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Cine-Phil schreibt Filmgeschichte

Ein historischer FIlmtageblog

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THE RING (DER WELTMEISTER)


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THE RING
(dt. Titel: DER WELTMEISTER)
Großbritannien, 1927
British International Pictures
Regie: Alfred Hitchcock
Produktion: John Maxwell
Buch: Alfred Hitchcock, Alma Reville
Kamera: Jack E. Cox
Musik: Vivek Maddala
Darsteller: Carl Brisson ('One Round' Jack Sander), Lillian Hall-Davis (das Mädchen), Ian Hunter (Bob Corby), Forrester Harvey (der Promoter), Harry Terry (der Showman), Gordon Harker (Jacks Trainer), Charles Farrell (Sekundant), Clare Greet (Wahrsagerin), Tom Helmore, Minnie Rayner (Frau des Boxgegners), Brandy Walker (Zuschauer), Billy Wells (Boxer)
Erstaufführuung: 01. Oktober 1927

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Filmszene


Inhalt: Jahrmarkt-Boxer 'One Round' Jack Sander (Carl Brisson) schlägt sich so durch. Bis er die Chance erhält als Sparringspartner für den Champion Bob Corby (Ian Hunter) sein Geld zu verdienen. Er nutzt seine Chance und kämpft sich nach ganz oben – und um die Liebe seiner Frau (Lillian Hall-Davis), die eine Affäre mit Corby hat.


Mit seinem vierten Film (DOWNHILL und EASY VIRTUE entstanden zwar früher, wurden aber erst nach THE RING veröffentlicht) liefert Alfred Hitchcock die Blaupause zu ROCKY und Consorten. THE RING ist einer reinrassiges Sportlerdrama mit allen Klischees, die dazu gehören.

Auch in THE RING ist eine Weiterentwicklung des jungen Hitchcock deutlich. Er bringt viele unverbrauchte Ideen ein und hebt den eher mittelmäßig geschriebenen Stoff aus dem Durchschnitt heraus. Hitch sehr schrägem Humor setzt viele kleine Symbole ein, die der Charakterisierung der Figuren dienen und der Geschichte zu mehr Tiefe verhelfen. Sie deuten zu lassen, ist eine der vielen Freuden, die Hitchcock seinem Publikum bietet und sich auch noch in seinen späteren Werken finden lässt.

Ein großer kommerzieller Erfolg war THE RING nicht, dafür kam er bei der Kritik gut an und etablierte Techniken und Stilmittel, die von anderen Regisseuren aufgenommen wurden und heute zum Standardrepertoire des Filmemachens gehören.


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WINGS


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WINGS
(dt. Titel: WINGS)
USA, 1927
Paramount Famous Lasky Corporation
Regie: William A. Wellman, Harry d'Abbadie d'Arrast
Produktion: Lucien Hubbard
Buch: Hope Loring, Louis D. Lighton
Kamera: Harry Perry
Schnitt: E. Lloyd Sheldon, Lucien Hubbard
Darsteller: Clara Bow (Mary Preston), Charles Rogers (Jack Powell), Richard Arlen (David Armstrong), Jobyna Ralston (Sylvia Lewis), El Brendel (Herman Schwimpf), Richard Tucker (Air Commander), Gary Cooper (Cadet White), Gunboat Smith (Sergeant), Henry B. Walthall (Davids Vater), Roscoe Karns (Lieutenant Cameron), Julia Swayne Gordon (Davids Mutter), Arlette Marchal (Celeste), Charles Barton (flirtender Soldat), Thomas Carrigan, Thomas Carr (Aviator), Margery Chapin (Bäuerin), Andy Clark, Nigel De Brulier (Bauer), Hal George, Dick Grace (Aviator), William Hickey (Charlton Blanchard), Hedda Hopper (Mrs. Powell), George Irving (Mr. Powell), Robert Livingston (Rekrut), James Pierce (Army MP), Rod Rogers (Aviator), Frank Tomick, Carl von Haartman (deutscher Offizier), Gloria Wellman (Bauernkind), William A. Wellman (Infanterist), Zalla Zarana
Erstaufführuung: 12. August 1927

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Filmszene


Inhalt: Rivalen in der Liebe, Kameraden im Cockpit. Jack (Charles Rogers) und David (Richard Arlen) zwei amerikanische Kleinstadtjungs werden im 1. Weltkrieg als Kampfpiloten rekrutiert. Beide sind in das selbe Mädchen (Jobyna Ralston) verliebt. Sehr zum Verdruss von Mary (Clara Bow), die ein Auge auf Jack geworfen hat.


1927 war die Luftfahrt in aller Munde. Am 21. Mai 1927 landete der Postbeamte Charles Lindbergh mit seiner Maschine Spirit of St. Louis nach 33stündigen Nonstop-Flugs über den Atlantik von New York aus in Paris. Lindbergh wurde mit der Pioniertat zum Nationalhelden. Unmittelbar danach versuchten unzählige Nachahmer weitere Rekordversuche in Flugzeugen.

Der Film zum Trend hieß WINGS. Ein kriegsverherrlichendes Heldenepos wie es amerikanischer kaum sein kann. Spektakuläre, innovative Flugkampfszenen mit ungewohnt beweglicher Kamera in einem Weltkriegsdrama voll Kitsch und Pathos und dabei perfekt inszeniert. Das klingt doch nach einem Oscargewinner. Und in der Tat wurde WINGS am 16. Mai 1929 bei der allerersten Verleihung der Academy Awards, die damals noch nicht Oscars hießen, mit der Trophäe für den Besten Film ausgezeichnet, womit er der einzige Stummfilm bleiben soll, dem diese Ehre zuteil wurde. Zudem nach Roy Pomeroy noch den Preis für die Besten Engineering Effects entgegen, welcher in dem Jahr das erste und einzige Mal vergeben wurde.

Star des Films ist die für ihre Kurven bekannte Clara Bow, die ihre entzückenden Formen zu ihrem Unglück jedoch in ihrer Uniform nicht zeigen konnte, wofür extra eine Szene geschrieben wurde, in der sie etwas offenherziger bewundert werden konnte. Sowohl für Charles 'Buddy' Rogers als auch für Richard Arlen (selber Kampfpilot im 1. Weltkrieg) bedeutete der Film der Durchbruch. Die größte Karriere im Folgenden dürfte jedoch wohl Gary Cooper hingelegt haben, der hier noch einem kurzen Auftritt zu sehen ist.




SAILORS BEWARE (Kurzfilm)
(dt. Titel: DIE DAME MIT DEM LANGEN FINGERN; DER LÜMMEL IM KINDERWAGEN)
USA, 1927; R: Fred Guiol, Hal Roach; D: Stan Laurel, Oliver Hardy, Anita Garvin uvm.
Erstaufführung: 25. September 1927
Taxifahrer Chester Chaste (Stan Laurel), nur versehentlich auf dem Schiff, und Zahlmeister Cryder (Oliver Hardy) kommen auf einem Ausflugsdampfer einer Trickbetrügerin (Anita Garvin) in die Quere.

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Oliver Hardy (li.) und Stan Laurel


Nu' haben sie sich endlich gefunden. Stan Laurel und Oliver Hardy, ein Gespann wie Pech und Donner. Der gebürtige Brite Stan Laurel (Baujahr 1890) kam wie sein Vater vom Theater. Die Schauspielerei verschlug ihn nach Amerika, wo er nach diversen Kurzfilmauftritten auch blieb. Als Schüler von Charles Chaplin lernte er die Kunst des Slapstick aus dem Effeff, bis er dann auf Hal Roach traf. Nach einigen Kurzengagements bei anderen Studios blieb er Roach treu. Ein paar seiner Kurzfilme aus dieser Zeit habe ich ja bereits besprochen. 1926 kreuzten sich ein zweites Mal die Wege von Stan Laurel und Oliver Hardy, der nun auch bei Roach unter Vertrag stand. Sie waren zwar bereits 1921 in dem Kurzfilm THE LUCKY DOG zusammen zu sehen, dies aber nur zufällig und in kleinen Nebenrollen. Diese erneute Begegnung sollte Geschichte schreiben. Hardy kam 1892 in Harlem zur Welt. Auch er hatte britisches Blut in sich. Seine Eltern kamen aus Schottland und England. Er brach sein Jurastudium zu Gunsten einer Karriere als Schauspieler ab und spielte in diversen Serials bevor er auf Hal Roach und damit auf seinen zukünftigen Dauerpartner Stan Laurel traf.

Als Team standen sie erstmals 1926 in 45 MINUTES FROM HOLLYWOOD vor der Kamera. Was folgte ist Legende. Sie bevorzugten die Form des Kurzfilms, später folgten auch Langfilme, als Kurzfilme nicht mehr so gut vermarktet werden konnten. In Deutschland wurden unter der nicht schmeichelhaften und unsäglichen Firmierung „Dick und Doof“ bekannt, wovon man heutzutage zum Glück weit Abstand nimmt.

SAILORS BEWARE ist ihr 9. gemeinsamer Film unter Hal Roach und bietet Slapstick vom Feinsten. Laurel und Hardy haben sich gefunden und wir werden sie noch weiter begleiten.


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THE LODGER: A STORY OF THE LONDON FOG (DER MIETER)


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THE LODGER: A STORY OF THE LONDON FOG
(dt. Titel: DER MIETER; THE LODGER)
Großbritannien, 1927
Gainsborough Pictures / Carlyle Blackwell Productions
Regie: Alfred Hitchcock
Produktion: Michael Balcon, Carlyle Blackwell
Buch: Eliot Stannard, Alfred Hitchcock nach dem Roman The Lodger: A Story of the London Fog und dem Theaterstück Who is he? von Marie Belloc Lowndes
Kamera: Gaetano di Ventimiglia, Hal Young
Schnitt: Ivor Montagu
Darsteller: Marie Ault (die Hauswirtin), Arthur Chesney (ihr Ehemann), June (Daisy), Malcolm Keen (Joe), Ivor Novello (der Mieter), Reginald Gardiner, Eve Gray (Mordopfer), Alfred Hitchcock, Alma Reville (Frau)
Erstaufführuung: 24. Februar 1927

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Filmszene


Inhalt: London wird erschüttert von einer Mordserie, der immer mehr Blondinen zum Opfer fallen. Unterdessen mietet sich ein mysteriöser Besucher (Ivor Novello) in eine Pension ein, der auffallend großes Interesse an der blonden Daisy (June), der Tochter des Hauses, zeigt.


THE LODGER: Alfred Hitchcocks dritter Film und derjenige, dem der Meister das Prädikat „der erste richtige Hitchcock-Film“ verlieh. In diesem Stummfilm sind alle Ingredenzien zu finden, die einen richtigen Hitchcock ausmachen.

