Ich kam im Sommer 2013 auf die fixe Idee, mir alle Filme mit Steven Seagal in der Hauptrolle in chronologischer Reihenfolge anzusehen. Eine Idee, die im Nachhinein betrachtet von vornherein zum Scheitern verurteilt war. Gesehen habe ich bis heute die ersten 15 Filme, wobei ich für die ersten 12 Filme die nachfolgenden Texte geschrieben hatte (alle stammen aus dem Jahr 2013), die bis heute auf meiner Festplatte vor sich hinvegetierten und nun doch noch hier veröffentlicht werden sollen. Die Texte sind mitunter nicht ganz ernst gemeint und mit dem einen oder anderen Augenzwinkern verfasst. Vielleicht hat ja der eine oder andere hier seinen Spaß daran. Für mich ist dieser Eintrag gleichzeitig der letzte Eintrag in diesem Blog, in diesem Forum, in dem ich Gedanken über Filme loswerden kann. Es war eine geile Zeit hier, ich werde es vermissen. Here we go:
ABOVE THE LAW (USA 1988, Regie: Andrew Davis)
Vor ziemlich genau 25 Jahren hatte Steven Seagal als Nico Toscani in ABOVE THE LAW seinen allerersten Leinwandauftritt. Zeit für eine kleine Retrospektive, Zeit, sich dem Schaffen des vielleichten größenwahnsinnigsten Actionhelden aller Zeiten zu widmen.
Während seine Actionkollegen praktisch allesamt langsam ins Filmbusiness starteten, sich mit kleineren Nebenrollen (Dolph Lundgren z.B. im Bond-Film A VIEW TO A KILL oder Jean-Claude Van Damme in Filmen wie dem Martial-Arts-Streifen NO RETREAT, NO SURRENDER) an die erste große Rolle herantasteten, startete Steven Seagal seine bis heute andauernde Karriere gleich mit einer echten Hauptrolle.
In einem Film, den er gemeinsam mit Regisseur Andrew Davis auch produzierte und für dessen Drehbuch er - auch gemeinsam mit Davis - die Storyvorlage lieferte. In einem Film mit Pam Grier als Seagals Partnerin, Sharon Stone als Seagals Ehefrau und Henry Silva als Seagals Gegenspieler.
Und ABOVE THE LAW ist durchaus als bemerkenswert zu bezeichnen. Nicht unbedingt wegen der Geschichte, die nicht sonderlich einfallsreich ausgefallen ist und die man innerhalb des Genres so ähnlich schon unzählige Male gesehen hat. Nein, vor allem aufgrund der Tatsache, dass Seagal seinen ersten Film gleich dazu nutzt, eine Filmpersona zu etablieren, die sich bis zum heutigen Tage nicht großartig verändert hat. Seagal spielt noch immer diesen Nico Toscani, den arrogant wirkenden Helden mit Martial-Arts-Background, Dienstzeit in der CIA und Kriegserfahrung. Eigenwillige Polizisten oder Agenten, die erst schießen und dann fragen und denen man auch als "Guter" nicht wirklich im Dunkeln begegnen möchte. Zu schnell könnte man als Kollateralschaden enden.
Und Seagal spielt diesen Nico Toscani in seinem ersten Film mit solch einer Präsenz, Kaltschnäuzigkeit und Überheblichkeit, dass man fast meinen könnte, man sieht hier einem absoluten Routinier und keinem Filmneuling in der Hauptrolle bei der Arbeit zu (auch wenn seine schauspielerischen Fähigkeiten sichtlich begrenzt sind und er im Jahr 1988 nicht sonderlich beweglicher in den Kampfszenen erscheint als heute).
ABOVE THE LAW ist somit ein echtes Seagal-Vehikel, mit dünner Story und jeder Menge Action, die sich von Minute zu Minute mehr steigert. Seagal sollte im weiteren Verlauf seiner Karriere viele bessere, aber auch verdammt viele schlechtere Filme drehen als diesen hier. Ich werde sie mir in den nächsten Wochen und Monaten ansehen - alle, in chronologischer Reihenfolge. Drückt mir die Daumen, dass ich es überlebe.
HARD TO KILL (USA 1990, Regie: Bruce Malmuth)
Der zweite Film mit Steven Seagal in der Hauptrolle ist wahrscheinlich einer der dämlichsten und langweiligsten Filme seiner Frühphase. Schon sehr verwunderlich, dass so ein Schnarcher mit dazu beigetragen hat, dass Seagal Anfang der 90er Jahre zum absoluten Actionstar aufsteigen konnte.
Seagal ist Mason Storm, ein Cop, der einer Verschwörung auf die Spur kommt und dieses Wissen bitter bezahlen muss. Mit dem Leben seiner Frau und einem Aufenthalt in der Komaklinik, der stattliche 7 Jahre dauert. Nur gut, dass sich Seagal - nachdem er endlich aus dem Koma erwacht (in einer Sequenz, die ihm schauspielerisch wohl alles abverlangt und mich persönlich an einen Grizzlybären im Vollsuff erinnert hat) - sofort wieder an alles erinnern kann, die körperliche Fitness noch intakt ist, er mit der Krankenschwester Andy (Kelly LeBrock, die männlichen Teenagern in den 80er Jahren durch ihre Rolle als Lisa in John Hughes' WEIRD SCIENCE reihenweise den Kopf verdreht hat und tatsächlich mit Seagal von 1987 bis 1994 verheiratet war) gleich was zum Vögeln bekommt und sich die für den Tod seiner Frau verantwortlichen Personen so herrlich bescheuert anstellen, dass es für ihn ein Leichtigkeit darstellt, diese der Reihe nach ins Jenseits zu schicken. Die Plotholes und Logiklöcher des Films sind so groß, dass man ganze Kleinstädte darin versenken könnte.
Was sich jetzt vielleicht verdammt spaßig lesen mag, ist nur im Ansatz komisch und unterhaltsam und leider über weite Strecken ziemlich langweilig ausgefallen. HARD TO KILL fehlt es definitiv an Rasanz und Schauwerten. Inmitten von ein paar blutigen Shoot-Outs, ein paar Knochenbrüchen und dem nicht sonderlich beweglichen Seagal in statischen Kampfsequenzen, verbreitet die Gross-Out-Frisur des Helden - die einfach nur ekelhaft nach hinten gegelten Haare, die in einem widerlichen Pferdeschwanz zusammengebunden sind - die sich letztendlich zu einem seiner großen Markenzeichen entwickeln sollte, schon fast den größten Schauwertfaktor.
