Meine Schwester (TV)
Anais ist jung. Anais ist dick. Manche würden sie wohl als fett bezeichnen. Sie ist der Dorn in der Seite ihrer älteren Schwester Elena, die wunderhübsch ist und mit ihren 15 Jahren bereits am Herumexperimentieren, was die Jungens angeht. Im gemeinsamen Urlaub trifft Elena den italienischen Austauschstudenten Fernando, der ihre Fantasie auf die Reise schickt. Er zieht das volle Programm durch, redet, charmiert, verführt sie. Die Eltern bekommen dies bald spitz und sind wenig begeistert. Doch was dann kommt, überrascht wohl jeden, und deshalb werde ich mich hüten, das hier zu verraten!
Im Zentrum von Catherine Breillats Film A MA SOEUR steht die Figur der dicken Anais, eine komplett statische Figur. Das Leben entwickelt sich um sie herum, während sie frißt, frißt, frißt. Ist der Typus der frustrierten Dicken für gewöhnlich eher eine humoristische Beigabe in konservativen Teenie-Komödien, so wird hier der Panzer aus Fleisch der jungen Dame mal nicht zum Anlaß für Überlegungen in bezug auf das, was man als Norm empfindet. Weder wird Anais nahegelegt, sie solle ihr Übergewicht ablegen, um "einer von uns" zu sein, noch lernt sie ihre Erscheinung akzeptieren. Sie ist immens frustriert, da ihre Eltern ziemlich ignorante und egozentrische Rindviecher sind. Die amourösen Experimente ihrer Schwester verletzen sie zutiefst, und da sie so vieles verletzt, stellt sie sich tot im eigenen Körper. Die nach außen hin aktivere Elena ist völlig überfordert mit den Liebesdingen, läßt sich zusülzen von ihrem Urlaubsflirt, der ganz offensichtlich nur auf Triebabfuhr aus ist. Ich habe von Catherine Breillat bislang noch keinen Film gesehen, erwartete hier aber in Anbetracht der Reputation der Regisseurin eine Übung in Provokation. Wer Provokation braucht, kann sie auch aus A MA SOEUR herauslesen. Die Darstellung von Sexualität in A MA SOEUR ist denkbar unpornographisch, wirkt aber gerade durch die Konzentration auf die Begleitumstände der Sexualität hochgradig erotisch. Ich möchte mal behaupten, daß ein männlicher Regisseur das so nicht hinbekommen hätte. Der Sex wird eben nicht verkitscht, sondern als Triebfeder des Tun und Machens der Figuren angenommen. Dieses Tun und Machen führt allerdings zum Tod der Träume, denn was der Kopf an Träumen zusammenspinnt, erweist sich meistens als Luftnummer. Elena möchte gern den Traum mit ihrem Prinzen realisieren, damit sie sich selbst als Frau fühlen kann, möchte nicht auf halber Strecke verweigern. Der Mann hängt irgendwo zwischen sinnlicher Aufgepeitschtheit und Frust, man merkt, daß er buchstäblich jeden Mist erzählen würde, um zum Ziel zu kommen. Moralisiert wird nicht wirklich; dazu ist die Inszenierung der Breillat auch zu nüchtern. Wunderland ist abgebrannt, und das illustriert auch sehr anschaulich das mal wirklich schockierende Ende, bei dem mir nur noch die Kinnlade heruntergeklappt ist. Ich bin mir immer noch nicht ganz im klaren darüber, ob die dicke Anais eine Rebellin ist - sie sagt am Schluß etwas im Sinne von "Denken Sie doch, was Sie wollen!" -, aber sie ist das logische Produkt der Lebensumstände, die der Film hier sehr detailliert abbildet. Sicher bin ich mir allerdings darüber, daß ich mir jetzt definitiv noch viele andere Filme von der Breillat anschauen möchte!
Anais ist jung. Anais ist dick. Manche würden sie wohl als fett bezeichnen. Sie ist der Dorn in der Seite ihrer älteren Schwester Elena, die wunderhübsch ist und mit ihren 15 Jahren bereits am Herumexperimentieren, was die Jungens angeht. Im gemeinsamen Urlaub trifft Elena den italienischen Austauschstudenten Fernando, der ihre Fantasie auf die Reise schickt. Er zieht das volle Programm durch, redet, charmiert, verführt sie. Die Eltern bekommen dies bald spitz und sind wenig begeistert. Doch was dann kommt, überrascht wohl jeden, und deshalb werde ich mich hüten, das hier zu verraten!
Im Zentrum von Catherine Breillats Film A MA SOEUR steht die Figur der dicken Anais, eine komplett statische Figur. Das Leben entwickelt sich um sie herum, während sie frißt, frißt, frißt. Ist der Typus der frustrierten Dicken für gewöhnlich eher eine humoristische Beigabe in konservativen Teenie-Komödien, so wird hier der Panzer aus Fleisch der jungen Dame mal nicht zum Anlaß für Überlegungen in bezug auf das, was man als Norm empfindet. Weder wird Anais nahegelegt, sie solle ihr Übergewicht ablegen, um "einer von uns" zu sein, noch lernt sie ihre Erscheinung akzeptieren. Sie ist immens frustriert, da ihre Eltern ziemlich ignorante und egozentrische Rindviecher sind. Die amourösen Experimente ihrer Schwester verletzen sie zutiefst, und da sie so vieles verletzt, stellt sie sich tot im eigenen Körper. Die nach außen hin aktivere Elena ist völlig überfordert mit den Liebesdingen, läßt sich zusülzen von ihrem Urlaubsflirt, der ganz offensichtlich nur auf Triebabfuhr aus ist. Ich habe von Catherine Breillat bislang noch keinen Film gesehen, erwartete hier aber in Anbetracht der Reputation der Regisseurin eine Übung in Provokation. Wer Provokation braucht, kann sie auch aus A MA SOEUR herauslesen. Die Darstellung von Sexualität in A MA SOEUR ist denkbar unpornographisch, wirkt aber gerade durch die Konzentration auf die Begleitumstände der Sexualität hochgradig erotisch. Ich möchte mal behaupten, daß ein männlicher Regisseur das so nicht hinbekommen hätte. Der Sex wird eben nicht verkitscht, sondern als Triebfeder des Tun und Machens der Figuren angenommen. Dieses Tun und Machen führt allerdings zum Tod der Träume, denn was der Kopf an Träumen zusammenspinnt, erweist sich meistens als Luftnummer. Elena möchte gern den Traum mit ihrem Prinzen realisieren, damit sie sich selbst als Frau fühlen kann, möchte nicht auf halber Strecke verweigern. Der Mann hängt irgendwo zwischen sinnlicher Aufgepeitschtheit und Frust, man merkt, daß er buchstäblich jeden Mist erzählen würde, um zum Ziel zu kommen. Moralisiert wird nicht wirklich; dazu ist die Inszenierung der Breillat auch zu nüchtern. Wunderland ist abgebrannt, und das illustriert auch sehr anschaulich das mal wirklich schockierende Ende, bei dem mir nur noch die Kinnlade heruntergeklappt ist. Ich bin mir immer noch nicht ganz im klaren darüber, ob die dicke Anais eine Rebellin ist - sie sagt am Schluß etwas im Sinne von "Denken Sie doch, was Sie wollen!" -, aber sie ist das logische Produkt der Lebensumstände, die der Film hier sehr detailliert abbildet. Sicher bin ich mir allerdings darüber, daß ich mir jetzt definitiv noch viele andere Filme von der Breillat anschauen möchte!