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One Night Stands und wahre Liebe





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BISHER UNVERÖFFENTLICHTE (KURZ-)KOMMENTARE - SAMMELBEITRAG NR. 4



WEREWOLVES ON WHEELS (USA 1971, Regie: Michel Levesque)

Diese Mischung aus Biker- und Horror-Film von Regisseur Michel Levesque kann zwar nicht ganz das halten, was ihr großartiger Titel zu versprechen vermag, ist für Genrefans aber dennoch einen Blick wert.
Nach wirklich furiosem Auftakt - in dem u.a. eine Gruppe brutaler Biker in einen seltsamen Tempel gerät und dort Zeuge eines obskuren satanischen Rituals wird (ein Ritual mit Folgen, denn im weiteren Verlauf des Films sollen sich zwei der Biker in Werwölfe verwandeln) - verflacht WEREWOLVES ON WHEELS leider etwas und dreht erst zum Ende wieder richtig auf. Mit seiner hübsch anzusehenden Kameraarbeit, seinem hammergeilen Soundtrack und seiner herrlich seltsamen Atmosphäre gelingt es Regisseur Levesque aber trotzdem, den geneigten Genrefan auch während des etwas ereignisarmen Mittelteils bei Laune zu halten. Und auch wenn ich WEREWOLVES ON WHEELS sicher nicht als Exploitation-Highlight bezeichnen möchte, so muss ich doch feststellen, dass mir dieser psychedelische Trip von einem Film ziemlich viel Spaß gemacht hat.


DEAD END DRIVE-IN (Australien 1986, Regie: Brian Trenchard-Smith)

In einem post-apokalyptischen Australien möchte der Teenager Crabs (Ned Manning) gemeinsam mit seiner hübschen Freundin Carmen (Natalie McCurry) eigentlich nur einen netten Abend in einem Autokino verbringen und muss sehr bald feststellen, dass sich das Autokino als Gefängnis für jugendliche Straftäter und Arbeitslose entpuppt. Und da er sich und seine Freundin - um Eintritt zu sparen - als Arbeitslose ausgegeben hat, gibt es für die beiden Turteltauben nun kein Entrinnen mehr.
DEAD END DRIVE-IN ist ein weiterer, einfach nur toller Exploitation-Streifen von Regisseur Brian Trenchard-Smith (der in den 70er und 80er Jahren mit dafür gesorgt hat, dass Australien zu einem der interessantesten Entstehungsländer für Genrefilme geworden ist), der über seine komplette Laufzeit einfach nur verdammt viel Spaß macht. Natürlich könnte man dem Plot vorwerfen, dass er etwas arg konstruiert und teilweise auch nicht sonderlich logisch erscheint. Aber DEAD END DRIVE-IN hat so viele Pluspunkte auf der Haben-Seite zu verbuchen, dass diese vermeintliche Schwäche in meinen Augen nicht sonderlich schwer ins Gewicht fällt.
Das Setting in dem Autokino ist phänomenal, die Kostüme und Ausstattung des Films sind nicht von dieser Welt, der Soundtrack ist herrlich "cheezy" und über fehlende Schauwerte kann man sich auch nicht wirklich beklagen. Insbesondere das explosive Finale hat es absolut in sich. 90 Minuten, die praktisch wie im Flug vergehen. Geil!


:love: THE 'BURBS (USA 1989, Regie: Joe Dante) :love:

Wenn man sich mal die Filmographie von Regisseur Joe Dante ansieht, dann muss man feststellen, dass sich in dieser nicht gerade wenige Klassiker tummeln. Der gute Mann hat der Filmwelt Streifen wie PIRANHA, GREMLINS, THE HOWLING, INNERSPACE und MATINEE geschenkt. Da bekommt man schon fast ein schlechtes Gewissen, wenn man sich auf eine Nr. 1 innerhalb dieses Schaffens festlegen soll. Ich mache es dennoch und bin nach der jetzigen Sichtung fest davon überzeugt, dass THE 'BURBS am Ende des Tages dann wohl doch Dantes bester Film ist. Sein Meisterwerk, das über allen anderen Filmen schwebt, die der gute Mann gedreht hat.
THE 'BURBS ist eine bissige Parodie auf die Vorstadt, garniert mit bitterbösen Gags und herrlich schrägen Charakteren. Einer dieser Filme, die man sich immer und immer wieder ansehen kann. Bei dem auch nach der zigsten Sichtung alle Gags zünden und ständig erhöhte Gefahr von Lachkrämpfen besteht. Die Besetzung des Streifens ist ein Traum und wirklich jeder der beteiligten Haupt- und Nebendarsteller leistet hier einfach nur Großes. Irgendwelche Szenen in THE 'BURBS besonders hervorzuheben fällt schwer, der ganze Film ist ein einziges großes Highlight. Mir als Genrefan gefallen natürlich besonders Dantes Anspielungen auf seine großen Vorbilder. Wenn Tom Hanks als Ray Peterson vor seinem herrlich skurrilem Albtraum durchs Fernsehen zappt und dort u.a. THE EXORCIST und THE TEXAS CHAINSAW MASSACRE 2 laufen, geht mir persönlich das Herz auf. Oder diese grandiose Westernsequenz ziemlich am Anfang vor dem Haus der Klopeks. Oder Dick Miller als Müllmann. Oder die Parties auf der Veranda von Ricky (Corey Feldman). Oder, oder, oder...
THE 'BURBS ist ein Meisterwerk. Einer dieser Filme für die Ewigkeit. Ich liebe ihn von ganzem Herzen! :love: :love: :love:


BLACK SNAKE MOAN (USA 2006, Regie: Craig Brewer)

Der ideale Film für schwülwarme Sommerabende. Regisseur Craig Brewer nimmt seine Zuschauer mit auf einen Trip in den heißen Süden der USA und erzählt eine Geschichte über Liebe, Freundschaft, Glaube, Erlösung und den Blues.
In BLACK SNAKE MOAN kreuzen sich die Wege einer kaputten White-Trash-Schlampe (grandios: Christina Ricci) und eines verbitterten Bluesmusikers (grandioser: Samuel L. Jackson). Es entwickelt sich eine außergewöhnliche Beziehung, aus der beide am Ende gestärkt hervorgehen werden.
BLACK SNAKE MOAN pendelt irgendwo zwischen Arthouse und Exploitation, greift einige Motive auf, die es so zuletzt in den B-Movies der 60er und 70er Jahre gegeben hat und erzählt seine mitunter etwas gewöhnungsbedürftige Geschichte in atemberaubend schönen Bildern. Man kann die flirrende Hitze des Südens regelrecht spüren (und zwar definitiv nicht nur wegen der heißen Temperaturen der letzten Wochen) und die Atmosphäre des Films entwickelt eine richtiggehende Sogwirkung, der man sich als Zuschauer einfach nicht mehr entziehen kann. Wenn draußen im heimischen Garten lautstark die Grillen zirpen und Samuel L. Jackson gleichzeitig die Gitarre auspackt und die eine oder andere Bluesnummer anstimmt, ist das nicht viel weniger als pure Magie, die sich da entwickelt.
BLACK SNAKE MOAN ist sicher kein Film für jedermann, dafür ist er zeitweise doch ein bisschen zu sperrig und die ganze Geschichte zu wenig eingängig geraten. Man muss sich auf ihn einlassen können, dann wird man mit einem absolut sehenswerten Film belohnt, in dem sich übrigens auch Justin Timberlake in einer seiner ersten Kinorollen durchaus wacker schlägt.


THIS MEANS WAR (USA 2012, Regie: McG)