HARD TO KILL ist tatsächlich noch ein gutes Stück schwächer ausgefallen als der auch schon nicht sonderlich überzeugende Vorgänger ABOVE THE LAW und versinkt so im tiefen Sumpf der durchschnittlichen Actiongülle.
MARKED FOR DEATH (USA 1990, Regie: Dwight H. Little)
Gerade mal 8 Monate nach dem Start von HARD TO KILL kam mit MARKED FOR DEATH Seagals dritter Film in die Kinos und das ist nun auch der erste Streifen mit ihm, der so richtig rockt.
Seagal ist John Hatcher, ein Undercovercop, der von seinem Job die Nase gestrichen voll hat und in seiner alten Heimat einfach nur seine Ruhe haben und ausspannen will. Doch dummerweise gerät er dort an eine Bande von Drogen dealenden Voodoopriestern (!!!), die ihm, seiner Familie und seinen Freunden nicht gerade wohlgesinnt sind.
Regisseur Dwight H. Little, der weder vor noch nach MARKED FOR DEATH irgendwelche Großtaten auf dem Regiestuhl verbrochen hat (sein bekanntester Film dürfte wohl MURDER AT 1600 mit Wesley Snipes sein), "delivers the goods". MARKED FOR DEATH ist ungemein rasant inszeniert, bietet blutige und spektakuläre Shoot-Outs, eine geile Verfolgungsjagd, ausgesprochen coole, dem Genre entsprechende Settings (incl. eines schmierigen Stripschuppens), herrlich überzeichnete Bösewichter, nette Kampfszenen (in denen sich Seagal einmal mehr auffällig wenig bewegt) mit zahlreichen Knochenbrüchen und ein wahrlich derbes Finale, in dem der Oberbösewicht aber mal so richtig heftig sein Fett abbekommt. Der Pferdeschwanz von Seagal scheint mittlerweile ein Eigenleben zu entwickeln und seine schwarze Jacke (oder war es ein Blouson) mit dem Tiger auf dem Rücken gehört mit zu den hässlichsten Kleidungsstücken, die ich je in einem Film gesehen habe. Und zu Beginn des Films ist sogar Danny Trejo in einem seiner früheren Leinwandauftritte zu sehen, lässt sich von Seagal verprügeln und in einen Kofferraum sperren.
MARKED FOR DEATH hat richtig Spaß gemacht, auch wenn da qualitativ noch jede Menge Luft nach oben vorhanden ist.
OUT FOR JUSTICE (USA 1991, Regie: John Flynn)
Im direkten Vergleich zum Vorgänger MARKED FOR DEATH ist OUT FOR JUSTICE von Regisseur John Flynn sogar noch einen Tick besser ausgefallen. Und das liegt insbesondere daran, dass Flynn hier von der ersten Minute an ein extrem hohes Tempo geht. OUT FOR JUSTICE kommt ohne große Umschweife gleich zur Sache und startet mit seinem simplen, aber effektiven Rache- bzw. Jagd/Flucht-Szenario voll durch. Lediglich im letzten Drittel geht Flynns Film ein bisschen die Puste auf, was er und sein Hautpdarsteller - der spätestens mit diesem Film zum unbesiegbaren Superhelden mit ner beschissenen Frisur geworden ist - allerdings bereits in den ersten beiden Dritteln von OUT FOR JUSTICE raushauen, würde locker für zwei oder drei Filme reichen. Hier gibt es blutige Shoot-Outs, Verfolgungsjagden, Prügeleien und Kampfszenen (mit einem Seagal, der erstaunlicherweise sogar ziemlich beweglich wirkt) incl. der obligatorischen Knochenbrüche en masse und der Härtegrad des Films kann sich wahrlich sehen lassen. Im Vergleich zu den 3 Streifen zuvor ist OUT FOR JUSTICE definitiv noch ein gutes Stück derber ausgefallen.
Ja, OUT FOR JUSTICE atmet die Luft der großen Klopper der 80er Jahre und würde sich gut in Double-Feature-Sichtungen mit Filmen wie DEATH WISH 3, COBRA oder COMMANDO machen.
Großer Wermutstropfen: Auch wenn UNDER SIEGE noch vor mir liegt, ist zu befürchten, dass OUT FOR JUSTICE bereits den Höhepunkt in Seagals Filmschaffen markiert und es spätestens nach UNDER SIEGE stetig bergab geht. OUT FOR JUSTICE ist aus dem Jahr 1991 und Seagal dreht noch immer Filme. Da liegt noch ein weiter und sicher teils steiniger Weg vor mir.
UNDER SIEGE (Frankreich/USA 1992, Regie: Andrew Davis)
Regisseur Andrew Davis, der auch Seagals ersten Leinwandauftritt ABOVE THE LAW inszeniert hat, schenkt Steven Seagal mit UNDER SIEGE den Film, den man innerhalb seiner Filmographie wohl am ehesten als "großes Kino" bezeichnen kann.
UNDER SIEGE ist ein bisschen wie DIE HARD auf einem Schiff, Seagal umgibt sich mit namhaften Co-Stars wie Tommy Lee Jones, Gary Busey, Colm Meaney, Glenn Morshower und Bernie Casey, darf selbst eine Mischung aus John McClane und MacGyver spielen und gefällt sich selbst wieder mal verdammt gut in der Rolle des einsamen Elitekämpfers in einer scheinbar richtig großen Produktion. Und dann hüpft ihm auch noch die nackte Erika Eleniak aus einer Torte.
Alles gut also? Nein, nicht alles gut. UNDER SIEGE ist ok, kommt an die beiden Vorgänger MARKED FOR DEATH und OUT FOR JUSTICE aber nicht wirklich heran. Dem Film fehlt es an Drive, an Spannung und insbesondere auch an der deftigen Härte, die vor allem OUT FOR JUSTICE ausgezeichnet hatte. Erfolgreich war Davis' Film trotzdem und in Fankreisen ist UNDER SIEGE auch heute noch ausgesprochen beliebt. Allerdings musste Seagal für UNDER SIEGE auch einen harten Preis zahlen: der Pferdeschwanz musste abgeschnitten werden. Zu einem hochdekorierten Ex-Seal passte solch schmierige Haarpracht wohl nicht wirklich.
ON DEADLY GROUND (USA 1994, Regie: Steven Seagal)
Gibt man einen Löffel Wein in ein Fass Jauche, ist das Ergebnis Jauche. Gibt man einen Löffel Jauche in ein Fass Wein, ist das Ergebnis ebenfalls Jauche. Diese Binsenweisheit passt für ON DEADLY GROUND praktisch wie die Faust aufs Auge.
