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Cine-Phil schreibt Filmgeschichte

Ein historischer FIlmtageblog




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DRACULA



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DRACULA
(dt. Titel: DRACULA)
USA, 1931
Universal Pictures
Regie: Tod Browning, Karl Freund
Produktion: Carl Laemmle Jr., Tod Browning
Buch: Louis Bromfield, Louis Stevens, Tod Browning, nach dem Theaterstück Dracula von Garrett Fort und dem Roman Dracula von Bram Stoker
Kamera: Karl Freund
Schnitt: Milton Carruth
Darsteller: Bela Lugosi (Graf Dracula), Helen Chandler (Mina), David Manners (John Harker), Dwight Frye (Renfield), Edward Van Sloan (Van Helsing), Herbert Bunston (Doctor Seward), Frances Dade (Lucy), Joan Standing (Hausmädchen), Charles K. Gerrard (Martin), Anna Bakacs (Wirtstochter), Nicholas Bela (Reisender in Kutsche), Daisy Belmore (Reisende in Kutsche), Barbara Bozoky (Ehefrau des Wirts), Moon Carroll (Hausmädchen), Geraldine Dvorak (Draculas Frau), John George (kleiner Wissenschaftler), Anita Harder (Blumenmädchen), Carla Laemmle (Reisende in Kutsche), Donald Murphy (Reisender in Kutsche), Wyndham Standing (Chirurg), Cornelia Thaw (Draculas Frau), Dorothy Tree (Draculas Frau), Jospehine Velez (Schwester Grace), Michael Visaroff (Wirt)
Erstaufführung: 02. Februar 1931

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Filmszene


Inhalt: Der transylvanische Graf Dracula (Bela Lugosi) ist ein stinkreicher Charmebolzen, hat aber nur einen kleinen Haken: er ist ein Vampir. Er kauft sich beschauliches Gemäuer in London und wirft ein Auge auf die hübsche Mina (Helen Chandler). Der in unerklärlichen Phänomenen bewanderte Professor Van Helsing (Edward Van Sloan) ist der Einzige, der Lunte riecht und legt sich auf die Lauer gegen den Fürsten der Nacht.


Mit Tod Brownings DRACULA haben wir nun die erste offizielle Verfilmung von Bram Stokers weltberühmten Schauerroman. Wir erinnern uns, die Produzenten von NOSFERATU, EINE SYMPHONIE DES GRAUENS hatten mal eben „vergessen“ sich eine Genehmigung einzuholen, das Werk adaptieren zu dürfen. Und in dem 1921, einem Jahr vor NOSFERATU entstandenen und leider verschollenen österreich-ungarischen Vampirfilm DRAKULA war trotz des Titels von dem berühmten Grafen weit und breit nichts zu sehen.

Produzent Carl Laemmle, der Gründer der Universal Studios, wollte den Stoff bereits 1915 als Stummfilm auf die Leinwand bringen. Mehrere Faktoren verzögerten immer wieder die Verwirklichung. 1931, im frühen Tonzeitalter sollte es dann soweit sein. Als Produzent fungierte hier jedoch Laemmles Sohn – Carl Laemmle Jr.. Als Regisseur bot sich geradezu Tod Browning an, der vier Jahre zuvor mit LONDON AFTER MIDNIGHT einen enorm erfolgreichen Vampirfilm drehte. Das traurige Schicksal von LONDON AFTER MIDNIGHT sollte jedem halbwegs Interessierten bekannt sein: auch er gilt als verschollen, nachdem das Originalnegativ und die einzige als existent bekannte Kopie 1967 bei einem durch Fahrlässigkeit ausgelösten Brand im MGM-Archiv zerstört wurde.

Browning wollte zu DRACULA auch seinen Star aus LONDON AFTER MIDNIGHT, Lon Chaney, wieder verpflichten. Der starb jedoch 1930 an Kehlkopfkrebs. Etliche andere Namen für die Rolle des Grafen Dracula wurden ins Spiel gebracht, wie etwa Conrad Veidt oder Paul Muni. Bela Lugosi war also längst nicht erste Wahl als man auf den Darsteller zurück griff, der Dracula in dem Theaterstück spielte, auf dem der Universal-DRACULA beruhte. Für Lugosi sollte es die Rolle des Lebens werden. Er spielte den Grafen noch einige Male und wurde so zur Ikone, die die Masse der Vampirfilmfans in Lugosi- und Christopher-Lee-Lager spaltet. Er identifizierte sich so sehr mit der Rolle, dass er nach langer erfolgloser Karriere, die ihn in die Fänge eines gewissen Edward D. Wood Jr. trieb, nach seinem Tod im Dracula-Cape begraben ließ.

Tod Browning blieb dem Sujet weiterhin treu und schuf unter anderem im darauffolgenden Jahr einen weiteren Horrorklassiker – den heute noch schwer verdaulichen FREAKS. So wurde er zum ersten Aushängeschilds eines Genres, dass der Universal zu verdanken hat, dass es überhaupt eins werden konnte. Mit dem Erfolg von DRACULA und dem noch im selben Jahr entstandenen FRANKENSTEIN wurde der Horrorfilm zum Gewinner des noch jungen Tonfilms. Der Begriff „Horror“ selber wurde durch die Werbekampagne zu FRANKENSTEIN geprägt, der das Schlagwort in Trailern und auf Plakaten lautstark einsetzte. Noch heute gelten die Universal Studios als die Väter des Klassischen Horrorfilms, die unzähligen Fortsetzungen von DRACULA und FRANKENSTEIN sowie noch weiterer Klassiker zu denen wir noch kommen werden, taten da ihr übriges.

