SCHWACH) (1928)


Best Director, Comedy Picture:

Lewis Milestone, TWO ARABIAN KNIGHTS (SCHLACHTENBUMMLER) (1927)
Ted Wilde, SPEEDY (STRASSENJAGD MIT SPEEDY) (1928)


Best Director, Dramatic Picture:

Frank Borzage, 7TH HEAVEN (IM SIEBTEN HIMMEL) (1928)
Herbert Brenon, SORRELL AND SON (HAUPTMANN SORRELL UND SEIN SOHN) (1927)
King Vidor, THE CROWD (EIN MENSCH DER MASSE) (1928)


Best Writing, Original Story:

Ben Hecht, UNDERWORLD (UNTERWELT) (1927)
Lajos Biró, THE LAST COMMAND (SEIN LETZTER BEFEHL) (1928)


Best Writing, Adaptation:

Benjamin Glazer, 7TH HEAVEN (IM SIEBTEN HIMMEL) (1928)
Anthony Coldeway, GLORIOUS BETSY (DIE LIEBE DER BETSY PATTERSON) (1928)
Alfred A. Cohn, THE JAZZ SINGER (DER JAZZSÄNGER) (1927)


Best Writing, Title Writing:

Joseph Farnham
George Marion Jr.
Gerald C. Duffy, THE PRIVATE LIFE OF HELEN OF TROY (DAS LIEBESLEBEN DER SCHÖNEN HELENA) (1927)


Best Cinematography:

Charles Rosher, Karl Struss, SUNRISE, A SONG OF TWO HUMANS (SONNENAUFGANG) (1927)
George Barnes, SADIE THOMPSON (...ABER DAS FLEISCH IST SCHWACH) (1928)
George Barnes, THE DEVIL DANCER (1927)
George Barnes, THE MAGIC FLAME (KÖNIG HARLEKIN) (1927)


Best Art Direction:

William Cameron Menzies, für TEMPEST (WETTERLEUCHTEN) (1928) und THE DOVE (1927)
Harry Oliver, 7TH HEAVEN (IM SIEBTEN HIMMEL) (1928)
Rochus Gliese, SUNRISE, A SONG OF TWO HUMANS (SONNENAUFGANG) (1927)


Best Effects, Engineering Effects:

Ray Pomerov, WINGS (1927)
Ralph Hammeras
Nugent Slaughter


Honory Award:

Charles Chaplin für seine Gesamtleistung (Schauspiel, Regie, Drehbuch und Produktion) in THE CIRCUS (DER ZIRKUS) (1928)

THE JAZZ SINGER (DER JAZZSÄNGER) (1927) für den Durchbruch des Tonfilms und der damit verbundenen Revolutionierung der Filmindustrie.


Die Nominierten und die Gewinner in Zahlen:

Häufigste Nominierungen (Anzahl Nominierungen/Anzahl Auszeichnungen):

1.7TH HEAVEN (IM SIEBTEN HIMMEL) (5/3)
2.SUNRISE, A SONG OF TWO HUMANS (SONNENAUFGANG) (3/2)
3.WINGS (2/2)
4.THE LAST COMMAND (SEIN LETZTER BEFEHL) (2/1)
5.THE JAZZ SINGER (DER JAZZSÄNGER) (2/1)
6.THE CROWD (EIN MENSCH DER MASSE) (2/0)
7.SADIE THOMPSON (...ABER DAS FLEISCH IST SCHWACH) (2/0)
8.THE WAY OF ALL FLESH (DER WEG ALLEN FLEISCHES) (1/1)
9.TWO ARABIAN KNIGHTS (SCHLACHTENBUMMLER) (1/1)
10.UNDERWORLD (UNTERWELT) (1/1)
11.TEMPEST (WETTERLEUCHTEN) (1/1)
12.THE DOVE (1/1)
13.THE CIRCUS (DER ZIRKUS (1/1)
14.THE RACKET (1/0)
15.CHANG: A DRAMA OF THE WILDERNESS (CHANG) (1/0)
16.THE NOOSE (DIE NACHT OHNE HOFFNUNG) (1/0)
17.THE PATENT LEATHER KID (DIE WELT IN FLAMMEN) (1/0)
18.A SHIP COMES IN (DIE NEUE HEIMAT) (1/0)
19.SPEEDY (STRASSENJAGD MIT SPEEDY) (1/0)
20.SORRELL AND SON (HAUPTMANN SORRELL UND SEIN SOHN) (1/0)
21.GLORIOUS BETSY (DIE LIEBE DER BETSY PATTERSON) (1/0)
22.THE PRIVATE LIFE OF HELEN OF TROY (DAS LIEBESLEBEN DER SCHÖNEN HELENA) (1/0)
23.THE DEVIL DANCER (1/0)
24.THE MAGIC FLAME (KÖNIG HARLEKIN) (1/0)


Häufigste Auszeichnungen (Anzahl Auszeichnungen/Anzahl Nominierungen):

1.7TH HEAVEN (IM SIEBTEN HIMMEL) (3/5)
2.WINGS (2/2)
3.SUNRISE, A SONG OF TWO HUMANS (SONNENAUFGANG) (2/3)
4.THE LAST COMMAND (SEIN LETZTER BEFEHL) (½)
5.THE JAZZ SINGER (DER JAZZSÄNGER) (1/2)
6.THE WAY OF ALL FLESH (DER WEG ALLEN FLEISCHES) (1/1)
7.TWO ARABIAN KNIGHTS (SCHLACHTENBUMMLER) (1/1)
8.UNDERWORLD (UNTERWELT) (1/1)
9.TEMPEST (WETTERLEUCHTEN) (1/1)
10.THE DOVE (1/1)
11.THE CIRCUS (DER ZIRKUS) (1/1)


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THE BROADWAY MELODY


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THE BROADWAY MELODY
(alt. Titel: THE BROADWAY MELODY OF 1929)
USA, 1929
Metro-Goldwyn-Mayer (MGM)
Regie: Harry Beaumont
Produktion: Irving Thalberg, Harry Rapf, Lawrence Weingarten
Buch: Norman Houston, James Gleason
Kamera: John Arnold
Schnitt: Sam Zimbalist
Musik: Nacio Herb Brown
Darsteller: Charles King (Eddie Kearns), Anita Page (Queenie Mahoney), Bessie Love (Hank Mahoney), Jed Prouty (Onkel Jed), Kenneth Thomson (Jock Warringer), Edward Dillon (Bühnenmanager), Mary Doran (Flo), Eddie Kane (Francis Zanfield), J. Emmett Beck (Babe Hatrick), Marshall Ruth (Stew), Drew Demorest (Turpe), Nacio Herb Brown (Pianist), James Burrows (Sänger), Ray Cooke (Bellhop), Arthur Freed (Mann bei Probe), James Gleason (Publisher), Carla Laemmle (Austernschale), Eddie Lang (Gitarrist), Joyce Murray (Tänzerin)
Erstaufführuung: 01. Februar 1929

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Filmszene


Inhalt: Sänger Eddie (Charles King) verhilft den Tänzerinnen Queenie (Anita Page) und Hank Mahoney (Bessie Love), den „Mahoney Sisters“ zum ersten Schritt auf die große Broadwaybühne. Sofort wird Queenie von den Männern umgarnt, insbesondere von dem vermögenden Stelzbock Jock Warringer (Kenneth Thomson). Der burschikosen Hank ist der Kerl suspekt, sie versucht ihre kleine Schwester vor einem Fehler zu bewahren. Doch mit ihren Bemühungen erreicht sie das Gegenteil.