Bis zum Anschlag dreht der „Master of Suspense“ die Spannungsschraube zu. Dabei ist hier schon das Thema des unschuldig Verdächtigten vorzufinden, das Motiv welches sich wie ein roter Faden durch das Werk des Regisseurs zieht. Auf den Stoff aufmerksam ist er geworden, als er in London das Kriminalstück Who is he? von Marie Belloc Lowndes sah, einer Adaption ihres Romanes The Lodger: A Story of the London Fog. „Hitch“ war begeistert und machte sich daran, die Geschichte auf die Leinwand zu bringen. Dabei übernahm er auch gleich den Hauptdarsteller des Stücks, Ivor Novello, der noch des öfteren für ihn vor der Kamera stehen sollte. Um ihn verpflichten zu können verzichtete Hitchcock gar auf den Plan, den Film mit einem düsteren, ungewissen Ende zu versehen.

Besonderes inszenatorisches Kabinettstückchen war das Filmen von Fußschritten durch eine Glasplatte, um die donnernden Trittgeräusche des Mieters in der Pension zu visualisieren.

Auffällig auch, dass hier nur blonde, junge Frauen dem Serienmörder zum Opfer fallen. Hitchcock hatte ja bekanntlich eine gestörte Obsession zu blonden Frauen, wo einige seiner blondbelockten weiblichen Stars arg drunter zu leiden hatten.

Mit THE LODGER etablierte Hitchcock auch sein Markenzeichen, dem obligatorischen Kurzauftritt seiner selbst in jedem seiner Filme. In THE LODGER gibt es derer gar zwei. Einmal ist „Hitch“ in einer Zeitungsredaktion zu sehen, das andere Mal in der Meute, die den vermeintlichen „Avenger“ stellen will. Für Hitchcock war es hier noch reiner Pragmatismus, der ihn zum Cameo verleitete, später wurde es nach seinem Bekunden Aberglaube und schließlich zum Running Gag seiner Filme.


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THE KID BROTHER (HAROLD, DER PECHVOGEL)


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THE KID BROTHER
(dt. Titel: HAROLD, DER PECHVOGEL; HAROLD, DER HELD; THE KID BROTHER)
USA, 1927
The Harold Lloyd Corporation
Regie: Ted Wilde, Lewis Milestone, Harold Lloyd
Produktion: Harold Lloyd, Adolph Zukor, Jesse L. Lasky
Buch: John Grey, Lex Neal
Kamera: Walter Lundin
Schnitt: Allen McNeil
Darsteller: Harold Lloyd (Harold Hickory), Jobyna Ralston (Mary Powers), Walter James (Jim Hickory), Leo Willis (Leo Hickory), Olin Francis (Olin Hickory), Constantine Romanoff (Sandoni), Eddie Boland (“Flash” Farrell), Frank Lanning (Sam Hooper), Ralph Yearsley (Hank Hooper), Fred Brown, Lem Hardy, Gus Leonard, Jim MacIntyre, Arthur Millett, Frank Mitchell, Roger Moore, Frank Nelson, George Redding, Joe Ryan, Clyde Snyder, Peter Toolol, George Turner
Erstaufführuung: 17. Januar 1927

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Filmszene


Inhalt: Der Wilde Westen. Hier herrschen noch raue Sitten, hier gibt’s nur ganze Kerle – und Harold (Harold Lloyd), schmächtiger Hasenfuß, der doch so gern wär wie sein Vater, dem Sheriff (Walter James) und seinem Vater zur Seite stehenden Brüder. Als eine Bande Krimineller in der Stadt auftaucht hat er die Chance zu beweisen aus welchem Holz er geschnitzt ist. Doch er versagt auf der ganzen Linie und verknallt sich zu allem Überfluss auch noch in Mary (Jobyna Ralston), der Ganoventochter.


Harold Lloyd ist hier wieder in einer „character comedy“ zu sehen, in deren Mittelpunkt die Figurenentwicklung steht. THE KID BROTHER, ein Remake des unbekannten Hal-Roach-Films THE WHITE SLEEP von 1924, war der erwartete Erfolg an den Kinokassen und Harold Lloyds persönlicher Lieblingsfilm. Zu einem Klassiker der Schuhgröße eines SAFETY LAST! oder eines THE FRESHMAN reichte es jedoch nicht.

Einen bedeutenden Teil des Films drehte der spätere Oscar-Preisträger Lewis Milestone (ALL QUIET ON THE WESTERN FRONT). Er geriet jedoch in Konflikt mit den United Artists, bei denen er noch unter Vertrag stand. So brach er die Regiearbeit ab und bliebt ungeannt. Drehbuchautor Ted Wilde und Harold Lloyd brachten den ersten Film ohne das gewohnte Regiegespann Fred C. Newmeyer/Sam Taylor zu Ende.

THE KID BROTHER bedeutete auch die letzte Zusammenarbeit Lloyds mit seiner Partnerin Jobyna Ralston, die nicht mehr nur auf Komödien festgelegt werden wollte. Im selben Jahr spielte sie in dem Drama WINGS, dem Film, der als Erster mit dem Academy Award ausgezeichnet wurde.


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METROPOLIS


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METROPOLIS
Deutschland, 1927
Universum Film (UFA)
Regie: Fritz Lang
Produktion: Erich Pommer
Buch: Thea von Harbou, Fritz Lang, nach dem Roman Metropolis von Thea von Harbou
Kamera: Karl Freund, Günther Rittau, Walter Ruttmann
Musik: Gottfried Huppertz
Darsteller: Alfred Abel (Joh Fredersen), Gustav Fröhlich (Freder), Rudolf Klein-Rogge (C.A. Rotwang), Fritz Rasp (der Schmale), Theodor Loos (Josaphat), Erwin Biswanger (11811), Heinrich George (Grot), Brigitte Helm (Maria / der Roboter), Fritz Alberti (der kreative Mensch), Grete Berger (Arbeiterin), Olly Boeheim (Arbeiterin), Max Dietze (Arbeiter), Ellen Frey (Arbeiterin), Beatrice Garga (Frau des Ewigen Gartens), Heinrich Gotho (Zeremonienmeister), Dolly Grey (Arbeiterin), Anny Hintze (Frau des Ewigen Gartens), Georg John (Arbeiter, der die Explosion auslöst), Walter Kuehle (Arbeiter), Margarete Lanner (Dame im Auto), Rose Lichtenstein (Arbeiterin), Hanns Leo Reich (Marinus), Arthur Reinhardt (Arbeiter), Curt Siodmak (Arbeiter), Henrietta Siodmak (Arbeiterin), Olaf Storm (Jan), Erwin Vater (Arbeiter), Rolf von Goth (Sohn im Ewigen Garten), Helen von Münchofen (Frau im Ewigen Garten), Helene Weigel (Arbeiterin), Hilde Woitscheff (Frau im Ewigen Garten)
Erstaufführung: 10. Januar 1927

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Filmszene mit Alfred Abel (li.) und Rudolf Klein-Rogge


Inhalt: In Metropolis einer anonymen Großstadt der Neuzeit, zwischen kalten Betonklötzen von Wolkenkratzern und dicht befahrernen Straßen klafft der Abgrund zwischen den in den Kellern der Stadt vegetierenden ausgebeuteten Arbeitermassen und der in paradischen Zuständen schwelgenden Elite. Es rumort in den Gewölben. Aufgewiegelt von der Arbeitertochter Maria (Brigitte Helm) begehrt die Unterschicht auf gegen den Konzernmagnaten Fredersen (Alfred Abel). Dessen Sohn Freder (Gustav Fröhlich), beseelt von dem Anblick Marias, dämmern so langsam die vor sich gehenden Ungerechtigkeiten und mischt sich ein. Fredersen sieht nicht tatenlos zu und schmiedet ausgerechnet mit seinem Erzfeind, dem exzentrischen Erfinder Rotwang (Rudolf Klein-Rogge) einen finsteren Plan, der jeden Widerstand zurückschlagen soll. Eine von Rotwang entwickelte Menschmaschine soll den Platz von Maria einnehmen und die Rebellion beenden.


Das nenne ich mal ein Jahrhundert-Timing. Exakt an dem Tag, an dem der Film METROPOLIS im Rahmen meines Filmtageblogs an der Reihe wäre, feiert die nahezu rekonstruierte Premierenfassung ihre neue Erstaufführung bei den 60. Filmfestspielen von Berlin. Gleichzeitig neben der Berlinale-Aufführung im Friedrichstadt-Palast wird der Film sowohl in Frankfurt in der Alten Oper als auch als Public-Viewing-Event (Tausenden Besuchern) am Brandenburger Tor gezeigt. Gleichzeitig wird diese restaurierte Fassung in HD auf Arte ausgestrahlt. Begleitet von der Livemusik aus Berlin. Welch eine Sensation diese restaurierte Fassung darstellt muss man keinem Cinephilen erklären.

So nahm eine filmische Jahrhundert-Odyssee (vorerst) ein versöhnliches Ende.

Begonnen hat alles 1924 als Thea von Harbou, damalige Ehefrau von Fritz Lang und Autorin der meisten seiner Werke das Drehbuch zu METROPOLIS nach einer Idee Langs fertigstellte. Früh hatte Lang schon genauere Vorstellungen von der Architektur der fiktiven Stadt. Im Wolkenkratzer-Moloch New York Citys holte er sich seine Inspiration – und bewies mit seiner Vision einer futurischtischen Großstadt mehr Weitblick als er sich zu träumen gewagt hätte.

Bereits die Dreharbeiten wuchsen sich zu einer mittleren Katastrophe hinauf. Die Ufa sah in METROPOLIS zwar ihr Prestigeobjekt, das es der teuerste deutsche Stummfilm aller Zeiten werden sollten war so aber auch nicht geplant. Das Budget von knapp 1,3 Millionen Reichsmark reichte schon nach kurzer Zeit nicht mehr. Die Produktion mit etwa 37.000 Statisten hatte immer wieder mit verschiedensten Widrigkeiten zu kämpfen. So soff beispielsweise ein großer Teil der immens aufwendigen Kulissen beim Dreh der Finalszenen ab. Immer wieder musste nachgedreht werden, sogar noch als der Film schon auf dem Schneidetisch lag. Am Ende standen verpulverte 5 Millionen Reichsmark zu Buche, die den Ufa-Verantwortlichen die Haare zu Berge stehen ließen. Als Verantwortlicher dafür wurde Erfolgsproduzent Erich Pommer ausgemacht, der von der Ufa noch vor Ende der Dreharbeiten, die sich vom Mai 1925 bis zum Oktober 1926 hinzogen, gechasst wurde.

