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Ich habe dir niemals einen Hasenbraten versprochen

Cjamangos neues Filmtagebuch




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Ganzkörpergänsehaut!



Noroi (JP-DVD)

Ein Filmemacher namens Masafumi Kobayashi, der sich gewohnheitsmäßig mit paranormalen Phänomenen befaßt, schildert eine Vielzahl von rätselhaften Ereignissen, die alle in Zusammenhang mit einem kleinen Dorf zu stehen scheinen.

Eigentlich mag ich diese Filme im BLAIR WITCH-Fahrwasser nicht wirklich, zumal sie dazu verdammt zu sein scheinen, am Ast der Glaubwürdigkeit zu sägen, wenn der Kameramann selbst in lebensbedrohlichen Momenten geistesgegenwärtig sein Handwerkszeug mit sich führt. In manchen Fällen (z.B. CLOVERFIELD) sehe ich das den Filmen nach, wenn mich der Rest halt gut unterhalten hat. Manchmal nervt es aber, und besonders originell ist es ja nun auch nicht mehr. Der japanische NOROI allerdings stellt einen Ausnahmefall dar. Mein lieber Herr Gesangverein, stellt der einen Ausnahmefall dar... Um es vorwegzunehmen: Der Film ist klasse! Er ist nicht für jeden Zuschauer geeignet. Wer etwa einen traditionellen Geisterfilm erwartet, wird ihn wahrscheinlich eher langweilig finden, zumal sich seine diesbezüglichen Elemente in Grenzen halten. Worin der Film aber geradezu brilliert, ist die Erzeugung einer paranoiden Scheinrealität, in der die Anwesenheit des Übernatürlichen von den Figuren zunehmend als Fakt hingenommen werden muß. Die Idee, das Ganze im Format einer Fake-Dokumentation zu präsentieren, ermöglicht dem Regisseur eine kunstvoll fragmentierte Erzählweise. Er mixt die Privataufnahmen des fiktiven Filmemachers Kobayashi mit gesendetem oder ungesendetem TV-Material und anderen Quellen, die zunächst ohne Zusammenhang zu sein scheinen. Mehr und mehr aber wird deutlich, daß alle merkwürdigen Vorkommnisse in einen Kontext gehören. Die Methode der Wiederaufnahme von Figuren oder Bildern untergräbt dabei immer mehr die Skepsis des Zuschauers, der sich schließlich eingewoben sieht in eine beklemmende Situation, die weit über die gezeigten Bilder hinausreicht. Man arbeitet als Zuschauer regelrecht mit, und zwar ohne, daß man sich dessen bewußt wird. Explizite Grausamkeiten klammert der Film bis auf wenige Momente aus, doch vor dem geistigen Auge des Betrachters findet der Film seine Fortsetzung. Es geschieht äußerst selten, daß mir ein Horrorfilm begegnet, der mich wirklich kickt, der mich wirklich überrumpelt. Gerade im Bereich des J-Horrorkinos langweilt mich das meiste, was an uninspirierten Kopien von RING und JU-ON heutzutage so herauskommt. Regisseur Kôji Shiraishi befindet sich eher in der Liga von Shinya Tsukamoto. Aus bekannten Motiven – und ja, RING und JU-ON sind da natürlich auch mit drin! – bastelt er etwas völlig Neues und Überraschendes. Einige der Szenen gehören zum Unheimlichsten und Verstörendsten, was ich jemals gesehen habe. (Ich sage nur: die Kochszene!) Ich habe in einigen Momenten schlagartig eine Ganzkörpergänsehaut bekommen! Schocks sollte man keine erwarten. Der Film funktioniert anders und sollte in jedem Fall bei gelöschtem Licht betrachtet werden. Ich habe den Ton über Kopfhörer laufen lassen, was in Anbetracht der exzellenten Tonspur von Vorteil ist. Die deutsche DVD enthält auch den Originalton und Untertitel – gut so, denn eine adäquate Umsetzung der stimmlichen Leistung der Schauspieler ist hier schier unmöglich. Ein absoluter Kracher – dicke Empfehlung!




Jau, den NOROI fand ich auch ganz hervorragend, kann nicht verstehen, warum der so untergegangen ist...hängt möglicherweise damit zusammen, daß es halt nicht der übliche J-Horrorkram ist und so die Marketingabteilungen vor nicht lösbare Aufgaben stellte...
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