In THIS MEANS WAR vermasseln die beiden CIA-Agenten und besten Freunde FDR (Chris Pine) und Tuck (Tom Hardy) einen Geheimauftrag ganz gewaltig, werden anschließend in den Innendienst strafversetzt und haben endlich Zeit, sich um ihr Liebesleben zu kümmern. Dumm nur, dass sich beide ausgerechnet in die bezaubernde Lauren (Reese Witherspoon) verkucken und fortan mit modernster Überwachungstechnik alles daran setzen, das Herz von Lauren zu erobern und den besten Freund und Widersacher zu sabotieren. Währenddessen sinnt der Gangster Heinrich (Til Schweiger), dessen Bruder bei der anfangs genannten Mission getötet wurde, auf Rache...
Auf dem Regiestuhl von THIS MEANS WAR nahm Joseph McGinty Nichol Platz. Der ist besser bekannt unter seinem Pseudonym McG und hat in der Vergangenheit u.a. die beiden ausgesprochen unterhaltsamen CHARLIE'S ANGELS-Filme gedreht. Man sollte also wissen, was man von THIS MEANS WAR erwarten kann und was nicht. Anspruchsvolle Unterhaltung steht hier nicht wirklich auf dem filmischen Speiseplan, stattdessen gibt es über die komplette Laufzeit von knapp 105 Minuten kurzweilige, eskapistische und verdammt spaßige Unterhaltung. Kino-Fast-Food zum schnellen Verschlingen und noch schnelleren Vergessen. Ich hatte meinen Spaß und finde es toll, dass sie in den USA Til Schweiger immer für genau die Rollen besetzen, die seinem doch sehr limitierten schauspielerischen Talent entsprechen. Schweiger schaut grimmig, sagt 3 oder 4 Sätze und stirbt am Ende auf spektakuläre Weise. Schön.


SOLOALBUM (Deutschland 2003, Regie: Gregor Schnitzler)

Eine der besseren deutschen Komödien aus dem letzten Jahrzehnt, wobei SOLOALBUM - der übrigens stark vom grandiosen HIGH FIDELITY von Stephen Frears beeinflusst zu sein scheint - am Ende des Tages dann aber doch ziemlich weit davon entfernt ist, als herausragend bezeichnet werden zu können. Dafür ist die Geschichte und ihr Verlauf viel zu vorhersehbar ausgefallen und dafür sind die Figuren - auch wenn in deren Zeichnung sicher auch der eine oder andere Funken Wahrheit steckt - dann doch zu klischeehaft geraten. Der von Schweighöfer gespielte Hauptcharakter ist einfach nur ein Arschloch und das obligatorische Happy End nervt vor diesem Hintergrund extrem. Was SOLOALBUM letztendlich zu einem dieser besseren Filme aus Deutschland macht, ist in erster Linie die zauberhafte Nora Tschirner, mit der man sich eigentlich alles (sogar KEINOHRHASEN) anschauen kann, in zweiter Linie ein ganz vorzüglich ausgewählter Soundtrack und last but not least einige richtig geile Gags, die man wirklich durch die Bank als gelungen bezeichnen kann.


50/50 (USA 2011, Regie: Jonathan Levine)

Basierend auf wahren Erlebnissen des Drehbuchautors Will Reiser erzählt 50/50 die Geschichte des 27 Jahre alten Adam (Joseph Gordon-Levitt), der wegen Rückenschmerzen zum Arzt geht und mit der niederschmetternden Diagnose Krebs wieder nach Hause kommt. Eine Situation, mit der sowohl Adam als auch sein Umfeld erst mal klar kommen müssen.
Autor Will Reiser und sein Regisseur Jonathan Levine konfrontieren den Zuschauer mit einem Thema, das sicher alles andere als leichten Stoff darstellt. Filme dieser Art laufen dabei immer Gefahr, entweder im Kitsch zu versinken oder einfach zu leichtfertig mit ihrem Thema umzugehen. 50/50 meistert diese Gefahren nahezu problemlos (natürlich lässt sich auch hier das eine oder andere Klischee nicht vermeiden und ob es den an Alzheimer erkrankten Vater des Krebspatienten wirklich auch noch gebraucht hätte, sei mal dahingestellt), die Charakterzeichnung der verschiedenen Figuren ist erstklassig und das Verhalten der Protagonisten in den verschiedensten Situationen wirkt immer glaubwürdig und nie übertrieben.
50/50 fühlt sich tatsächlich "echt" an und präsentiert dem Zuschauer auf einfühlsame Art und Weise eine wunderbar ausgewogene Mischung aus tragischen und komischen Momenten. Joseph Gordon-Levitt in der Hauptrolle des krebskranken Adam ist - mal wieder - einfach nur grandios und mit Seth Rogen, Anna Kendrick, Bryce Dallas Howard, Anjelica Huston und Philip Baker Hall hat er zudem Kolleginnen und Kollegen an seiner Seite, die in ihren Rollen allesamt aufzugehen scheinen. Ein - man ist von diesen kleineren Produktionen der letzten Jahre nichts anderes gewöhnt - wieder mal perfekt ausgewählter Soundtrack rundet das positive Gesamtbild von 50/50 ab und trägt viel dazu bei, dass man 50/50 trotz seines ernsten Themas guten Gewissens als absoluten Wohlfühlfilm bezeichnen kann. Ich habe schon lange keinen Film mehr gesehen, der so viel positive Energie und Lebensfreude versprüht, wie dieser hier.