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Bild vom METROPOLIS-Set mit Brigitte Helm (m.)


Am 10. Januar 1927 feierte METROPOLIS dann im Ufa-Palast am Zoo in Berlin endlich seine Weltpremiere. Aber noch lange nicht sein Happy End. Das 600 Sitzpätze starke Ufa-Kino am Nollendorfplatz war exklusiver Aufführungsort für den mit viel Werberummel angepriesenen Film. Doch die zeitgenössische Kritik war nicht sehr gnädig mit Langs ambitionierter Dystopie. Einmütig gelobt wurde stets zwar Langs visionäre Bildsprache und die bahnbrechenden Spezialeffekte, als Schwachpunkt galt allgemein jedoch Thea von Harbous Drehbuch. Als allzu simpel und naiv wurde die vordergründige Sozialkritik des Filmes abgekanzelt. Auch Fritz Lang selber mochte das fertigstellte Werk nicht sonderlich. Er gab der Kritik recht und empfand das Skript als zu kitschig und den Sinnspruch „Mittler zwischen Hirn und Hand muss das Herz sein“ als zu einfach für die Lösung einer sozialen Frage. Erst sehr viel später sei ihm bewußt geworden wie viel Wahrheit doch in der simplen Formel steckte. Diese Erkenntnis kam jedoch beinahe zu spät. Nachdem der Film in fünf Monaten gerade einmal 15.000 Zuschauer (unter ihnen ein begeisterter Argentinier) zog, wurde er am 13. Mai von der Ufa aus dem Kino genommen. Die nunmehr durch METROPOLIS beinahe ruinierte Produktionsfirma, die nur durch die Mehrheitsübernahme des Investors Alfred Hugenberg im März 1926 vor dem völligen Bankrott bewahrt werden konnte, zielte auf Schadensbegrenzung und versuchte, auch auf Druck der amerikanischen Vertragspartner Paramount Pictures, den ursprünglich 210 langen Film mit einer auf 93 Minuten zusammgestutzten Fassung einem breiteren Publikum schmackhaft zu machen. Diese Rumpffassung kam dann ab dem 25. August 1927 zum Einsatz in Deutschland, der USA und der Rest der Welt. Doch auch diesmal wurde ihm ein Publikumserfolg verwährt. Noch schlimmer: das aus der Premierenfassung herausgekürzte Material wurde komplett vernichtet, auch um das Silber aus dem kostbaren Filmmaterial zurückzugewinnen.

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"Der neue Turm Babel" Zukunftsvision Fritz Langs anno 1927


Doch ein Film wie METROPOLIS ist einfach nicht totzukriegen. Langs Karriere erlitt keinen größeren Schaden. Zunächst musste er sich zwar mit kleinen Budgets begnügen, doch mit SPIONE (1928) und FRAU IM MOND (1929) konnte er wieder bei Kritik und Publikum punkten, bevor er mit seinem ersten Tonfilm M – EINE STADT SUCHT EINEN MÖRDER (1931) überschwänglichen Zuspruch im In- und Ausland gewiss sein konnte. METROPOLIS geisterete als Mythos umher. So ganz war der teure Reinfall noch nicht ganz vergessen. Als sich im folgenden Jahrzehnt sowohl der Faschismus als auch der Sozialismus in Europa breit machten, kam dem Film gar eine prophetische Aufwertung zuteil. Er bot immer mehr Projektionsfläche für eigene Interpretationen und schien doch mehr zu bedeuten, als es selbst die Macher im Sinn hatten. Langs Visionen stellten sich immer mehr als treffende Voraussagungen heraus. Harbous vorher noch abgetane Botschaft schien dem Volk aus der Seele zu sprechen.

In den 60ern und 70ern wurden erstmals in der Sowjetunion und in der DDR Restaurierungsversuche vorgenommen, die Erkenntnisse einbrachte, die späteren Unternehmungen zugute kommen sollten. Spätestens als der Einfluss METROPOLIS' auf das filmische Schaffen folgender Generationen im Allgemeinen und des Science-Fiction-Genres im Speziellen offenbar wurde, bekam er die Aufmerksamkeit, die er verdient hatte. Als George Lucas 1977 mit seiner STAR WARS-Saga das Genrekino revolutionierte und er dabei Langs Film als große Inspirationsquelle würdigte (Lucas' goldiger Protokolldroide C3-PO ist eine deutliche Anlehnung an Rotwangs Menschmaschine) und Ridley Scott in seinem BLADE RUNNER METROPOLIS ausführlich zitierte, erfuhr er eine Neuentdeckung. Eine neue cineastische Generation begann sich für METROPOLIS zu interessieren. Umso schmerzhafter wog der Verlust der Szenen der Originalfassung. Dass METROPOLIS gar zu einem Kultfilm avancierte war auch dem Filmkomponisten Girgio Moroder zu verdanken, der 1984 seine ganz eigene Version erstellte. Zunächst fertigte er eine Restaurierung mit einigen bisher ungekannten Szenen an. Diese schnitt er jedoch noch einmal herunter, dass seine Fassung (mit erhöhter Laufgeschwindigkeit) etwa 87 Minuten dauerte. Er machte jedoch aus METROPOLIS einen monumentalen Videoclip mit bunten Viragierungen, eigenmächtigen Schnittänderungen und streitbaren 80er-Jahre-Synthiepop. Bei Kritik und Puristen steckte er dafür viel Prügel ein, Moroders Score als auch Freddie Mercurys Filmsong Love kills wurden für die Goldene Himbeere nominiert, ermöglichte aber dem Film einen Zugang zu einem ganz neuen Publikum und Einfluss auf die aktuelle Popkultur. Dem Mythos METROPOLIS kam so eine weitere Legende hinzu.

In der Folge begannen dann die ersten ernsthaften Restaurierungsversuche unter dem Enno Patalas, einem der – wenn nicht dem – renomiertesten Filmhistoriker der Bundesrepublik. In jahrelanger Kleinarbeit trug er allerlei zum Teil unbekanntes Filmmaterial zusammen. Schnel wurde klar, dass eine vollständige Rekonstruktion der Originalfassung ein Ding der Unmöglichkeit war. Ziel war es, die bestmögliche Version aus erhaltenem Material zu schaffen. Das Material, welches man seinem Alter ansehen konnte, wieder frisch erscheinen zu lassen, das war die Aufgabe von Restaurator Martin Koerber, dem ein Meisterstück geglückt ist. Die neue Palatas-Fassung sah nun frisch und ungebraucht aus, nunmehr ohne jegliche Artefakte oder Schrammen erscheinen sie in neuem Glanz. Fehlende Filmstücke ersetzen Palatas und Koerber durch Standfotos aus dem Harbou-Nachlass und Szenenbeschreibungen die Originalzensurkarten nachempfunden waren. Diese fast fertige Version mit einer Länge von 147 Minuten wurde am 15. Februar 2001 auf der Berlinale uraufgeführt. Allerdings aus rechtlichen Gründen ohne die von Bernd Heller neueingespielte Originalmusik von Gottfried Huppertz.

Diese war dann auf der 2003 erschienenen DVD von Transitfilm zu hören, die die nun vervollständigte Restauration enthielt, die aber aufgrund der Laufgeschwindigkeitskorrektur von 16 fps auf 24 fps nunmehr nur noch 119 Minuten ging, aber soweit vollständig war. Diese Version galt nun als Studienfassung und zunächst als Ende der langen Reise, die METROPOLIS bis dahin unternahm. Doch weit gefehlt.

Im Sommer 2008 ging eine sensationelle Nachricht durch die Medien. Das fehlende Material von METROPOLIS, immerhin etwa ein Viertel der Gesamtlaufzeit, wurde wiederentdeckt – im fernen Argentinien, wo ihn ein Kinobetreiber, der bei einer der ersten Aufführungen des Films dabei war und begeistert eine Kopie mit in die Heimat nahm. Durch die Jahre arg mitgenommen, verwitter und zerkratzt, gelagert in einer verrosteten Filmdose. Kam durch Zufall während eines Telefongespräch die unglaubliche Neuheit ans Licht. Ungläubig auch Martin Koerber, der nach Jahren vergeblicher Hoffnungsschimmer erst gar kein Interesse an dem Material zeigte, bis ihm tatsächlich klar wurde, dass hier nunmehr das komplette noch fehlende Material vorlag.

So machte sich Koerber wieder an METROPOLIS und digitalisierte das zerschlissene Material. Nur noch wenige Minuten Film sind verschollen und die wiedereingefügten Filmstücke sind als solche aufgrund ihres üblen Zustands als solche sofort erkennbar. Doch das ist so leicht zu verschmerzen angesichts der Tatsache, das wir das sehen dürfen, was Generationen von Filmfreunden vorenthalten war, was vielen zu Lebzeiten gar nicht möglich war – METROPOLIS so zu sehen, wie er von seinem Regisseur gedacht wurde.

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Qualitätsbeispiel einer der wiederentdeckten Szenen


Vor wenigen Tagen wurde die Restauration fertigstellt, die nun am 12. Februar 2010 ihre eingangs erwähnte Aufführung feierte. Mit einem Kloß im Hals sehe ich nun mit meinen eigenen Augen, in denen sich so einiges an Pipi der Rührung angesammelt hat, METROPOLIS wie ich es mir nie hätte vorstellen können. Er ist rund und schlüssig, dramatisch und einige schmerzlich vermisste Handlungsstränge werden nun ausführlich dargebracht anstatt das wir von erklärenden Zwischentiteln aus den Träumen gerissen werden.

Wahrlich ein großer Moment. So nahm das Abenteuer METROPOLIS nach all der Zeit doch noch ein versöhnliche Happy End.

2001 wurde METROPOLIS als bislang einziges filmisches Werk aus Deutschland in das Weltdokumentenerbe der UNESCO aufgenommen, an der Seite von Beethovens Symphonie Nr. 9, dem Tagebuch von Anne Frank und der Gutenberg-Bibel.

2005 erzielte ein Originalfilmplakat von METROPOLIS bei einer Auktion in London den Rekorderlös von 398.000 Pfund. Wer das Plakat wurde streng geheim gehalten, jedoch ist es durchaus ein offenes Geheimnis, dass ein berühmter US-Schauspieler mit italienischem Namen und deutscher Abstammung es in seiner Villa hängen hat.