Der Musicalfilm – dafür schien der Tonfilm gemacht. Im Zuge des Erfolges von THE JAZZ SINGER folgten unzählige Musikfilme. Dankbar nahm das Publikum sie an, mussten sie doch so lange den Ton entbehren. Dabei war dann der Inhalt auch nicht weiter wichtig, es musste einfach gut klingen. Erfreulich auch für die Produzenten, konnten sie durch Revueeinlagen von so mancher inhaltlicher Schwäche ablenken und so manche Minute strecken, um den Film auf abendfüllende Länge zu trimmen. Vor allem wurde damit ein Problem kaschiert, welches sich nach Aufkommen des Tonfilms auftat: wie soll man einen eineinhalbstündiges Werk so plötzlich mit Dialogen vollkriegen, ohne das Publikum zu langweilen oder zu überfordern.

Die meisten Musicalfilme wurden eh nur als Mittel zum Zweck konzipiert. Hauptsache Musik, das wollte der zahlende Zuschauer. Wen kümmert da schon das drumherum? Die Handlung der meisten Filme, sofern überhaupt vorhanden, konnte getrost unter „K“ wie „Klischee“ abgeheftet werden. So ist auch der Plot von THE BROADWAY MELODY überaus banal und obendrein zutiefst moralisierend und für die „Wilden Zwanziger“ auffallend handzahm. Dennoch ist er für den Musicalfilm das was FRANKENSTEIN für das Horrorgenre oder ALL QUIET ON THE WESTERN FRONT für den Kriegsfilm ist. Eine Initialzündung und ein Manifest für ein ganzes Sujet.

Er war nach Veröffentlichung ein Bombenerfolg, wurde der meistgesehene Film seines Jahrgangs. Anita Page wurde zum Star. Den Gesetzen des Marktes entsprechend folgten einige Fortsetzungen sowie unzählbare Trittbrettfahrer und Nachahmer. Gekrönt wurde der Siegeszug 1930 mit der Verleihung des Academy Awards für den Besten Film. Nominiert war zudem Regisseur Harry Beaumont sowie Darstellerin Bessie Love. Er war damit (nach dem Stummfilm WINGS) der zweite Film und folglich der erste Tonfilm, der die Trophäe einheimsen konnte. Witzigerweise war als THE BROADWAY MELODY am 1. Februar 1929 rauskam, noch nicht einmal der erste Academy Award vergeben worden. Die erste Verleihung des Oscars (der damals noch nicht so hieß) fand am 16. Mai 1929 statt.


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THE MANXMAN (DER MANN VON DER INSEL MAN)


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THE MANXMAN
(DER MANN VON DER INSEL MAN)
Großbritannien, 1929
British International Pictures
Regie: Alfred Hitchcock
Produktion: John Maxwell
Buch: Eliot Stannard, nach dem Roman The Manxman von Hall Caine
Kamera: Jack Cox
Schnitt: Emile de Ruelle
Darsteller: Carl Brisson (Pete Quillam), Malcolm Keen (Philip Christian), Anny Ondra (Kate Cregeen), Randle Ayrton (Caesar Cregeen), Clare Greet (Mutter), Kim Peacock (Ross Christian), Nellie Richards (Wärterin), Wilfred Shine (Doktor), Harry Terry (Mann)
Erstaufführuung: 21. Januar 1929

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Filmszene


Inhalt: Der Fischer Pete (Carl Brisson) und der Anwalt Philip (Malcolm Keen) sind beste Freunde seit Kindertagen. Beide sind verliebt in Kate (Anny Ondra). Pete macht ihr zu erst einen Heiratsantrag, bekommt von ihrem Vater (Randle Ayrton) aber eine Abfuhr, weil er zu arm ist. Pete entschließt sich daraufhin fortzugehen und reich wiederzukommen. Kate verspricht ihm, auf ihn zu warten. Nach kurzer Zeit wird Pete für tot erklärt. Kate und Philip nähern sich an. Doch unerwarteterweise kehrt Pete zurück und Kate geht zu ihm, obwohl sie Philip, der nun Karriere als Richter macht, immer noch liebt. Zudem ist sie schwanger von Philip.


Trockenes Melodram nach dem 1894 erschienenen Roman The Manxman von Hall Caine. Der letzte Stummfilm von Alfred Hitchcock, der hier wieder auf sein eingespieltes Team – Eliot Stannard als Drehbuchautor und Jack Cox als Kameramann zurückgriff. Auch die beiden männlichen Hauptdarsteller agierten schon unter Hitchcock – Carl Brisson in THE RING und Malcolm Keen in THE LODGER (beide aus dem Jahr 1927). Die aus Österreich-Ungarn stammende Anny Ondra wird 1929 in BLACKMAIL noch einmal in einem Hitchcock-Film zu sehen sein.

Der Großteil des Films, der ausschließlich auf der Isle of Man spielt, entstand in Cornwall. Obwohl die zeitgenössische Kritik sehr wohlwollend mit dem Film umging, hatte Hitchcock für ihn, wie für die meisten seiner Stummfilme, keine netten Worte übrig. Er habe den Film ohne Leidenschaft gedreht. Er wär banal und humorlos und eben kein Hitchock-Film.


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STEAMBOAT WILLIE (EIN SCHIFF STREICHT DURCH DIE WELLEN)


STEAMBOAT WILLIE (Kurzfilm)
(dt. Titel: EIN SCHIFF STREICHT DURCH DIE WELLEN; DAMPFSCHIFF WILLIE)
USA, 1928; R: Walt Disney, Ub Iwerks
Erstaufführung: 18. November 1928
Mickey Mouse steuert gut gelaunt das kleine Dampfschiff mit dem Namen Willie. Der gegen solche Späße immune Kapitän Pete lässt den Armen dafür schuften. Mickey aber lässt sich den Spaß nicht nehmen und musiziert mit seiner Freundin Minnie zünftig drauflos.

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Mickey Mouse in STEAMBOAT WILLIE


Diesem Kurzfilm widme ich ausnahmsweise mal einen eigenen Filmtagebucheintrag, denn STEAMBOAT WILLIE läutete eine Ära ein, die bis heute Bestand hat. Sie machte die Welt mit einem jungen Cartoonzeichner namens Walt Disney bekannt. Der am 05. Dezember 1901 in Chicago geborene Walter Elias Disney fand seinen Einstieg in das Filmgeschäft bei Frank L. Newmans Laugh-O-Gram Studio. Die erfolgreiche Zusammenarbeit ermöglichte es Walt und seinem älteren Bruder Roy O. Disney (Vater des kürzlich verstorbenen Roy E. Disney) die Walt Disney Corporation zu gründen. Erste Erfolge stellten sich ein mit den „Alice Comedies“, einer Reihe, basierend auf Alice in Wonderland, die Zeichentrick mit Live-Action vermischte. Für die Universal Pictures stellte Disney die Cartoons um Oswald the Lucky Rabbit her, bis es mit Universal-Chef Charles Mintz zu finanziellen Unstimmigkeiten kam. Disney wollte ein größeres Budget für die Oswald-Filme, das ihm Mintz trotz aller Erfolge verweigerte. Der verärgerte Disney trennte sich nach Vertragsablauf von Universal und entwickelte mit seinem kreativen Partner Ub Iwerks aus Trotz eine neue Figur – Mickey Mouse.

