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Ich habe dir niemals einen Hasenbraten versprochen

Cjamangos neues Filmtagebuch




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Zwerg Nase und die schwarze 13



Der Exorzist und die Kindhexe (Video)

Susan Barnes ist die Tochter eines Polizeikommissars und ein zum Verrücktwerden häßliches Kind. Alle finden sie aber ganz possierlich und betuttelnswert. Dies ändert sich nachhaltig, als Susan von einer Evil Zigeunerin eine Puppe geschenkt bekommt, die so ähnlich aussieht wie ein Flaschenöffner mit Hörnern und Augen besitzt, die manchmal blinken. Susan wird dann immer von einem bösen Geist erfaßt und flucht wie ein Droschkenkutscher. Ganz klar, der Exorzist muß ran...

Als ich LA ENDEMONIADA zum ersten Mal sah, fand ich ihn fürchterlich langweilig und unspektakulär. Die neuerliche Sichtung öffnete mir die Augen für die Schönheiten des Filmes, die zugegebenermaßen gut versteckt sind hinter einer billigen Produktion und einer unattraktiven Bildführung. Intelligent geskriptet ist das alles beim besten Willen nicht, und passieren tut auch nicht viel. Ich habe mich trotzdem blendend amüsiert! KINDHEXE gehört zu den zahlreichen EXORZIST-Rip-Offs, die 1974 und 1975 den katholischen Sieg über das Urübel besangen. (Schönes Wort, vor allem, wenn man es falsch ausspricht: Ich urübele, du urübelst, er/sie/es urübelt...) Horrorfilme handeln ja generell von Ängsten, also von unbewältigten Prozessen, die im Zuschauer herumwabern. Das ist auch der Grund für die häufig erzkonservativen Anschauungen, die darin aufscheinen. Angst ist immer infantiler Natur, die daraus geborenen Ideen konservativ wie ein Saustecher in Niederbayern. Der amerikanische EXORZIST verpackte das hübsch in toller Filmtechnik und progressiv anmutendem Schnickschnack, erzählt aber grundsätzlich vom Unbehagen der älteren Generation den eigenen Kindern gegenüber. Dein Töchterlein benimmt sich rebellisch, sagt schmutzige Wörter, uriniert auf den Teppich und masturbiert mit einem Kruzifix? Herzlichen Glückwunsch - du hast jetzt einen völlig normalen Teenager! Das Balg in KINDHEXE ist schon im Naturzustand ein kleiner Freak, aber wenn ihr dann auch noch eine Gummiglatze, dicke Augenbrauen und Omafalten im Gesicht wachsen, dann liegt das Publikum auf dem Boden! In der deutschen Fassung (Videopremiere!) werden ihre Sätze hölzern abgelesen, was Zeilen wie "Ihr habt's getrieben wie die Straßenköter!" sehr drollig macht. Die Synchro ist ohnehin was für die Schatzkiste. Gleich zu Beginn unterhält sich Susans Vater mit Pater Juan, welcher ihm von einer Kirchenentweihung berichtet: "Irrtum und Pervertiertheit existieren - wir sind von teuflischer Gegenwart umgeben!" Susans Vater entgegnet ihm: "Heutzutage pumpen sich die Jugendlichen voll mit Sex und Drogen auf der Flucht vor der Wirklichkeit!" Daß seine eigene Tochter im Laufe der Handlung einem Herrn den Pimmel abschneiden und dessen Verlobten als Geschenk überreichen wird, ahnt er zu diesem Zeitpunkt noch nicht... Auch hübsch wird es, wenn ein Doktor hinzugezogen wird, der vom Aberglauben nicht viel hält: "Heute, nachdem es wissenschaftlich erwiesen ist, daß ein Elektron zur gleichen Zeit zwei Löcher passieren kann, wenn sie auf beiden Seiten einer Fläche angeordnet sind, kann alles als natürlich erklärt werden." (Ich habe mir diesen Satz mehrfach durchgelesen und verstehe ihn immer noch nicht!) Auch zitiert er Yeats und das "Rassengedächtnis" (hust!), obwohl es sich hier wohl eher um Rasengedächtnis handeln wird... Nimmt man dann noch Fernando Sancho hinzu, jenen Veteranen unzähliger Eurowestern, der sich als mexikanischer Banditenchef tausendfach den fetten Hähnchenschlegel quer durchs Gesicht gezogen hat, hat man es bei DER EXORZIST UND DIE KINDHEXE mit einer Vollwertgraupe zu tun, die dem skandallüsternen Konservativismus von Friedkins Hollywood-Schocker vollauf entspricht, ihn aber sympathischerweise durch fröhliches Dilettieren völlig diskreditiert. Ich finde den Film niedlich!




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