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THE GENERAL (DER GENERAL)


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THE GENERAL
(dt. Titel: DER GENERAL; THE GENERAL)
USA, 1926
Buster Keaton Productions Inc. / United Artists
Regie: Buster Keaton, Clyde Bruckman
Produktion: Buster Keaton, Joseph M. Schenck
Buch: Buster Keaton, Clyde Bruckman, nach dem Buch Daring and Suffering: a History of the Great Railroad Adventure von William Pettinger
Kamera: Dev Jennings, Bert Haines
Schnitt: Sharman Kell, Buster Keaton
Musik: Joe Hisaishi
Darsteller: Buster Keaton (Johnny Gray), Marion Mack (Annabelle Lee), Glen Cavender (Captain Anderson), Jim Farley (General Thatcher), Frederick Vroom (Südstaaten-General), Charles Henry Smith (Annebelles Vater), Frank Barnes (Annabelles Bruder), Joe Keaton (Unionsgeneral), Mike Donlin (Unionsgeneral), Tom Nawn (Unionsgeneral), Henry Baird (Soldat), Joe Bricher (Soldat), Jimmy Bryant (Räuber), Sergeant Bukowski (Offizier), Captain C.C. Cruson (Offizier), Jack Dempster (Räuber), Keith Fennell (Soldat), Budd Fine (Räuber), Eddie Foster (Feuerwehrmann), Ronald Gilstrap (Unionssoldat), Frank Hagney (Konföderationsausbilder), Ray Hanford (Räuber), Jackie Hanlon (Junge, der Johnny folgt), Al Hanson (Räuber), Anthony Harvey (Räuber), Edward Heam (Unionsoffizier), Hilliard Karr (Soldat), Elgin Lessley (Unionsgeneral), Louis Lewyn (Soldat), Jackie Lowe (Junge, der Johnny folgt), Billy Lynn (Soldat), Ross McCutcheon (Räuber), Tom Moran (Räuber), Charles Phillips (Räuber), Red Rial (Räuber), Al St. John (Offizier auf Pferd), Harold Terry (Unionssoldat), Ray Thomas (Räuber), Red Thompson (Räuber), James Walsh (Soldat), John Wilson (Unionssoldat), Jean Woodward
Erstaufführung: 31. Dezember 1926

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Filmszene


Inhalt: Lokomotivführer Johnny (Buster Keaton) möchte sich bei Ausbruch des Sezessionskrieges in die Armee einschreiben. Dort will man den Hänfling jedoch nicht. Johnnys Braut Annabelle (Marion Mack) hält ihn für einen Drückeberger. Als seine geliebte Dampflok, die “General” mitsamt Annabelle von Deserteuren gekapert wird, schreitet Johnny zur Tat – die nicht unwesentlichen Anteil am Kriegsverlauf haben wird.


THE GENERAL, einer der größten und bekanntesten Filme Buster Keatons, der diesen immer als seinen Lieblingsfilm bezeichnet hat. Mit “Laughs that last!” wurde er Werbeplakaten beworben, wohl noch nicht ahnend, dass die Menschen tatsächlich noch über 80 Jahre später sich vor Lachen auf die Schenkel schlagen.

Da der Einfluss auf kommende Komikergenerationen erheblich ist, wirkt THE GENERAL noch immer frisch. Und Buster Keaton verzieht dabei wieder einmal keine Mine, was wohl sein größter Coup ist.

Heute gilt THE GENERAL als eine der besten Filmkomödien aller Zeiten. Die zeitgenössische Kritik sprang jedoch nicht so gnädig mit ihm um. Die Folge war ein Kassenflop, von dem sich sich Keatons Karriere nicht mehr erholte. Er verlor damit den von den Studios zugesicherten Einfluss auf seine Filme.


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FLESH AND THE DEVIL (ES WAR)


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FLESH AND THE DEVIL
(dt. Titel: ES WAR)
USA, 1926
Metro-Goldwyn-Mayer (MGM)
Regie: Clarence Brown
Produktion: Irving Thalberg
Buch: Benjamin Glazer, nach dem Roman The Undying Past von Hermann Sudermann
Kamera: William H. Daniels
Schnitt: Lloyd Nosler
Darsteller: John Gilbert (Leo von Harden), Greta Garbo (Felicitas), Lars Hanson (Ulrich von Eltz), Barbara Kent (Hertha von Eltz), William Orlamond (Onkel Kutowski), George Fawcett (Pastor Voss), Eugenie Besserer (Leos Mutter), Marc McDermott (Herzog von Rhaden), Marcelle Corday (Minna), Cecilia Parker (Zwilling), Linda Parker (Zwilling), Carl 'Major' Roup (Stationsvorsteher), Rolfe Sedan (Hutverkäufer)
Erstaufführuung: 25. Dezember 1926

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Inhalt: Leo von Harden (John Gilbert) und Ulrich von Eltz (Lars Hanson) sind zwei adelige Österreicher und seit ihrer Kindheit unzertrennliche Freunde. Bis eines Tages die schöne Felicitas (Greta Garbo) in ihr Leben tritt, in die sich Leo auf den ersten Blick unsterblich verliebt. Damit nehmen tragische Verwicklungen ihren Lauf, die die Freundschaft zwischen den Männern zu zerstören droht.


Ich gebe es zu: ich habe vorher noch nie einen Film mit Greta Garbo gesehen. Ich kannte sie zwar von Fotos und wusste, wie hübsch sie ist, aber ich wusste nicht, warum man sie heute noch „die Göttliche“ nennt. Mit ihrem ersten Auftritt in FLESH AND THE DEVIL war mir alles klar. Diese umwerfende Schönheit, die sofort die Leinwand überstrahlt sofort die Leinwand. Ein Gesicht, an dem man sich nicht sattsehen kann, ein Anblick, bei dem jeder Mann weiche Knie bekommt und alles für sie liegen und stehen lassen würde.

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Greta Garbo


Gegen sie verkommt alles in diesem Melodram zur Nebensächlickeit. Für die 1905 in Stockholm geborene Garbo bedeutete es den Durchbruch in Hollywood. Die (Männer-)Welt lag ihr zu Füßen. Und er festigte ihr Image als Vamp, als kühl berechnende männermordende Verführerin – auf und jenseits der Leinwand. An ihrer Seite: ihr langjähriger Geliebter John Gilbert, neben dem sie insgesamt dreimal vor der Kamera stand. Gilbert starb 1936 im Alter von 38 Jahren an Herzversagen.


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FOR HEAVEN'S SAKE (UM HIMMELS WILLEN)


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FOR HEAVEN'S SAKE
(dt. Titel: UM HIMMELS WILLEN; FOR HEAVEN'S SAKE)
USA, 1926
The Harold Lloyd Corporation
Regie: Sam Taylor
Produktion: Harold Lloyd
Buch: Ted Wilde, John Grey, Clyde Bruckman
Kamera: Walter Lundin
Schnitt: Allen McNeil
Darsteller: Harold Lloyd (J. Harold Manners, the Uptown Boy), Jobyna Ralston (the Downtown Girl), Noah Young (das Raubein), Jim Mason (der Gangster), Paul Weigel (der Optimist), Richard Daniels (Penner), Robert Dudley (Harolds Sekretär), Francis Gaspart (Mann), Jack Herrick (Mann mit Strohhut), Earl Mohan (Penner), Steve Murphy (Schläger in Spielhalle), Blanche Payson (Dame auf der Straße), Constantine Romanoff (Penner), Dick Rush (Polizist), Oscar Smith (James, Harolds Chauffeur), Charles Sullivan (Boxer in Spielhalle), Leo Willis (Penner)
Erstaufführuung: 04. April 1926

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Filmszeme


Inhalt: J. Harold Manners (Harold Lloyd) ist ein schnöseliger Millionär, der sein Geld lieber in teure Autos steckt, die er umgehend zu Schrott fährt, anstatt etwas der Wohlfahrt zu spenden. Im Grunde wollte er mit einer Spende nur ein unglückseliges Missgeschick ausbügeln, das er selbst verursacht hat. Schon trägt eine Großstadtmission seinen Namen, was ihm gar nicht schmeckt. Um sich der Bewunderung eines liebreizenden Mädels (Jobyna Ralston) sicher zu sein, spielt er dann aber doch gern den großen Gönner.


Routinierter Slapstick mit Harold Lloyd, der selbstredend in einer ausufernden Jagdszene endet, in der der arme Hauptdarsteller bei seiner eigenen Hochzeit ankommen möchte. Einfach großartig, wie er hier versucht einen Haufen betrunkener Kleinganoven unter Kontrolle zu halten und zu seiner Vermählung zu lotsen.

Dabei setzt Lloyd weniger auf Charakterentwicklung, wie es noch vorher in seinem Hit THE FRESHMAN der Fall war, sondern mehr auf turbulente Verwicklungen und rasanten Slapstick. Nach eigenen Bekunden haute er so immer abwechselnd sogenannte „gag picturs“ und „charakter pictures“ raus, wie es sein nächster Film, THE KID BROTHER, wieder sein sollte.

Auch wenn der Film wie gehofft ein großer Erfolg war, war Harold Lloyd mit dem Endergebnis nicht ganz so zufrieden. Der Film wurde mehrfach umgeschnitten, wobei einige Szenen zum Opfer fielen, die Lloyd gerne im fertigen Film gesehen hätte. So verarbeitete er dabei entstandenes Material später in seinem Film SPEEDY (1928).


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THE BLACK PIRATE (DER SCHWARZE PIRAT)


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THE BLACK PIRATE
(dt. Titel: DER SCHWARZE PIRAT)
USA, 1926
Elton Corporation
Regie: Albert Parker
Produktion: Douglas Fairbanks
Buch: Jack Cunningham
Kamera: Henry Sharp
Schnitt: William Nolan
Musik: Mortimer Wilson
Darsteller: Douglas Fairbanks (Duke von Arnoldo), Billie Dove (Prinzessin Isobel), Anders Randolf (Piratenkapitän), Donald Crisp (MacTavish), Tempe Pigott (Duenna), Sam De Grasse (Piratenleutnant), Charles Stevens (Kanonier), Charles Belcher (Passagier), E.J. Ratcliffe (Gouverneur), Fred Becker (Pirat), Nino Cochise (Pirat), Barry Norton (Jugendlicher), Mary Pickford (Prinzessin Isobel), John Wallace (Pirat)
Erstaufführung: 08. März 1926

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Filmszene


Inhalt: Bei einem Piratenangriff stirbt der Vater des Duke von Arnoldo (Douglas Fairbanks). Dieser schwört Vergeltung und schließt sich zum Schein den Piraten an. So begibt sich der kampferprobte Edelmann an der Seite seiner Feinde in Abenteuer. Bis er auf die bezaubernde Prinzessin Isobel (Billie Dove) trifft.