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Walt Disney


Zunächst sah alles nicht im geringsten danach aus, das dieser Charakter einmal die Welt beherrschen und seinen Schöpfer zum Magnaten zu machen. Disney produzierte mit Mickey 1928 die beiden stummen Kurzfilme PLANE CRAZY und THE GALLOPIN' GAUCHO, die jedoch keinen Verleih fanden. Erst STEAMBOAT WILLIE, eine Anspielung von Buster Keatons zuvor erschienenen STEAMBOAT BILL, JR., legte den Grundstein für das Disney-Imperium. STEAMBOAT WILLIE war Disneys, der Mickey hier persönlich die Heliumstimme lieh, erstes Tonfilmexperiment und ein voller Erfolg. Cartoons mit Ton gab es zwar bereits vorher, aber noch keiner erlebte so einem Publikumszuspruch wie diese kleine unerschütterliche Maus. Der Rest ist Geschichte. Heute kennt Mickey Mouse, oder Micky Maus wie er hierzulande genannt wird, jedes Kind. Er ist Star unzähliger Filme und Comichefte und sein Kounterfeit ist auf nahezu allen Sorten von Produkten zu finden gewesen. Die Walt Disney Corporation gehört noch immer zu den gigantischsten Unternehmen der Welt. Einzig sein 1934 erstmals in Erscheinung getretener Kumpel Donald Duck konnte Mickey je das Wasser reichen. Aber wem erzähl ich das...

STEAMBOAT WILLIE jedenfalls besticht im Vergleich zu denen späteren Disneywerken noch durch ausgesuchte Schlichtheit und einer gewissen Frechheit. Die heute unumgänglichen Markenzeichen Disneys, die Rührseligkeit und die moralisch-belehrende Komponente wird man hier vergeblich suchen. Es ist zwar für ein ganz junges Publikum konzipiert, aber noch nicht so gezwungen kindgerecht, was den Disneyzauber in den späteren Jahren verwässern sollte. Nach THE GALLOPIN' GAUCHO trifft Mickey hier ein zweites Mal auf seinen Erzfeind Black Pete (später Peg Leg Pete), in Deutschland als "Kater Karlo" geläufig. THE GALLOPIN' GAUCHO sowie PLANE CRAZY wurden nach dem Erfolg von WILLIE zu Tonfilmen umgearbeitet und veröffentlicht.


HABEAS CORPUS (Kurzfilm)
(dt. Titel: DIE NACHT DES GRAUENS; DER BEAMTE IM SACK)
USA, 1928; R: Leo McCarey, James Parrott; D: Stan Laurel, Oliver Hardy, Richard Carle uvm.
Erstaufführung: 01. Dezember 1928
Zwei Freunde (Laurel und Hardy) geraten auf der Suche nach was zu beißen an einen irren Wissenschaftler (Richard Carle), der beauftragt die beiden mittellosen Gesellen damit, eine Leiche für ihn zu beschaffen. - Makabrer Spaß mit Stan und Ollie.


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CHAMPAGNE (CHAMPAGNER)


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CHAMPAGNE
(CHAMPAGNER)
Großbritannien, 1928
British International Pictures
Regie: Alfred Hitchcock
Produktion: John Maxwell
Buch: Eliot Stannard, Alfred Hitchcock, nach einem Roman von Walter C. Mycroft
Kamera: Jack E. Cox
Darsteller: Betty Balfour (Betty), Gordon Harker (Mark, Bettys Vater), Jean Bradin (der Junge), Ferdinand von Alten (der Mann), Alexander D'Arcy, Vivian Gibson, Clifford Heatherley (Manager), Claude Hulbert (Clubgast), Hannah Jones (Clubbedienung), Phyllis Konstam, Gwen Mannering, Jack Trevor (der Kommissar), Marcel Vibert (Maitre d'Hotel), Sunday Wilshin, Fanny Wright
Erstaufführuung: 20. August 1928

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Filmszene


Inhalt: Betty (Betty Balfour) ist die impulsive Tochter eines schwerreichen Industriellen (Gordon Harker). Mit ihrem Temperament bringt sie zunehmend ihren steifen Verlobten (Jean Bradin) zur Verzweiflung. Es kriselt gewaltig, der verklemmte Bursche rast vor Eifersucht als ein Nebenbuhler (Ferdinand von Alten) auftaucht und immer öfter in der Nähe von Betty zu sehen ist.


CHAMPAGNE ist der Film, den Hitchcock selbst als den „absoluten Tiefpunkt seiner Karriere“ bezeichnete. Auch wenn Francois Truffaut das anders sah, passiert in dieser wenig subtilen Komödie in knapp eineinhalb Stunden recht wenig von Belang. Die Handlung plätschert im wahrsten Sinne des Wortes vor sich hin. Einige Kabinettstückchen serviert „Hitch“ zum Vergnügen des Publikums, allerdings ist von echtem Espirt hier keine Spur. Gar lustlos scheint der Starregisseur seinen vorletzten Stummfilm runtergekurbelt zu haben.



SHOULD MARRIED MEN GO HOME? (Kurzfilm)
(dt. Titel: DICK UND DOOF SPIELEN GOLF; GOLFSPIELER IM MORAST; SHOULD MARRIED MEN GO HOME?)
USA, 1928; R: Leo McCarey, James Parrott; D: Stan Laurel, Oliver Hardy, Edgar Kennedy uvm.
Erstaufführung: 08. September 1928
Widerwillig geht Mr. Hardy (Oliver Hardy) mit der Nervensäge Stan (Stan Laurel) golfen. Damit sie überhaupt spielen können, tun sie sich mit zwei Frauen zusammen. Das Imponiergehabe der beiden Tölpel führt wie erwartet ein heilloses Chaos. - Wer anhand des Titels glaubt, Laurel und Hardy würden es hier mit ihren eifersüchtigen Ehefrauen zu tun bekommen, der irrt gewaltig. Der Film spitzt sich in eine riesige Schlammschlacht zu.

EARLY TO BED (Kurzfilm)
(dt. Titel: SKLAVEN DES REICHTUMS; DER DICKE IM BRUNNEN; MARSCH INS BETT)
USA, 1928; R: Emmett J. Flynn; D: Stan Laurel, Oliver Hardy
Erstaufführung: 05. Oktober 1928
Millionenerbe (Hardy) stellt seinen besten Freund (Laurel) als Butler an. Das Arbeitsverhältnis unter dem übermütigen Neureichen trübt das freundschafltiche Verhältnis der beiden deutlich und gipfelt in einem brachialen Kleinkrieg. - Zweipersonenstück mit wieder einmal deutlicher Kritik am Kapitalismus. Köstlich die Schlussszene, in der sich Oliver Hardy als Zimmerbrunnen tarnt.

