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Ich habe dir niemals einen Hasenbraten versprochen

Cjamangos neues Filmtagebuch




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Zwei Mönche sind einer zuviel



Dos monjes (US-Video)

In einem mexikanischen Kloster kommt es zu atmosphärischen Störungen, als ein Bruder Javier am Rad dreht: Er tobt, schreit Blasphemien und benimmt sich daneben. Ein neu hinzugekommener Mönch soll ihn beruhigen. Dies mißlingt aber. Stattdessen prügelt Javier den Mönch fast tot. Einem Beichtvater erzählt Javier dann, wie es zu diesem Eklat gekommen ist – Liebe, Betrug, Unglück und ruchselige Mordtat...

Nach EL FANTASMA DEL CONVENTO war dies schon der zweite Film, der Juan Bustillo Oro ins Kloster führte. Hier allerdings zeichnete er auch als Regisseur verantwortlich, und es war sein gerade mal dritter in einer langen Reihe von Filmen, die er in den folgenden Jahrzehnten drehen sollte. DOS MONJES ist ein gotisches Drama, schwer beladen mit katholischen Schuldvorstellungen, mit lasterhafter Liebe und Freundesverrat, der am Kreuze bereut werden will. Wie so häufig bei Filmen der frühen 30er ist der Musikeinsatz eher spärlich. Es gibt eine jazzige Vorspannmusik, einige sentimentale Weisen, die an geschickten Stellen deponiert werden, und am Schluß ein finales Orgelgewitter. Der weitgehende Verzicht auf flieselnde Musikbegleitung sorgt für einige sehr beachtliche Passagen, u.a. den Anfang, der alte Mönche dabei zeigt, wie sie das Kloster vom Bösen zu exorzieren versuchen. Die visuelle Gestaltung verrät deutlich den Einfluß des expressionistischen Stummfilmes deutscher Prägung. Sieht man einmal davon ab, daß das Kloster – wie bei EL FANTASMA – ein Originalschauplatz zu sein scheint, betont die Bildführung die geräumigen Sets, läßt die Protagonisten fast hilflos darin wirken. Auch die „mundänen“ Liebesgeschichten-Schauplätze werden häufig (z.B. durch schräggestellte Kamera) optisch verfremdet. Der Film wirkt tatsächlich ausgesprochen modern, sieht man einmal von der knüppeldick aufgetragenen Moral ab, die den irregeleiteten Mönch schließlich dem Tode überantwortet, das untreue Eheweib – mag sie auch noch so von Tragik umwittert sein – gen Hades schickt, und den übriggebliebenen Mönch vermutlich in den Schuldturm schickt. Beachtlich ist neben der visuellen Kunstfertigkeit die Erzählweise, die zwei Versionen ein und derselben Geschichte aufeinander folgen läßt, wobei die spätere Version den gewonnenen Eindruck des Zuschauers relativiert. DOS MONJES ist also ein Vorläufer von RASHOMON, wenn man so möchte. Er wird gern im Zusammenhang mit dem Horrorgenre erwähnt, was aber – anders bei EL FANTASMA, der eine veritable Geistergeschichte erzählt – nicht so ganz hinhaut. DOS MONJES ist ein moralisches Drama, dessen „gothic touch“ beim zeitgenössischen Publikum für den einen oder anderen Schauer gesorgt haben mag, aber heutzutage beeindruckt er in erster Linie wegen seiner ästhetischen Gewandung und seiner ungewöhnlichen Erzähltechnik.




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