21 JUMP STREET (USA 2012, Regie: Phil Lord/Christopher Miller)

Die gleichnamige Serie war Ende der 80er Jahre ein riesiger Erfolg und markierte gleichzeitig den Startschuss für die Karriere von Johnny Depp. Nun also die Kinoversion, in der die beiden nicht gerade mit großem Talent gesegneten Cops Schmidt (Jonah Hill) und Jenko (Channing Tatum) undercover an einer Highschool einen Drogenring ausheben sollen. Ob die Filmversion der Serie gerecht wird kann ich, da ich die Vorlage nie gesehen habe, nicht wirklich beurteilen. Einen riesigen Spaß macht diese herrlich abgedrehte Actionkomödie der beiden Regisseure Phil Lord und Chris Miller aber auf jeden Fall. 21 JUMP STREET steckt voller interessanter, sympathischer und nett anzusehender Ideen. Schön beispielsweise der Rollentausch, den die beiden Freunde in ihrer zweiten Zeit an der Highschool durchmachen müssen (der ehemalige Nerd wird zum coolen Kid, der ehemalige Sonnyboy wird zum Nerd) und wie sie auf ihre neuen Rollen reagieren. Herrlich die kleinen Hommagen an John Woo und Tony Scott, ausgesprochen nett der Gastauftritt von Johnny Depp und Peter DeLuise, den beiden Stars der Vorlage, und einfach nur geil die Verfolgungsjagd mit den Stretchlimos. 21 JUMP STREET erfindet das Rad sicher nicht neu, erzählt dessen Geschichte aber auf ausgesprochen kurzweilige Art und Weise. Dazu gesellt sich ein geiler Soundtrack (jeder Film, in dem das geniale "Straight Outta Compton" von N.W.A. ertönt, ist sehenswert!) und ein bestens aufgelegter Ice Cube in einer seiner besten Rollen der letzten 15 Jahre. Das Ende des Films lässt auf eine Fortsetzung hoffen. Ich würde sie mir ansehen.


ABRAHAM LINCOLN: VAMPIRE HUNTER (USA 2012, Regie: Timur Bekmambetov)

Geschichte umzuschreiben, reale Ereignisse zu fiktionalisieren - eine Freiheit, die sich das Kino schon immer herausgenommen hat. Auch ABRAHAM LINCOLN: VAMPIRE HUNTER unternimmt diesen Versuch, allerdings nicht sonderlich erfolgreich. Wie der Titel schon sagt, dreht sich hier alles um den 16. Präsidenten der USA, der kurzerhand zum Vampirjäger gemacht wird und neben der Sklaverei so auch untoten Blutsaugern - gegen die die berühmte Schlacht von Gettysburg hier stattfindet - den Kampf ansagt.
Ich hatte mir von ABRAHAM LINCOLN: VAMPIRE HUNTER ehrlich gesagt deutlich mehr erwartet als das, was letztendlich geboten wurde. Der russische Regisseur Timur Bekmambetov hatte vier Jahre zuvor mit seiner ersten US-Produktion WANTED einen der visuell aufregendsten Actionfilm der letzten Jahre gedreht und über (Mit-)Produzent Tim Burton muss man sowieso keine großen Worte verlieren. Solch große Namen schüren dann doch eine gewisse Erwartungshaltung und die konnte ABRAHAM LINCOLN: VAMPIRE HUNTER eigentlich nie einlösen. Die natürlich ziemlich hanebüchene Geschichte gibt nicht wirklich viel her und dummerweise nimmt sich der Film selbst auch viel zu ernst, was immer wieder zu unfreiwilliger Komik führt. Wäre gar nicht so schlimm, wenn Bekmambetov sich auf seine Stärken besonnen und dem Zuschauer entsprechende Schauwerte geboten hätte. Aber auch das ist nicht der Fall. ABRAHAM LINCOLN: VAMPIRE HUNTER ist nicht sonderlich spektakulär ausgefallen, die vorhandenen Actionsequenzen sind bestenfalls durchschnittlich geraten, das praktisch in jeder Actionszene angewandte Stilmittel (Mischung aus Zeitlupe und schnellen Schnitten) fängt schnell an zu langweilen, so manche CGI-Effekte sind für eine solche Produktion schon fast ein Armutszeugnis (besonders auffällig im Finale in den Sequenzen mit dem Zug und im ersten Drittel in der Verfolgungsjagd mit den Pferden) und die 3D-Technik hätte man sich eigentlich auch sparen können. Die Tiefenwirkung ist absolut in Ordnung, auf echte Pop-Up-Effekte wurde allerdings weitestgehend verzichtet.
So bleibt am Ende ein Film übrig, den man mit sehr viel Wohlwollen gerade noch so als nette Durchschnittsware bezeichnen kann.