TWO TARS (Kurzfilm)
(dt. Titel: DICK UND DOOF AUF HEIMATURLAUB; DAS ZERLEGEN VON KLEINWAGEN; TWO TARS)
USA, 1928; R: James Parrott; D: Stan Laurel, Oliver Hardy, Edgar Kennedy uvm.
Erstaufführung: 03. November 1928
Zwei Matrosen (Laurel und Hardy) auf Landgang sorgen in einem Verkehrsstau für eine Kettenreaktion aus Vandalismus und Körperverletzung. - Zerstörungswütige Klamotte des genialen Gespanns. Die heutzutage nicht mehr vorstellbaren Ausmaße der Materialschlacht dieses Zweiakters zeigt einmal mehr den hohen kommerziellen Stellenwert den Kurzfilme damals noch neben den abendfüllenden Features innehatten.


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THE MYSTERIOUS LADY (DER KRIEG IM DUNKEL)


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THE MYSTERIOUS LADY
(dt. Titel: DER KRIEG IM DUNKEL)
USA, 1928
Metro-Goldwyn-Mayer (MGM)
Regie: Fred Niblo
Buch: Marian Ainslee, Ruth Cummings, nach dem Roman Krieg im Dunkeln von Ludwig Wolff
Kamera: William H. Daniels
Schnitt: Margaret Booth
Darsteller: Greta Garbo (Tanja Fedorova), Conrad Nagel (Karl von Raden), Gustav von Seyffertitz (General Boris Alexandroff), Albert Pollet (Max Heinrich), Edward Connelly (Erich von Raden), Richard Alexander (Assistent des Generals), Symona Boniface (Partygast), Geraldine Dvorak, Nicholai Konovaloff (Offizier), William H. O'Brien (Kellner), Russ Powell (Kutscher), Victor Young (“Scarpia”)
Erstaufführuung: 04. August 1928

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Filmszene


Inhalt: In der Oper lernt der österreichische Offizier Karl von Raden (Conrad Nagel) die bezaubernde Tania (Greta Garbo) kennen und verliebt sich Hals über Kopf in sie. Kurz darauf findert heraus, dass sie eine russische Spionin ist. Jetzt stehen sie sich als Feinde gegenüber, Tania beteuert ihm gegenüber aber weiterhin ihre Liebe.


Die „Göttliche“ Greta Garbo verdreht und betört in diesem gutgemachten Liebesdrama vor dem Hintergrund eines spannenden Spionagethrillers wieder einmal alle Männerherzen, auch die der Zuschauer, und erweist sich auch hier wieder als Kassenmagnet. Auf dem Regiestuhl saß Starregisseur Fred Niblo. Lief in Österreich als DIE DAME VON LOGE 13.


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STEAMBOAT BILL, JR. (STÜRMISCHE ZEITEN)


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STEAMBOAT BILL, JR.
(dt. Titel: STÜRMISCHE ZEITEN; WASSER HAT KEINE BALKEN; STEAMBOAT BILL, JR.)
USA, 1928
Buster Keaton Productions Inc. / Joseph M. Schenck Productions
Regie: Charles Reisner, Buster Keaton
Produktion: Joseph M. Schenck
Buch: Carl Harbaugh
Kamera: Dev Jennings, Bert Haines
Schnitt: Sharman Kell
Darsteller: Buster Keaton (William Canfield Jr.), Tom McGuire (John James King), Ernest Torrence (William “Steamboat Bill” Canfield Sr.), Tom Lewis (Tom Carter), Marion Byron (Kitty King), James T. Mack (Minister)
Erstaufführung: 12. Mai 1928

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Filmszene


Inhalt: Der gestandene Dampfschifffahrtskapitän Canfield (Ernest Torrence) ist entsetzt als er seinem erwachsenen Sohn (Buster Keaton) begegnet. Der ist nämlich ein verweichlichtes Stadtkind. Canfield versucht den Sohnemann vergeblich umzukrempeln. Der ist mehr interessiert an der hübschen Kitty (Marion Byron) als daran tagein tagaus den Mississippi hoch und runter zu schippern.


Wie THE GENERAL (1926) war STEAMBOAT BILL, JR. kein Kassenerfolg, wurde aber über die Jahre zu einem geschätzten und einflussreichen Klassiker. “Stone Face” Keaton bietet eine herrliche Mischung aus Typenkomik und Slapstick auf und glänzt im spektakulären Finale, in dem eine ganze Stadt im Sturm dem Erdboden gleichgemacht wird wieder einmal mit waghalsigen Stunts. So waghalsig gar, dass der Großteil des Filmteams beim Dreh zu der berühmten Fassadenszene, bei der eine Hauswand auf den davorstehenden Keaton kracht und er in der Fensteröffnung stehen bleibt, unter Protest das Set verließ, weil sie nicht dabei sein wollten, wie der Kerl sich umbringt. Keaton zog dennoch durch. Weniger Glück hatte Jackie Chan, der Buster Keaton stets auf Tiefste verehrte, als er Jahrzehnte später diesen Stunt für seinen Film 'A' GAI WAK JUK JAP (deutsch: PROJEKT B) wiederholte. Er brach sich dabei die Schulter.

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Der legendäre Fassadeneinsturz


Zunächst war geplant, die Stadt nicht durch einen Sturm, sondern durch eine Flut zu zerstören. Da der Mississippi gerade tatsächlich mehrere Städte überflutet hatte, wurde aus Pietätsgründen davon abgesehen. Dafür sieht man sich heute, nach den verheerenden Folgen die Hurrikans “Katrina” im August 2005 für New Orleans, freilich auch etwas mit gemischten Gefühlen.

Seinen Titel fand der Film nach dem Folksong “Steamboat Bill” von Arthur Collins. Walt Disney wiederum huldigte dem Film in dem er zwei Monate später seine Mickey Mouse als Dampfschifffahrtskapitän in dem Cartoon STEAMBOAT WILLIE auf Reisen schickte.


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SPEEDY (STRASSENJAGD MIT SPEEDY)


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SPEEDY
(dt. Titel: STRASSENJAGD MIT SPEEDY; SPEEDY)
USA, 1928
The Harold Lloyd Corporation
Regie: Ted Wilde
Produktion: Harold Lloyd
Buch: John Grey, Lex Neal, J.A. Howe, Howard Emmett Rogers, Al Boasberg
Kamera: Walter Lundin
Schnitt: Carl Himm
Darsteller: Harold Lloyd (Harold “Speedy” Swift), Ann Christy (Jane Dillon), Bert Woodruff (Pop Dillon), Brooks Benedict (Steve Carter), Babe Ruth (himself), Ernie Adams (Coney Island Baseballkonzessionär), James Bradbury Jr. (Chauffeur), Josephine Crowell (Dame im Auto), Andy De Villa (Verkehrspolizist), James Dime (Schläger), Bryson Douglas (W.S. Wilton), Bobby Dunn (Schläger), Herbert Evans (Restaurantbesitzer), Walter Hiers (Koch), Jack Hill (Mann), Hank Knight (Bürgerkriegsveteran), Gus Leonard (Bürgerkriegsveteran), Marvin Loback (dicker Mann), Sam Lufkin (Mann), Jack Perry (Schläger), Dan Wolheim (Dan Abrith, Motorradpolizist)
Erstaufführuung: 07. April 1928

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Filmszene


Inhalt: Harold Swift (Harold Lloyd), genannt „Speedy“ ist ein herzensguter Kerl, der lieber heute als morgen seine Verlobte Jane (Ann Christy) heiraten möchte. Doch vorher gibt es noch ein Problem zu klären. Ihr Opa (Bert Woodruff), Betreiber der letzten pferdebetriebenen Straßenbahn New York Citys, bangt um seine Existenz. Ein skrupelloses Verkehrsbetriebsunternehmen hat es auf seine Schienen abgesehen und möchte den verkaufsunwilligen Mann enteignen. Da tritt „Speedy“ auf den Plan.


