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Untergetaucht im Spinnwebwald





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The Ward (John Carpenter, 2010)



The Ward (John Carpenter, 2010) Rotten Tomatoes meint 32%. Das ist nicht viel, dennoch meiner Meinung nach ein wenig zu positiv. Dem Film kann vor allem und allenfalls Handwerkliches zugute gehalten werden. Plot, Inszenierung, Filmmusik und Charaktere sind völlig banal und unspannend ausgeführt. Man wähnt sich in der 80ern (Sujet, Kleidung, Schocks), doch ist THE WARD weder eine Hommage, noch eine Parodie. Es ist ein Film, der aus der Zeit fällt, der heute völlig redundant erscheint. Auch MAD MEN-Topstar Jared Harris kann da nichts mehr retten, wenn der Horror immerzu so nervtötend von außerhalb des Bildkaders heranfliegt. Klar, dass man sich dann erschreckt. Es ist aber ein Erschrecken, dass einem gewaltig auf die Nüsse geht. Von Atmosphäre keine Spur. Schade, da hätte ich vom Altmeister deutlich mehr erwartet. Ich musste mich sehr zwingen, ihn nicht abzubrechen.

Horror Amber Heard Jared Harris Frau im Spiegelschrank Psychiatrie



aus den Statusaktualisierungen übernommen (15. 01. 12), in denen ich knappstens schrieb, ich hätte mich durch den Film "zwingen" müssen. Obiger Text ist im Nachhinein entstanden:


Ubaldo Terzani
da gibt es m. e. nix zu zwingen, lan. ich fand den film zwar nicht wirklich herausragend, aber durchaus ordentlich, wenn man mal ausblendet, was j. carpenter früher mal für filme gemacht hat. und amber heard ist natürlich wooohooo :-)


p.s.: das ende des films ist natürlich hirnfurz und kalta kaffee. :-(


Bastro
Ja, das Ende versetzt dem Teil den Todesstoß. "Ordentlich" finde ich den wirklich überhaupt nicht. Das ist alls aufgewärmt, uninspiriert, eine ganz schlimme Hui-Buh-Tonspur nervt permanent, und Amber Heard, naja, hat 1. zuwenig Tanktops an, und 2. zieht sie ihre Mundwinkel immerzu runter. Finde THE WARD ganz schlimm, völlig vernachlässigbare Stangenware, ambitionslos in jeder Hinsicht.


Bob
signed


Ubaldo Terzani
ansichtssache: anstatt "aufgewärmt" könnte man auch "klassisch" oda so sagen. ;)
ich habe jedenfalls weniger erwartet, wurde also nichts enttäuscht. ich will den film jetzt aber nicht groß verteidigen, denn wichtig ist er mir nicht.

ich meinte amber heards aussehen. darstellerisch war das hier nix, da stimme ich dir zu. in "all the boys love mandy lane" und "drive" war sie wesentlich charismatischer als hier. mag daran liegen...


Ubaldo Terzani
...dass ihre rolle in "the ward" eh nicht viel hergibt, weil schwach ausgeschrieben wie flasche leer


Bastro
In DRIVE fand ich sie auch besser. Hier hatte sie diese netten Pseudo-dreadlocks am Anfang, wo sie so "wild" aussah (und sie kommt ja auch zuerst "aus dem Wald" (die Flucht). Dann diese 80er Reminiszenz-Jeans bis in die Taille! :D Nu ja, "klassisch", darüber lässt sich streiten. Wäre der Film auss den 80ern, dann wäre er typisch. So fand ich ihn outdated. Ti West macht das viel besser.
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Ti West macht das in der Tat besser. Aber ich gebe mich auch mit weniger zufrieden. "The Ward" ist m. E. immer noch besser als viele Horrorfilme, die momentan aus den VSA zu uns kommen. Besser als "Dream House" oder "Hostel 3" zum Bleistift. Und wenn Du mal einen richtig schlechten Film eines Horror-Altmeisters sehen willst, dann empfehle ich Wes Cravens "My Soul To Take". Das ist richtig übel.
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Danke für die Warnung, das will ich lieber nicht. DRAG ME TO HELL von Sam Raimi hatte mich z.B. auch schon recht ordentlich genervt.

Beim zeitgenössischen amerikanischen Horrorfilm kenne ich mich aber auch nicht so super aus, da schau ich mir nur vereinzelt Sachen an. Deine relativierende Eingangsbemerkung finde ich schon nachvollziehbar, bei mir sinds dann halt andere Genres, wo ich "mit weniger zufrieden" bin.
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Och, der MY SOUL TO TAKE ist doch ziemlich dufte und in seinen bizarr-durchgeknallten Überdrehtheiten auch recht witzig. Mochte den eigentlich sehr gern. Diesem Text würde ich weitgehend zustimmen.

