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Zum 150. Geburtstag von Georges Méliès
von bateman23 ·
26 Dezember 2011
Kategorie:
Filme
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Georges Méliès, geboren am 8. Dezember 1861 in Paris, gilt – neben den Brüdern Lumière – als einer der großen Filmpioniere. Zu seinem 150. Geburtstag im Jahre 2011 zeigte das Filmmuseum München einen Querschnitt aus seinem Schaffen... Méliès Gesamtwerk umfasst weit über 500 Filme, wobei er alleine 1896 nicht weniger als 79 Filme drehte: Da hatte er gerade das neue Medium entdeckt. Als Sohn eines wohlhabenden Schuhfabrikanten war Méliès eigentlich weniger für eine künstlerische Laufbahn prädestiniert und schon gar nicht für die eines Filmemachers. Nicht nur, weil er wohl eher in die Fußstapfen seines Vaters treten sollte, sondern einfach auch deshalb, weil „Film und Kino zu dieser Zeit schlichtweg noch nicht existierte“ (1). Doch Méliès' Interesse galt von früh auf der Kunst – vor allem der Zauberei -, was dazu führte, dass er nach einem Aufenthalt in London mit seinem Erbanteil das Théâtre Robert-Houdin kaufte, wo er „Zaubervorstellungen, kurze Féerien, Pantomimen und Automaten vorführte.“ (2) Einer seiner ersten Filme war dann auch „Das Verschwinden einer Dame im Theater von Robert Houdin“ (1896), in dem er mithilfe des Stopptricks – der Titel macht daraus kein Geheimnis – einen berühmten Zaubertrick verfilmte und eine Dame verschwinden lies.
Waren diese Filme aus den Anfangsjahren meist abgefilmte Alltagssituation, Zaubertricks oder Kuriositäten, drehte Melies mit „Der Prozess Dreyfus“ (1899) eine zeitgeschichtliche „Dokumentation“. Was zum einen aufgrund des Sujets beachtenswert ist, aber auch deshalb weil Filme damals in der Regel nur eine Laufzeit von einer Minute hatten: Die kurzen Filme wurden nicht in Kinos gezeigt, sondern waren Jahrmarktsattraktionen, deren Programm in schnellen Abständen wechselte. „Der Prozess Dreyfus“ war dagegen ein 11-minütiger „Lang“-Film, aus mehreren dieser kleinen Schnipseln zusammengesetzt.
Es folgten kleine Filmchen, mit umso atemberaubenderen visuellen Effekten. „Blaubart“ aus dem Jahre 1901, in dem die frischvermählte Gattin Blaubarts mit den Geistern der verblichenen Ex-Gemahlinnen ihres Mannes konfrontiert wird, oder „Der Mann mit dem Gummi Kopf“ aus dem gleichen Jahr, in dem Méliès seinen eigenen Kopf aufbläst, bis zum unweigerlichen Zerplatzen. Im darauf folgenden Jahr feierte er mit der „Reise zum Mond“ (1902) seinen größten Erfolg. Dabei griff er das populäre Thema seines Zeitgenossen Jules Vernes auf, der seine Protagonisten zu fernen Welten aufbrechen lies. Ganz nebenbei begründet er damit das Genre des Science-Fiction Films.
Das Filmmuseum hatte hier ein kleines Schmankerl an Land gezogen und zeigte die restaurierte Fassung des Films, die im Jahre 2011 in Cannes Premiere feierte. Eine Auflage des Verleihs war es, die Fassung nur mit der neuen musikalischen Untermalung der Pop-Gruppe „Air“ zu zeigen. Und die neue Musik schadet dem Film ganz und gar nicht. Er bekommt dadurch, ebenso wie durch das klare und teil-kolorierte Bild, eine ganz neue Wucht. Ich konnte – mehr als bei den bisherigen Filmen und auch mehr als bei der schwarz-weiss Version, erahnen wie solch ein Film damals auf die Menschen gewirkt haben muss...