Bei Crew-Mitgliedern wie William Ladd Skinner (Production Design), Ric Waite (Kamera) und Basil Poledouris (Musik) sowie Schauspielern wie Michael Caine, Joan Chen, John C. McGinley, R. Lee Ermey und Billy Bob Thornton kann man nun wahrlich nicht behaupten, dass sich hier ausschließlich Nixkönner vor und hinter der Kamera aufgehalten hätten. Aber es reicht halt wirklich ein Stümper aus, um eine 50-Mio.-Dollar-Produktion (heute ist so ein Betrag im Filmgeschäft vielleicht Peanuts, im Jahr 1994 war das noch ne Stange Geld) komplett gegen die Wand zu fahren. Dieser Stümper hört auf den Namen Steven Seagal, hat zwischen UNDER SIEGE und ON DEADLY GROUND zwei Jahre damit verbracht, seinen Pferdeschwanz neu zu züchten und den Kostümfundus der Karl-May-Festspiele in Bad Segeberg zu plündern und stolpert nun in lächerlichen Winnetou-Kostümen gut 100 Minuten durch eine Art Öko-Thriller, bei dem er in einem Anfall von Größenwahn nach dem Erfolg von UNDER SIEGE es sich hat nicht nehmen lassen, auch noch Regie zu führen. Wenn der Stümper sich also sowohl in der Hauptrolle als auch auf dem Regiestuhl befindet, kommt ein Film wie ON DEADLY GROUND dabei heraus.
Aber will ich mal nicht zu hart ins Gericht gehen mit diesem selten dämlichen Film. Denn er macht auf seine ganz eigene Art und Weise irgendwie dennoch ziemlich viel Spaß. Die prinzipiell gut gemeinte "Rettet die Natur"-Botschaft, mit der Seagal seine ganzen Metzeleien rechtfertigt, wurde wohl nie zuvor und auch nie danach in einem Film auf so unfassbar plumpe, naive und bescheuerte Art vorgetragen wie hier (das Highlight der Peinlichkeiten ist dabei Seagals Monolog am Ende des Films über das Gleichgewicht der Natur) und sorgt dadurch ausschließlich für unfreiwillige Komik und kann leider beim besten Willen nicht eine Sekunde lang ernst genommen werden. Seagal selbst verkommt von Minute zu Minute mehr zur Lachnummer, weil er versucht, einen komplett hirnrissigen Plot wahrlich todernst rüberzubringen und dabei sowohl als Hauptdarsteller als auch als Regisseur komplett scheitert. Der Mann, der bei den produzierenden Warner Studios dafür mitverantwortlich gewesen ist, dass Seagal hier tatsächlich Regie führen durfte (es sollte bis heute zum Glück seine einzige Regiearbeit bleiben), war wahrscheinlich wenige Wochen später arbeitslos (natürlich konnte ON DEADLY GROUND sein Budget nicht wieder einspielen). Dazu gesellt sich ein Michael Caine, dem sie für die Drehzeit des Films wohl jegliches schauspielerische Talent operativ entfernt haben und der mit einem einfach nur unfassbaren Overacting auch einen großen Anteil am "Gelingen" dieses fragwürdigen Machwerks hat. Und dann noch dieser Söldner-Charakter, der einzig und allein zu existieren scheint, um ein Loblied auf den von Seagal gespielten Helden (den er eigentlich umbringen soll) und dessen militärische Fähigkeiten zu singen. Man muss das alles wirklich selbst gesehen haben, um es glauben zu können.
Von den bisher von mir gesehenen Seagal-Filmen ist dieser sechste Eintrag in Seagals Filmographie mit ganz großem Abstand der dümmste und ich bin schon sehr gespannt darauf, welcher seiner späteren Filme diesen Blödsinn hier noch toppen kann.
UNDER SIEGE 2: DARK TERRITORY (USA 1995, Regie: Geoff Murphy)
Nach dem ON DEADLY GROUND-Desaster versuchten die Warner Studios wohl ihren abgehobenen "Star" zu rehabilitieren und brachten mit UNDER SIEGE 2: DARK TERRITORY im Jahr 1995 eine Fortsetzung von Seagals bis dato erfolgreichsten Film in die Kinos. Statt DIE HARD auf einem Schiff also nun DIE HARD in einem Zug und Seagal - der sein Indianerkostüm wieder in Bad Segeberg abgegeben hat - fühlt sich sichtlich wohl in der Rolle des Kochs Casey Ryback, dieses unbesiegbaren Zwitterwesens aus John McClane und MacGyver, das auf den Dächern eines fahrenden Zuges spazierengeht als würde es seinen Hund Gassi führen und das trotz Schusswunde mit megacoolem Gesichtsausdruck einen gefährlichen Terroristen nach dem anderen auf wirklich teils extrem derbe Art und Weise ins Jenseits schickt und sogar im Finale den Zusammenstoß zweier Spielzeugzüge - scheinbar mit einem Liedchen auf den Lippen - ohne Probleme übersteht. Aber Seagal musste auch große Opfer für seine Rückkehr in die Rolle seines Lebens erbringen. In einem unfassbaren, fast schon an Selbstverstümmelung grenzenden Akt, musste er sich im Vorfeld zu UNDER SIEGE 2: DARK TERRITORY erneut von seinem Pferdeschwanz trennen und diese unbändige Wut, die dieser schmerzhafte Verlust in ihm ausgelöst haben dürfte, transportiert er wahrlich eindrucksvoll auf die Leinwand.
Aber mal ernsthaft, UNDER SIEGE 2: DARK TERRITORY liefert stellenweise richtig gute Unterhaltung, ist ein gutes Stück besser geraten als der erste Teil auf dem Schiff und war für mich nach OUT FOR JUSTICE und MARKED FOR DEATH der bisher beste Film mit Seagal in der Hauptrolle. Über die teils grottigen Special Effects sollte man allerdings lieber den Deckmantel des Schweigens legen.
EXECUTIVE DECISION (USA 1996, Regie: Stuart Baird)
Es ist wirklich ein Zufall, dass ich EXECUTIVE DECISION ausgerechnet heute (aktuelle Anmerkung: damals am 11.09.2013) gesehen habe. Er war in meiner Steven-Seagal-Retrospektive jetzt halt einfach an der Reihe. Wobei Bairds Terror-Thriller ja eigentlich gar kein Seagal-Film ist, sondern vielmehr ein Film, in dem Seagal zufällig auch mitspielt. Nach gut 40 Minuten ist es nämlich vorbei mit der Herrlichkeit von Seagal und sein Charakter muss "leider" sterben (wahrscheinlich lag es an dem noch nicht wieder nachgezüchteten Pferdeschwanz). Kann mich noch gut daran erinnern, wie verblüfft ich damals im Kino gewesen bin, als Seagal das Zeitliche segnen musste. Aber wahrscheinlich macht auch diese Tatsache EXECUTIVE DECISION zu einem richtig guten Film.
