1,16 Filme pro Tag kann sich sehen lassen, lan.

Danke. Ich wünschte, es wären mehr.

Sach mal: When do you do what a man's got to do? - Lynch's "Dune" wird von dir wie von den meisten unterschätzt; dass du "Meine teuflischen Nachbarn" magst, finde ich hingegen geil. Ach ja: Was ist eigentlich dieses Terayama? Mein Co-Admin hat ihm auch schon drei Artikel gewidmet. Japanisches Deodorant?

Auf deine Erläuterungen, warum ich DUNE unterschätze, bin ich gespannt, lieber Zodiac! Ich wollte ihn wirklich gut finden, letztlich scheint er mir doch nur sehr durchschnittlich zu sein, Nu ja, ich lass mich gern vom gegenteil überzeugen.

@what a man: immer dann, wenn ich mir überlege, welche DVD ich als nächstes einlege. Da ich mich nie entscheiden kann, passt das.

@Terayama: ist nur für Menschen mit Liebe fürs Abstrakte. Also nix für Leute mit Vorliebe für 60er Jahre Hollywood-Schnulzen...

"Terayama: ist nur für Menschen mit Liebe fürs Abstrakte. Also nix für Leute mit Vorliebe für 60er Jahre Hollywood-Schnulzen..."

Also nix für Funxton, ich verstehe. --- Was die Erläuterung anbelangt: Eines Tages wird sie kommen, eines fernen Tages... - Aber im Moment bringe ich ja nicht mal meinen Co-Admin mit der Peitsche dazu, seine Besprechung abzuliefern. Ich glaube langsam, der Mann ist ein Peitschist.

Sobald Totos hypnotische Musik (und natürlich das Main Theme von Brian Eno) anstimmt und Lynch seine größenwahnsinnigen Bildgemälde auf einen loslässt, bin ich immer wieder hin und weg. Da kann kommen, was will - seien es komische Schauspieler, Handlungslängen, die gesprochenen Gedankenzitate (obwohl ihre Forcierung der hypnotischen Qualität des Films ihre inhaltliche Unnötigkeit wett macht). Ein ganz großer Film jedenfalls. Schade, dass es bei dir nicht geklappt hat. Aber DUNE ist schon seit meiner Kindheit ein großes Filmnovum...

Ich hätte gern die Fassung mit der Pink Floyd-Musik und den Raumschiffen von Foss/Moebius gesehen...

Wer nicht? (......)

Ich werde dem Film zukünftig auch noch weitere Chancen geben; bis zur Hälfte etwa war ich diesmal guter Dinge. Dann ist das alles wieder ineinander kollabiert.

Zitat

Damit bist du zwar wahrhaftig nicht allein, trotzdem schade. Ich finde den tatsächlich ganz famos, ein ekstatisch-krudes Bündel aus ungeheuerlichstem Trash und wundersam inspirierter Bizarrheit. Schau ich mir jederzeit lieber und genussvoller an als sowas wie I SAW THE DEVIL oder CONFESSIONS. Es dürfte auf diesem Planeten aber nicht allzu viele Menschen geben, die diese Einschätzung teilen...

Hi Travis, der Vergleich zu den beiden Asiaten ist natürlich sehr einleuchtend, wobei dies die meisten wohl eher entgegengesetzt als Pluspunkte werten dürften.

Wenn man sich mal die parallelmontierten Szenen am Anfang von "Sexo Cannibal" anschaut, dann trifft das, was du an ihm gut findest, imho nicht zu: das ist gerade nicht ekstatisch und inspiriert (bizarr), sondern statisch, dröge, und völlig uninspiriert. Hier werden zwei Handlungsstränge gegenübergestellt, in denen eigentlich nichts passiert und man fragt sich die ganze Zeit, warum man das überhaupt und noch dazu so ausführlich präsentiert bekommt!

Jedoch: im weiteren Filmverlauf lassen sich allerhand Finessen, die direkt aus der Hölle kommen, finden - insofern kann ich auch ein Stück weit nachvollziehen, warum du ihn magst. Mir fehlt dabei der künstlerische Größenwahn, das Radikale und leider oft auch das Irre. Ich fand ihn dann leider doch wieder viel zu gewöhnlich.