Ein gut aufgelegter Harold Lloyd und einige wirklich saukomische Situationen kaschieren etwas die Zerfahrenheit des Drehbuchs. Um die dünne Story auf Spielfilmlänge zu strecken wird etwa im Mittelteil eine ellenlange Rummelplatzszene plaziert, die so rein gar keine Auswirkung auf die Handlung hat. Zumindest ist sie sehr witzig. Vorhanden sind natürlich die Hauptzutaten eines zünftigen Harold Lloyd-Menüs – die Liebesgeschichte sowie die halsbrecherische Verfolgungsjagd. Bei den Dreharbeiten zu dieser kam es zu einem spektakulären Crash des Tramwagens. Dieser wurde einfach im Film dringelassen und die Story entsprechend abgeändert.

„Speedy“ war der Spitzname Lloyds im wahren Leben. Nach THE FRESHMAN durfte hier ein zweites Mal einer seiner Charaktere sich so rufen lassen. Einen ausgiebigen Gastauftritt hat hier Baseball-Legende Babe Ruth, ein großer Fan von Harold Lloyd, der ein Jahr zuvor schon einmal in dem Film THE BABE COMES HOME für Regisseur Ted Wilde vot der Kamera stand. An der Seite Lloyds als dessen Loveinterests bekommen wir ein neues Gesicht zu sehen. Nach Lloyds Dauerpartnerinnen Mildred Davis und Jobyna Ralston agiert nun die damals 22jährige Ann Christy. Gewöhnen an ihr Gesicht müssen wir uns aber nicht. Es blieb ihre einzige Zusammenarbeit mit Harold Lloyd.

Und das Publikum liebte seinen Hornbrillenträger noch immer. SPEEDY war ein voller Erfolg am Box Office und ließ Chaplin und Keaton weit hinter sich.




LIMOUSINE LOVE (Kurzfilm)
(dt. Titel: LIMOUSINE LOVE)
USA, 1928; R: Fred Guiol; D: Charley Chase, Edna Marion, Viola Richard uvm.
Erstaufführung: 14. April 1928
Ein Mann (Charley Chase) ist auf dem pannenreichen Weg zu seiner eigenen Hochzeit. Richtig in die Klemme kommt er als sich ein blinder Passagier auf seinen Rücksitz verirrt – eine nackte Frau (Viola Richard).

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Charley Chase


Eine Stummfilmlegende, die immer im Schatten der großen Chaplin, Lloyd und Keaton stand und stehen wird, ist Charley Chase. Der am 20. Oktober 1893 in Baltimore als Charles Joseph Parrott geborene Chase begann seine Karriere gemeinsam mit Charles Chaplin bei Mack Sennetts Keystone Company. Schnell wurde er zu einem der Stars des Studios und spielte die Hauptrollen und führte Regie in Dutzenden Kurzfilmen. 1920 setzte er seine Karriere bei Hal Roach fort, wo er 1923 die durch den abgewanderten Harold Lloyd schließen sollte, was ihm nur bedingt gelang. Bei Roach spielte er hinter den allmächtigen Stan Laurel und Oliver Hardy nur die zweite Geige. Auch die Erfolgsserie OUR GANG war ein schwerer Konkurrent aus dem eigenen Hause. An der Seite von Laurel und Hardy spielte er 1933 in deren Langfilm SONS OF THE DESERT (DIE WÜSTENSÖHNE). Tragisch verliefen seine letzten Lebensjahre. 1939 starb sein jüngerer Bruder, der berühmte Komiker und Regisseur an Medikantenmissbrauch. Chase, der sich immer die Schuld an dessen Tod gab und stark zu trinken begann, starb kaum ein Jahr später an einem Herzinfarkt – im Alter von nur 46 Jahren. In den USA entstand ein immer noch anhaltender Kult um den begnadeten Komiker und seine originellen Filme. Hierzulande wartet er noch auf eine breite Wiederentdeckung. Verdient hätte er es.


YOU'RE DARN TOOTIN' (Kurzfilm)
(dt. Titel: YOU'RE DARN TOOTIN')
USA, 1928; R: Edgar Kennedy; D: Stan Laurel, Oliver Hardy, Dick Gilbert uvm.
Erstaufführung: 21. April 1928
Zwei Musiker (Laurel und Hardy) werden aufgrund ihrer desaströsen Ungeschicklichkeit aus dem Orchester geworfen. So denn versuchen sie sich als Straßenmusiker über Wasser zu halten. - Unfassbar komische Komödie des unsterblichen Duos, die gut und gerne als representatives Anschauungsmaterial für das komödiantische Können von L&H herhalten kann. Die beiden ziehen alle Register ihres Slapsticks und liefern Gag auf Gag auf Gag.


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EASY VIRTUE


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EASY VIRTUE
Großbritannien, 1928
Gainsborough Pictures
Regie: Alfred Hitchcock
Produktion: Michael Balcon
Buch: Eliot Stannard, nach dem Theaterstück Easy Virtue von Noel Coward
Kamera: Claude L. McDonnell
Schnitt: Ivor Montagu
Darsteller: Isabel Jeans (Larita Filton), Franklyn Dyall (Aubrey Filton), Eric Bransby Williams (Claude Robson), Ian Hunter (Staatsanwalt), Robin Irvine (John Whittaker), Violet Farebrother (Mrs. Whittaker), Frank Elliott (Colonel Whittaker), Dacia Deane (Marion Whittaker), Dorothy Boyd (Hilda Whittaker), Enid Stamp-Taylor (Sarah), Benita Hume (Rezeptionistin), Alfred Hitchcock (Mann mit Spazierstock)
Erstaufführuung: 05. März 1928

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Filmszene


Inhalt: Nach der Scheidung von ihrem trinksüchtigen und brutalen Ehemann (Franklyn Duvall) und dem Selbstmord ihres Geliebten (Eric Bransby Williams) beginnt Larita (Isabel Jeans) ein neues Leben. Sie angelt sich einen wohlhabenden jungen Mann (Robin Irvine). Sehr zum Missfallen seiner Familie, die Larita nicht über den Weg trauen.


Relativ unbekannter Moralfetzen, der wie selbstverständlich für einen frühen Hitchcock auf einem Theaterstück basiert, in diesem Falle aus der Feder von Noel Coward. Viel zu berichten gibt es über das Drama nicht. Abgesehen von einer virtuosen - und ein paar netten Regieeinfällen plätschert der Film so vor sich hin. Auch Hitchcock hatte über EASY VIRTUE später nicht mehr so viel zu erzählen.

Dafür hat er erstmals seit THE LODGER wieder einen Cameo-Auftritt, was zu der Zeit noch nicht Standard bei ihm war. Man sieht ihn mit einem Gehstock an einem Tennisplatz.

2008 gab es eine Neuverfilmung mit Jessica Biehl, Kristin Scott Thomas und Colin Firth.