Aus heutiger Sicht ist EXECUTIVE DECISION natürlich auch ein Film, den man sich nicht mehr wirklich gänzlich unbeschwert ansehen kann. Denn wie so viele dieser Terror-Thriller aus den 90er Jahren wurde auch EXECUTIVE DECISION am 11.09.2001 von der Realität eingeholt. Und kein anderer Film dieses Genres wurde so sehr von der Realität eingeholt wie dieser hier, in dem es darum geht, dass Terroristen ein Linienflugzeug entführen und mit einer Bombe an Bord auf Washington zusteuern. Knappe 5 1/2 Jahre nach seinem US-Start wurde aus filmischer Fiktion schreckliche Realität. Die Welt hat sich verändert in den letzten 12 Jahren, in allen Bereichen des Lebens. Auch in letztendlich so unwichtigen Bereichen wie der Filmindustrie. Ein Film wie EXECUTIVE DECISION - mit dieser spezifischen Handlung - ist heute eigentlich nicht mehr vorstellbar.
Im Jahr 1996 war Bairds Film allerdings noch so etwas wie ein kleiner Blockbuster, mit einer Besetzung, die von der großen Haupt- bis fast in die kleinste Nebenrolle ausschließlich bekannte Gesichter zu bieten hatte. Hier geben sich neben Steven Seagal u.a. Kurt Russell, Halle Berry, Oliver Platt, John Leguizamo, BD Wong, J.T. Walsh, Richard Riehle, Mary Ellen Trainor, David Suchet und viele andere mehr die sprichwörtliche Klinke in die Hand und vor der Leistung der Casting-Abteilung, die damals diese fast schon irrsinnig hohe Anzahl an bekannten Gesicherten vor der Kamera versammelt hat, kann man wahrlich nur seinen Hut ziehen.
Handwerklich gibt es an Bairds Film zudem rein gar nichts auszusetzen. Die wenigen Actionszenen sind gut platziert, die Spannung wird bis zum Finale (in dem sie es mit dem Pathos natürlich mal wieder ein kleines bisschen übertreiben) extrem hoch gehalten und die gut 2 Stunden Laufzeit vergehen wahrlich "wie im Flug". Für mich - ganz nüchtern betrachtet - auch heute noch einer der besten Actionthriller aus den 90er Jahren.
THE GLIMMER MAN (USA 1996, Regie: John Gray)
Ich hatte ja bereits im Sommer damit angefangen, mir nach und nach chronologisch alle Filme mit Steven Seagal anzusehen und möchte - nachdem dieses Vorhaben nach der Sichtung von EXECUTIVE DECISION (die ausgerechnet am 11.09. erfolgt ist) etwas ins Stocken geraten ist - nun endlich weitermachen mit dem Seagal-Marathon.
THE GLIMMER MAN markiert Seagals mittlerweile neunten Filmauftritt und präsentiert den streitbaren Actionhelden - nachdem er in EXECUTIVE DECISION nur in einer Nebenrolle zu sehen war - wieder im Zentrum des Geschehens. Seagal ist wieder in seinem Element, tritt als eine Art spiritueller Übermensch auf, präsentiert erneut seinen fast schon unverzichtbaren Pferdeschwanz und trägt Indianerschmuck und teils sehr sehr seltsame Klamotten durch die Gegend.
Mit THE GLIMMER MAN, bei dem Seagal auch als Produzent tätig war, hat sich Regisseur John Gray (dessen einzige nennenswerte Regiearbeit dies bleiben sollte) an so etwas wie einem "Best of" aus den 90er Jahren versucht. Ein bisschen Buddy Movie (Seagal zur Seite steht Keenen Ivory Wayans, der als "comic relief" fungiert und den Pausenclown geben darf), ein bisschen Serienkillerthematik (Finchers SE7EN lässt grüßen) und ein bisschen stylishe Gewalt im beliebten John-Woo-Stil (die Tauben-Sequenz!!!) - das alles zusammengerührt zu einem durchaus kurzweilig anzusehenden Genrebeitrag, mit dem sich Seagal so richtig schön selbst abfeiern kann und der mit Darstellern wie Bob Gunton, Brian Cox und Stephen Tobolowsky in diversen Nebenrollen überraschend gut besetzt ist.
THE GLIMMER MAN war durchaus ansehbar und ich befürchte, dass dieser Film eines der letzten kleinen Highlights in Seagals Filmographie gewesen sein dürfte. Mal schauen, was mich da noch so alles erwartet.
FIRE DOWN BELOW (USA 1997, Regie: Félix Enríquez Alcalá)
Nach seinem Ausflug in Buddy-Movie-Gefilde in THE GLIMMER MAN liefert Steven Seagal in seinem mittlerweile 10. Film wieder eine astreine One-Man-Show ab. Der Pferdeschwanz wächst und gedeiht und Seagals erklärtes Ziel scheint es mittlerweile auch zu sein, mindestens eine extrem lustige Jacke in jedem seiner Filme unterzubringen. Herrlich.
FIRE DOWN BELOW wandelt - getreu dem Motto: "Wenn man schon Gewalt anwenden muss, dann bitte im Namen der Umwelt!" - auf den Spuren von ON DEADLY GROUND und lässt Seagal ein weiteres Mal gegen fiese Umweltsünder antreten, denen er natürlich ordentlich zeigt, wo der berühmt-berüchtigte Hammer so hängt. Eine weitere Vollgurke der Marke ON DEADLY GROUND bleibt dem Zuschauer aber glücklicherweise erspart. FIRE DOWN BELOW ist nicht mal annähernd so bescheuert wie ON DEADLY GROUND und insgesamt betrachtet fast schon sympathisch unspektakulär geraten, bietet lediglich ein paar statische Martial-Arts-Einlagen des Hauptdarstellers, zwei Verfolgungsjagden, eine Schießerei und einige wenige Explosionen und ist der bisher vielleicht ereignisarmste Film der immer voluminöser werdenden Kampfwurst.
FIRE DOWN BELOW ist ein klitzekleines B-Movie, man kann fast nicht glauben, dass der Film damals tatsächlich noch in den Kinos gestartet ist und wären mit Marg Helgenberger als Love Interest, Harry Dean Stanton als Seagals Sidekick und Kris Kristofferson als Bad Guy nicht wenigstens ein paar bekannte Gesichter neben Seagal zu sehen, FIRE DOWN BELOW würde als lupenreine TV- oder Direct-to-Video-Produktion durchgehen.
