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This is not an exit

optical illusions

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Hell


In „Hell“ erleben die Charaktere zwar durchaus die Hölle – der Titel dieser deutschen Produktion meint primär aber erst einmal das Gegenteil von Dunkel: In der nahen Zukunft haben Klimaerwärmung und Sonnenstürme die Erde ausgetrocknet und in eine karge, unwirtliche Wüste verwandelt. Die Überlebenden sind ständig auf der Flucht vor todbringenden Sonnenstrahlen und auf der stetigen Suche nach Schatten und Wasser. Denn Sonne – das bedeutet nicht mehr Leben, sondern Tod.

Aus dieser Ausgangslage, die im Film nicht groß erklärt wird, entwirft Regisseur Tim Fehlbaum eine inhaltlich „düstere“ Endzeitvision. Durch formal helle, ausgebleichte, überbelichtete Bilder schafft er es mit einfachen Mitteln die Situation zu visualisieren und konzentriert sich dann primär darauf die zwischenmenschlichen Beziehungen und den gesellschaftlichen Verfall zu sezieren. Und auch hier kümmert er sich kaum um die Vorgeschichte der Personen, sondern betrachtet die jeweils aktuelle Situation und Figurenkonstellation. Zwar wandelt er dabei auf Genre-typisch ausgetretenen Pfaden und mischt im zweiten Teil zu der Endzeitvision auch noch das populäre Backwood-Slasher-Thema. Aber er schafft es – trotz dieser Aneinanderreihung von altbekanntem - dem Film eine eigene Handschrift zu verpassen. Worin er jedoch, gerade unter diesen Prämissen, scheitert, ist die anfangs sorgsam ausgearbeitete Atmosphäre aufrechtzuerhalten. Trotz der Schwächen im Drehbuch alles in allem ein gelungenes Debüt und ein beachtenswerter deutscher Beitrag zum Genre.


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Tokyo Gore Police


Die Titel deutet es an: „Tokyo Gore Police“ spielt in Tokyo, handelt von der Polizei und hat mit allerlei Gore aufzuwarten. Wenn man dann noch Eihi Shiina (bekannt aus Audition oder Eureka) - wie auf dem Poster abgebildet - in Strapse und mit Katana dazunimmt, dann weiß man wo der Hammer hängt.

Was man erwarten darf, wenn man Tokyo Gore Police in den Player schiebt, das ist Gesäbel und Gemetzel par excellence. Das Kunstblut spritzt gleich literweise und Mutationen und zweckentfremdete Unterleibe bis an die Grenze zum schlechten Geschmack gibt es zu bestaunen. Irgendwie ein bisschen wie Cronenberg - nur knallbunt und comichaft übertrieben. Dazu noch ein paar Anleihen und Zitate aus dem japanischen Kino und fertig ist ein Spektakel, das jedoch leider nach dem furiosen Auftakt schnell ermüdet. Nichts desto trotz: Ich bin gespannt auf weitere Nippon-Schlachter a la Machine Girl oder Mutant Squad Girls.


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Supermarkt


Willi ist noch nicht mal richtig erwachsen und steht schon am Rande der Gesellschaft. Seinen Vater kennt er nicht, seine Mutter kümmert sich nicht um ihn. Seine Bezugspunkte verbergen sich hinter den sperrige Begrifflichkeiten der Behördeninstitutionen: Amtsvormund und Erziehungsbeistand. Doch Familie – das können sie nicht sein. Und so befolgt Willi nur das Gesetzt der Straße: „Traue keinem.“ Und „der einzige auf den Du zählen kannst, bist du selbst.“ Er stiehlt das Trinkgeld der Toilettenfrau, rennt weg, sobald er auch nur ein Polizeiauto sieht und gaunert sich durchs Leben. Ein wirklich Krimineller ist er nicht. Ein kleiner Ganove vielleicht, der von einer besseren Zukunft träumt und ansonsten relativ ziellos durchs Leben taumelt…

Roland Klick, von dem ich bisher nur der grandiosen „Deadlock“ kenne, inszeniert im vier Jahre später entstandenen „Supermarkt“ eine ganz andere Richtung Film: Nicht ganz so experimentell und substantiell, aber nicht minder fesselnd. Die Geschichte von Willi ist auch 20 Jahre nach Entstehung aktuell und hat nichts von ihrer Kraft und Intensität verloren. Auch interessant an diesem Film ist die musikalische Untermalung: Das Titellied wird gesungen von Marius West, der später als Marius Müller Westernhagen bekannt werden sollte und der Score komponiert von Udo Lindenberg.


