SCARFACE
(dt. Titel: SCARFACE; DER MANN MIT DER NARBE; NARBENGESICHT)
USA, 1932
The Caddo Company
Regie: Howard Hawks
Produktion: Howard Hughes, Howard Hawks
Buch: Ben Hecht, Fred Pasley, Howard Hawks, nach dem Roman Scarface von Armitage Trail
Kamera: Lee Garmes, L. William O'Connell
Schnitt: Edward Curtiss, Lewis Milestone
Darsteller: Paul Muni (Antonio „Tony“ Camonte), Ann Dvorak (Francesca „Cesca“ Camonte), Karen Morley (Poppy), Osgood Perkins (John „Johnny“ Lovo), C. Henry Gordon (Inspector Ben Guarino), George Raft (Guino Rinaldo), Vince Barnett (Angelo), Boris Karloff (Gaffney), Purnell Pratt (Mr. Garston), Tully Marshall (Editor), Inez Palange (Mrs. Camonte), Edwin Maxwell (Polizeichef), Henry Armetta (Pietro), Gus Arnheim (Dirigent), Eugenie Besserer (Bürgerkommiteemitglied), Maurice Black (Jim), Gino Corrado (Kellner), Virginia Dabney (Mabel), William B. Davidson (Bürgerkommiteemitgield), Eddie Fetherston (Reporter), Paul Fix (Gangster), Howard Hawks (Mann im Bett), Brandon Hurst (Bürgerkommiteemitgield), John Kelly (Gangster), Hank Mann (Pförtner), Dennis O'Keefe (Nachtclubbesitzer), Jack Perry (Gangster), Pedro Regas (Tony), Warner Richmond (Cescas Tanzpartner), Constantine Romanoff (Handlanger), Bert Starkey (Epstein), Charles Sullivan (Gangster), Harry Tenbrook (Gangster), Helen C. Thompson (Sadie Thompson), Harry J. Vejar (Big Louis Costillo)
Erstaufführung: 31. März 1932
Filmszene
Inhalt: „The World is yours“ sagt die übergroße Neonreklame – und Gangster Tony Camonte (Paul Muni) hat sich das zur Lebensregel gemacht. So will er nicht mehr länger die Dampfwalze für seinen Boss Johnny Lovo (Osgood Perkins) sein, sondern dessen Platz einnehmen. Und dazu gehört auch dessen Frau (Karen Morley).
Mit SCARFACE gelang dem am 30. Mai 1896 geborenen Howard Hawks der Durchbruch in die Riege der Starregisseure und entwickelte sich über die Jahrzehnte zu einem der Besten seiner Zunft.
Howard Hawks
Und Hawks musste hart um sein Baby kämpfen. Immer wieder eckte der Film bei der Zensur an. Besonders das Ende stieß den Morawächtern übel auf. So musste Hawks ein alternatives Finale drehen, in dem Camonte durch ein ordentliches Gericht zum Tode veruteilt wird. Diese Szenen (entstanden komplett ohne Paul Muni) kamen jedoch ebenfalls nicht durch die Prüfung. Auch die angedeutete inzestiöse Beziehung Camontes zu seiner Schwester gefiel den staatlichen Scherenmännern nicht wirklich. Da entschloss sich Howard Hawks den Film ohne Abgleich mit dem Hays-Code ins Kino zu bringen und hängte dem Titel die Tagline „Shame of a Nation“ an, um dem Vorwurf der Verherrlichung des Gangstertums zu entgehen.
Trotz der durch die nun sozusagen ungeprüfte Aufführung (die meisten kommerziellen Kinos fassten Filme ohne Abwilligung des Preservation Boards nicht einmal mit der Kneifzange an) wurde SCARFACE zu einem der erfolgreichsten Vertreter des Gangsterfilms. Angelehnt ist die Geschichte einmal mehr an der Figur Al Capones, der den Film angeblich überaus liebte. Hawks war nicht nur an einer biographischen Beobachtung interessiert, sondern er beleuchtete auch die gesellschaftliche Reaktion, insbesondere die der Presse sowie der Polizei etwas mehr als seine Kollegen, die LITTLE CAESAR und THE PUBLIC ENEMY inszenierten. Ein hübscher Einfall Hawks' ist ein symbolisches „X“ im Bild, wenn immer einer der Charaktere sein Leben ließ. Das größte X gehörte natürlich am Ende Tony Camonte, als die Kamera von seiner Leiche auf ein Garagentor schwenkt, auf den überdimensionales Kreuz gepinselt war.
1983 entstand Brian De Palmas nicht minder berühmtes Remake mit Al Pacino in der Rolle des Kubaners Tony Montana, dem Pendant zu Hawks' Italiener Tony Camonte. De Palma erzählte die Geschichte in ihren Grundzügen beinahe identisch nach, verlagerte nur das Milleu und verlegte die Spielzeit in die Gegenwart der Frühachtziger.
1994 zeigte man sich auch von staatlicher Seite versöhnt mit SCARFACE, der mit der Eintragung ins National Film Registry zum öffentlich anerkannten Kulturgut wurde.