Gegenüber diesem Erlebnis fallen die darauf folgend gezeigten Werke wieder ab: „Das Orakel von Delphi“ (1903) und „Der Höllische Kessel“ (1903). - Interessant nur deshalb, weil Méliès hier tatsächlich 3D-Filme gedreht hatte. Zumindest hat eine Mitarbeiterin von Lobster Films das durch Zufall herausgefunden :-) Nicht nur 3D nahm Méliès nämlich 100 Jahre vor dem Mainstream vorweg, sondern auch mit dem Phänomen des „Raubkopierens“ hatte er bereits um 1900 zu kämpfen. Seine Filme waren in Amerika außerordentlich gefragt und wurden dort ohne Lizenz vervielfältigt. Méliès sah seine einzige Möglichkeit dem zu begegnen darin, den Film gleichzeitig in Europa und in Amerika auf den Markt zubringen. Um dies zu verwirklichen entwickelte er eine Apparatur, die zwei Filmrollen gleichzeitig belichten konnte. Dazu wurden zwei Kameras nebeneinander montiert, wodurch die aufgenommen Bilder leicht versetzt waren. Legt man diese Bilder nun übereinander - eigentlich von Méliès nicht beabsichtigt – erhält man ein 3D Bild.
Soviel zu den modernen Kuriositäten... Mit „Die Reise durch das Unmögliche“ (1904) drehte Méliès einen Nachfolger zu seinem erfolgreichen „Die Reise zum Mond“. Mit ganz ähnlicher Thematik lässt er hier die Schauspieler zum Mittelpunkt der Erde, auf den Grund des Meeres und auf fremde Planeten fliegen. Und auch dieser Film war die Verfilmung eines Theaterstücks von Jules Verne und Adolphe d'Ennery. Im Jahre 1912 greift er bei „Die Entdeckung des Nordpols“ (1912) ein aktuelles Thema der Zeitgeschichte auf, mit nicht minder phantastischem Inhalt. Doch sollte bereits dieser Film nicht mehr von Erfolg gekrönt sein. Die Sehgewohnheiten der Zuschauer hatten sich gewandelt und seine statischen, abgefilmten „Theaterstücke“ vor Pappkulissen waren nicht mehr en vogue.
Ironie der Geschichte: Méliès, der dritte Sohn des wohlhabenden Schuhfabrikanten, musste aufgrund massiver finanzieller Probleme Negative der meisten seiner Filme als Rohmaterial an die Schuhindustrie verkaufen, wodurch diese vernichtet wurden. Da er seine Filme immer mit Privatvermögen finanziert hatte bedeutete der Misserfolg seiner späteren Produktionen auch für ihn Persönlich den Konkurs. „Während des ersten Weltkrieges trat Méliès als Varietékünstler auf und verlor sein gesamtes Vermögen.“ (2) Mit seiner zweiten Ehefrau betrieb er dann in der Metrostation Montparnasse bis 1932 einen Spielzeugladen. „Als Filmschaffender war er zu dieser Zeit vergessen.“ (2)
(1) „La culeur retrouvée du Voyage dans la Lune“
(2) http://de.wikipedia.org/wiki/Georges_M%C3%A9li%C3%A8s
Waren diese Filme aus den Anfangsjahren meist abgefilmte Alltagssituation, Zaubertricks oder Kuriositäten, drehte Melies mit „Der Prozess Dreyfus“ (1899) eine zeitgeschichtliche „Dokumentation“. Was zum einen aufgrund des Sujets beachtenswert ist, aber auch deshalb weil Filme damals in der Regel nur eine Laufzeit von einer Minute hatten: Die kurzen Filme wurden nicht in Kinos gezeigt, sondern waren Jahrmarktsattraktionen, deren Programm in schnellen Abständen wechselte. „Der Prozess Dreyfus“ war dagegen ein 11-minütiger „Lang“-Film, aus mehreren dieser kleinen Schnipseln zusammengesetzt.
Es folgten kleine Filmchen, mit umso atemberaubenderen visuellen Effekten. „Blaubart“ aus dem Jahre 1901, in dem die frischvermählte Gattin Blaubarts mit den Geistern der verblichenen Ex-Gemahlinnen ihres Mannes konfrontiert wird, oder „Der Mann mit dem Gummi Kopf“ aus dem gleichen Jahr, in dem Méliès seinen eigenen Kopf aufbläst, bis zum unweigerlichen Zerplatzen. Im darauf folgenden Jahr feierte er mit der „Reise zum Mond“ (1902) seinen größten Erfolg. Dabei griff er das populäre Thema seines Zeitgenossen Jules Vernes auf, der seine Protagonisten zu fernen Welten aufbrechen lies. Ganz nebenbei begründet er damit das Genre des Science-Fiction Films.
