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Untergetaucht im Spinnwebwald


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12 . 1. 2011


Don Siegels Crossover zwischen Agentenfilm und Selbstjustiz-Thriller THE BLACK WINDMILL hat mir ganz gut gefallen, nicht nur dank Michael HARRY BROWN Caine, sondern auch wegen den ziemlich tollen Bildern und der spitzenmäßigen Filmmusik. Allerdings kommt er lange Zeit nicht so richtig aus dem Quark - was nicht schlimm ist, sondern lediglich darauf hinweist, dass man sich früher mehr Zeit für den Plotaufbau genommen hat, bevor man gleich mit der Action das Publikum fesseln musste.

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DEATH RACE 2000 (1975) zum ersten Mal gesehen und für oberklassig befunden. Sehr schöne schlüpfrige Szenen auch, btw.

Don Siegel


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10. 1. 2011


Ein Film der lakonischen Präzision: L'ARGENT von Robert Bresson. Unsinnlich, nüchtern, blanke Wände, kausale Ereignisketten. Dabei jeder Verzicht auf das Erzählen von Sensationen, eine Verweigerungshaltung geradezu. Die Frage nach der Erzählhaltung.

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IN PUBLIC (Jia Zhangke, Video, 32'): dokumentarisches Erzählkino, das in seiner nüchternen Teilhabe des Alltags vor den Kopf stößt. Wirft die Frage, was Film soll, auf den Zuschauer zurück und vergrätzt so diejenigen, die eine Geschichte im herkömmlichen Sinne geboten bekommen wollen. Fragen, statt Antworten. Klar, warum soll man sich ewig lange einen Busbahnhof irgendwo im hinterlandigsten China ansehen? Es sind eben andere Fragen, die hier gestellt werden. Und dann muss ich sagen, ich könnte mir ja sowas stundenlang anschauen.

Robert Bresson Jia Zhangke


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5. 1. 2011


Im Vogelbestimmungsbuch geblättert: dieser Greif aus ALEXANDER ist wohl ein Steinadler (Aquila chrysaetos), beheimatet im Süden Europas, der aber wohl bis in den Vorderen Orient und den Nahen Osten siedelt. Logisch also, ihm eine Kamera auf den Rücken zu schnallen und Alexanders Feldzüge von oben zu beobachten.

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Kurz vor Indien ist dann aber Schluss mit der Ausbreitung: hätte Alexander das gewußt, wäre ihm diese zweite Schlacht in Indien erspart geblieben...

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Überhaupt ist der Film eine Art Sandalenepos, und es ist müßig, die üblichen Punkte gegen ihn anzuführen. Auf Dauer nervig war aber diese ganze Söldnerthematik, das Einschwören der Truppen auf den Heldentod und das Blut und den Boden der Mazedonier.

Nervig und zugleich entlarvend ist der Fakt, wieviel Aufwand hier betrieben werden muss, um die zerhackstückte Narration dem Zuschauer zu erklären. Ständig muss der Off-Erzähler bemüht werden, der Rahmenerzähler, oder durch Schrifteinblendungen der aktuelle Geschehenszeitraum. Ständig wird hin und hergehüpft und der Zuschauer darf immer alles auf dem Zeitstrahl sortieren. Das ist sehr umständlich.

Herr Farrell übersteht den Film mit genau zwei Gesichtsausdrücken, mehr kann er scheint's nicht: Hundeblick (1) und hasserfülltes Schreien mit äh, anschließendem Hundeblick (2). Hat er tatsächlich Geld dafür bekommen?

Frau Jolie darf kucken wie eine Raubkatze. Macht summa summarum: 1 Gesichtsausdruck. Hat sie auch Geld dafür bekommen?

Vangelis schwingt sich auf zu Adlershöhen: I FEEL VANGELISED ! Aua.

Die zweite Hälfte des Filmes hat mir besser gefallen, als die erste. Denn sie ist spannender. Nicht verstehen tue ich aber, weshalb hier solche Grausamkeiten aufgefahren werden und zugleich, da in diesem Film ALLES POMP ist, überhaupt keine Sexualität stattfindet. Vermutlich hielt man es schon für wagemutig, das Thema Homosexualität anzudeuten. Da hat Alexander drei Frauen und zwei Lustknaben und man sieht nichts.

Was aber wirklich schlimm sei, das ist die anale Vergewaltigung eines Jungen durch Philipp (bei einer Zecherei). Immer wieder wird dieses Bild kurz dazwischengeschnitten, vor allem dann, wenn es um die Erklärung des Mordes an Philipp geht. Klar: Rache. Das verstehen wir doch alle, das ist VIEL SCHLIMMER als die Vergewaltigung von Roxane, denn sie ist ja nur eine Frau und Alexander dann auch hörig am Ende. Hollywood, du bist so scheiße frauenfeindlich und homophob, man könnte wirklich kotzen.

Gut fand ich aber etwa die Stelle, an der der Friedensstifter über sein frisch erobertes CGI-Babylon blickt mit Goldkrone im Haar und wallendem Gewand: da ist man mitten in einem Bild von Jeff Koons. Das war lustig.

ALEXANDER REVISITED (FINAL CUT). Ich werde ihn mir wieder ansehen. Ganz im ernst.


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4. 1. 2011


Episode 3 von BOKURANO: diesmal überhaupt kein Mecha-Computergegnerkram sondern ausschließlich Handlung: Umgang mit der Zerstörung, Heimholung der Schüler, Figurenzeichnung. Gut.

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ALEXANDER REVISITED (Final Cut) - erste Hälfte (2 Stunden) bis zur Intermission: eieiei.

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Nachbestellte Cargo No. 5 bekommen. Starke Ausgabe, wie mir auf den ersten Blick scheint.

