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Ich habe dir niemals einen Hasenbraten versprochen

Cjamangos neues Filmtagebuch




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Das böse Loch des letzten Hammers



To The Devil A Daughter (GB-Video)

Okkultbuchautor John Verney (Richard Widmark) wird von einem entfernten Bekannten darum gebeten, auf dessen Tochter aufzupassen. Wie es scheint, ist Catherine (Nastassja Kinski) das Mündel von Satanisten, die sie mit Erlangen der Volljährigkeit der Übelkrähe Astaroth weihen wollen. Um das zu verhindern, muß der skeptische Thomas alle Register der Christentums ziehen...

Da THE EXORCIST 1974 zu einem Überraschungserfolg geworden war, mußte natürlich auch die renommierte Produktionsgesellschaft „Hammer Films“ noch einen Schocker in dieser Richtung produzieren, der dann auch ihr letzter Ausflug in den Leinwandhorror werden sollte. Als Stoff wählte man sich ein Buch von Dennis Wheatley aus, der bereits „Hammer“-erprobt war und für Terence Fishers glänzenden THE DEVIL RIDES OUT und den weit weniger bemerkenswerten BESTIEN LAUERN VOR CARACAS verwendet worden war. TO THE DEVIL A DAUGHTER funktioniert größtenteils wie ein Kriminalfilm im okkulten Bereich, in dem die übernatürlichen Einsprengsel ebenso deplaziert erscheinen wie der würdevolle Widmark, der hier eindeutig aus „name dropping“-Gründen eingesetzt wurde. (Freilich wirkte er hier nicht so unglücklich wie in Irwin Allens Granate DER TÖDLICHE SCHWARM, aber der spielte auch in einer ganz anderen Liga...) Beeindruckend an dieser Neusichtung von TO THE DEVIL A DAUGHTER fand ich die erzkonservative Haltung des Filmes, die Sexualität per se als etwas Negatives, als Anzeichen dämonischen Wirkens diffamiert. In der garstigsten Szene des Filmes wird die noch minderjährige Frau Kinski von einem Baby-Astaroth heimgesucht, der aussieht wie ein unglücklicher Plüschlurch und sich an ihrer Muschi zu schaffen macht. Blutig, schleimig, eklig – Sex, wie wir ihn kennen! Im Zentrum der Handlung steht die Fruchtbarkeit, und stets wird sie konnotiert mit Sünde, Verderbnis und anderen tendenziell unerfreulichen Dingen. Erfreulich ist einmal mehr die prachtvolle Stimme von Christopher Lee, der hier eine recht ordentliche Rolle als exkommunizierter Priester versieht, der der Jungfrau zeigen will, wo der Zimmermann das Loch gelassen hat. In Nebenrollen sind noch Honor Blackman, Denholm Elliott und Eva-Maria Meineke zu sehen – allesamt prima Schauspieler, die sich hier aber mit törichtem Material herumschlagen müssen. Etwas aufgewertet wird der Film durch eine kompetente Kameraarbeit und den guten Regisseur, Peter Sykes, der vorher für „Hammer“ den überdurchschnittlichen DEMONS OF THE MIND gemacht hatte. Insgesamt war es interessant, dem Film wiederzubegegnen – ich hatte ihn seit ca. 25 Jahren nicht gesehen –, aber er stellte wirklich den Beleg für die Unfähigkeit der Firma „Hammer“ dar, einen modernen Horrorfilm zu machen. „Hammer“ hatte immer für das klassische Horrorkino gestanden und dort viele Jahre lang seine Fans bedient. Mit diesem dezent unappetitlichen Hybriden tat sich niemand einen großen Gefallen, und so überließ das Haus fortan anderen Firmen das Feld. Das mag ein guter Einfall gewesen sein.




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