FROM SOUP TO NUTS (Kurzfilm)
(dt. Titel: PROMPTE BEDIENUNG; IMMER WENN ER TORTEN TRUG; VON DER SUPPE ZUM DESSERT; FROM SOUP TO NUTS)
USA, 1928; R: Edgar Kennedy; D: Stan Laurel, Oliver Hardy, Tiny Sandford uvm.
Erstaufführung: 24. März 1928
Zwei tolpatischige Kellner (Laurel und Hardy) verwandeln eine Dinnerparty in eine Katastrofe. - Kurzfilm, in dem sich das Team Laurel und Hardy bereits in der Form gefunden hat, wie wir sie noch heute gut kennen. Er enthält alle Wiedererkennungsmerkmale und Stereotypen, die sie unverwechselbar macht. So sind hier beide als gleichwertiges Gespann zu sehen und tragen ihre markanten Melonen. Sie schlagen sich gegenseitig und andere mit zumeist zerbrechlichen Gegenständen und mischen die Upperclass auf. Die typischen Slapstickrequisiten Sahnetorte und Bananenschale sind auch dabei – und das in Kombination.


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THE FARMER'S WIFE


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THE FARMER'S WIFE
Großbritannien, 1928
British International Pictures
Regie: Alfred Hitchcock
Buch: Eliot Stannard, Alfred Hitchcock, Leslie Arliss, J.E. Hunter, Norman Lee, nach dem Theaterstück The Farmer's Wife von Eden Phillpotts
Kamera: Jack E. Cox, Alfred Hitchcock
Schnitt: Alfred Booth
Darsteller: Jameson Thomas (Farmer Sweetland), Lillian Hall-Davis (Araminta Dench), Gordon Harker (Churdles Ash), Gibb McLaughlin (Henry Coaker), Maud Gill (Thirza Tapper), Louie Pounds (Witwe Windeatt), Olga Slade (Mary Heam), Ruth Maitland (Mercy Bassett), Antonia Brough (Susan), Haward Watts (Dick Coaker), Mollie Ellis (Sibley Sweetland)
Erstaufführuung: 02. März 1928

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Filmszene


Inhalt: Bauer sucht Frau... Farmer Sweetland (Jameson Thomas) droht nach dem Tod seiner Frau und dem Auszug seiner Tochter (Mollie Ellis) die Einsamkeit. Um dem zu entgehen entschließt er sich erneut zu heiraten. Nur wen? Mit Hilfe seines Dienstmädchens (Lilian Hall-Davis) erstellt er eine Liste mit potentiellen Heiratskandidatinnen und klappert diese ab.


Wenn dort nicht der Name Alfred Hitchcock im Vorspann gestanden hätte, man würde nicht drauf kommen, dass dieser Film von ihm ist. Wenig ist von seiner Handschrift in dieser leicht schwerfälligen Komödie zu erkennen. Einzig Gordon Harker, der schon in Hitchcocks THE RING für die komischen Momente sorgte, bringt ein wenig Wiedererkennungswert herein.

Hitchcock griff hier wieder einmal auf ein Theaterstück zurück, welches sehr erfolgreich in London lief. Dabei versuchte er die Dialoglastigkeit der Vorlage mit visuellen Mitteln ohne viele Zwischentitel in den Stummfilm zu übertragen. In seinen Augen ist ihm das nicht wirklich geglückt. Er befand THE FARMER'S WIFE später als „nicht sehr guten Film“. Von Spannung und Esprit keine Spur, der zukünftige Meister hat sich noch nicht gefunden. In Deutschland ist der Film nie erschienen.


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THE CIRCUS (DER ZIRKUS)


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THE CIRCUS
(dt. Titel: DER ZIRKUS; CIRCUS)
USA, 1928
Charles Chaplin Productions
Regie: Charles Chaplin
Produktion: Charles Chaplin
Buch: Charles Chaplin
Kamera: Roland Totheroh
Schnitt: Charles Chaplin
Darsteller: Charles Chaplin (der Tramp), Al Ernest Garcia (Zirkusdirektor), Merna Kennedy (die Stieftochter des Zirkusdirektors), Harry Crocker (Rex, der Seiltänzer / Requisiteur / Clown), George Davis (Zauberer), Henry Bergman (alter Clown), Tiny Sanford (Oberrequisiteur), John Rand (Hilfsrequisiteur), Steve Murphy (Taschendieb), Albert Austin (Clown), Charles A. Bachman (Polizist), Eugene Barry (Polizist), Jack Bernard (Mann im Zirkuspublikum), Stanley Blystone (Polizist), Heini Conklin (Clown), Bill Knight (Polizist), Toraichi Kono (Mann im Zirkuspublikum), H.L. Kyle (Mann im Zirkuspublikum), Betty Morrissey (verschwindene Dame), L.J. O'Connor (Polizist), Jack P. Pierce (Mann an den Seilen), Hugh Saxon (Mann im Zirkuspublikum), Armand Triller (Clown), Max Tyron (Diebstahlsopfer)
Erstaufführung: 06. Januar 1928

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Filmszene


Inhalt: Ein hungerleidender Tramp (Charles Chaplin) wird durch Zufall zur Hauptattraktion eines Wanderzirkus. Ohne es zu wissen wird der Tolpatsch zur abendfüllenden Lachnummer für das Publikum. Sein Interesse gilt aber auch gar nicht seiner Karriere, sondern der bezaubernden Trapezkünstlerin (Merna Kennedy), der Stieftochter des Zirkusdirektors (Al Ernest Garcia), der sie unter harter Knute hält.


THE CIRCUS gehörte für mich seit jeher zu meinen Lieblings-Chaplins. Er besticht nicht gerade durch eine komplexe Story, dafür bietet er eine der lustigsten Szenen auf, die der Meister je gedreht hat. Sei es die Eröffnungsszene auf dem Rummel mit Verfolgungsjagd ins Spiegelkabinett, die Begegnung mit dem Löwen oder der waghalsige Drahtseilakt mit den Affen (für die er tatsächlich Seiltanzen lernte und beim Dreh nicht im Geringsten getrickst wurde). Einige Momente in denen ich keine Luft mehr vor Lachen kriege und die das Genie Chaplins unterstreichen.

Chaplin selber hatte bei der Arbeit an dem Film nicht so viel zu Lachen. Dabei fing alles noch sehr gut an. Am 11. Januar 1926 begann Chaplin mit den Dreharbeiten. Am 30. März kam sein Sohn Sydney zur Welt, wenn auch Chaplin, dessen Ehe mit Lita Grey da schon zerrüttet war, sich nicht wirklich glücklich über die Geburt zeigte. Doch dann häuften sich die Tiefschläge. Zunächst wurde nach wochenlanger Arbeit das fertiggedrehte Filmmaterial beschädigt und zwangen allesamt zum Nachdreh. Am 23. August 1926 starb sein Freund und Kollege Rudolph Valentino an den Folgen einer Blinddarmentzündung und wurde am 7. September beerdigt. Chaplin war einer der Sargträger. Noch im selben Monat kam es zu einem Brand im Studio von THE CIRCUS, der die Produktion erst einmal lahm legte, ein Sturn zerstörte das Set, ein anderes Mal wurde die Deko von Srudenten gestohlen. Zwei Monate später trennte sich seine Frau Lita Grey von ihm und zog mit den Kindern aus, woraufhin er die Dreharbeiten zu dem Film komplett aufs Eis legte. Im Januar 1927 reichte Grey die Scheidung ein. Zudem war auch noch der Fiskus hinter Charles Chaplin her. Er zahlt eine Million Dollar Steuern nach und erlitt einen Nervenzusammenbruch.