Gediegenes Piratenspektakel wie man es nicht anders erwartet von unserem abenteuerlustigen und akrobatischen Filmhelden Douglas Fairbanks. THE BLACK PIRATE bietet bereits das, was sämtliche Filme des Metiers nach ihm kaum variiert auch boten. Fairbanks PIRATE ist dabei gerade einmal der vierte Feature Film, der komplett im Two-color Technicolor entstand. Wir erinnern uns, die großen Studioprestigeproduktionen THE TEN COMMANDMENTS (1923) sowie BEN-HUR: A TALE OF THE CHRIST (1925) waren nur an signifikanten Stellen durch das Verfahren eingefärbt. Fairbanks darf nun vollständig in bunter Pracht bei seinen spannenden Abenteuern bewundert werden.

Die Produktion der voluminösen Schlachtszenen wurde sogar von der Marine unterstützt. Der Lohn für die Mühen: ein hoher Box Office und Eintrag in das National Film Registry im Jahr 1993.


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TARTÜFF


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TARTÜFF
(alt. Titel: HERR TARTÜFF
Deutschland, 1925
Universum Film (UFA)
Regie: F.W. Murnau
Produktion: Erich Pommer
Buch: Carl Mayer, nach dem Stück Tartuffe ou L'Imposteur von Molière
Kamera: Karl Freund
Musik: Giuseppe Becce
Darsteller: Emil Jannings (Tartüff), Hermann Picha (der Greis), Rosa Valetti (Haushälterin), André Mattoni (Enkel), Werner Krauss (Herr Orgon), Lil Dagover (Frau Elmire), Lucie Höflich (Dorine), Camilla Horn
Erstaufführung: 20. November 1925

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Filmszene


Inhalt: Ein älterer Herr (Hermann Picha) enterbt seinen Enkel (André Mattoni) weil dieser Schauspieler geworden ist zugunsten seiner Haushälterin (Rosa Valetti). Der junge Mann will verhindern, dass die raffgierige und durchtriebene Dame vom Ableben seines Opas profitiert. So kommt er in Verkleidung mit einem Wanderkino ins Haus, um einem Film zu zeigen, der Opi die Augen öffnen soll. In dem Film geht es um einen falschen Priester (Emil Jannings), der sich so einige Vorteile erschleicht.


Tartüff – so nannte Molière, von dem die Vorlage stammt, einen Menschen, der etwas vorgibt zu sein, was er nicht ist, um sich so zu bereichern.

TARTÜFF ist ein Film-im-Film-Lustspiel in dem Murnau Persönliches einfliessen ließ. Auch sein Vater war bekanntlich gegen die Filmkarriere seines Sohnes. Im wahren Leben gab es für die beiden aber keine Aussöhnung.

Von dem Film wurden wie damals üblich mehrere Versionen mit Alternativmaterial gefertigt. Ganze vier Stück an der Zahl. Die deutsche Fassung, eine für Frankreich, eine für die USA und eine für den allgemeinen Export. Die deutsche Fassung gilt als verschollen. Für die Restaurierung, die Grundlage für die 2005 erschienene Transit-DVD war, diente eine Kopie der US-Fassung.

Murnau drehte danach mit FAUST – EINE DEUTSCHE VOLKSSAGE seinen letzten Film in Deutschland. Daraufhin folgte er dem Lockruf Hollywoods, wo er noch drei Stummfilme inszenierte. Die Premiere seines ersten und einzigen Tonfilms TABU: A STORY OF THE SOUTH SEAS erlebte er nicht mehr. Er starb am 11. März 1931 in Santa Barbara bei einem Autounfall. Er wurde 42 Jahre alt.


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BEN-HUR: A TALE OF THE CHRIST (BEN HUR)


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BEN-HUR: A TALE OF THE CHRIST
(dt. Titel: BEN HUR)
USA, 1925
Metro-Goldwyn-Mayer (MGM)
Regie: Fred Niblo, Charles Brabin, Christy Cabanne, J.J. Cohn, Rex Ingram
Produktion: Irving Thalberg, Samuel Goldwyn, Louis B. Mayer, J.J. Cohn
Buch: June Mathis, nach dem Roman Ben Hur: A Tale of the Christ von Lew Wallace
Darsteller: Ramon Novarro (Judah Ben-Hur), Francis X. Bushman (Messala), May McAvoy (Esther), Betty Bronson (Maria), Claire McDowell (Prinzessin von Hur), Kathleen Key (Tirzah), Carmel Myers (Iras), Nigel De Brulier (Simonides), Mitchell Lewis (Scheich Ilderim), Leo White (Sanballat), Frank Currier (Quintus Arrius), Charles Belcher (Balthazar), Dale Fuller (Amrah), Winter Hall (Joseph), Reginald Barker, John Barrymore, Lionel Barrymore, Clarence Brown, Gilbert Clayton, Gary Cooper, Joan Crawford, Marion Davies, William Donovan, Ray Erlenborn, Douglas Fairbanks, George Fitzmaurice, Sidney Franklin, Clark Gable, Rosita Garcia (Sklavin), Janet Gaynor (Sklavin), John Gilbert, Dorothy Gish, Lillian Gish, Samuel Goldwyn, Harry Gordon (Zenturio), Sid Grauman, William Green, Rupert Julian, Henry King, Harold Lloyd, Carole Lombard (Sklavin), Myrna Loy (Sklavin), Cliff Lyons (Wagenfahrer), Mickey Millerick, Carlotta Monti (Sklavin), Colleen Moore, Claude Payton (Jesus), Mary Pickford, Leonora Summers, Tom Tyler (Wagenfahrer), Christiane Yves (Hedonistin)
Erstaufführung: 30. Dezember 1925

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Filmszene


Inhalt: Der jüdische Prinz Ben Hur (Ramon Novarro) wird von dem intriganten römischen Statthalter Messala (Francis X. Bushman) auf die Galeere verbannt. Doch Ben Hur kämpft um seine Freiheit und fordert seinen Kontrahenten zum Wagenduell heraus.


Monumentale Neuverfilmung des Lee Wallace-Romans, die die erste 12minütige Adaption von 1907 vergessen lässt. Die Version von 1925 ist ein Sandalenspektakel voller Schauwerte, der sich sogar neben dem berühmten Remake von 1959 mit Charlton Heston sehen lassen kann.

Dabei waren die Dreharbeiten zu dem bis zu dem Zeitpunkt mit 3,9 Millionen Dollar Kosten teuersten Film alles andere als ein Zuckerschlecken. Vier Regisseure wurden verschlissen, bevor Fairbanks-Spezi Fred Niblo den Film beendete. Bei dem Pferderennen, das wie bei Wyler auch hier einen bedeutenden Platz im Film einnimmt, starben unzählige Pferde. Gerüchte sprechen auch von ums Leben gekommenen Statisten als auf einem der Schlachtschiffe ein Feuer ausbrach, wofür es aber keinen Beleg gibt.

Ansonsten wurde bei dem Epos gekleckert und nicht geklotzt. Über 125.000 Darsteller und Statisten waren Beteiligt. Die Seeschlacht wurde mit 48 Kameras gefilmt, bei dem Wagenrennen kamen immerhin 42 Kameras zum Einsatz. Signifikante Szenen erstrahlen dank des bereits bewährten Zweifarb-Technicolors in prächtigsten Farben. Unter den Statisten bei dem Pferderennen befanden sich das Who-is-who Hollywoods, wie etwa Douglas Fairbanks, Harold Lloyd, John und Lionel Barrymore, Lillian Gish sowie Mary Pickford. Auch ein paar zukünftige Stars waren dabei wie Gary Cooper, Clark Gable oder Joan Crawford.

Überraschenderweise drückte die US-Zensur angesichts einiger nackter Brüste wohl aufgrund des religiösen Zusammenhang ein Auge zu. In Deutschland fielen diese Szenen der Schere zum Opfer.

Die Aufnahme des Films in das National Film Registry geschah 1997.


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BRONENOSETS POTYOMKIN (PANZERKREUZER POTEMKIN)


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BRONENOSETS POTYOMKIN
(dt. Titel: PANZERKREUZER POTEMKIN)
Sowjetunion, 1925
Goskino
Regie: Sergei M. Eisenstein
Produktion: Jakow Bljoch
Buch: Sergei M. Eisenstein
Kamera: Eduard Tisse, Vladimir Popov
Schnitt: Sergei M. Eisenstein
Darsteller: Alexander Antonow (Grigori Wakulintschuk), Wladimir Barski (Kommandant Golikow), Grigori Alexandrow (Gilijarowski), Iwan Bobrow (junger Matrose), Michail Gomorow (Matjuschenko), Alexander Leschwin (Unteroffizier)m, N. Poltavtseva (Frau), Konstantin Feldman (aufwiegelnder Student), Prokopenko (Mutter), A. Glauberman (verwundeter Junge), Beatrice Vitoldi (Frau mit Kinderwagen), Brodsky (Student), Julia Eisenstein (Frau mit Essen), Sergei M. Eisenstein (Bürger von Odessa), Andrei Fajt (Rekrut), Korobei (beinloser Veteran), Marusow (Offizier), Protopopow (alter Mann), Repnikowa (Frau an der Treppe), Wladimir Uralsky, Zerenin (Student), Aleksanteri Ahola-Valo
Erstaufführuung: 21. Dezember 1925

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Filmszene


Inhalt: Die Matrosen des russischen Schlachtschiffes Potyomkin leiden unter unmenschlicher Knechtschaft. Als sie auch verfaultes Fleisch essen sollen ist für sie das Fass übergelaufen und sie proben den Aufstand. Als sie dafür exekutiert werden sollen kommt es auf dem Schiff zur Meuterei. Dabei kommt der Matrose Wakulintschuk (Alexander Antonow) ums Leben. In der Hafenstadt Odessa wird sein Leichnam aufgebahrt, er als Märtyrer gefeiert. Das inspiriert die Bürger Odessas selbst dazu, sich gegen das Zarentum aufzulehnen.


1905 bis 1907 rumpelte es gewaltig im zaristischen Russland. Der russisch-japanische Krieg sowie der Petersburger Blutsonntag vom Januar 1905 lösten heftige Unruhen aus, die als Russische Revolution in die Geschichte eingingen. Sie bedeuteten den Beginn eines langen Sterbens des Zarentums und ebnete den Weg für die rote Front, die im Jahr 1922 die Sowjetunion gründete.