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Snowman's Land


„Ich wollt' nur ein bisschen Radio hören.“

Für den Auftragskiller Walter läuft es in letzter Zeit nicht so richtig rund: Erst legt er aus Versehen einen berühmten Schlagerstar um, dann schickt ihn auch noch sein Chef aufs Abstellgleis. Er solle mal ein bisschen Urlaub machen und ein wenig ausspannen - In seiner Branche fast so etwas wie ein Todesurteil. Doch es gibt ein Lichtblick am Horizont: Der verschollen geglaubte Gangsterboss Berger beordert ihn in seine abgelegene Villa, um das Haus zu hüten. Tief in den eingeschneiten Bergen der Karpaten trifft er dort auf den abgefuckten Kollegen Micky und auf Sibylle, Bergers Frau. Von Berger selbst weit und breit keine Spur. Nach einem Drogen- und Sexexzess nimmt das Schicksal seinen Lauf und für Walter und Miky fangen die Probleme an...

Unter der Reihe „Junges Deutsches Kino“ läuft das Kinodebüt „Snowman's Land“ von Tomasz Thomson. Dabei ist der Regisseur (für mich) kein Unbekannter. Mit „Stiller Sturm“ legte er bereits neun Jahre vorher sein Erstlingswerk für das Fernsehen vor. Eine tief-traurige, verstörende Studie über die Einsamkeit im Urbanen. Sein zweiter Film, mit dem er einen Beitrag zum Genre der „Killerkomödien“ leistet, schlägt bei mir nicht ganz so ein. Dabei hat der Film einiges an Potential: Mit den beiden Killern schrullige Charaktere und eine interessante Figurenkonstellationen. Mit der abgelegenen Villa ein tolles Setting, das dazu auch noch einige schöne Einstellungen liefert. Und, allen voran Jürgen Rißmann, auch gute Darsteller. Nur das Drehbuch und der Story-Aufbau, das mag Thomson nicht so recht gelingen.
Spannung kommt zum Beispiel nicht auf - was nicht weiter tragisch ist, da vom Regisseur nicht beabsichtigt (1). Aber auch das beabsichtigte Groteske oder Skurrile legt sich nur als Andeutung oder Schatten über die holprige Inszenierung. Dabei wird die lakonische Erzählweise nur ganz selten durch schwarzen Humor durchbrochen („Ich wollt' nur ein bisschen Radio hören.“), dem es aber wiederum an Timing und Witz (!) mangelt. Somit erschafft Thomson leider keinen beachtenswerter Genrebeitrag.


(1) siehe http://www.zeit.de/k...thomson/seite-2


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Surviving the Game


„... Try well-done, Bitch! “

Jack Mason hat vom Leben nicht viel zu erwarten: Arbeitslos, obdachlos, auf der Straße. Als er die zwei wichtigsten Ankerpunkte in seinem Leben kurz hintereinander verliert, resigniert er vollendes und will sich das Leben nehmen. Der Geschäftsmann Burns, rettet ihm eben jenes und bietet ihm einen gut bezahlten Job als Wildnisführer in seiner Firma an, die Jagdreisen veranstaltet. Zu spät erkennt Mason auf wen Jagd gemacht werden soll...

Rutger Hauer und Ice-T im Cast. Ich weiß, was ich von „Surviving the Game“ zu erwarten habe. Und ich freue mich jedesmal wieder, wenn ich dieses B-Movie, das direkt für das amerikanische Fernsehen produziert wurde, einlege: Schnörkellose 90er Jahre Action ohne große Verzierungen und ohne große Worte. Und im einleitenden Teil tut sich Ice-T fast als Charakter-Darsteller hervor.


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Letztes Jahr in Marienbad


„Empty salons. Corridors. Salons. Doors. Doors. Salons.“


„Diese Flure entlang. Durch diese Säle, durch diese Galerien, in diesem Bauwerk einer anderen Zeit. Diesem gigantischen Hotel. Luxuriös, barock. schaudernd da schreitend wo endlosen Fluren Flure folgen. Lautlose Leere, überladen von düsterem kaltem Zierrat, von Getäfel, von Stuck, von geschnitzten Füllungen der Türen, von bleichem Marmor, verblichenen Spiegeln, verblichenen Gemälden...“

Der namenlose Erzähler trifft in dem fiktiven, alt-ehrwürdigen Grand-Hotel Marienbad auf eine namenlose Frau. Er versucht sie davon zu überzeugen, dass sie sich das letzte Jahr bereits einmal hier begegneten. Und dass sie ihm damals versprochen hatte ihn ein Jahr später wieder zu treffen. Ihren Mann zu verlassen und mit ihm durchzubrennen. Doch jetzt kann – oder will – sie sich an nichts mehr erinnern...