Zugegeben, bei mir und meinen Mitsehern mag den Film beflügelt haben, dass wir uns auch im Saal einer ekstatischen Euphorie hingegeben haben ob der wundersamen Eigenheiten am Wegesrand, die der Film auf der Leinwand immer wieder offeriert, und spätestens natürlich beim völlig delirant-unglaublichen finalen Kampf mit dem glubschäugigem schwarzem Kannibalengott (der hier recht hübsch getroffen ist ). Die Inspiration liegt da eher im Detail, in einem seltsamen Schnitt hier, einer sonderbaren Kameraperspektive dort. Sicherlich Filmemachen weitab aller Regeln, for better or worse, nach herkömmlichen Maßstäben vielleicht auch einfach nur schäbigster Schund. Für Franco-Junkies, zu denen ich mich zähle, aber (u.a. genau deshalb) von einer beträchtlichen Sucht- und Sogwirkung, für die große Mehrheit wohl eher zum gähnenden Kopfschütteln.
(Während ich bei den beiden Asiaten hingegen sehr gelitten habe, mir aber wie gesagt keine Illusionen darüber mache, dass ich bei der Gewichtung dieser drei Filme vorsichtig gesagt eine extreme Minderheitenposition einnehme, keine Frage...)

Das sind natürlich optimalste Sichtungsbedingungen, die du beschreibst. Die feinen Details blieben mir scheinbar noch verborgen, mein Blick war noch nicht frei genug. Ich werde das für die nächste Sichtung im Hinterkopf behalten.

KOKUHAKU und I SAW THE DEVIL sind ja auch zwei meiner Enttäuschungen dieses Jahr, wofür ich im Blog für ersteren einige Prügel einstecken musste. Wobei mir letzterer durch seine konsequent asoziale Haltung, die er in alle Richtungen, so schien es mir, durchhält, noch mindestens eine Zweitsichtung herauslocken wird.

Bastro sagte am 16. Januar 2012, 09:08:

In der Tat. So einen Film von einer schönen (auch: schön-verschrammten) alten Filmkopie in kleiner gleichgesinnter Runde zu sehen (zudem Privatvorstellung), das bringt natürlich eine sehr reizvolle Mischung aus Bahnhofskino-Reminiszenz und Neuaneignung mit sich. Allein zuhause sicher nicht voll reproduzierbar, im Gegensatz zu den eher ruhig-verträumten Francos, die da weniger einbüßen. Kennst du einiges mehr von ihm, oder war die Sichtung jetzt eher Zufall?

CONFESSIONS sah ich mit djmacbest im Rahmen des Filmfest München, und obwohl wir sonst geschmacklich durchaus eher nicht so wirklich auf einer Linie liegen, waren wir danach beide ernüchtert und ratlos, wieso der Film derartig mit Lob überschüttet wird. Fand es dann doch recht beruhigend, etwas später mit dem prägnanten Knörer-Kurzverriss wenigstens noch einen weiteren "Verbündeten" zu finden. Bei I SAW THE DEVIL kann ich die Faszination für die asoziale Haltung prinzipiell schon nachvollziehen, mir wendet der Film seinen Zynismus aber teils zu sehr gegen seine Figuren und ist mir in seinen emotionalen und psychologischen Implikationen auch zu kalkuliert. Hinzu kam, dass ich die ausgewalzte Überlänge und die abgestandenen "Überraschungs"-Wendungen auch recht nervtötend fand.