Auf ewig wird der 1931er DRACULA so einen Klassikerstatus innehaben, auch wenn die Zeit nicht spurlos an ihm vorbeigegangen ist. Das meiste regt heute eher zum Schmunzeln an, als zum Fürchten. Nicht nur, dass er weitaus einfacher gestrickt ist als der ungleich besser gealterte NOSFERATU von Murnau, macht ihm auch sein durch die Weltwirtschaftskrise verschuldete niedrige Budet zu schaffen. Die Tricks wirken mehr als naiv. Am deutlichsten wirkt sich aber wohl aus, dass Dracula jedem Kleinkind ein Begriff ist. Neuinterpretationen und Parodien gibt es wie Sand am Meer. Da bietet Brownings Variante dem erfahrenen Zuschauer keinerlei Überraschungen mehr. Und dummerweise muss ich, wenn ich Lugosi in der Rolle sehe, gleich unfreiwillig an Leslie Nielsen denken, obwohl ich DRACULA: DEAD AND LOVING IT, im Gegensatz zu diesen Film, bislang nur einmal gesehen habe. Das wirkt sich nicht gerade auf die Glaubwürdigkeit eines eigentlich schrecklichen Geschöpfes aus.

Dabei ist er aber unterhaltsam und handwerklich geschickt gemacht. Er hält sich nicht sklavisch an Stokers Vorlage, sondert nimmt sich einige Freiheiten. So nimmt denn Renfield die Position Harkers ein, der nach Transsylvanien reist, um ein Immobiliengeschäft mit Dracula zu schließen. Harker als Verlobter Minas verkommt hier eher zum Statist. Das hatte wohl budgetbedinte Gründe, damit der Film in einer ökonomischen Laufzeit gedreht werden konnte. Er bediente sich jedoch auch bei Murnau, übernahm deutlich einige Sequenzen und Einstellungen und griff auf die Prämisse aus NOSFERATU zurück, dass ein Vampir durch Sonnenlicht getötet werden kann. Obwohl so nicht in Bram Stokers Buch zu lesen, wurde es auf diese Art zum Vampirfilmstandard.




Im verschollenen ungarischen Erstlingsfilm Drakula halála taucht der Graf schon auf. Der Film ist zwar nicht mehr zugänglich, aber es gibt einen exquisiten Text in Horror Studies Vol. 1 Iss. 1.

Was genau ist denn an Freaks so schwer verdaulich? Immerhin ist es eine sehr humanistische Geschichte über die Randexistenzen der Gesellschaft.

Erwähnenswert ist auf jeden Fall noch, daß zeitgleich in denselben Kulissen der Film mit mexikanischen Schauspielern nachgedreht wurde. Tagsüber die amerikanische, nachts die mexikanische Crew. Unter Kritikern gilt die mexikanische Variante als die bessere, weil man hier von den Fehlern der Amerikaner lernen konnte. Habe aber selbst noch keinen Vergleich der Varianten angestellt.
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The Critic sagte am 15. April 2010, 12:07:

Im verschollenen ungarischen Erstlingsfilm Drakula halála taucht der Graf schon auf. Der Film ist zwar nicht mehr zugänglich, aber es gibt einen exquisiten Text in Horror Studies Vol. 1 Iss. 1.

Ich bezog mich hierbei auf die "Horror Chronicles" von Peter Osteried. Er wiederum bezieht sich auf eine Plotzusammenfassung aus dem Roman zum Film. Und da tauchen zwar Vampire auf, aber kein Graf Dracula persönlich.

The Critic sagte am 15. April 2010, 12:07:

Was genau ist denn an Freaks so schwer verdaulich? Immerhin ist es eine sehr humanistische Geschichte über die Randexistenzen der Gesellschaft.

Dazu werde ich mich dann ausführlich auslassen, wenn ich den bespreche. Ist ja nur noch "ein Jahr" hin (in Cine-Phils Filmtageblog-Zeitrechnung). ;)

The Critic sagte am 15. April 2010, 12:07:

Erwähnenswert ist auf jeden Fall noch, daß zeitgleich in denselben Kulissen der Film mit mexikanischen Schauspielern nachgedreht wurde. Tagsüber die amerikanische, nachts die mexikanische Crew. Unter Kritikern gilt die mexikanische Variante als die bessere, weil man hier von den Fehlern der Amerikaner lernen konnte. Habe aber selbst noch keinen Vergleich der Varianten angestellt.

Du meinst sicher die spanische Fassung. Die Darsteller kamen aus allerlei spanischsprachigen Ländern zusammen. Hauptdarsteller Villarias war Spanier, Lupita Tovar war Mexikanerin, Barry Norton Argentinier. Auch Co-Regisseur Enrique Tovar Ávalos, bekannt für spanische Sprachversionen von Hollywoodfilmen, war Mexikaner. Der Film lief zwar auch erfolgreich in Mexiko und anderen lateinamerikanischen Ländern, ist aber offiziell eine US-spanische Co-Produktion. Der ist bei mir (chronologisch bedingt) morgen oder übermorgen, schätze ich mal, dran. Werde dann versuchen einen Vergleich anzustellen.
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