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Cine-Phil schreibt Filmgeschichte

Ein historischer FIlmtageblog




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DUCK SOUP (DIE MARX BROTHERS IM KRIEG)



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DUCK SOUP
(dt. Titel: DIE MARX BROTHERS IM KRIEG)
USA, 1933
Paramount Pictures
Regie: Leo McCarey
Produktion: Herman J. Mankiewicz
Buch: Bert Kalmar, Harry Ruby
Kamera: Henry Sharp
Schnitt: LeRoy Stone
Musik: John Leipold
Darsteller: Groucho Marx (Rufus T. Firefly), Harpo Marx (Pinky), Chico Marx (Chicolini), Zeppo Marx (Lt. Bob Roland), Margaret Dumont (Mrs. Gloria Teasdale), Raquel Torres (Vera Marcal), Louis Calhern (Botschafter Trentino von Sylvania) uvm.
Erstaufführung: 17. November 1933


Inhalt: Am wirtschaftlichen Abgrund stehend, wird der Kleinstaat Freedonia durch eine Finanzspritze der exzentrischen Millionärin Mrs. Teasdale (Margaret Dumont) vor dem Ruin bewahrt. Die kurzfristige Rettung kommt dem Land aber teuer zu stehen: Mrs. Teasdale fordert die Einsetzung des unsteten Lebemanns Rufus Firefly (Groucho Marx) als Staatsoberhaupt. Der hat so seine ganz eigene Vorstellung davon, wie man ein Land führt.

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Groucho, Harpo und Chico Marx (von oben nach unten)


Manchmal muss man sich doch zu seinem Glück zwingen. Die Marx Brothers waren bisher für mich eine große Unbekannte. Klar waren mir die Künstler ein Begriff und ihr legendärer bissiger Humor durchaus vom Hörensagen bekannt. Nur habe ich meine Kennenlernen mit den Anarchobrüder immer vor mir hergeschoben. Ein ein paar Jahre zurückliegender Versuch A NIGHT AT THE OPERA auf VHS zu schauen, wurde von mir abgebrochen, da der Film nicht gerade meinen Nerv traf.

Im Rahmen meiner filmgeschichtlichen Zeitreise nahm ich mir nun vor, das Wirken und Schaffen der Truppe genauer zu betrachten. Den Anfang machte hiermit DUCK SOUP und öffnete meine Augen...

Nun, wer waren die Marx Brothers? Die Marx Brothers waren die fünf Söhne einer deutschstämmigen Mutter und eines aus dem Elsass stammenden Vaters und wuchsen in ärmlichen Verhältnissen in der Upper East Side New Yorks auf. Der älteste von ihnen war Chico (mit bürgerlichem Namen Leonard), der im Frühling 1887 das Licht der Welt erblickte. Eigentlich war Chico der Zweitgeborene, jedoch starb sein älterer Bruder Manfred noch vor seiner Geburt. Auf Chico folgte im November des darauffolgenden Jahres Harpo, der von seinen Eltern den Vornamen Adolph bekam, den er bereits 1911 ablegte, um nur noch bei seinem zweiten Vornamen Arthur genannt zu werden. Im Oktober 1890 kam Groucho Marx zur Welt, der in seiner Kindheit auf den Namen Julius hörte. Er gilt gemeinhin in der Öffentlichkeit als der dominante Anführer des Clans. Die drei bildeten den unzertrennlichen Kern der später legendären Marx Brothers. Komplettiert wurden die Gruppe noch durch ihre jüngeren Brüder Milton, genannt Gummo, Marx, geboren im Oktober 1892, der zum Mythos wurde, da er mit den Anderen zwar eine Theaterlaufbahn begann, mit ihnen doch niemals vor die Filmkameras trat, wodurch er zeitlebens ein öffentliches Schattendasein fristete sowie dem jüngsten Spross, Zeppo Marx, geboren im Februar 1901 unter dem Namen Herbert. Er verließ die Truppe vor dem Wechsel von der Paramount zur MGM, weil er mit seiner Rolle in der Gruppe stets unzufrieden war. So durfte er immer nur den jugendlichen Liebhaber verkörpern, während sich seine älteren Brüder durch ihr komödiantisches Genie profilieren durften.

Erste Sporen verdienten sich die Jungs am Theater, wo sie sich zunächst in ernsthaften Rollen versuchten. Erst allmälich entdeckten sie ihr komödiantisches Gespür und das Publikum ihren unwiderstehlichen Charme. Sie entwickelten Sketchprogramme und feilten an ihren unverwechselbaren Profilen, die sie auch vor der Kamera beibehalten sollten. So traten die Marx Brothers einen Siegeszug an, wurden vom Geheimtipp zu Showgrößen und spielten vor ausverkauften Häusern. Der Versuch ins lukrative Filmgeschäft einzusteigen war irgendwann nur noch ein logischer Schritt.

Ihre Filmkarriere begann jedoch holprig. Ihr 1921 entstandenes Erstlingswerk HUMOR RISK kam gar nicht erst in den Verleih und gilt als verschollen. Dennoch wurden die etablierten Paramount Pictures auf die Jungs aufmerksam und nahm sie unter Vertrag. 1929 wagten sie sich erneut an das Experiment Film heran. Diesmal mit mehr Erfolg. THE COCOANUTS erzielte einen respektablen Box Office und bescherte den MBs ein nicht zu verachtendes Nebeneinkommen. Vier weitere Filme drehten sie für die Paramount Studios, ANIMAL CRACKERS (1930), MONKEY BUSINESS (1931), HORSE FEATHERS (1932) sowie DUCK SOUP (1933) (plus dem Kurzfilm THE HOUSE THAT SHADOWS BUILT von 1931).

DUCK SOUP beendete schließlich die Zusammenarbeit der Marx Brothers mit der Paramount, nachdem dieser ein erbärmlicher Flop wurde. Und das völlig zu unrecht. Die früheren MB-Werke sind mir noch unbekannt, die Kriegserklärung der Marx Brothers ist jedoch ein unwiderstehlicher galliger Kommentar, die das damalige Säbelrasseln faschistischer Diktatoren, wie es fast auf der ganzen Welt derzeit vernommen werden konnte, auf bitterböse wie treffende Weise karikiert. Der Humor ist seiner Zeit um Lichtjahre voraus und bietet eine breite Palette, von hintergründiger Satire, virtuosem Wortwitz, absurden visuellen Gags und purem Nonsens. Der Einfluss auf spätere Starkomiker ist immens. Monty Python folgten in direkter Tradition. Auch Elemente von Zucker/Abrahams/Zucker oder Woody Allen sind deutlich zu erkennen, um nur in Bruchteil der prominenten Epigonen zu nennen.

Nun standen die Marx Brothers ohne Vertrag da. Was jedoch nicht von Dauer sein sollte. Bei der Metro-Goldwyn-Mayer glaubte man noch an die Zugkraft der Brüder – und bot ihnen einen lukrativen Millionenvertrag.




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