Klar, dass die Sowjetregierung den 20. Jahrestag zünftig zelebrierte. Dazu beauftragte man unter anderem die namhaftesten Regisseure des Landes eine Filmreihe mit dem Titel „Das Jahr 1905“ zu realisieren, die sich eben mit den besagten Ereignissen befassen sollte. Gleich der Auftakt der Reihe wurde zu einem Triumph, nach dem nichts mehr so sein wollte, wie es vorher war. Sergei Michailowitsch Eisenstein (1898 - 1948) dessen STACHKA (STREIK) im Frühjahr 1925 für internationales Aufsehen sorgte, nach mit den Ereignissen auf dem Kampfschiff Potemkin einer Randnotiz der Revolution an, die von großer Symboltracht wurde.

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Sergei M. Eisenstein


BRONENOSETS POTYOMKIN stellte nicht nur eine Revolution dar, nein, er stellte (*hust*, 'tschuldigung) eine Revolution dar. Eisenstein erfand die Bildsprache des Kinos neu. Das patriotisch-pathetische Werk zeichnet sich aus durch seine bahnbrechende Schnittarbeit, die von einer genialen Kameraführung unterstützt wird. Dramaturgischer Höhepunkt ist der IV. Akt, der das Massaker in Odessa widergibt, als die bis dahin eher gewaltlose Revolution von zarisistischen Militärtruppen blutig niedergeschlagen wurde. Als Sinnbild prägte sich das symbolbehaftete Bild des Kinderwagens, welcher im Kugelhagel die große Treppe von Odessa runterrollt. Bis heute finden sich in den Werken Hollywoods immer wieder Hommagen an diesen entscheidenden Kinomoment. Sei es bei Brian de Palma, der die Szene minutiös in THE UNTOUCHABLES zitiert oder Barry Levinson, in dessen SLEEPERS aus dem Kinderwagen ein Hot Dog-Stand wird, um nur zwei populäre Beispiele zu nennen.

In Russland war BRONENOSETS POTYOMKIN der erwartete überwältigende Erfolg. In Deutschland war er zeitweise jedoch sogar noch erfolgreicher als in seinem Heimatland. Wobei der Kinostart hier von der Zensurbehörde zunächst, wegen „Gefährdung der öffentlichen Ordnung“ verboten wurde. Erst unter der Auflage von 14 Schnitten, die zumeist die in bisher ungekannter drastischen Realistik gezeigten Gewaltszenen betrafen, wurde der Film freigegeben. Eisenstein selber, der zu der Zeit gerade in Berlin weilte, nahm widerwillig die Kürzungen vor.

In vielen Ländern wurde das Meisterwerk zensiert und bearbeitet. So lief in der DDR etwa eine Fassung, die um fast zehn Minuten Handlung beraubt und mit einem Offkommentar versehen wurde, der die sozialistische Lobpreisung noch hervorhob.

Unter der Leitung von Enno Patalas gelang es schließlich in jahrelanger mühevoller Arbeit, die Premierenfassung nahezu wieder herzustellen. Diese Fassung wurde 2005 auf der Berlinale präsentiert. Hierzu fand die Musik Verwendung, die Edmund Meisel 1926 eigens für die deutsche Aufführung komponierte. Eine russische Originalmusik ist nicht überliefert.


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THE PLEASURE GARDEN (IRRGARTEN DER LEIDENSCHAFT)


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THE PLEASURE GARDEN
(dt. Titel: IRRGARTEN DER LEIDENSCHAFT)
Großbritannien/Deutschland, 1925
Gainsborough Pictures / Münchner Lichtspielkunst AG (Emelka)
Regie: Alfred Hitchcock
Produktion: Michael Balcon, Erich Pommer
Buch: Eliot Stannard, nach dem Roman The Pleasure Garden von Oliver Sandys
Kamera: Gaetano di Ventimiglia
Musik: Lee Erwin
Darsteller: Virginia Valli (Patsy Brand), Carmetlita Geraghty (Jill Cheyne), Miles Mander (Levett), John Stuart (Hugh Fielding), Ferdinand Martini (Mr. Sidney), Florence Helminger (Mrs. Sidney), Georg H. Schnell (Oscar Hamilton), Karl Falkenberg (Prinz Ivan), Lewis Brody, Nita Naldi (Levets eingeborene Geliebte)
Erstaufführuung: 03. November 1925

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Filmszene


Inhalt: Im „Pleasure Garden“, einem der renommiertesten Tanzlokale Londons freunden sich die beiden Tänzerinnen Patsy (Virginia Valli) und Jill (Carmetlita Geraghty) an. Während die Karriere wie am Schnürchen läuft, klappt das mit den Liebesdingen nicht so. Während Jills Verlobter Hugh (John Stuart) auf Geschäftsreise weilt versüßt sie sich die Zeit mit diversen Affären. Patsy heiratet den aufstrebenden Geschäftsmann Levett (Miles Mander), um festzustellen, dass untreu und obendrei ein Arschloch vor dem Herrn ist.


THE PLEASURE GARDEN ist ein aufwühlendes Drama mit spannendem Thrillerelementen, das zum Glück auf allzu melodramatische Nuancen verzichtet. Ein paar inszenatorische Raffinessen hat er zu bieten und ist auch stets unterhaltsam und kurzweilig. Als Stummfilmfan macht man hier nichts falsch. Ob er sich dennoch einen festen Platz in der Filmhistorie ergattern können, wenn er nicht das Debüt einen jungen britischen Filmregisseurs mit dem Namen Alfred Hitchcock darstellen würde, ist fraglich.

Der wurde am 13. August 1899 im nordöstlich von London liegenden Städtchen Leytonstone als Sohn eines Lebensmittelhändlers geboren. Vater William Hitchcock und Mutter Emma Jane Whelan hatten drei Kinder, von denen Alfred Joseph Hitchcock das mit Abstand jüngste war. Gut behütet in seinem katholischen Elternhaus wuchs „Hitch“ an und entdeckte schon als Kind seine Vorliebe für makabre Späßchen. Seinem Vater war es eines Tages zu bunt und schickte Alfred mit einem Zettel auf das örtliche Polizeirevier auf dem Stand, man möge den Jungen doch für ein paar Stunden in eine Zelle sperren, was der mit William Hitchcock befreundeten Polizeichefs dort auch tat. Dieser pädagogische Schock sollte den späteren „Master of Suspense“ tief prägen und seiner Leidenschaft für Kriminalstoffe Futter geben.

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Alfred Hitchcock


Sein Film zur Filmkarriere verlief recht gradlinig. Nach einem Studium für Kunstgeschichte an der Londoner Kunstakademie arbeitete er zunächst als Techniker an der W.T. Henley Telegraph Company. Dort entdeckte man sein Talent für graphisches Design und beauftragte mit der Erstellung von Werbeplakaten. Der wichtigste Schritt kam mit dem Wechsel zur Filmcompany Paramount Famous Players-Lesky, wo er mit der Setzung von Zwischentiteln in Stummfilmen beschäftigt war und obendrein auch noch für Ausstattung und Kostüme.

Erstmals mit dem Regiefach kam er in Berührung als er finale Szenen für den Film ALWAYS TELL YOUR WIFE von 1923 drehte, nachdem dessen Regisseur Hugh Croise hochkantig aus dem Studio geworfen wurde. Schon kurz danach sollte er an seinem ersten eigenen Film drehen: NUMBER 13. NUMBER 13 blieb jedoch unvermittelterweise unvollendet, nachdem die P.F.P.-L. In der Zwischenzeit bankrott ging.

Der unabhängige Produzent Michael Balcon, der Hitchcock schon seit diversen Jahren kannte nahm den Glücklosen unter Vertrag. Zunächst arbeitete Hitch als Regieassistent unter Graham Cutts. Unter ihm gewann Alfred an Einfluss, was dessen Filmen sicherlich zugute kam. Das Team führte es auch nach Deutschland, wo für Hitchcocks Karriere die entscheidende Wende kam. Hitch besuchte das Set von DER LETZTE MANN (1924) und sah Regisseur Friedrich Wilhelm Murnau, den er stets bewunderte, über die Schulter. Murnaus Film sollte dem angehenden Regisseur die entscheidenden kreativen Impulse geben und ist wahrscheinlich das Werk, was den jungen Künstler am meisten beeinflussen sollte. Dort trennten sich auch die Wege von Cutts, der seinen mächtiger werdenden Assi nicht bei seinem neuesten Werk THE RAT dabeihaben wollte.

Im Gegenzug ermöglichte Balcon in Deutschland dann Hitchcock seine erste vollendete Regiearbeit – THE PLEASURE GARDEN, coproduziert von der Münchner Lichtspielkunst und in Deutschland mit IRRGARTEN DER LEIDENSCHAFT betitelt, nachdem der Münchner Zensurbehörde der ursprünglich angedachte Titel DER GARTEN DER LUST zu frivol erschien. Am 3. November 1925 feirte der Streifen in München Premiere. Erst im Januar 1927 lief der Film auch in England an, nachdem er zunächst keinen Verleih fand, was sich durch den Kassenerfolg und die hervorragenden Kritiken in Deutschland ändern sollte.

Hitchcock nahm die Anerkennung wohl zur Kenntnis. Wirkliche Zufriedenheit erlangte er mit dem Endprodukt sowie dessen Nachfolger, dem verschollenen THE MOUNTAIN EAGLE, (beides Auftragsarbeiten) jedoch nicht. Erst sein dritter Film, der Thriller THE LODGER von 1927 bekam von ihm das Prädikat „1. echter Hitchcock“ bescheinigt.


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THE FRESHMAN


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THE FRESHMAN
(dt. Titel: THE FRESHMAN; DER SPORTSTUDENT)
USA, 1925
The Harold Lloyd Corporation
Regie: Fred C. Newmeyer, Sam Taylor
Produktion: Harold Lloyd
Buch: Sam Taylor, Ted Wilde, John Grey, Tim Whelan
Kamera: Walter Lundin
Schnitt: Allen McNeil
Darsteller: Harold Lloyd (Harold Lamb), Jobyna Ralston (Peggy), Brooks Benedict (der Fiesling), James Anderson (der Held), Hazel Keener (die Schöne), Joseph Harrington (der Schneider), Pat Harmon (der Footballtrainer), Leon Beaumon, Rosalind Byrne (Mädchen), Charles Farrell (Student), Gus Leonard (Kellner), Oscar Smith (Chauffeur des Dekans), Charles Stevenson (Co-Trainer), Grady Sutton (Student), May Wallace (Harolds Mutter)
Erstaufführuung: 20. September 1925

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Filmszene


Inhalt: Harold (Harold Lloyd) beginnt hochmotiviert seine Collegekarriere. Sein erklärtes Ziel: er will der beliebteste Student der Fakultät werden. Der Weg führt nur über das Footballteam. Dumm nur, dass der naive Harold ein Trottel ist, der in nur jedes erdenkliche Fettnäpfchen tritt und sich selbst zur Campuslachnummer degradiert.