Das Filmmuseum hatte hier ein kleines Schmankerl an Land gezogen und zeigte die restaurierte Fassung des Films, die im Jahre 2011 in Cannes Premiere feierte. Eine Auflage des Verleihs war es, die Fassung nur mit der neuen musikalischen Untermalung der Pop-Gruppe „Air“ zu zeigen. Und die neue Musik schadet dem Film ganz und gar nicht. Er bekommt dadurch, ebenso wie durch das klare und teil-kolorierte Bild, eine ganz neue Wucht. Ich konnte – mehr als bei den bisherigen Filmen und auch mehr als bei der schwarz-weiss Version, erahnen wie solch ein Film damals auf die Menschen gewirkt haben muss...
Gegenüber diesem Erlebnis fallen die darauf folgend gezeigten Werke wieder ab: „Das Orakel von Delphi“ (1903) und „Der Höllische Kessel“ (1903). - Interessant nur deshalb, weil Méliès hier tatsächlich 3D-Filme gedreht hatte. Zumindest hat eine Mitarbeiterin von Lobster Films das durch Zufall herausgefunden :-) Nicht nur 3D nahm Méliès nämlich 100 Jahre vor dem Mainstream vorweg, sondern auch mit dem Phänomen des „Raubkopierens“ hatte er bereits um 1900 zu kämpfen. Seine Filme waren in Amerika außerordentlich gefragt und wurden dort ohne Lizenz vervielfältigt. Méliès sah seine einzige Möglichkeit dem zu begegnen darin, den Film gleichzeitig in Europa und in Amerika auf den Markt zubringen. Um dies zu verwirklichen entwickelte er eine Apparatur, die zwei Filmrollen gleichzeitig belichten konnte. Dazu wurden zwei Kameras nebeneinander montiert, wodurch die aufgenommen Bilder leicht versetzt waren. Legt man diese Bilder nun übereinander - eigentlich von Méliès nicht beabsichtigt – erhält man ein 3D Bild.
Soviel zu den modernen Kuriositäten... Mit „Die Reise durch das Unmögliche“ (1904) drehte Méliès einen Nachfolger zu seinem erfolgreichen „Die Reise zum Mond“. Mit ganz ähnlicher Thematik lässt er hier die Schauspieler zum Mittelpunkt der Erde, auf den Grund des Meeres und auf fremde Planeten fliegen. Und auch dieser Film war die Verfilmung eines Theaterstücks von Jules Verne und Adolphe d'Ennery. Im Jahre 1912 greift er bei „Die Entdeckung des Nordpols“ (1912) ein aktuelles Thema der Zeitgeschichte auf, mit nicht minder phantastischem Inhalt. Doch sollte bereits dieser Film nicht mehr von Erfolg gekrönt sein. Die Sehgewohnheiten der Zuschauer hatten sich gewandelt und seine statischen, abgefilmten „Theaterstücke“ vor Pappkulissen waren nicht mehr en vogue.
Ironie der Geschichte: Méliès, der dritte Sohn des wohlhabenden Schuhfabrikanten, musste aufgrund massiver finanzieller Probleme Negative der meisten seiner Filme als Rohmaterial an die Schuhindustrie verkaufen, wodurch diese vernichtet wurden. Da er seine Filme immer mit Privatvermögen finanziert hatte bedeutete der Misserfolg seiner späteren Produktionen auch für ihn Persönlich den Konkurs. „Während des ersten Weltkrieges trat Méliès als Varietékünstler auf und verlor sein gesamtes Vermögen.“ (2) Mit seiner zweiten Ehefrau betrieb er dann in der Metrostation Montparnasse bis 1932 einen Spielzeugladen. „Als Filmschaffender war er zu dieser Zeit vergessen.“ (2)
(1) „La culeur retrouvée du Voyage dans la Lune“
(2) http://de.wikipedia.org/wiki/Georges_M%C3%A9li%C3%A8s