WANDERLUST (USA 2012, Regie: David Wain)

Ich mag Filme mit Jennifer Aniston und ich mag Filme aus dem Universum von Judd Apatow. Fast folgerichtig mochte ich auch WANDERLUST, einen der aktuellsten Beiträge aus dem Apatow-Universum, mit Jennifer Aniston in der Hauptrolle und von Judd Apatow produziert.
WANDERLUST ist eine Culture-Clash-Komödie, in der ein gestresstes Yuppie-Paar aus finanziellen Gründen der Großstadt den Rücken zukehren muss und eher zufällig in einer Art Hippie-Kommune landet. Zwei scheinbar unvereinbare Lebenseinstellungen prallen aufeinander und am Ende profitieren beide Seiten von dieser Kollision.
WANDERLUST reiht sich ganz wunderbar ein in die Filmographie von Apatow, in dessen Filmen - egal ob er nun als Regisseur, Produzent oder Drehbuchautor fungiert - es ja im Endeffekt immer darum geht, dass krasse Gegensätze aufeinandertreffen und diese irgendwie miteinander zurechtkommen müssen. So bietet WANDERLUST sicher nicht sonderlich viel Neues innerhalb dieses Themenkomplexes, präsentiert aber Altbewährtes und Bekanntes auf die Apatow-typische Art und Weise und sorgt so einmal mehr für ausgesprochen kurzweilige und spaßige Unterhaltung.
Fans werden nicht enttäuscht und freuen sich über eine bunte Mischung aus liebenswerten, durchgeknallten und schrulligen Charakteren, über jede Menge aberwitzige Situationen, mit denen die Protagonisten konfrontiert werden und über diese herrliche Mischung aus hintergründigen Gags und derbsten Gross-Out-Humor.


PREMIUM RUSH (USA 2012, Regie: David Koepp)

In PREMIUM RUSH erhält der New Yorker Fahrradkurier Wilee (mal wieder großartig: Joseph Gordon-Levitt) noch einen letzten Routineauftrag. Ein Briefumschlag muss innerhalb von gut 90 Minuten an seiner Zieladresse angelangt sein. Doch wie das mit Routineaufträgen in Filmen nun mal so ist - es kommt definitiv etwas dazwischen und so wird Wilee sehr schnell von einem korrupten Cop gejagt und befindet sich in Lebensgefahr.
PREMIUM RUSH erzählt auf ausgesprochen effektive Art und Weise eine simple Jagd-Flucht-Geschichte und nimmt den Zuschauer mit auf einen Hochgeschwindigkeitsrausch durch die Straßen New Yorks. Regisseur David Koepp hält Spannung, Tempo und Spektakel über die komplette Laufzeit von gut 90 Minuten verdammt hoch und die Tatsache, dass PREMIUM RUSH praktisch in Echtzeit abläuft - lediglich ein paar Rückblenden durchbrechen dieses Prinzip - trägt verdammt viel zum Gelingen des Films bei. Die Fahrradstunts sind einfach atemberaubend, der Soundtrack eine Wucht und New York als heimlicher Hauptdarsteller einfach unschlagbar. Richtig guter Film!