THE PATRIOT (USA 1998, Regie: Dean Semler)
Film Nr. 11 mit Steven Seagal ist so herrlich dämlich, dass man ihn einfach in sein Herz schließen muss.
Seagal bleibt mit THE PATRIOT dem Thema "Natur" in gewisser Weise treu und spielt einen Tierarzt/Allgemeinmediziner/Heilpraktikter/Virologen/Ex-CIA-Agenten, der sich mit einem tödlichen Virus auseinandersetzen muss, den eine Gruppe faschistoider Vollidioten in einer amerikanischen Kleinstadt freigesetzt hat. Seagal goes OUTBREAK sozusagen.
Vielleicht ist THE PATRIOT tatsächlich einer der dümmsten Filme, die ich je gesehen habe. Ich kann mich zumindest an keinen Film zurückerinnern, in dem sämtliche handelnden Personen in praktisch jeder Szene komplett hirnrissige, unlogische und einfach nur dämliche Entscheidungen getroffen haben. Und der stoische Ernst, mit dem Regisseur Dean Semler diesen ganzen Unsinn inszeniert, setzt dem Gezeigten noch die vielzitierte Krone auf. In THE PATRIOT geht es so todernst zur Sache, da ist nicht mal mehr Platz für eine von Seagals lustigen Jacken. Dafür gibt es radikale Neuigkeiten aus dem Haar-Department. Seagal trägt wahlweise Pferdeschwanz oder die Haare offen, gerne auch abwechselnd in ein und derselben Szene.
Auf seine ganz eigene Art und Weise ist THE PATRIOT jedoch auch ziemlich toll. Der Film ist weitaus rasanter als der unmittelbare Vorgänger FIRE DOWN BELOW, bietet einige tolle Schauwerte (v.a. in Form von diversen blutigen Einschusswunden und anderen Gewalteinlagen) und bietet am Ende eine Auflösung, vor dem man sich einfach nur verbeugen kann. Der Virus kann schließlich mit Hilfe von Blumen (!!!) gestoppt werden und die kurze Sequenz, in der in kompletter Schutzuniform gekleidete Soldaten durch eine Wiese laufen und Blumen pflücken, ist - auf unfreiwillige Art und Weise - nicht mehr und nicht weniger als eine dieser Szenen für die Ewigkeit.
Steven Seagal - der seit seinem Debüt in ABOVE THE LAW im Jahr 1988 fast jedes Jahr in einem neuen Film zu sehen war - verschaffte THE PATRIOT und dessen fehlender Erfolg an den Kinokassen übrigens einen kleinen Zwangsurlaub. Es sollte 3 Jahre dauern bis man Seagal wieder auf der großen Leinwand bewundern konnte.
EXIT WOUNDS (Australien/USA 2001, Regie: Andrzej Bartkowiak)
Nach 3 Jahren Abstinenz kehrte Steven Seagal (ohne Pferdeschwanz und auch ohne lustige Jacke) 2001 in diesem Quasi-Blockbuster von Regisseur Andrzej Bartkowiak auf die Leinwände zurück.
EXIT WOUNDS ist der Mittelteil einer Art Trilogie, die Bartkowiak Anfang des neuen Jahrtausends für die Warner Studios drehte und die im Jahr 2000 mit ROMEO MUST DIE startete und im Jahr 2003 mit CRADLE 2 THE GRAVE ihr Ende finden sollte. In allen 3 Filmen wird einem bekannten Actionstar (in den beiden anderen Filmen ist das jeweils Jet Li) ein Star aus dem Rap/Hip Hop/R'n'B-Bereich zur Seite gestellt (Aaliyah in ROMEO MUST DIE, der ebenso wie Anthony Anderson in allen 3 Filmen mitwirkende DMX hier und in CRADLE 2 THE GRAVE) und die Party kann - unterlegt mit einem eingängigen Hip Hop-Soundtrack und garniert mit ausgesprochen hübsch anzusehenden Actionsequenzen (die Auftaktszene ist richtig, richtig gut gelungen) und einer Prise Humor (die Szenen in der Selbsthilfegruppe) - beginnen.
EXIT WOUNDS ist glattpoliertes und auf Spektakel getrimmtes Unterhaltungskino ohne großartige Ecken und Kanten. Ich bin mir sicher, würde man sich EXIT WOUNDS gemeinsam mit seinem Vorgänger und seinem Nachfolger als Triple Feature ansehen, man könnte schon am nächsten Tag nicht mehr genau zuordnen, in welchem Film nun was genau passiert ist. Fast Food ist wahrscheinlich exakt der richtige Ausdruck für einen Film wie diesen hier. Und ähnlich wie der Kram bei McDonald's schmeckt das hin und wieder richtig gut. Ich mag EXIT WOUNDS.
ABOVE THE LAW (USA 1988, Regie: Andrew Davis)
Vor ziemlich genau 25 Jahren hatte Steven Seagal als Nico Toscani in ABOVE THE LAW seinen allerersten Leinwandauftritt. Zeit für eine kleine Retrospektive, Zeit, sich dem Schaffen des vielleichten größenwahnsinnigsten Actionhelden aller Zeiten zu widmen.
Während seine Actionkollegen praktisch allesamt langsam ins Filmbusiness starteten, sich mit kleineren Nebenrollen (Dolph Lundgren z.B. im Bond-Film A VIEW TO A KILL oder Jean-Claude Van Damme in Filmen wie dem Martial-Arts-Streifen NO RETREAT, NO SURRENDER) an die erste große Rolle herantasteten, startete Steven Seagal seine bis heute andauernde Karriere gleich mit einer echten Hauptrolle.
In einem Film, den er gemeinsam mit Regisseur Andrew Davis auch produzierte und für dessen Drehbuch er - auch gemeinsam mit Davis - die Storyvorlage lieferte. In einem Film mit Pam Grier als Seagals Partnerin, Sharon Stone als Seagals Ehefrau und Henry Silva als Seagals Gegenspieler.
Und ABOVE THE LAW ist durchaus als bemerkenswert zu bezeichnen. Nicht unbedingt wegen der Geschichte, die nicht sonderlich einfallsreich ausgefallen ist und die man innerhalb des Genres so ähnlich schon unzählige Male gesehen hat. Nein, vor allem aufgrund der Tatsache, dass Seagal seinen ersten Film gleich dazu nutzt, eine Filmpersona zu etablieren, die sich bis zum heutigen Tage nicht großartig verändert hat. Seagal spielt noch immer diesen Nico Toscani, den arrogant wirkenden Helden mit Martial-Arts-Background, Dienstzeit in der CIA und Kriegserfahrung. Eigenwillige Polizisten oder Agenten, die erst schießen und dann fragen und denen man auch als "Guter" nicht wirklich im Dunkeln begegnen möchte. Zu schnell könnte man als Kollateralschaden enden.
