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Ich habe dir niemals einen Hasenbraten versprochen

Cjamangos neues Filmtagebuch




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Immer eine gute Suppe...



Meat Grinder (DVD)

Bood ist Nudelköchin. Sie entstammt einer Familie von Nudelköchinnen. Nun ist sie allein und muß das Geschäft erhalten, zumal ihre kleine Tochter versorgt werden muß. Bood macht sehr leckere Nudelsuppe, aber sie hat natürlich Geheimzutaten. Woraus diese bestehen, muß ein junger Student mit dem schönen Namen Attaporn erfahren, der sich in Bood verliebt. Kann er dem Suppentopf entgehen?

Ein verblüffender Film. Von seinem Regisseur, dem Thailänder Tiwa Moeithaisong, kannte ich bislang nur den deutlich früheren THE SISTERS, der ein einigermaßen konventioneller Geisterfilm war, wenn man mal davon absieht, daß der Geist aus einer Klimaanlage kommt. Die milden formalen Vorzüge jenes Filmes kommen in MEAT GRINDER zum Tragen, der eigentlich ein richtig gut gemachter Horrorfilm ist. Im Unterschied zu seinen amerikanischen Splatter-Kollegen erzählt er eine Geschichte, die ihre Figuren ernst nimmt und einiges über Thailand erzählt. So spielt der Film vor einigen Jahrzehnten, während der Studentenunruhen, die von der Regierung brutal niedergeknüppelt wurden. Dieser Hintergrund ist durchaus repräsentativ für die blutige Horrorgeschichte, die nämlich von der Rache der Vergangenheit und patriarchalischer Repression handelt. Bood hat nämlich während ihres Lebens ein Dauerfeuerwerk von Gemeinheiten mitgemacht. Das reicht von angedeutetem oder tatsächlichem Mißbrauch durch Vater und Ehemann bis zur Vergewaltigung in einer schmuddeligen Seitengasse. Was immer sie mit ihren Opfern im Laufe des Filmes anstellt – und das ist wirklich nicht schön! –, so kann man als Zuschauer zumindest nachvollziehen, warum Bood ihren Verstand verloren hat und zu einer Feindin der Männerwelt geworden ist. Während amerikanische Splatterfilme in der Regel keinen blassen Schimmer haben, was für infantile (und häufig auch verklemmte und konservative) Fantasien sie eigentlich bedienen, verbindet der Regisseur in MEAT GRINDER die grausigen Vorgänge thematisch sinnvoll mit der unterliegenden Geschichte. Es ist ein wütender Film über Mißbrauch, und entsprechend widerwärtig ist auch die Bebilderung. Der einzige Kritikpunkt, den ich habe, ist der Umstand, daß die (teilweise verheerenden) Splattereinlagen dazu neigen, den bedenkenswerten Gehalt des Filmes im wahrsten Sinne des Wortes zu ertränken. Manchmal wünschte ich mir etwas mehr Zurückhaltung, wie etwa im hongkongesischen DUMPLINGS, der ebenfalls gut gemacht war, seine intensive Wirkung aber eben auch daraus bezog, daß er nicht alles zeigte. MEAT GRINDER verfällt häufig in einen Splattermodus, der darüber hinwegtäuscht, daß der Film eigentlich sehr viel besser ist als vergleichbare Hollywood-Ware. Die deutsche Fassung ist natürlich um einige Szenen erleichtert worden. Die Logik hinter den (überraschend milden) Kürzungen erschließt sich mir allerdings nicht, da der Film auch in der deutschen Fassung noch ein ziemliches Blutbad darstellt. Interessanterweise ist in der Exportfassung des Filmes übrigens die Szenenfolge komplett umgestellt worden. So beginnt die deutsche Fassung mit einem anderen Vorspann als die Thai-Version, die eigentliche Handlung mit einem Szenenkomplex, der sich im Original erst nach etwa 30 Minuten abspielt. In seinem Heimatland war MEAT GRINDER angeblich der erste Film, der einer neuen Zensurverordnung zum Opfer fiel und deshalb nur in einer stark gekürzten Fassung auf den Markt kam. Ironischerweise sind die blutrünstigen Effekte komplett enthalten – man machte sich wohl eher Sorgen um die Darstellung der thailändischen Realität im allgemeinen und der thailändischen Küche im besonderen... Der Film endet mit einer familiären Fantasie (vermutlich!), die im Original bereits mit Vorspanntiteln unterlegt ist. Danach gibt es im Original noch eine Szene, die verdeutlicht, daß Mißbrauch sich von Generation zu Generation überträgt, wie ein Virus. Die deutlich längere (!) deutsche Fassung entbehrt zwar einiger Blutstürze, ist aber trotzdem lohnend. Wie schon gesagt, mir wäre es lieber gewesen, man hätte sich die Splattereinlagen weitgehend verkniffen, aber im Unterschied zu den meisten westlichen Vertretern dieses Subgenres weiß MEAT GRINDER durchaus, was er da macht, und er macht es gut. Die Mörderin tat mir am Ende des Filmes jedenfalls regelrecht leid, und das ist bei der vorangegangenen Parade an Greulichkeiten schon eine Leistung...




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