Aber mich hat auch THE WARD nach den vielen enttäuschten und negativen Stimmen recht angenehm überrascht. Klar, inhaltlich macht der nichts her und das Ende ist auch ein müder Quatsch. Aber die gleichmütige Ungerührtheit der Inszenierung hat es mir gerade in der ersten Hälfte durchaus ziemlich angetan, gerade weil sie den Erwartungen an Standard-Suspense, Buh-Effekte und Blutgekröse erstmal die kalte Schulter zeigt, und auch weitgehend darauf verzichtet, sich einem hektisch-anbiedernden Rhythmus zu unterwerfen (darin eben tatsächlich klassisch, wie von Ubaldo angemerkt). Das hat beinahe eine sonderbare Niedlichkeit, als hätte es statt einer Nervenheilanstalt auch ein Ferienheim sein können, in dem ein paar Mädels ein Abenteuer erleben und sich mit den Lehrern streiten. Hab den Figuren doch recht gern zugesehen, weil der Film ihnen einfach einen gewissen Raum lässt. Richtig konsequent zieht er das bis zum Ende leider nicht durch, das gebe ich sofort zu, und ein großer Wurf ist es nun bestimmt auch nicht, aber ich fand ihn alles in allem nicht so verkehrt und war doch recht zufrieden.
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Travis sagte am 16. Januar 2012, 05:15:

Aber die gleichmütige Ungerührtheit der Inszenierung hat es mir gerade in der ersten Hälfte durchaus ziemlich angetan, gerade weil sie den Erwartungen an Standard-Suspense, Buh-Effekte und Blutgekröse erstmal die kalte Schulter zeigt, und auch weitgehend darauf verzichtet, sich einem hektisch-anbiedernden Rhythmus zu unterwerfen (darin eben tatsächlich klassisch, wie von Ubaldo angemerkt).
In der Tat kann ich das kaum widerlegen. Die "die gleichmütige Ungerührtheit der Inszenierung" konnte sogar ich in meinem Gelangweiltsein wahrnehmen und verstehe, dass einem das durchaus zusagen kann (ebenso wie dein Verweis auf das Ferienheim). Dennoch gab es schon zu Beginn recht schnell ein paar Buh-Momente, etwa wenn der Geist blitzschnell am Guckfenster der Tür vorbeizieht. Vielleicht war es auch die Tonspur, die mir das im Verbund zu sehr forciert hat. Na, ich weiß nicht. Finde deinen Einwand nun durchaus berechtigt, jedenfalls. Und es freut mich jedesmal, von solch anders verlaufenen Sichtungserfahrungen mitzubekommen. Ein guter Ausgangspunkt, die eigene Position zu überdenken und zu revidieren.
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Bastro sagte am 16. Januar 2012, 08:53:

Und es freut mich jedesmal, von solch anders verlaufenen Sichtungserfahrungen mitzubekommen. Ein guter Ausgangspunkt, die eigene Position zu überdenken und zu revidieren.
Das geht mir ähnlich, was ich mich auch zu diesem Einwurf motivierte. :cheers:

Und es stimmt, dass der Film auch in der ersten Hälfte ein paar Buh-Momente hat, aber nach meinem Eindruck streut er sie eher im Sinne einer lapidaren Pflichterfüllung relativ gelassen ein und umgeht es meist, sie mit großer Überraschungsgeste darzureichen. Der Fokus liegt jedenfalls lange Zeit eher auf der kleinen Insassengruppe, die er bei ihrem Treiben beobachtet. Ein bisschen hat mich das an Joe Dantes THE HOLE 3D erinnert, den ich nicht nur in seinem bemerkenswerten 3D-Einsatz, sondern auch sonst ziemlich toll und unterschätzt finde. Der zieht die Gelassenheit seines Erzähl- und Montage-Rhythmus und die Freude am Spiel der Darsteller zwar doch nochmal deutlich konsequenter durch als THE WARD, aber auch der Carpenter hat mich trotz seiner Schwächen letztlich recht zufrieden und sonderbar entspannt entlassen.
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Travis sagte am 18. Januar 2012, 00:14:

aber nach meinem Eindruck streut er sie eher im Sinne einer lapidaren Pflichterfüllung relativ gelassen ein

:D Schön formuliert. Ich wünschte, ich wäre mit einer ebensolchen, entspannten Rezeptionshaltung an den Film gegangen, mit der dieser den Regeln des Genres zu entsprechen sucht.
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Da kam mir zugegebenermaßen natürlich schon entgegen, dass ich den Film jetzt erst kürzlich gesehen habe, und die allgemeine sehr distanzierte bis ernüchterte Resonanz dafür gesorgt hat, dass ich ohne Erwartungen und vor allem auch ohne Carpenter-Maßstab an den Film rangehen konnte. Sieht man ihn hingegen brandheiß in der Vorfreude, dass ein Genrekinoheld der 70er/80er nach knapp zehn Jahren ein Kino-Comeback feiert, kann ich die Enttäuschung schon verstehen. Verschiebt man den Maßstab aber mehr in Richtung dessen, was an gegenwärtigem Genrekino mitunter das Fantasy Filmfest unsicher macht, steht THE WARD m.E. durchaus recht lässig da. So oder so jedenfalls schön, dass Carpenter jetzt scheinbar wieder ins Geschäft kommt und wohl einige Projekte am Start hat, vielleicht kommt er ja sogar nochmal richtig in Form, denn Steigerungspotenzial gibt's durchaus noch, das sehe ich schon auch so.

Auf Franco nebenan komme ich noch zurück, habe gerade nicht mehr die Muße...
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