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Untergetaucht im Spinnwebwald





Foto

Bree, nicht wie in Käse.



Dr. T & the Women (Robert Altman, USA 2000)

Die Titelsequenz ganz zu Beginn ist für etwa drei bis vier Minuten Altman in Reinkultur: Das Sprechzimmer des beliebten, begehrten Frauenarztes Dr. T(ravis) füllt sich immer mehr mit reichen, neurotischen, einsamen und hypochondrischen Upper-Class Damen, die alle miteinander, gegeneinander, mit den Sprechstundenhilfen, die für Ordnung sorgend ebendfalls herumflitzen, sprechen, spötteln, meckern, triezen, und alle wollen nur eines: endlich zu Dr. T: RICHARD GERE.

Eine Plansequenz, ein Ensemble, ein Film, dessen reduzierte Handlung (die Hochzeit der Tochter, die psychische Erkrankung von Travis' Gattin), herum gestrickt ist. Das ist aber nicht so wichtig, denn hier wird ein Portrait, der Ausschnitt einer Gesellschaft gezeigt, und das mit einer überragenden formalen Brillianz - man ist so begeistert daß man: mit einem Genie sagen möchte - daß der Zuschauer tatsächlich zwei Stunden mit offenem Mund dasitzen kann und völlig in den Bann geschlagen ist. Die Schauspieler des Films, vor allem die Frauen, sind herausragend stark. Am Ende türmen sich die Ereignisse zu einem Orkan - der Anfang war tatsächlich nur ein Auftakt-, es gerät Dr. Ts Oberstübchen so sehr durcheinander, dass alles in einen großen Wirbelsturm mündet und mit ironischem Augenzwinkern endet. Wie sonst soll man aus einer Komödie, die so im Fluß ist, aussteigen? Wieder einmal: Altman, fulminant.

Hypochonder Sprechstundenhilfe Liv Taylor