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Die DETEKTIVE - DVD habe ich so auf den Schreibtisch gestellt, dass ich die junge Iris Berben die ganze Zeit anschauen kann. Das ist gut.

Oliver Stone Bokurano Cargo Iris Berben


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2.1.2011


Staffel 2 von TRUE BLOOD zuende geschaut. Nach enorm starkem Mittelteil fallen die letzten beiden Folgen wieder etwas ab. Egal. Freu mich auf die dritte!

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Die ersten beiden Folgen von BOKURANO geschaut; bislang ganz nett, toller Ohrwurmtitelsong.

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Lav Diaz: MELANCHOLIA, 2. Teil. Den Schluss dieses unglaublich tollen Films (2 Stunden und 40 Minuten) bewahre ich mir auf für morgen. Schaut man das am Stück ist man sicherlich total verstrahlt. Bin begeistert davon, wie komplex das ist und sich dann doch alle Fragen nach und nach klären.

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Dominik Graf, Christoph Hochhäusler und Christian Petzold drehen (laut Zeit) einen Dreiteiler: Dreileben. Ein Kriminalfall aus drei verschiednen Perspektiven. Geil.

Lav Diaz True Blood Bokurano


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1.1.11


Neujahr begonnen mit zwei Kurzfilmen:

1. Tsai Ming-liangs CONVERSATION WITH GOD, der mir erst im Nachhinein etwas gegeben hat. Dann

2. DIGITOPIA von John Akomfrah (produziert von der BBC!), den ich schlicht katastrophal finde. Ein lächerlich aufgeplustertes Konstrukt zu einem Nichts von absurdem Inhalt.

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Nachmittags 3 Folgen TRUE BLOOD, 2. Staffel. Wird immer besser: einmal eine Szene, die den Geist des Wiener Aktionismus atmet.

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Lektüre: neben Thomas Bernhard und Rainald Goetz etwas zu Matthew Barney.

Tsai Ming-liang True Blood


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30.12.10


Fängt charmant an, und läßt dann stark nach - gegen Ende wieder nur Klischees, hachje: THE GIRL NEXT DOOR.

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Lektüre: Surrealismus-Kapitel im ART CINEMA - Buch. Bißchen knapp, aber die Bilder sind toll und machen Lust auf die Filme.

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Kurz reingeschaut: die ersten 10 Minuten von Jeffrey Jeturians KUBRADOR sind der Hammer, die halsbrecherische Jagd über die Wellblechdächer der Slumhütten ein erster Höhepunkt. Hoffentlich geht das auf diesem Niveau so weiter...

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Mit stetig steigender Begeisterung die ersten drei Stunden von Lav Diaz' MELANCHOLIA gekuckt. Umwälzend. (Und jetzt geht's weiter.)

Art Cinema Lav Diaz Jeffrey Jeturian


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29.12.10


Eben erst das nachgelieferte Päckchen aufgemacht; schon ganz vergessen, dass ich die DVD bestellt hatte: VAMPYROS LESBOS restauriert bei Second Sight. Auf dem Cover heißt der Regisseur allerdings Jess Fronco...

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Ich brauche ein wenig bis ich checke, dass die Schrifttype so blöde ist und man das a nicht vom o unterscheiden kann. Soledod Mirondo. Mein durch zuviel schlechte, raubkopierte Honkongpressungen irregeführtes Hirn sprang direkt auf die optische Täuschung an.


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Während des Abendessens einen Cronenberg-Frühwerk-Hardcore-Puristen davon überzeugen können, dass EASTERN PROMISES doch ziemlich taugt. Körpermetapher als Familienkörper definiert, samt Deformation durch den Virus Sprache (Tagebuch, Tätowierungen, usw). Erfolg!

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Lektüre: "Option Brocka" bei Cargo. Kann es nicht leiden, wenn wie bei N.P. von so einer elaborierten Ebene der Fundamentalkenntnis heraus ultrasouverän dahergetextet wird. Gedankenabtötung folgt da, keine Diskussion. L.F. muss da auch erstmal ausweichen und eigene Positionen formulieren.

Jess Franco Lino Brocka Cargo David Cronenberg


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28.12.10 (vielleicht geht es ja so weiter, tatsächlich als Tagebuch...)





Wenn man sich einen Film wie FALLEN ANGELS ansieht, kann man sich schon fragen, wer eigentlich wichtiger ist: der Regisseur oder der Kameramann...


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Ich sollte weniger in Hierarchien denken...


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Heute zum 3. Mal Axel Esteins Artikel (Hymne) zu Brillante Mendozas LOLA (in der ZEIT) gelesen.


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Mal sehen, ob ich jetzt noch den abgedrehten AT THE VERY BOTTOM OF EVERYTHING von Paul Agusta weiterschauen will. Ist schon sehr strange. Aber es ist ja gleich Mitternacht!

Fallen Angels Brillante Mendoza Paul Agusta


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...der Wald wird abgeholzt. Feierabend. "Ober! Schnapps!"


Zeit für eine kleine Ankündigung: Ich werde heute mein ff-Tagebuch schließen.

Seit längerem schon bin ich mit einigen Aspekten unzufrieden und hadere ständig mit meiner eigenen Erwartungs- und Anspruchshaltung (sowohl an mich selbst, als auch ans Forum). Das will ich nicht mehr, und das geht mir auf den Senkel. Wer meinen unqualifizierten Eskapaden weiterhin folgen möchte, darf sich gerne auf meinem Zweitblog nachtsichtgeräte herumtreiben.


Dem Forum an sich bleibe ich aber erhalten. Den Admins und Moderatoren danke ich für die 1a Kinderbetreuung. :)

Ende Tränen Übelkeit