Mike Hammer, Privatdetektiv, versucht nach einem Anschlag auf sein Leben das Mysterium um Christina zu lösen, eine junge Frau, die ihm - aus dem Irrenhaus flüchted - nachts vor den Wagen gerannt war. Bei seinen Nachforschungen stößt er auf ein Rattennest an Gangstern, die es ebenfalls auf Christinas Vermächtnis abgesehen haben. Und keiner weiß so richtig, was das überhaupt ist. Aber eines ist klar: es ist ist ungemein wertvoll.
Mickey Spillane, von dem die Story stammt, ist einer jener berühmten amerikanischen Pulp Crime - Writer ab Ende der 40er, die ihre Hard Boiled-Helden als Sympathiefiguren dem Untergang weihen. Mike Hammer ist ein Raubein, das zuschlägt, schreit, Leute fertig macht, säuft, herumhurt und im Zweifel auch Gegner erschießt. Kein Wunder hasst ihn der Polizeikommandant. Die Pulp Novels gingen in die Geschichte ein für ihren sensationalistischen Inhalt, für die sexuelle Explizitheit und ihre extreme Gewalt. Ein Autor wie James Ellroy steht ganz klar in dieser Nachfolge. Die Titel der Mike Hammer-Serie haben denn auch sprechende Titel: I, THE JURY, MY GUN IS QUICK, THE BIG KILL, oder eben: KISS ME DEADLY.
Während die drei vorherigen Mike Hammer-Verfilmungen ziemlich gerdeaus waren, kann man dies beim besten Willen von KISS ME DEADLY nicht behaupten. Der Plot mäandert - manchmal geradezu verwirrend - durch den Film, Anschlüsse können verpasst, Handlungsfolgen übersehen werden. Ereignisse, die übrigens sich gut zusammenfügen, bei mehrfacher Sichtung (dies meine dritte). Die durchaus zähe Ermittlungsphase wird dabei immer wieder von Actionhandlung unterbrochen, die dann gegen Ende zunimmt, wenn sich die Auflösung langsam zuspitzt. Dennoch ist KISS ME DEADLY meines Erachtens kein einfacher Film "für zwischendurch".
Neben der komplexen Handlung gibt es aber vor allem die tolle Kamerführung von Ernest Laszlo zu bewundern, die an den Film Noir erinnert. KISS ME DEADLY ist schwarzweiß, spielt häufig nachts, in seedy Bars, mit Jazzmusik und whiskygeschwängerter Atmosphäre. Die Barmänner fragen in diesen Filmen nie nach den Sorgen der Gäste. Da wird einfach die Flasche abgestellt. Wer sich in Robert Aldrichs Werk und Biographie besser auskennt als ich, wird vermutlich auch die Frage beantworten können, warum er nach seinen beiden erfolgreichen Technicolor-Filmen (APACHE und VERA CRUZ) nun ausgerechnet so einen Low Budget-Film gedreht hat. On Location, übrigens. Das sieht man ihm an, und macht auch ein Stück weit seinen Charme aus. Seine Stylishness und seine immer wieder auftauchenden literarischen Verweise, gepaart mit der Genre-Gangstergeschichte, müssen auch die Elemente gewesen sein, die die europäische Nouvelle Vague an Aldrich interessiert haben muss. Es ist ein Film, von dem viele Verzweigungen abgehen, und der wohl bis heute wirkt... vermutlich bis hin zu Quentin Tarantino.
Genrefilm Gangster Film Noir Hard Boiled Pulp