Daisy Diamond (DÄN-DVD)
Die junge Schauspielerin Anna kann keinen Job mehr landen, weil sie alleinerziehende Mutter ist und ständig auf ihr krähendes Kind aufpassen muß. Da ihr die Tochter Daisy mit ihrem pausenlosen Genöckele alle Chancen auf eine Rolle jenseits der Mutterrolle zunichte macht, wird die Situation bald bedrohlich. Schließlich erträgt Anna es nicht mehr und ertränkt den Säugling in der Badewanne. Danach sollten ihr Tür und Tor für eine steile Theater- oder Leinwandkarriere geebnet sein, aber die Dinge laufen anders, sehr anders...
Dieser dänische Film von 2007 erzählt eine tragische Geschichte, die aber von der Regie von Anfang an vorsätzlich durchkreuzt wird. Gleich in der ersten Szene setzt es eine Quasi-Vergewaltigung Annas, die sich aber als Vorsprechen bei einer Theateraufführung entpuppt. In ähnlicher Weise geht das dann weiter, bis man sich nicht mehr sicher sein kann, was vom Gezeigten nun echt ist und was Schauspiel. Perfide daran ist der Umstand, daß alle „Auditions" (bei denen Anna regelmäßig versagt oder aufgrund ihrer schwedischen Abstammung für ungeeignet befunden wird) in ihrem Grundtenor die tatsächliche Geschichte der Schauspielerin Anna zu kommentieren scheinen. Später, als sie zu einer Pornodarstellerin namens Daisy Diamond geworden ist, benutzt sie sogar Teile der gespielten Szenen von einst als autobiographische Versatzstücke, um ihre Partner (und später ihre Freier) aufzugeilen. Das führt schließlich dazu, daß man sich als Betrachter nicht mehr sicher sein kann, ob es das Kind Daisy wirklich gegeben hat. Die Schlußeinstellung ist in dieser Hinsicht sehr erhellend, und auch vorher scheinen einige dramatische Miniaturen bereits anzudeuten, daß Annas Mutter sie sehr vernachlässigte, was zu intensiven Wunden geführt hat. Regisseur Simon Staho hält bei alledem voll drauf, benutzt viele lange Einstellungen, die die Gesichter der Darsteller eingehend untersuchen. Daß dieser Ansatz gelingt, liegt vor allem an der grandiosen Leistung der Hauptdarstellerin Noomi Rapace, die man aus den Stieg-Larsson-Verfilmungen um VERBLENDUNG kennt. Die Rolle wird Frau Rapace nicht leicht gefallen sein, zumal sie ein, zwei Jahre vor den Dreharbeiten selber Mutter geworden war und mit den Situationen bestens vertraut gewesen sein muß. Ich habe bei den schier endlosen Szenen, in denen sie mit ihrem kleinen Schreihals im Arm herumläuft und gelegentlich wirklich die Fassung verliert, immer ängstlich darauf gewartet, daß sie die Kleine an die Wand klatscht. Anna wirkt so, wie man sich jene Mütter vorstellt, die irgendwann so überfordert sind, daß sie ihr eigenes Kind umbringen. Ich habe mich sogar selber dabei ertappt, wie ich beruhigend gegurrt habe, damit das Kleine still ist... In einer Szene beginnt Frau Rapace während solch einer Szene offensichtlich wirklich zu heulen. Wird keine leichte Nummer für die Schauspielerin gewesen sein. Sie bewältigt die Rolle aber mit Bravour. Die Story, die der Film erzählt, könnte banal und melodramatisch sein, aber man wird als Zuschauer in der Schwebe gehalten, kann sich niemals ganz sicher sein ob der Verläßlichkeit dessen, was man gerade sieht – zu persönlich wirkt die ganze Geschichte. Die Filmindustrie kommt übrigens sehr, sehr schlecht dabei weg – die meisten Regisseure und Regisseurinnen wollen einfach nur mit Anna bumsen, sagen ihr dies auch sehr direkt und zynisch ins Gesicht. Sie resigniert schließlich, wird zur Profihure Daisy Diamond, wird somit sowohl zu ihrer Tochter wie auch (vermutlich) zu ihrer Mutter. Der Film arbeitet bewußt mit enervierenden und provozierenden Szenen, serviert dabei einige Watschen, hinterläßt aber keinen billig effekthascherischen Eindruck, sondern einen sehr humanen und um seine Figuren besorgten. Deshalb hat er mir auch gefallen. Ist allerdings kein leicht zu konsumierender Film. Man merkt, daß er den Beteiligten sehr am Herzen gelegen hat.