Travis sagte am 18. Januar 2012, 00:41:

Ach! Hattest du dieses Filmerlebnis nicht auch auf fb neulich kurz angesprochen? Mir dämmert da was... Eine wunderbare Sache, jedenfalls. Obwohl sich auch in meinem Bekanntenkreis zwei Filmvorführer befinden, und wir uns solche Sitzungen bereits vorgenommen hatten, haben wir sie aber nie in die Tat umgesetzt.
Zufall war der Franco eher nicht, da kamen zwei Dinge zusammen: einmal wollte ich die längst überfällige Auffrischung von Kannibalenfilmen umsetzen, eine Privat-Retro, die nach dem 3. Film bereits wieder von anderen Sachen verdrängt wurde, zum anderen idT mehr von Franco sehen, von dem ich bislang nur die paar wenigen "Hauptwerke" kenne. Obwohl ich keine Francofanatiker bin, mag ich seine Sachen sehr gerne, wobei ich eingestehen muss, dass ich die vermutlich missglückten Sachen (oder die Filme, die in einer allgemeineren Rezeption für ebensolche gehalten werden), eben einfach noch nicht gesehen habe. Jedoch eins ist klar: ich liebe ENTFESSELTE BEGIERDE!

Danke für den Knörer-Text den kannte ich noch nicht. Liest sich ein bißchen so, als wär das mächtig eingedampft worden. Entspricht auch meiner Wahrnehmung. Wobei im Argumentieren mit Freunden (die den Film alle Zitat "völlig genial" finden) ich stets den Schwächeren ziehe, und niemanden auch nur ansatzweise zum Umdenken bewegen kann. "Ist halt wie'n Musik-Video".

Zur Asozialität I SAW THE DEVILs: die zynische Wendung gegen die eigenen Figuren gehört eben auch zu seinem konsequenten Nihilismus dazu. Zumindest stelle ich mir das so vor. Er ist ja auch asozial gegenüber dir, dem Zuschauer, rücksichtslos gegenüber den film-moralischen Konventionen und hackt auch der Katharsis noch ein Bein ab. Mir erscheint der Film als eine Ausgeburt des Hasses, der Menschenfeindlichkeit, der Kulturfeindlichkeit. Eigentlich ein Film, vor dem alle davonrennen müssten. Ich kann mir da nur Dumpfos klatschend vorstellen. Und dann les' ich in der epd, dass Buttgereit den in seine Top 5 genommen hat. Jesses. Ist das ein geiles Thema!


PS: Ich sehe gerade, dass ich CONFESSIONS eine deutlich positive Wertung von 7/10 gegeben habe. Daran kann man auch sehen, wie auffällig negativ an diesem Film geäußerte Kritik per se empfunden wird. Als sei der Film eine perfekte Komposition, an der es nichts zu rütteln gäbe.

Irgendwie aus den Augen verloren gehabt...

Nur noch kurz zur Quasi-Abrundung: nein, besagtes Filmerlebnis liegt schon etwas länger zurück (war irgendwann vorletzten Sommer), aber aus verschiedenen Gründen ergeben sich ähnliche Gelegenheiten hier zum Glück recht häufig. Stichwort: "HK-Filmkongresse" Den ENTFESSELTE BEGIERDE wiederum kenne ich noch gar nicht, liegt aber schon ewig rum und sieht vielversprechend aus. Bei Franco hatte ich bisher auch Glück mit der Auswahl bzw. weiß wohl auch einfach mit den allgemein als durchwachsener angesehenen mitunter einiges anzufangen, aber ein paar totale Rohrkrepierer waren dann schon dabei, am bösesten wohl FRAUENGEFÄNGNIS 3. Und DOWNTOWN HEAT (nicht mit dem grandios-gammeligen DOWNTOWN zu verwechseln!) haben wir tatsächlich nach 30 Minuten bei einer Gemeinschaftssichtung abgebrochen, weil er nach unerträglich zäher und biederer TV-Konventionskost ohne jede Spur von Franco aussah. Und so ein Abbruch kommt wirklich extrem selten vor, bei Franco das erste Mal.

Hm, so ganz kann ich das mit I SAW THE DEVIL nicht nachvollziehen, zumal er ja in Fankreisen durchaus recht breitflächig gefeiert wurde und mir dahingehend auch mitunter recht kalkuliert vorkam. Hätte ich ihn tatsächlich unvorbelastet als reine Rundum-Hassgeburt sehen können, hätte er sicher besser abgeschnitten, klingt in deiner Formulierung jedenfalls schon mal merklich interessanter.