TOTAL RECALL (Kanada/USA 2012, Regie: Len Wiseman)

Spätestens wenn ein geliebter Film, den man einst selbst im Kino gesehen hat, urplötzlich ein Remake spendiert bekommt, merkt man wohl, dass man langsam aber sicher alt wird.
Verhoevens Original aus dem Jahr 1990 mit Arnold Schwarzenegger in der Hauptrolle ist einer der ganz großen Klassiker des Sci-Fi-Films und gleichzeitig einer von Arnies besten Filmen. Die Frage, ob man von TOTAL RECALL wirklich ein Remake machen musste, darf durchaus gestellt werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Zuschauer im Anbetracht der übergroßen Vorlage nur enttäuscht werden können, ist da ja doch ziemlich hoch.
Aber nun ist TOTAL RECALL nunmal da draußen und natürlich ist man als Fan des Originals auch durchaus neugierig darauf, was UNDERWORLD-Regisseur Len Wiseman - außer dem Fakt, dass er mit Kate Beckinsale und Bill Nighy zwei seiner UNDERWORLD-Stars im Cast untergebracht hat - aus dem Stoff gemacht hat. Und, nun ja, TOTAL RECALL ist - wenn man es positiv ausdrücken möchte - besser als erwartet und - nüchtern formuliert - nicht so schlimm wie befürchtet.
Positiv ist zunächst anzumerken, dass Wiseman die Geschichte des Originals nicht eins zu eins nacherzählt, sondern den Plot an sich - nicht jedoch dessen Verlauf - ziemlich verändert hat. So hat TOTAL RECALL dann doch auch ein bisschen was Neues zu bieten und wärmt nicht nur Verhoevens Klassiker auf. Und auch das Production Design von Patrick Tatopoulos kann sich wirklich absolut sehen lassen und verwöhnt den Zuschauer mit teils wirklich beeindruckenden Settings und Kulissen. Zudem ist TOTAL RECALL absolut rasant inszeniert, bietet ausgesprochen nett anzusehende Actionsequenzen und läuft eigentlich nie Gefahr, in irgendeiner Weise langweilig zu werden.
Negativ stößt allerdings auf, dass Wiseman hinsichtlich des Plotverlaufs viel zu sehr am Original klebt. Das nimmt dem Film dann nämlich leider doch wieder einen Teil seiner Spannung. Lediglich das Schicksal von Quaids Frau Lori weicht von der Vorlage ab. Kate Beckinsale wollte man dann wohl doch nicht so schnell in die ewigen Jagdgründe schicken wie einst Sharon Stone. Dem Schauwertfaktor ist diese Entscheidung sicher nicht abträglich.
Der größte Minuspunkt von Wisemans Film ist allerdings die fehlende Härte. Trotz aller Action und Rasanz in der Inszenierung wirkt TOTAL RECALL fast schon steril und klinisch rein. Szenen wie die Rolltreppen-Sequenz aus dem Original gibt es hier nicht zu bewundern und in den kompletten 130 Minuten gibt es nicht eine einzige blutige Szene zu bestaunen. Und dieses Manko macht Wisemans Film am Ende des Tages dann doch zu einer großen Enttäuschung und als Fan des Originals kann man dieses Remake wohl nur mit sehr viel Wohlwollen gerade noch so als "nette Durchschnittsware" bezeichnen. TOTAL RECALL schreit förmlich nach einem R-Rating. Einen glattgebügelten PG-13-Actioner hat sich kein Fan gewünscht.


ASSAULT (Großbritannien 1971, Regie: Sidney Hayers)

Solider Thriller aus Großbritannien, in dem sich eine ausgesprochen attraktive Suzy Kendall als Geschichtslehrerin mit der Tatsache auseinandersetzen muss, dass in dem an das Schulgelände angrenzenden Wald ein gefährlicher Triebtäter sein Unwesen treibt.
Regisseur Sidney Hayers erzählt seine Geschichte als Mischung aus Mystery, Krimi und Drama, setzt auf eine dichte Atmosphäre und eine unheimliche Grundstimmung und bedient sich in Sachen Bildsprache und Plottwists zudem ganz offensichtlich bei den italienischen Gialli der damaligen Zeit.
ASSAULT ist jetzt sicher kein Überfilm, bietet dem Genrefreund aber exakt die Zutaten, die man sich von einem solchen Streifen erhofft. Eine weibliche Hauptdarstellerin, mit der man ganz vorzüglich mitfiebern kann, mehrere undurchsichtige Gestalten, die allesamt als Täter in Betracht kommen, einen schmierigen Journalisten als eine Art "comic relief", jede Menge Miniröcke und einen herrlich groovigen Score von Komponist Eric Rogers. Die Swinging Sixties waren auch im Jahre 1971, aus dem der Film stammt, noch quicklebendig. Runde Sache!