Alain Resnais' zweiter Langfilm kommt noch kryptischer und hypnotischer daher als der Vorgänger „Hiroshima, mon amour“: Schon zu Beginn schwebt die Kamera durch die barocken Flure und Räume des Hotels, untermalt von dem monotonen und repetitiven, beschreibenden Off-Kommentars des Erzählers. Die Kamera fokusiert sich dabei auf Details und Ausschnitte, sodass kein Gesamtüberblick, oder eine Einordnung in eine Zeit oder einen Ort entstehen kann. Konnte ich mich als Zuschauer also schon zu Beginn nicht „festmachen“, so geht im weiteren Verlauf die Chronolgie und der örtliche Bezug innerhalb des Settings gänzlich verloren. - Resnais springt zwischen den Zeiten und Orten (Teils innerhalb einer Szene während des Schuss - Gegenschuss). Während ich also noch mit der Frage beschäftigt bin herauszufinden um was es hier eigentlich geht, verliere ich auch die Orientierung wann und wo ich mich gerade befinde.

Agierende Personen sind, bis zu einem gewissen Maße, nur die drei namenlosen Hauptcharaktere. Alle anderen bleiben bloße Statisten, die sich bewegungslos an ihrem Cocktail festhalten: Lebende Tote – Geister, die nur zum Schein existieren, als Kulisse in einem Traum...

(Achtung, evtl. Spoiler)
Deutungsversuche zu dem Film gibt es viele, Beispielsweise, dass wir an einem Tagtraum eines Theaterbesuchers der Exposition teilhaben oder dass es sich um die „Ausbruchsversuche“ des Schauspielers aus dem Film handelt. Es geht um Liebe, Tod und die Gesellschaft. Parallelen zu Shining werden festgemacht. Ich habe mich – gerade bei den Szenen auf der Party – an „Welt am Draht“ erinnert gefühlt.
Und das ist für mich die große Faszination an „Letztes Jahr in Marienbad“. Kein Film, der einfach zu (er)fassen ist. Vielmehr ein Gerüst, eine Kulisse, die hypnotisch und fesselnd zum Träumen einlädt. - Offen für alle Deutungen und prädestiniert zum Abschweifen. Ein Film zum immer wieder schauen, in dem sich dauernd Neues entdecken und interpretieren lässt. Herrlich.


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Zombies unter Kannibalen


„Kein Klavier ist so beschissen, dass man nicht darauf spielen kann“

Die 1980er Jahre: Cannibal Holocaust und Eaten Alive! waren gerade in die Kinos gekommen. Das Kannibalen-Genre – jene Nische des Horror- bzw. Exploitation-Films, das fest in Hand italiensicher Billigheimer war, war an seinem Höhepunkt angelangt. Vermutlich im Fahrwasser von erstgenanntem Film entstand „Zombie Holocaust“. Im deutschen Titel wurde daraus „Zombies unter Kannibalen“ - was das Herz eines jeden Gore-Hounds höher schlagen lassen dürfte: Zombies UND Kannibalen – in einem Film... da fehlen nur noch Mutanten und Vampire zum totalen Glück.

Was also vom Titel her wie die Zusammenführung zweier, zu dieser Zeit äußerst populärer, Genre scheint, entpuppt sich jedoch recht schnell als missglückte Mischung. Nicht Fleisch (sic!), nicht Fisch. Als Thriller, so scheint es, fängt das ganze an und braucht noch fast eine halbe Stunde, bis wir uns in die Genre-typische Dschungel-Location begeben: In einem New Yorker Krankenhaus werden Leichen zerstückelt und Organe – vorzugsweise das Herz – gestohlen. Da sich die Fälle häufen und die Polizei Kannibalismus vermutet, beschließt man eine Expedition auf eine einsame Insel zu unternehmen. Nicht jedoch um dem Grauen zu entfliehen. Die Insel ist vielmehr Heimat eines Kannibalenstamms, dessen Insigne auf umgekommenen Mördern/Kannibalen entdeckt wurde. Und, wer hätte es gedacht, auf der Insel warten nicht nur Menschenfresser auf die lustige Truppe. Nein, auch Zombies treiben dort ihr Unwesen. Damit wären wir dann beim titelgebenden Gore-Teil dieses Werks angelangt: Atmosphäre kommt bei dieser Mischung schwerlich auf. Wenn dann auch noch die Masken so miserabel aussehen wie hier, dann helfen auch die verrücktesten Wissenschaftler nicht mehr weiter.. selbst wenn sie so sau-coole Sprücheklopfer abgeben, wie ein Dr. O’Brian: „Kein Klavier ist so schlecht, dass man nicht darauf spielen kann“, „Jetzt stört mich dein Gebrüll nicht mehr bei der Arbeit – ich habe dir die Stimmbänder durchtrennt“. Generell ist „Zombies unter Kannibalen“ eine Synchro-Granate vor dem Herren. Dazu die psychedelische Mucke und der ständige „Boioing“-Sound an den unmöglichsten Stellen – Fertig ist ein, selbst für ein Genre das vieeel Schund hervorgebracht hat, extrem übler Trash-Streifen. Warum ich mir so was anschaue? - „Kito hat es befohlen.“