Am 6. September 1927, wenige Tage nach Vollzug seiner Scheidung, nahm Chaplin die Arbeit an THE CIRCUS wieder auf, im November schließt er die Dreharbeiten ab. Am 6. Januar 1928 feierte THE CIRCUS seine Premiere im Strand Theatre von New York, aufgezogen wie eine Zirkusnunmmrt mit Clowns und Artisten. Chaplin war da schon längst mit den Vorbereitungen zu seinem nächsten Film CITY LIGHTS in Gange. Die 900.000 Dollar Kosten von THE CIRCUS waren schnell wieder eingespielt. Der Film ist wie selbstverständlich ein Klassiker geworden und Chaplin bereitete ihn 1969 für eine Wiederaufführung wieder auf. In seiner Autobiographie erwähnte er THE CIRCUS, der ihm einen Ehrenoscar bescherte, aber mit keinem Wort.


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DOWNHILL (ABWÄRTS)


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DOWNHILL
(dt. Titel: ABWÄRTS; DOWNHILL)
Großbritannien, 1927
Gainsborough Pictures
Regie: Alfred Hitchcock
Produktion: Michael Balcon, C.M. Woolf
Buch: Eliot Stannard, nach dem Theaterstück Down Hill von Constance Collier und Ivor Novello
Kamera: Claude L. McDonnell
Schnitt: Lionel Rich, Ivor Montagu
Darsteller: Ivor Novello (Roddy Berwick), Robin Irvine (Tim Wakely), Isabel Jeans (Julia), Ian Hunter (Archie), Norman McKinnel (Sir Thomas Berwick), Annette Benson (Mabel), Sybil Rhode (Sybil Wakely), Lilian Braithwaite (Lady Berwick), Violet Farebrother (die Diechterin), Ben Webster (Dr. Dawson), Hannah Jones (Kleidermacherin), Jerrold Robertshaw (Reverend Henry Wakely), Barbara Gott (Madame Michet), Alf Goddard (der Schwede), J. Nelson (Hibbert), Daisy Jackson (verführerische Kellnerin)
Erstaufführuung: 24. Oktober 1927

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Filmszene


Inhalt: Roddy (Ivor Novello), Sprössling einer reichen englischen Familie, ist Bilderbuchabsolvent eines Eliteinternats. Er genießt großes Ansehen bei Schülern und Lehrer, ist Schülersprecher und Kapitän der Rugbymannschaft. Doch für ihn kommts dicke als er von einer Kellnerin (Daisy Johnson) fälschlicherweise der Belästigung bezichtigt wird. Um seinen besten Freund Tim (Robin Irvine) zu schützen, der der eigentliche Übeltäter ist und mit dem er einen Loyalitätspakt schwor, nimmt er die Tat auf seine Kappe und wird der Schule verwiesen. Die Umstände führen zu einem Streit mit seinem Vater (Norman McKinnel) und Roddy nimmt Reißaus. Roddy verliert seinen Halt und taumelt immer weiter abwärts...


Ein Drama um Freundschaft und Solidarität, dass Alfred Hitchcock nach THE LODGER aus dem selben Jahr erneut mit Hauptdarsteller Ivor Novello zusammenführt, auf dessen Theaterstück Down Hill auch dieser Film basiert.

In DOWNHILL, der wie Hitchcocks vorige Werke wieder einmal mehr ein Kritiker- denn ein Publikumserfolg war, beweist der Meister erneut sein Spürsinn für Präzision und Ökonomie. Seinem großen Idol Murnau nacheifernd versucht Hitch den Gebrauch von Zwischentiteln auf ein Mininmum zu reduzieren. Hitchcock selbst hatte für den Film später nicht mehr viele freundliche Worte übrig. Er fand das Stück, das als Vorlage diente allenfalls mittelmäßig, auch fand er einige eigene Regieeinfälle höchst naiv. Aber er bekam ja noch genug Gelegenheiten es besser zu machen.

Hitchcock drehte hier das letzte Mal mit Ivor Novello, dem im nachhinein keine große Karriere beim Film beschieden war. 1934 drehte der Waliser seinen letzten Film AUTUMN CIRCUS, bevor er sich ganz auf das Theater und eine erfolgversprechende Musikerlaufbahn konzentrierte. Novello starb 1951 im Alter von 58 Jahren an Thrombose. In der Folge wurde der Ivor Novello Award ins Leben gerufen, der zu einem der renommiertesten Musikpreise avancierte.



PUTTING PANTS ON PHILIP (Kurzfilm)
(dt. Titel: DER MANN IM WEIBERROCK; HOSEN FÜR PHILIP; EIN BRUTALER HOSENKAUF; DER JÜNGLING AUS DER FREMDE; PUTTING PANTS ON PHILIP)
USA, 1927; R: Clyde Bruckman; D: Stan Laurel, Oliver Hardy, Charles A. Buchman uvm.
Erstaufführung: 03. Dezember 1927
Der Amerikaner Piedmont Mumblethunder (Oliver Hardy) bekommt Besuch von seinem schottischen Neffen Philip (Stan Laurel). Zu seinem Entsetzen trägt dieser den landestypischen Kilt, womit er zur Lachnummer und zum Skandal wird und ein schlechtes Licht auch auf Piedmont wirft. Eine Hose muss her...

Amüsanter Aufeinaderprall der Kulturen in einem Two-Reeler, der nach einem guten Dutzend gemeinsamer Kurzfilme Stan Laurel und Oliver Hardy erstmals als gleichwertiges Duo präsentiert. Kennt man sie aus späteren Filmen als Freundespaar wie Pech und Schwefel (niemals ohne Melone unterwegs), folgen ihre frühen Werke eher den Strukturen des Buddy-Films. Es kreuzen sich ihre Wege zu Beginn des Films, können sich nicht leiden und müssen sich im Laufe der Handlung irgendwie zusammenraufen. Die bekannte Rollenverteilung ist hier aber schon deutlich gegeben. Stan Laurel gibt die naive Unschuld, die den geistig überlegenen Oliver Hardy zielsicher in die ungemütlichsten Situationen katapultiert.


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THE JAZZ SINGER (DER JAZZSÄNGER)


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THE JAZZ SINGER
(dt. Titel: DER JAZZSÄNGER)
USA, 1927
Warner Bros. Pictures
Regie: Alan Crosland
Buch: Alfred A. Cohn, nach dem Musical The Jazz Singer von Samson Raphaelson
Kamera: Hal Mohr
Schnitt: Harold McCord
Musik: Louis Silvers
Darsteller: Al Jolson (Jake Rabinowitz / Jack Robin), May MacAvoy (Mary Dale), Warner Oland (Kantor Rabinowitz), Eugenie Besserer (Sara Rabinowitz), Otto Lederer (Moisha Yudelson), Robert Gordon (Jake Rabinowitz mit 13), Richard Tucker (Harry Lee), Kantor Joseff Rosenblatt (himself), Jane Arden, Ernest Belcher (Choreograph), Violet Bird, Nat Carr (Levi), Claire Delmar, William Demarest (Steve Martin), Neely Edwards (Tanzregisseur), Audrey Ferris (Chormädchen), Joseph Green, Ena Gregory, Roscoe Karns (Agent), Myrna Loy (Chormädchen), Margaret Oliver, Anders Randolf (Dillings), Carolynne Snowden (Mädchen), Marie Stapleton, Will Walling (Arzt)
Erstaufführuung: 06. Oktober 1927

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Filmszene


Inhalt: Schon seit seiner Kindheit träumt Jake Rabinowitz (Al Jolson) von einer Karriere als Ragtime-Sänger. Sehr zum Leidwesen seines Vater, Kantor Rabinowitz (Warner Oland), der lieber sähe, dass sein Sohn der alten Familientradition folgt und in seine Fußstapfen tritt. Es folgt der unvermeidliche Bruch zwischen den Beiden. Jahre später, als seine Karriere so richtig in Fahrt in kommt, sucht Jake das Gespräch mit seinem Vater. Doch der zeigt sich weiterhin unversöhnlich.