Und Seagal spielt diesen Nico Toscani in seinem ersten Film mit solch einer Präsenz, Kaltschnäuzigkeit und Überheblichkeit, dass man fast meinen könnte, man sieht hier einem absoluten Routinier und keinem Filmneuling in der Hauptrolle bei der Arbeit zu (auch wenn seine schauspielerischen Fähigkeiten sichtlich begrenzt sind und er im Jahr 1988 nicht sonderlich beweglicher in den Kampfszenen erscheint als heute).
ABOVE THE LAW ist somit ein echtes Seagal-Vehikel, mit dünner Story und jeder Menge Action, die sich von Minute zu Minute mehr steigert. Seagal sollte im weiteren Verlauf seiner Karriere viele bessere, aber auch verdammt viele schlechtere Filme drehen als diesen hier. Ich werde sie mir in den nächsten Wochen und Monaten ansehen - alle, in chronologischer Reihenfolge. Drückt mir die Daumen, dass ich es überlebe.
HARD TO KILL (USA 1990, Regie: Bruce Malmuth)
Der zweite Film mit Steven Seagal in der Hauptrolle ist wahrscheinlich einer der dämlichsten und langweiligsten Filme seiner Frühphase. Schon sehr verwunderlich, dass so ein Schnarcher mit dazu beigetragen hat, dass Seagal Anfang der 90er Jahre zum absoluten Actionstar aufsteigen konnte.
Seagal ist Mason Storm, ein Cop, der einer Verschwörung auf die Spur kommt und dieses Wissen bitter bezahlen muss. Mit dem Leben seiner Frau und einem Aufenthalt in der Komaklinik, der stattliche 7 Jahre dauert. Nur gut, dass sich Seagal - nachdem er endlich aus dem Koma erwacht (in einer Sequenz, die ihm schauspielerisch wohl alles abverlangt und mich persönlich an einen Grizzlybären im Vollsuff erinnert hat) - sofort wieder an alles erinnern kann, die körperliche Fitness noch intakt ist, er mit der Krankenschwester Andy (Kelly LeBrock, die männlichen Teenagern in den 80er Jahren durch ihre Rolle als Lisa in John Hughes' WEIRD SCIENCE reihenweise den Kopf verdreht hat und tatsächlich mit Seagal von 1987 bis 1994 verheiratet war) gleich was zum Vögeln bekommt und sich die für den Tod seiner Frau verantwortlichen Personen so herrlich bescheuert anstellen, dass es für ihn ein Leichtigkeit darstellt, diese der Reihe nach ins Jenseits zu schicken. Die Plotholes und Logiklöcher des Films sind so groß, dass man ganze Kleinstädte darin versenken könnte.
Was sich jetzt vielleicht verdammt spaßig lesen mag, ist nur im Ansatz komisch und unterhaltsam und leider über weite Strecken ziemlich langweilig ausgefallen. HARD TO KILL fehlt es definitiv an Rasanz und Schauwerten. Inmitten von ein paar blutigen Shoot-Outs, ein paar Knochenbrüchen und dem nicht sonderlich beweglichen Seagal in statischen Kampfsequenzen, verbreitet die Gross-Out-Frisur des Helden - die einfach nur ekelhaft nach hinten gegelten Haare, die in einem widerlichen Pferdeschwanz zusammengebunden sind - die sich letztendlich zu einem seiner großen Markenzeichen entwickeln sollte, schon fast den größten Schauwertfaktor.
HARD TO KILL ist tatsächlich noch ein gutes Stück schwächer ausgefallen als der auch schon nicht sonderlich überzeugende Vorgänger ABOVE THE LAW und versinkt so im tiefen Sumpf der durchschnittlichen Actiongülle.
MARKED FOR DEATH (USA 1990, Regie: Dwight H. Little)
Gerade mal 8 Monate nach dem Start von HARD TO KILL kam mit MARKED FOR DEATH Seagals dritter Film in die Kinos und das ist nun auch der erste Streifen mit ihm, der so richtig rockt.
Seagal ist John Hatcher, ein Undercovercop, der von seinem Job die Nase gestrichen voll hat und in seiner alten Heimat einfach nur seine Ruhe haben und ausspannen will. Doch dummerweise gerät er dort an eine Bande von Drogen dealenden Voodoopriestern (!!!), die ihm, seiner Familie und seinen Freunden nicht gerade wohlgesinnt sind.
Regisseur Dwight H. Little, der weder vor noch nach MARKED FOR DEATH irgendwelche Großtaten auf dem Regiestuhl verbrochen hat (sein bekanntester Film dürfte wohl MURDER AT 1600 mit Wesley Snipes sein), "delivers the goods". MARKED FOR DEATH ist ungemein rasant inszeniert, bietet blutige und spektakuläre Shoot-Outs, eine geile Verfolgungsjagd, ausgesprochen coole, dem Genre entsprechende Settings (incl. eines schmierigen Stripschuppens), herrlich überzeichnete Bösewichter, nette Kampfszenen (in denen sich Seagal einmal mehr auffällig wenig bewegt) mit zahlreichen Knochenbrüchen und ein wahrlich derbes Finale, in dem der Oberbösewicht aber mal so richtig heftig sein Fett abbekommt. Der Pferdeschwanz von Seagal scheint mittlerweile ein Eigenleben zu entwickeln und seine schwarze Jacke (oder war es ein Blouson) mit dem Tiger auf dem Rücken gehört mit zu den hässlichsten Kleidungsstücken, die ich je in einem Film gesehen habe. Und zu Beginn des Films ist sogar Danny Trejo in einem seiner früheren Leinwandauftritte zu sehen, lässt sich von Seagal verprügeln und in einen Kofferraum sperren.
MARKED FOR DEATH hat richtig Spaß gemacht, auch wenn da qualitativ noch jede Menge Luft nach oben vorhanden ist.
