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Cine-Phil schreibt Filmgeschichte

Ein historischer FIlmtageblog




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UN CHIEN ANDALOU (DER ANDALUSISCHE HUND)



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UN CHIEN ANDALOU
(alt. Titel: DER ANDALUSISCHE HUND; EIN ANDALUSISCHER HUND)
Frankreich, 1929
Regie: Luis Buñuel
Produktion: Luis Buñuel
Buch: Salvador Dali, Luis Buñuel
Kamera: Albert Duverger, Jimmy Berliet
Schnitt: Luis Buñuel
Darsteller: Simone Mareuil (das junge Mädchen), Pierre Batcheff (Mann), Salvador Dali (Seminarist), Luis Buñuel (Mann im Prolog), Robert Hommet (junger Mann), Marval (Seminarist), Fano Messan (Hermaphrodite), Jaume Miravitlles (dicker Seminarist)
Erstaufführuung: 06. Juni 1929

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Filmszene


Inhalt: Ein Mann zieht einer Frau ein Rasiermesser durchs Auge, ein anderer Mann radelt im Nonnenkostüm durch die Stadt, Ameisen krabbeln aus einem Loch in der Hand. Aber kein Hund weit und breit.


Nein, das Meisterwerk des surrealistischen Film kann ich nicht wie jeden Kurzfilm besprechen. Für mich ist UN CHIEN ANDALOU eigentlich auch gar kein Kurzfilm. Der Film hält sich an keine Regeln irgendwelcher Art. Dann ist die Frage nach der Laufzeit sowieso kokolores.

Ja, ich hatte eine Schwäche für den surrealistischen Film, schon lange bevor ich dieses Werk kannte. Jetzt ist es schlichtweg das herausragende Werk des Sujets für mich. Ich gebe mir auch nicht die Mühe ihn erfassen zu wollen. Das wäre sinnlos. UN CHIEN ANDALOU lebt von seinen traum(a)artigen, verstörenden Bildern, die man auf sich wirken lassen muss. Manche der gezeigten Dinge lassen sich leicht entschlüsseln, andere unzugänglich chiffriert, vieles jedoch reine Gaudi seitens der Macher. Buñuel und Dali wilderten nicht nur in der Psychoanalyse, sondern machten sich einen Heidenspass daraus, die französische Kunstszene zu provozieren und zu entlarven. Sie beömmelten sich über jeden hochnäsigen Kunstkritiker, der meinte, doch den tieferen Sinn in dem Werk erkannt zu haben. Keinen anderen Zweck hatte DER ANDALUSISCHE HUND.

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...und Schnitt! Eine Szene, die sich ins Gedächtnis brennt


Luis Buñuel wollte seinen Debütfilm gar verbrennen, einfach nur so als Statement. Er wurde zum Glück gerade noch davon abgehalten. Der am 22. Dezember 1900 im spanischen Aragon bezeichnete die Filmerei als Nichts, schuf aber in seinem Leben etwa drei Dutzend Filme, von denen nicht wenige als Meisterwerke zu bezeichnen sind. Mit seinem Freund aus Studientagen, keinem geringeren als dem Meister der surrealistischen Kunst, Salvador Dali (1904 – 1989) verband ihm eine künstlerische Radikalität, die in ihrer explosiven Mischung zu solchen Auswüchsen wie UN CHIEN ANDALOU führen sollte. 1930 ließen sie zusammen noch L'AGE D'OR (DAS GOLDENE ZEITALTER) folgen.

Buñuel befürchtete zunächst eine Spur zu radikal gewesen zu sein. Für die Premiere bewaffnete er sich mit Backsteinen, um sich gegen eventuell aufgebrachte Zuschauer verteidigen zu können. Soweit kam es dann aber zum Glück nicht. Auch wenn der Film natürlich für einen massiven Aufschrei sorgte. Hervorgerufen wurde der natürlich durch die gezielten Tabubrüche in der Darstellung. Bereits die Eröffnungssequenz zeigt die grausamste Szene, die bisher auf einer Leinwand gezeigt wurde. Der berühmte Schnitt (von Buñuel persönlich) mit einem Rasiermesser durch den Augapfel einer jungen Dame. Wer danach noch nicht den Ausgang des Kinos gesucht hat, der wurde mit aus einer Hand kriechenden Ameisen “beglückt” oder mit dem herumspielen einer abgehackten Hand oder mit verfaulenden Tierkadavern. Mal abgesehen von einen sexuellen Anzüglichkeiten.

Der Film lotet die Grenzen des Zeigbaren aus wie die des menschlichen Unterbewusstseins. Er packt den Zuschauer bei den Eiern. Mit seiner schmerzhaften Treffsicherheit ist er ein gern zitierter Vorreiter des modernen Horrorfilms und insbesondere des Splatterfilms und dort Jahrzehnte voraus.

So schockierend wie der Film auch das Schicksal der beiden Hauptdarsteller. Pierre Batcheff, der männliche Part, tötete sich selbst 1932 mit einer Medikamantenüberdosis. Simone Mareuil beging 1954 Selbstmord, indem sich auf einem öffentlichen Platz mit Benzin übergoss und in Brand steckte.




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