Die junge Schauspielerin Anna kann keinen Job mehr landen, weil sie alleinerziehende Mutter ist und ständig auf ihr krähendes Kind aufpassen muß. Da ihr die Tochter Daisy mit ihrem pausenlosen Genöckele alle Chancen auf eine Rolle jenseits der Mutterrolle zunichte macht, wird die Situation bald bedrohlich. Schließlich erträgt Anna es nicht mehr und ertränkt den Säugling in der Badewanne. Danach sollten ihr Tür und Tor für eine steile Theater- oder Leinwandkarriere geebnet sein, aber die Dinge laufen anders, sehr anders...
Dieser dänische Film von 2007 erzählt eine tragische Geschichte, die aber von der Regie von Anfang an vorsätzlich durchkreuzt wird. Gleich in der ersten Szene setzt es eine Quasi-Vergewaltigung Annas, die sich aber als Vorsprechen bei einer Theateraufführung entpuppt. In ähnlicher Weise geht das dann weiter, bis man sich nicht mehr sicher sein kann, was vom Gezeigten nun echt ist und was Schauspiel. Perfide daran ist der Umstand, daß alle „Auditions" (bei denen Anna regelmäßig versagt oder aufgrund ihrer schwedischen Abstammung für ungeeignet befunden wird) in ihrem Grundtenor die tatsächliche Geschichte der Schauspielerin Anna zu kommentieren scheinen. Später, als sie zu einer Pornodarstellerin namens Daisy Diamond geworden ist, benutzt sie sogar Teile der gespielten Szenen von einst als autobiographische Versatzstücke, um ihre Partner (und später ihre Freier) aufzugeilen. Das führt schließlich dazu, daß man sich als Betrachter nicht mehr sicher sein kann, ob es das Kind Daisy wirklich gegeben hat. Die Schlußeinstellung ist in dieser Hinsicht sehr erhellend, und auch vorher scheinen einige dramatische Miniaturen bereits anzudeuten, daß Annas Mutter sie sehr vernachlässigte, was zu intensiven Wunden geführt hat. Regisseur Simon Staho hält bei alledem voll drauf, benutzt viele lange Einstellungen, die die Gesichter der Darsteller eingehend untersuchen. Daß dieser Ansatz gelingt, liegt vor allem an der grandiosen Leistung der Hauptdarstellerin Noomi Rapace, die man aus den Stieg-Larsson-Verfilmungen um VERBLENDUNG kennt. Die Rolle wird Frau Rapace nicht leicht gefallen sein, zumal sie ein, zwei Jahre vor den Dreharbeiten selber Mutter geworden war und mit den Situationen bestens vertraut gewesen sein muß. Ich habe bei den schier endlosen Szenen, in denen sie mit ihrem kleinen Schreihals im Arm herumläuft und gelegentlich wirklich die Fassung verliert, immer ängstlich darauf gewartet, daß sie die Kleine an die Wand klatscht. Anna wirkt so, wie man sich jene Mütter vorstellt, die irgendwann so überfordert sind, daß sie ihr eigenes Kind umbringen. Ich habe mich sogar selber dabei ertappt, wie ich beruhigend gegurrt habe, damit das Kleine still ist... In einer Szene beginnt Frau Rapace während solch einer Szene offensichtlich wirklich zu heulen. Wird keine leichte Nummer für die Schauspielerin gewesen sein. Sie bewältigt die Rolle aber mit Bravour. Die Story, die der Film erzählt, könnte banal und melodramatisch sein, aber man wird als Zuschauer in der Schwebe gehalten, kann sich niemals ganz sicher sein ob der Verläßlichkeit dessen, was man gerade sieht – zu persönlich wirkt die ganze Geschichte. Die Filmindustrie kommt übrigens sehr, sehr schlecht dabei weg – die meisten Regisseure und Regisseurinnen wollen einfach nur mit Anna bumsen, sagen ihr dies auch sehr direkt und zynisch ins Gesicht. Sie resigniert schließlich, wird zur Profihure Daisy Diamond, wird somit sowohl zu ihrer Tochter wie auch (vermutlich) zu ihrer Mutter. Der Film arbeitet bewußt mit enervierenden und provozierenden Szenen, serviert dabei einige Watschen, hinterläßt aber keinen billig effekthascherischen Eindruck, sondern einen sehr humanen und um seine Figuren besorgten. Deshalb hat er mir auch gefallen. Ist allerdings kein leicht zu konsumierender Film. Man merkt, daß er den Beteiligten sehr am Herzen gelegen hat.