IL CITTADINO SI RIBELLA (Italien 1974, Regie: Enzo G. Castellari)

Ab nach Italien. Enzo G. Castellari, einer meiner liebsten italienischen Genreregisseure, lässt in IL CITTADINO SI RIBELLA einen von der Arbeit der Polizei und der Behörden desillusionierten und verzweifelten Franco Nero auf eine Bande fieser Verbrecher los.
Auch wenn sich in IL CITTADINO SI RIBELLA am Ende des Tages natürlich alles um das in den 70er Jahren ausgesprochen beliebte Thema Selbstjustiz dreht, ist Castellaris Film alles andere als eine weitere, plumpe DEATH WISH-Variante. Das liegt insbesondere an dem hervorragenden Franco Nero, der die Identifikationsfigur nicht als unbesiegbaren und eiskalten Rächer, sondern vielmehr als typischen Normalbürger anlegt, der in seiner Verzweiflung mit dem Kopf durch die Wand will und sich dabei mit zunehmender Laufzeit immer mehr in Probleme bringt und in die sprichwörtliche Scheiße reitet. Natürlich geht Neros Carlo Antonelli am Ende als Sieger aus der Auseinandersetzung hervor, aber der Weg dahin ist weitaus weniger souverän als der seiner zahlreichen Kollegen aus den diversen anderen Produktionen dieser Art.
Castellari, der - für einen italienischen Actionfilm der damaligen Zeit fast schon verpflichtend - mit IL CITTADINO SI RIBELLA natürlich ein ausgesprochen deprimierendes Bild der Behörden zeichnet (Exekutive, Legislative und Judikative sind auch hier nicht viel mehr als ein korrupter Haufen, der den Kriminellen nichts entgegenzusetzen hat und auf den sich der gemeine Bürger bloß nicht verlassen sollte), bedient in Sachen Schauwerten das geneigte Exploitation-Publikum mit jeder Menge "good stuff". In IL CITTADINO SI RIBELLA geht es von der ersten Minute an richtig schön zur Sache, mit blutigen Shoot-Outs, netten Verfolgungsjagden, usw., usf. Langeweile kommt auch in den zahlreichen ruhigen Szenen nie auf, der Score der De Angelis-Brüder ist richtig toll und wenn es überhaupt was an IL CITTADINO SI RIBELLA auszusetzen gibt, dann ist es die Tatsache, dass die bezaubernde Barbara Bach hier komplett verschenkt wird und viel zu wenig Screentime abbekommt. Aber ich will ja nicht motzen. :)


HANNA (Deutschland/Großbritannien/USA 2011, Regie: Joe Wright)

Regisseur Joe Wright erzählt mit HANNA im Endeffekt eine absolut simple Jagd/Flucht-Geschichte, jedoch auf durchaus außergewöhnliche Art und Weise. HANNA ist nur auf den ersten Blick ein Thriller, bei genauerem Hinsehen erzählt Wrights Film in erster Linie die Geschichte enes jungen Mädchens auf der Suche nach sich selbst. Als Zuschauer bekommt man über weite Strecken nur einen Einblick ins Hier und Jetzt der erzählten Geschichte, deren Hintergründe gibt es nur ansatzweise und bruchstückhaft serviert. Der Faszination, die Wrights Film auf den Zuschauer ausübt, ist das allerdings nicht wirklich hinderlich. HANNA ist - genau wie seine titelgebende Hauptfigur, die von Saoirse Ronan wirklich beeindruckend gespielt wird - absolut rätselhaft, wandelt sicher auf verschiedenen Pfaden irgendwo zwischen Sleaze, Spannung, Mystery und Märchen, überzeugt durch eine exquisite, herrlich unterkühlte Kameraarbeit und hat mit Cate Blanchett eine der fiesesten Bösewichter der letzten Jahre zu bieten. Und der Score von den Chemical Brothers ist grandios!




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