OUT FOR JUSTICE (USA 1991, Regie: John Flynn)
Im direkten Vergleich zum Vorgänger MARKED FOR DEATH ist OUT FOR JUSTICE von Regisseur John Flynn sogar noch einen Tick besser ausgefallen. Und das liegt insbesondere daran, dass Flynn hier von der ersten Minute an ein extrem hohes Tempo geht. OUT FOR JUSTICE kommt ohne große Umschweife gleich zur Sache und startet mit seinem simplen, aber effektiven Rache- bzw. Jagd/Flucht-Szenario voll durch. Lediglich im letzten Drittel geht Flynns Film ein bisschen die Puste auf, was er und sein Hautpdarsteller - der spätestens mit diesem Film zum unbesiegbaren Superhelden mit ner beschissenen Frisur geworden ist - allerdings bereits in den ersten beiden Dritteln von OUT FOR JUSTICE raushauen, würde locker für zwei oder drei Filme reichen. Hier gibt es blutige Shoot-Outs, Verfolgungsjagden, Prügeleien und Kampfszenen (mit einem Seagal, der erstaunlicherweise sogar ziemlich beweglich wirkt) incl. der obligatorischen Knochenbrüche en masse und der Härtegrad des Films kann sich wahrlich sehen lassen. Im Vergleich zu den 3 Streifen zuvor ist OUT FOR JUSTICE definitiv noch ein gutes Stück derber ausgefallen.
Ja, OUT FOR JUSTICE atmet die Luft der großen Klopper der 80er Jahre und würde sich gut in Double-Feature-Sichtungen mit Filmen wie DEATH WISH 3, COBRA oder COMMANDO machen.
Großer Wermutstropfen: Auch wenn UNDER SIEGE noch vor mir liegt, ist zu befürchten, dass OUT FOR JUSTICE bereits den Höhepunkt in Seagals Filmschaffen markiert und es spätestens nach UNDER SIEGE stetig bergab geht. OUT FOR JUSTICE ist aus dem Jahr 1991 und Seagal dreht noch immer Filme. Da liegt noch ein weiter und sicher teils steiniger Weg vor mir.
UNDER SIEGE (Frankreich/USA 1992, Regie: Andrew Davis)
Regisseur Andrew Davis, der auch Seagals ersten Leinwandauftritt ABOVE THE LAW inszeniert hat, schenkt Steven Seagal mit UNDER SIEGE den Film, den man innerhalb seiner Filmographie wohl am ehesten als "großes Kino" bezeichnen kann.
UNDER SIEGE ist ein bisschen wie DIE HARD auf einem Schiff, Seagal umgibt sich mit namhaften Co-Stars wie Tommy Lee Jones, Gary Busey, Colm Meaney, Glenn Morshower und Bernie Casey, darf selbst eine Mischung aus John McClane und MacGyver spielen und gefällt sich selbst wieder mal verdammt gut in der Rolle des einsamen Elitekämpfers in einer scheinbar richtig großen Produktion. Und dann hüpft ihm auch noch die nackte Erika Eleniak aus einer Torte.
Alles gut also? Nein, nicht alles gut. UNDER SIEGE ist ok, kommt an die beiden Vorgänger MARKED FOR DEATH und OUT FOR JUSTICE aber nicht wirklich heran. Dem Film fehlt es an Drive, an Spannung und insbesondere auch an der deftigen Härte, die vor allem OUT FOR JUSTICE ausgezeichnet hatte. Erfolgreich war Davis' Film trotzdem und in Fankreisen ist UNDER SIEGE auch heute noch ausgesprochen beliebt. Allerdings musste Seagal für UNDER SIEGE auch einen harten Preis zahlen: der Pferdeschwanz musste abgeschnitten werden. Zu einem hochdekorierten Ex-Seal passte solch schmierige Haarpracht wohl nicht wirklich.
ON DEADLY GROUND (USA 1994, Regie: Steven Seagal)
Gibt man einen Löffel Wein in ein Fass Jauche, ist das Ergebnis Jauche. Gibt man einen Löffel Jauche in ein Fass Wein, ist das Ergebnis ebenfalls Jauche. Diese Binsenweisheit passt für ON DEADLY GROUND praktisch wie die Faust aufs Auge.
Bei Crew-Mitgliedern wie William Ladd Skinner (Production Design), Ric Waite (Kamera) und Basil Poledouris (Musik) sowie Schauspielern wie Michael Caine, Joan Chen, John C. McGinley, R. Lee Ermey und Billy Bob Thornton kann man nun wahrlich nicht behaupten, dass sich hier ausschließlich Nixkönner vor und hinter der Kamera aufgehalten hätten. Aber es reicht halt wirklich ein Stümper aus, um eine 50-Mio.-Dollar-Produktion (heute ist so ein Betrag im Filmgeschäft vielleicht Peanuts, im Jahr 1994 war das noch ne Stange Geld) komplett gegen die Wand zu fahren. Dieser Stümper hört auf den Namen Steven Seagal, hat zwischen UNDER SIEGE und ON DEADLY GROUND zwei Jahre damit verbracht, seinen Pferdeschwanz neu zu züchten und den Kostümfundus der Karl-May-Festspiele in Bad Segeberg zu plündern und stolpert nun in lächerlichen Winnetou-Kostümen gut 100 Minuten durch eine Art Öko-Thriller, bei dem er in einem Anfall von Größenwahn nach dem Erfolg von UNDER SIEGE es sich hat nicht nehmen lassen, auch noch Regie zu führen. Wenn der Stümper sich also sowohl in der Hauptrolle als auch auf dem Regiestuhl befindet, kommt ein Film wie ON DEADLY GROUND dabei heraus.
Aber will ich mal nicht zu hart ins Gericht gehen mit diesem selten dämlichen Film. Denn er macht auf seine ganz eigene Art und Weise irgendwie dennoch ziemlich viel Spaß. Die prinzipiell gut gemeinte "Rettet die Natur"-Botschaft, mit der Seagal seine ganzen Metzeleien rechtfertigt, wurde wohl nie zuvor und auch nie danach in einem Film auf so unfassbar plumpe, naive und bescheuerte Art vorgetragen wie hier (das Highlight der Peinlichkeiten ist dabei Seagals Monolog am Ende des Films über das Gleichgewicht der Natur) und sorgt dadurch ausschließlich für unfreiwillige Komik und kann leider beim besten Willen nicht eine Sekunde lang ernst genommen werden. Seagal selbst verkommt von Minute zu Minute mehr zur Lachnummer, weil er versucht, einen komplett hirnrissigen Plot wahrlich todernst rüberzubringen und dabei sowohl als Hauptdarsteller als auch als Regisseur komplett scheitert. Der Mann, der bei den produzierenden Warner Studios dafür mitverantwortlich gewesen ist, dass Seagal hier tatsächlich Regie führen durfte (es sollte bis heute zum Glück seine einzige Regiearbeit bleiben), war wahrscheinlich wenige Wochen später arbeitslos (natürlich konnte ON DEADLY GROUND sein Budget nicht wieder einspielen). Dazu gesellt sich ein Michael Caine, dem sie für die Drehzeit des Films wohl jegliches schauspielerische Talent operativ entfernt haben und der mit einem einfach nur unfassbaren Overacting auch einen großen Anteil am "Gelingen" dieses fragwürdigen Machwerks hat. Und dann noch dieser Söldner-Charakter, der einzig und allein zu existieren scheint, um ein Loblied auf den von Seagal gespielten Helden (den er eigentlich umbringen soll) und dessen militärische Fähigkeiten zu singen. Man muss das alles wirklich selbst gesehen haben, um es glauben zu können.