Es gab mal eine Zeit, da war der Collegefootball weitaus populärer als der Profisport. Es herrschte ein Fanatismus vor, der schon fast groteske Züge annahm. Aus dieser Zeit stammt THE FRESHMAN, mit dem sich Harold Lloyd einen lang gehegten Traum erfüllte, eine Footballkomödie zu drehen.

Die Bedenken, er sei für die Rolle zu alt (Lloyd war während der Dreharbeiten 31 Jahre alt) wischte er zu seinem Glück weg. THE FRESHMAN ist neben SAFETY LAST! (AUSGERECHNET WOLKENKRATZER) der populärste Streifen in Harold Lloyds Filmographie, wurde zu seinem größten Kassenerfolg und gehört bereits (zumindest in den USA) zum Kulturgut. Der zum Brüllen komische Slapstick manifestiert sich vor allem in der Message, sich niemals zu verstellen und an seinen Träumen festzuhalten. Ein waschechtes Feelgoodmovie also, wie es im Laufe der Zeit tausendfach kopiert, aber selten auch nur annähernd erreicht wurde.

1990 wurde THE FRESHMAN zurecht ins National Film Registry aufgenommen.


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THE PHANTOM OF THE OPERA (DAS PHANTOM DER OPER)


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THE PHANTOM OF THE OPERA
(dt. Titel: DAS PHANTOM DER OPER)
USA, 1925
Universal Pictures
Regie: Rupert Julian, Lon Chaney, Ernst Laemmle, Edward Sedgwick
Produktion: Carl Laemmle
Buch: Elliott J. Clawson, Raymond L. Schrock, nach dem Roman Le Fantôme de l'Opera von Gaston Leroux
Kamera: Virgil Miller, Milton Bridenbecker, Charles Van Enger
Schnitt: Edward Curtiss, Maurice Pivar, Gilmore Walker
Musik: Gustav Hinrichs
Darsteller: Lon Chaney (Erik, das Phantom), Mary Philbin (Christine Daae), Norman Kerry (Vicomte Raoul de Chagny), Arthur Edmond Carewe (Ledoux), Gibson Gowland (Simon Buquet), John St. Polis (Comte Philip de Chagny), Snitz Edwards (Florine Papillon), Virginia Pearson (Carlotta), Roy Coulson uvm.
Erstaufführuung: 06. September 1925

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Filmszene


Inhalt: In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts haust in den Katakomben unterhalb der Pariser Oper ein Mann (Lon Chaney), der sein entstelltes Antlitz unter einer Maske verbirgt. Er ist besessen von der bezaubernden Opernsängerin Christine (Mary Philbin). Er verhilft ihr zu einer glanzvollen Karriere, in dem er über Leichen geht. Doch er verlangt auch seinen Preis dafür.


Zweite bekannte Verfilmung des bekannten Romans aus der Feder von Gaston Leroux. Die erste, eine deutsche Produktion, stammt aus dem Jahr 1916. Diese mit Lon Chaney war ein großer Welterfolg und gilt als einer der bedeutendsten Filmauftritte Chaneys.

Dabei nahm alles einen etwas holprigen Anfang. Die erste Schnittversion fiel im Januar 1925 beim Testscreening in Los Angeles durch. Für Produzent Carl Laemmle, der mit der Fassung von vornherein nicht zufrieden war, eine willkommene Gelegenheit den Film noch einmal umschneiden zu lassen.

Im April 1925 feierte THE PHANTOM OF THE OPERA Weltpremiere in San Francisco. Doch auch die dort gezeigte Fassung sollte keinen Bestand haben. Edward Sedgwick, normalerweise für seine Komödien bekannt, drehte neue Szenen, die in das fertige Werk eingearbeitet wurden. Am 6. September 1925 feierte dann die offizielle Schnittfassung Premiere im Astor Theater in New York.

Doch damit war noch lange nicht genug der Veränderungen. 1929 wurde noch eine leicht veränderte Fassung erstellt, die innerhalb der USA zur gelegentlichen Aufführung kam. 1930 wurde der Stummfilm in eine Tonfilmvariante umgearbeitet. Spätere Restaurationen versuchten den Originalzustand wieder herzustellen, was leider nicht mehr ganz möglich war.

So war etwa von der gedrehten Zweifarben-Technicolor-Variante nur die Maskenballszene erhalten, die nun in gruselig leuchtenden Farben aber noch immer ihren Reiz ausstrahlt.

Chaney festigte und zementierte seinen Ruf als Horrorikone, die Maske entwarf er natürlich wieder selber. Er war noch in einigen weiteren denkwürdigen Genrefilmen zu sehen, so etwa. Sein Sohn Lon Chaney Jr. versuchte später – nicht ohne Erfolg - in die großen Fußstapfen seines Vaters zu treten.


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THE GOLD RUSH (GOLDRAUSCH)


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THE GOLD RUSH
(dt. Titel: GOLDRAUSCH)
USA, 1925
Charles Chaplin Productions
Regie: Charles Chaplin
Produktion: Charles Chaplin
Buch: Charles Chaplin
Kamera: Roland Totheroh
Schnitt: Charles Chaplin
Musik: Carli Elinor
Darsteller: Charles Chaplin (der Tramp), Mack Swain (Big Jim McKay), Tom Murray (Black Larsen), Henry Bergman (Hank Curtis), Malcolm Waite (Jack Cameron), Georgia Hale (Georgia), Jack Adams (Mann in Tanzbar), Albert Austin (Goldsucher) uvm.
Erstaufführung: 26. Juni 1925

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Filmszene


Inhalt: Ein einsamer Tramp (Charles Chaplin) folgt dem Lockruf des Goldes nach Alaska, wo er wie viele andere auch große Strapazen auf sich nimmt, um sein Glück zu finden. Auf einer Hütte begegnet er dem rauhbeinigen Goldsucher Big Jim McKay (Mack Swain) sowie dem unberechenbaren Kriminellen Black Larsen (Tom Murray). Für den Tramp beginnt ein Kampf ums Überleben, mit und auch gegen die beiden.


1896 begann in Kanada der große Klondike Goldrausch. Nach dem Fund von Gold am Yukon durch eine Gruppe Glückspilze im August des Jahres begann ein Run von Tausenden Menschen, die in der Gegend ihr schnelles Glück suchten. Allerdings fanden die wenigsten wirklich ein Vermögen, viele fanden nur den Tod.

Vergleichbar damit war auch der Aufstieg Hollywoods, der unzählige Menschen anzog, die schnell zu matieriellem Vermögen und Ruhm finden wollten. Einer der es geschafft hat war Charles Chaplin. Er nahm die Hysterie um das Gold vom Ende des voherigen Jahrhunderts als Thema für seinen zweiten großen Geniestreich nach THE KID (1921).

THE GOLD RUSH war der erste Langfilm seit THE KID, bei dem Chaplin wieder sowohl Regie führte als auch die Hauptrolle spielte. Derweil inszenierte er neben einer handvoll Kurzfilmen das Drama A WOMAN OF PARIS: A DRAMA OF FATE (1923), bei dem er selbst aber nur einen Statistenauftritt hatte. Mit THE GOLD RUSH war er wieder in seinem Element und erfuhr einen erneuten Triumphzug.

Die mit jeder Menge Dramatik, Herzschmerz, Spannung, Schnee und Kälte (gedreht wurde im heißen Kalifornien) abgemischte Komödie ist bis heute eines der erfolgreichsten Werke Chaplins. Eine unvergessliche Szene reiht sich an die Nächste. Insbesondere der Brötchentanz und das Essen des eigenen Stiefels brannten sich in die Annalen der Filmgeschichte. Meine persönlichen Favoriten sind der Moment, wo Charley von Big Jim im Hungerwahn für ein Huhn gehalten wird sowie der Schweißtreibende Moment, als die Hütte der beiden Goldsucher in Absturzgefahr an einer Klippe hängt.

Der Schuh den Chaplin verdrückte war in Wirklichkeit aus Lakritze und er musste mit einem Insulinschock ins Krankenhaus eingeliefert werden. In dem Hühnerkostüm steckte zunächst ein anderer Schauspieler. Keine Einstellung gelang jedoch zu Chaplins Zufriedenheit. So streifte er sich selbst das Federkostüm über.

1942 schnitt Chaplin den Film um und brachte ihn mit eigenhändig komponierter Musik und aufgenommenen Erzählerkommentar noch einmal in die Kinos. 1970 erfolgte eine weitere Wiederaufführung, die Musik hierfür schrieb William P. Perry.

1992 wurde THE GOLD RUSH vom National Film Preservation USA Board ins National Film Registry aufgenommen. Verdiente Ehre für einen der schönsten Filme aller Zeiten.


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DON Q, SON OF ZORRO (DER MANN MIT DER PEITSCHE)


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DON Q, SON OF ZORRO
(dt. Titel: DER MANN MIT DER PEITSCHE; DER SOHN DES ZORRO; DON Q – DER SOHN DES ZORRO)
USA, 1925
Elton Corporation
Regie: Donald Crisp
Produktion: Douglas Fairbanks
Buch: Jack Cunningham, Lotta Woods nach dem Roman Don Q's Love Story von Kate Prichard und Hesketh Prichard
Kamera: Henry Sharp
Schnitt: William Nolan
Musik: Mortimer Wilson
Darsteller: Douglas Fairbanks (Don Cesar De Vega / Zorro), Mary Astor (Dolores de Muro), Jack McDonald (General de Muro), Donald Crisp (Don Sebastian), Stella De Lanti (die Königin), Warner Oland (Erzherzog Paul), Jean Hersholt (Don Fabrique Borusta), Albert MacQuarrie (Colonel Matsado), Lottie Pickford (Lola), Charles Stevens (Robledo), Tote Du Crow (Bernardo), Martha Franklin (Duenna), Juliette Belanger (Tänzerin), Roy Coulson. Enrique Acosta (Ramon), George Blankman, Charles Byer
Erstaufführung: 15. Juni 1925

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Filmszene


Inhalt: Don Cesar de Vega (Douglas Fairbanks), Sohn des legendären Freiheitskämpfers Zorro (Douglas Fairbanks), weilt zu Studienzwecken in Spanien. Dort rivalisiert er mit dem fiesen Don Sebastian (Donald Crisp) um die Gunst der hübschen Dolores (Mary Astor).