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The Fifth Element


„Ich würde gerne einige Fotos schießen.. nur für's Archiv“

New York im Jahre 2259. Eine todbringende Energiewolke hat Kurs auf die Erde genommen. Als die außerirdischen Mondoshawan der Menschheit zu Hilfe kommen wollen, wird ihr Raumschiff von Zorg, dem Handlanger des Bösen zerstört. Aus dem Arm eines der abgeschossenen Aliens klonen Wissenschaftler ein „perfektes Wesen“ - Leeloo. Bei deren Flucht aus dem Genlabor fällt sie dem Taxifahrer Korben Dallas buchstäblich durch's Dach in sein Taxi. Gemeinsam müsse sie die Welt retten...

Ein extrem böser Bösewicht. Ein extrem toller Held und eine extrem perfekte Schönheit. Klingt nach Schema F zusammengeschustert. Ist es auch. Zu der abstrus zusammengeklöppelten Story gesellt sich eine deplazierte musikalische Untermalung, ich nenne sie an dieser Stelle einfach mal Gedudel. Als Cast gibt es eine nervige Milla Jovovich, einen nervigen Bruce Willis. Und Chris Tucker ist sowieso immer nervig. - In Summe: Ein extrem nerviger Klamauk.


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Unstoppable (USA, 2010)


Ein mit hoch-toxischen Chemikalien beladener Zug, der sich führerlos verselbständigt und auf eine Großstadt zurast. Und die beiden Helden, die sich zusammenraufen und das Inferno im Alleingang verhindern wollen...

Tony Scott muss tief in die Trickkiste greifen, um die Story wenigstens etwas spannender erscheinen zu lassen, als sie wirklich ist. Und damit ist der Ex-Werbefilmer ganz in seinem Element: Die ton-in-ton eingefärbten Bilder wackeln und zappeln, selbst bei schnöden Dialogen zoomt die Kamera permanent vor und zurück. Style over Substance nennt man das wohl. Doch leider machen auch ein wenig Farbe und hektische Schnittfolgen aus der routiniert heruntergekurbelten Eisenbahnromantik noch keinen spannenden Action-Film. Langweilig.


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John Rabe


„Stop it! This is the safety zone. Get out and leave the women alone.“

„John Rabe“ erzählt die wahre Geschichte des gleichnamigen Siemens-Mitarbeiters, der während des Massakers in Nanjing 1937 mehr als 200.000 Chinesen vor dem sicheren Tod rettete, indem er eine Sicherheitszone einrichtete...

Die japanischen Besatzer trieben während des zweiten Japanisch-Chinesischen Krieges vor allen Dingen in der damaligen Hauptstadt Nanjing ihr Unwesen. Sie mordeten und vergewaltigten. Massenhinrichtungen und Plünderungen waren an der Tagesordnung. So gilt das Massaker von Nanjing bis heute als eines der großen Traumata der Chinesen. Gleichzeitig verstärkte es die Antipathie der chinesischen Bevölkerung gegenüber den Japanern - Bis heute wird dem Massaker in chinesischen Schulbüchern ein prominenter Platz eingeräumt.... Die Rolle von John Rabe wird dabei ausgespart oder ihr wird zumindest keine große Bedeutung zugemessen.

In dem Film von Florian Gallenberger steht der „Oskar Schindler des fernen Ostens“, der als einer der wenigen Ausländer Nanjing nicht fluchtartig verlassen hat, und stattdessen tatkräftig anpackte und Menschenleben rettete im Mittelpunkt. Obwohl der Film die historischen Ereignisse treffend wiederzugeben und ein historisch korrektes Bild zu zeichnen scheint, bleibt er für meinen Geschmack zu blass und zu weichgespült.
Nichts gegen leise, geschichtlich untermauerte Inszenierungen. Und es muss auch nicht unbedingt ein Holzhammer a la „Men behind the sun“ werden. Aber die singuläre Heroisierung des Vorsitzenden der Sicherungszone, die ständige Fixierung auf die Person John Rabe hat mich schon ein wenig genervt. Das einem Film mit dem Titel „John Rabe“ anzukreiden mag seltsam erscheinen. Aber das so verkürzte Sujet schafft es bei allen Versuchen und Bemühungen einfach nicht über die gigantische Laufzeit von 134 min zu fesseln. Hier hat Hollywood mit (dem zugegebenermaßen auch kritikwürdigen) „Schindlers Liste“ gezeigt, dass es anders geht.





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