Trotz aller redlicher Bemühungen diverser Tüftler in den ersten Jahren nach der Jahrhundertwende den Film sprechen zu lassen, behielt der Stummfilm eine unumstößliche Vormachtstellung. Puristen malten schwarz und befürchteten den Tod des Films als Kunsftform und den unwiderbringlichen Verlust der Bildsprache. Auch das zahlende Publikum konnte der Vorstellung von tönenden Filmen nichts abgewinnen und zeigten Desinteresse. Demzufolge rüstete auch kein Kinobetreiber für teures Geld auf Tonfilm um, zumal auch gar kein einheitlich genormtes Verfahren zu Aufnahme und Wiedergabe verfügbar war, auf das man setzen konnte. Das Kellum-System, bei dem der Film mit einem Phonographen gekoppelt wird, der den Ton automatisch zum Bild synchronisiert, verschreckte mehr als das es faszinierte. D.W. Griffith setzte Kellum 1921 bei seinem von ihm selbst finanzierten DREAM STREET ein und ging damit fürchterlich baden.

Erst die Perfektionierun des Lichttonspurverfahrens durch Lee de Forest und Thodore Willard Case brachte den entscheidenden Durchbruch. Ab 1922 produzierte de Forest unzählige Kurzfilme, die seine Innovation bekannt machen sollten. Forests Verfahren wurde allgemein positiv aufgenommen, für eine kommerzielle Auswertung fehlte es allerdings an Kapital und Unterstützung.

1925 waren es die vier Warner-Brüder, die ihr Unternehmen zu einem der größten US-Filmstudios aufgebaut haben, die von der Lichttonspur überzeugt, einen massiven Versuch starteten, den Tonfilm endgültig zu etablieren. So waren es auch die Warner Brothers, die das Radio in die Wohnzimmer der Nation brachten, was dem Wunsch des Publikums nach akustischer Sprache und Musik Futter gab. Die Warner gingen ein Risiko ein, wenn auch ein kalkulierbares. Sie verfügten über eigene Kinos, was ein großer Vorteil sein sollte. Zwischen 1925 und 1927 drehten sie Tonkurzfilme, sogenannte „Talkies“, mit vornehmlich experimentellen oder dokumentarischen Charakter. Erster abendfüllende Achtungserfolg war der nachträglich zum Tonfilm modifizierte Stummfilm DON JUAN von 1926. Es war jedoch der Erfolg der Kurzfilme, der aufzeigte, was das Erfolgsrezept der frühen Tonära werden sollte – die Musik.

Einer der erfolgreichsten dieser Kurzfilme war 1926 A PLANTATION ACT mit Al Jolson, zu der Zeit schlicht der größte Gesangsstar der Welt. Er war es auch der sofort zusagte, als dem zunächst für die Hauptrolle vorgesehenene George Jessel wegen zu hoher Gagenforderungen für das neueste Warner Bros.-Projekt THE JAZZ SINGER eine Abfuhr erteilt wurde. Sowohl für die WB als auch für Al Jolson eine glückliche Fügung.

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Erfolgreicher Werbefeldzug


Am 06. Oktober 1927, einem Tag nach dem Sam Warner nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von 40 Jahren starb, feierte THE JAZZ SINGER seine triumphale Premiere im Tower Theater in Los Angeles. Die Story um den jungen Menschen, der den tradiotionellen Zwängen seiner Familie entkommt, um seiner wahren Bestimmung zu folgen ist so banal wie uralt. Was das Publikum faszinierte war der Ton respektive die Musik. In THE JAZZ SINGER waren bis auf wenige gesprochene Sätze ausschießlich die musikalischen Einlagen vertont. Die Dialoge wurden weiterhin stumm mit Zwischentiteln vorgetragen. Das hatte keine dramaturgischen Gründe, sondern beruhte einfach darauf, dass man sich nicht traute so radikal mit den etablierten Regeln des Stummfilms zu brechen. Doch die Revolution hatte begonnen.

Konnte sich der Stummfilm nach THE JAZZ SINGER noch eine zeitlang behaupten, wurden Tonfilme irgendwann inflationär hergestellt. Das Publikum wollte nur noch „Talkies“ sehen bzw. hören, so schlecht sie auch sein mochten. Zumeist wurde dabei die Story um die Musik gebaut – der Musicalfilm war geboren und beherrschte die Szene. Der erste Film, der komplett auf akustische Dialoge setzte war LIGHTS OF NEW YORK (1928). Stummfilme wurden nachträglich zu Tonfilmen umgearbeitet und neue Probleme tauchten auf.

Erst einmal erwies sich die Innovation als Disaster für viele Stummfilmstars. So war beispielsweise die Karriere von John Gilbert, einem der bestbezahltesten Stars Hollywoods über Nacht ruiniert. Der charismatische Darsteller litt unter dem Gerücht, eine unerträgliche Fistelstimme zu haben. Obwohl faktisch das Gegenteil der Fall war, verweigerte sich ihm das Publikum. Auch Mary Pickford sah man wohl lieber in Stumm- als in Tonfilmen. Da konnte auch ein Oscar für ihre erste Sprechrolle in Coquette (1929) nichts dran ändern.

Ein weitere Haken war die Tatsache, dass Filme nun nicht mehr international vermarktet werden konnte. Die Möglichkeit einen Film zu synchronisieren war noch nicht gegeben. So behalf man sich teilweise damit, den selben Film in mehrsprachigen Fassungen mit muttersprachlichen Darstellern zu drehen. Waren international bekannte Stars am Werk wie etwa Buster Keaton oder Laurel & Hardy am Werk, ließ man sie selber in der Fremdsprache reden, was zumeist zu merkwürdigen Resultaten führte. Dennoch sollte der Tonfilm den Stummfilm in fünf Jahren komplett abgelöst haben.

Al Jolsons Filmsatz „Wait a minute, wait a minute. You ain't heard nothing yet“, den er während der Gesangsaufnahmen improvisierte erwies sich als prophetisch. Bei der ersten Verleihung der Academy Awards bekam THE JAZZ SINGER den Honoray Award für seine Pionierleistung. Alfred A. Cohns nominiertes Drehbuch ging leer aus. 1996 wurde der Film ins National Film Registry aufgenommen.

Es entstanden zwei Remakes (1952 und 1980), die freilich neben dem Original völlig bedeutungs- und sinnlos erscheinen.





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