Sequel zu dem erfolgreichen Fairbanks-Vehikel THE MARK OF ZORRO von 1920. DON Q basiert lose auf dem Roman Don Q's Love Story, der mit der Figur Zorro gar nichts zu tun hat. Die Geschichte bietet Douglas Fairbanks noch einmal in die Rolle zu schlüpfen, die ihn groß gemacht hat. Dabei überträgt er die Eigenschaften seines Zorrocharakters auf dessen Filmsohn Don Cesar de Vega, am Ende taucht auch kurz der echte Zorro auf. Fairbanks ist hier in einer Doppelrolle zu sehen.

Der Film war der erwartete große Erfolg zu seiner Zeit. Auch heute ist er noch ansehnlich. Kurzweilig und amüsant, aber auch schnell wieder vergessen.


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THE LOST WORLD (DIE VERLORENE WELT)


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THE LOST WORLD
(dt. Titel: DIE VERLORENE WELT)
USA, 1925
First National Pictures
Regie: Harry O. Hoyt
Produktion: Earl Hudson
Buch: Marion Fairfax, nach dem Roman The Lost World von Arthur Conan Doyle
Kamera: Arthur Edeson
Schnitt: George McGuire
Darsteller: Bessie Love (Paula White), Lewis Stone (Sir John Roxton), Wallace Beery (Prof. Challenger), Lloyd Hughes (Edward E. Malone), Alma Bennett (Gladys Hungerford), Arthur Hoyt (Prof. Summerlee), Margaret McWade (Mrs. Challenger), Bull Montana (Affemann), Frank Finch Smiles (Austin), Jules Cowles (Zambo), George Bunny (Colin McArdle), Charles Wellesley (Major Hibbard), Arthur Conan Doyle (himself), Virginia Brown Faire (Marquette), Nelson McDowell (Anwalt), Gilbert Roland, Leo White (Percy Potts)
Erstaufführuung: 02. Februar 1925

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Filmszene


Inhalt: Professor Challenger (Wallace Beery) sorgt für Aufruhr in den wissenschaflichen Kreisen Londons. Er behauptet im Dschungel Südamerikas auf Dinosaurier gestoßen zu sein. Leider kann er seine Behauptung nicht belegen. So plant er eine weitere Expedition. Der schließt sich auch der junge Reporter Edward Malone (Lloyd Hughes) an, der mit dem Abenteuer seine Verlobte (Alma Bennett) beeindrucken möchte.


Die Dinos sind los auf der Leinwand. Zwar ließ schon Georges Méliès animierte Riesenkraken auf wagemutige Meeresforscher los und auch Buster Keaton ritt bereits auf einen in Stop Motion animierten Dino. Doch THE LOST WORLD war ein bahnbrechende Sensation. Er steht am Anfang einer langen Tradition von Monsterfilmen, deren Plots im Grunde nur noch minimal variiert wurden. Von KING KONG, THE BEAST FROM 20,000 FATHOMS, GOJIRA, alle deren Sequels und Remakes, den Filmen von Jack Arnold und mit den Effekten von Harryhausen bis hin zu JURASSIC PARK und LOST WORLD: JURASSIC PARK, mit denen sich der Kreis wieder schloß. Und noch immer entstehen jährlich Quasiremakes und Plagiate des klassischen Stoffes.

Zurück geht der auf den gleichnamigen Roman des Sherlock-Holmes-Schöpfers Sir Arthur Conan Doyle, der im Prolog des Films höchstselbst zu sehen ist und das fertiggestellte Werk nach eigenen Angaben sehr mochte. Watterson Rothacker sicherte sich die Filmrechte an eben jenem Roman. Sein Partner Willis O'Brien leitete die Entstehung der revolutionären Effekte. THE LOST WORLD arbeit geradezu exzessiv mit sinen Stop-Motion-Kreaturen, die ihre menschlichen Kollegen zu Nebendarstellern degradieren.

Von der ursprünglich 106 Minuten langen Originalversion ging im Laufe der Zeit viel Material verloren. Jahrzehntelang war gar nur eine 60minütige Rumpffassung erhältlich. Das Originalnegativ ging bei einem Brand in den Universalstudios komplett flöten. Die auf der sehr empfehlenswerten Arte/Absolut Medien-DVD enthaltene Restauration (aus acht verschiedenen Quellen zusammengefügt) erreicht wieder eine Länge von 92 Minuten. 92 Minuten puren Filmgenusses.


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DER LETZTE MANN


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DER LETZTE MANN
Deutschland, 1924
Universum Film (UFA)
Regie: F.W. Murnau
Produktion: Erich Pommer
Buch: Carl Mayer
Kamera: Karl Freund
Musik: Giuseppe Becce
Darsteller: Emil Jannings (Hotelportier), Maly Delschaft (seine Nichte), Max Hiller (ihr Bräutigam), Emilie Kurz (Tante des Bräutigams), Hans Unterkircher (Geschäftsführer), Olaf Storm (junger Gast), Hermann Vallentin (spitzbäuchiger Gast), Georg John (Nachtwächter), Emmy Wyda (dünne Nachbarin), O.E. Hasse
Erstaufführung: 23. Dezember 1924

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Inhalt: Ein in die Jahre kommender Hotelportier (Emil Jannings) ist mit seiner Uniform ein angesehener Mann in seiner heruntergekommenen Wohngegend. Eines Tages wird er aufgrund seines Alters zum Toilettenmann degradiert und durch einen Jüngeren ersetzt. Aus Angst vor dem Verlust seines gesellschaftlichen Status entwendet er die Portiersuniform und spielt seiner Nachbarschaft weiterhin den Portier vor. Doch die Lüge kann er nicht lange aufrecht erhalten.


DER LETZTE MANN stellt einen weiteren künstlerischen Triumph für Friedrich Wilhelm Murnau dar. Beworben wurde er mit der „entfesselten Kamera“. In der Tat ist die Kamera in beinahe stetiger Bewegung, vollführt Fahrten als ob sie nicht noch immer ein schweres Ungetüm wäre. Meisterkameramann Karl Freund liefert mit seiner „Stachow“ Kabinettstückchen die sich als äußerst innovativ erweisen sollten. Sei es eine Kamerafahrt durch ein geschlossenes Fenster oder das einschmieren der Linse mit Vaseline, um den sogenannten Weichzeichnereffekt zu erreichen.

Rühmen kann sich DER LETZTE MANN auch damit der einzige Film zu sein, der es jemals geschafft hat ohne Zwischentitel auszukommen. Alles erklärt sich über Gesten und Symbole. Obwohl ein Insert benutzt Murnau hier. Und zwar das, um sich von dem aufgesetzten Happy End abzugrenzen, welches ihm die damalige Zensur aufzwang. Murnau kam seiner „Pflicht“ nach und verpasste seinem stets namenlosern Hauptcharakter ein versöhnliches Ende, was er aber mit einem Sarkasmus und überzogen inszenierte und das Insert sozusagen entschuldigend einschob.

Dass einem das Drama ziemlich nahe geht, dafür sorgt auch Emil Jannnings mit seiner umwerfenden Leistung. Er überzeugt mit nachhaltigen Blicken und reduzierten Gesten, wo andere Stummfilmdarsteller in Theatralik fallen würden. Ich muss sagen, was Jannings hier abliefert ist eine der besten schauspielierischen Darbietungen, die ich je in einem Stummfilm gesehen habe. Wenn nicht sogar überhaupt.

Das Thema an sich hat von seiner Aktualität nichts verloren. DER LETZTE MANN ist nicht nur eine Parabel auf den (eigentlich unsinnigen) Gesichtsverlust durch den Verlust einer Uniform, sondern erzählt auch von dem Abstellgleis, auf das Menschen auch heute noch ab einem gewissen Alter abgeschoben wird. Und natürlich die allgegenwärtige Angst vor dem Verlust des Lebensstandards sowie dem sozialen und gesellschaftlichen Abstiegs.

1955 entstand unter der Regie von Harald Braun ein gleichnamiges Tonfilmremake mit Hans Albers in der Hauptrolle. An seiner Seite waren u.a. Joachim Fuchsberger und Romy Schneider zu sehen.

2003 wurde DER LETZTE MANN restauriert. Die als Original geltende deutsche Fassung war nicht mehr vollständig erhalten. So wurde diese ergänzt aus zwei weiteren Fassungen – einer Exportfassung für den Weltmarkt sowie einer Exportfassung für die USA, die sich jeweils mit alternativ gedrehten Einstellungen voneinander unterschieden. Die Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung rühmt sich im Fall von DER LETZE MANN mit einer besonders geglückten Restaurierung, da tatsächlich die originale Schnittfolge wiederhergestellt werden konnte.

Bei der Restaurierung wurden auch Teile der Originalmusik von Giuseppe Becce wiederentdeckt werden, deren Lücken Komponist Detlev Glanert auf gelungene Weise wieder füllte.


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HOT WATER (DAS WASSER KOCHT)


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HOT WATER
(dt. Titel: DAS WASSER KOCHT; HOT WATER)
USA, 1924
The Harold Lloyd Corporation
Regie: Fred C. Newmeyer, Sam Taylor
Produktion: Harold Lloyd
Buch: Sam Taylor, John Grey, Tim Whelan, Thomas J. Grey
Kamera: Walter Lundin
Schnitt: Allen McNeil
Darsteller: Harold Lloyd (Hubby), Jobyna Ralston (Wifey), Josephine Crowell (ihre Mutter), Charles Stevenson (ihr großer Bruder), Mickey McBan (ihr kleiner Bruder), Edgar Dearing (Motorradpolizist), Andy De Villa (Glen Reed), Pat Harmon (Stehender im Bus), Fred Holmes (Mann), Billy Rinaldi (Junge), S.D. Wilcox (Gene Komman)
Erstaufführuung: 26. Oktober 1924

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Filmszene


Inhalt: Trautes Heim, Glück allein. Und wenn man nicht allein daheim ist, will sich das Glück nicht einstellen. Das spürt Hubby (Harold Lloyd) schmerzhaft als sich die ungeliebte Familie seiner Frau (Jobyna Ralston) bei ihm zu Hause breitmacht.


Rasante, episodenhafte Komödie, in der Harold Lloyd gegen widerspenstige Verwandten kämpft – immer am Rande des Nervenzusammenbruchs.

Nach den Beschwerden einiger Verleihfirmen über die Länge des Films GIRL SHY (80 Min.) stutzte man den Nachfolger auf 60 Minuten zurecht. Der Film war ein weiterer Kassenerfolg für Lloyd, der knapp zwei Millionen Dollar einspielte.

Heimlicher Hauptdarsteller des Films ist ein Truthahn, der im wahren Leben auf den Namen Genevieve hörte.





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