Von den bisher von mir gesehenen Seagal-Filmen ist dieser sechste Eintrag in Seagals Filmographie mit ganz großem Abstand der dümmste und ich bin schon sehr gespannt darauf, welcher seiner späteren Filme diesen Blödsinn hier noch toppen kann.
UNDER SIEGE 2: DARK TERRITORY (USA 1995, Regie: Geoff Murphy)
Nach dem ON DEADLY GROUND-Desaster versuchten die Warner Studios wohl ihren abgehobenen "Star" zu rehabilitieren und brachten mit UNDER SIEGE 2: DARK TERRITORY im Jahr 1995 eine Fortsetzung von Seagals bis dato erfolgreichsten Film in die Kinos. Statt DIE HARD auf einem Schiff also nun DIE HARD in einem Zug und Seagal - der sein Indianerkostüm wieder in Bad Segeberg abgegeben hat - fühlt sich sichtlich wohl in der Rolle des Kochs Casey Ryback, dieses unbesiegbaren Zwitterwesens aus John McClane und MacGyver, das auf den Dächern eines fahrenden Zuges spazierengeht als würde es seinen Hund Gassi führen und das trotz Schusswunde mit megacoolem Gesichtsausdruck einen gefährlichen Terroristen nach dem anderen auf wirklich teils extrem derbe Art und Weise ins Jenseits schickt und sogar im Finale den Zusammenstoß zweier Spielzeugzüge - scheinbar mit einem Liedchen auf den Lippen - ohne Probleme übersteht. Aber Seagal musste auch große Opfer für seine Rückkehr in die Rolle seines Lebens erbringen. In einem unfassbaren, fast schon an Selbstverstümmelung grenzenden Akt, musste er sich im Vorfeld zu UNDER SIEGE 2: DARK TERRITORY erneut von seinem Pferdeschwanz trennen und diese unbändige Wut, die dieser schmerzhafte Verlust in ihm ausgelöst haben dürfte, transportiert er wahrlich eindrucksvoll auf die Leinwand.
Aber mal ernsthaft, UNDER SIEGE 2: DARK TERRITORY liefert stellenweise richtig gute Unterhaltung, ist ein gutes Stück besser geraten als der erste Teil auf dem Schiff und war für mich nach OUT FOR JUSTICE und MARKED FOR DEATH der bisher beste Film mit Seagal in der Hauptrolle. Über die teils grottigen Special Effects sollte man allerdings lieber den Deckmantel des Schweigens legen.
EXECUTIVE DECISION (USA 1996, Regie: Stuart Baird)
Es ist wirklich ein Zufall, dass ich EXECUTIVE DECISION ausgerechnet heute (aktuelle Anmerkung: damals am 11.09.2013) gesehen habe. Er war in meiner Steven-Seagal-Retrospektive jetzt halt einfach an der Reihe. Wobei Bairds Terror-Thriller ja eigentlich gar kein Seagal-Film ist, sondern vielmehr ein Film, in dem Seagal zufällig auch mitspielt. Nach gut 40 Minuten ist es nämlich vorbei mit der Herrlichkeit von Seagal und sein Charakter muss "leider" sterben (wahrscheinlich lag es an dem noch nicht wieder nachgezüchteten Pferdeschwanz). Kann mich noch gut daran erinnern, wie verblüfft ich damals im Kino gewesen bin, als Seagal das Zeitliche segnen musste. Aber wahrscheinlich macht auch diese Tatsache EXECUTIVE DECISION zu einem richtig guten Film.
Aus heutiger Sicht ist EXECUTIVE DECISION natürlich auch ein Film, den man sich nicht mehr wirklich gänzlich unbeschwert ansehen kann. Denn wie so viele dieser Terror-Thriller aus den 90er Jahren wurde auch EXECUTIVE DECISION am 11.09.2001 von der Realität eingeholt. Und kein anderer Film dieses Genres wurde so sehr von der Realität eingeholt wie dieser hier, in dem es darum geht, dass Terroristen ein Linienflugzeug entführen und mit einer Bombe an Bord auf Washington zusteuern. Knappe 5 1/2 Jahre nach seinem US-Start wurde aus filmischer Fiktion schreckliche Realität. Die Welt hat sich verändert in den letzten 12 Jahren, in allen Bereichen des Lebens. Auch in letztendlich so unwichtigen Bereichen wie der Filmindustrie. Ein Film wie EXECUTIVE DECISION - mit dieser spezifischen Handlung - ist heute eigentlich nicht mehr vorstellbar.
Im Jahr 1996 war Bairds Film allerdings noch so etwas wie ein kleiner Blockbuster, mit einer Besetzung, die von der großen Haupt- bis fast in die kleinste Nebenrolle ausschließlich bekannte Gesichter zu bieten hatte. Hier geben sich neben Steven Seagal u.a. Kurt Russell, Halle Berry, Oliver Platt, John Leguizamo, BD Wong, J.T. Walsh, Richard Riehle, Mary Ellen Trainor, David Suchet und viele andere mehr die sprichwörtliche Klinke in die Hand und vor der Leistung der Casting-Abteilung, die damals diese fast schon irrsinnig hohe Anzahl an bekannten Gesicherten vor der Kamera versammelt hat, kann man wahrlich nur seinen Hut ziehen.
Handwerklich gibt es an Bairds Film zudem rein gar nichts auszusetzen. Die wenigen Actionszenen sind gut platziert, die Spannung wird bis zum Finale (in dem sie es mit dem Pathos natürlich mal wieder ein kleines bisschen übertreiben) extrem hoch gehalten und die gut 2 Stunden Laufzeit vergehen wahrlich "wie im Flug". Für mich - ganz nüchtern betrachtet - auch heute noch einer der besten Actionthriller aus den 90er Jahren.
THE GLIMMER MAN (USA 1996, Regie: John Gray)
Ich hatte ja bereits im Sommer damit angefangen, mir nach und nach chronologisch alle Filme mit Steven Seagal anzusehen und möchte - nachdem dieses Vorhaben nach der Sichtung von EXECUTIVE DECISION (die ausgerechnet am 11.09. erfolgt ist) etwas ins Stocken geraten ist - nun endlich weitermachen mit dem Seagal-Marathon.
THE GLIMMER MAN markiert Seagals mittlerweile neunten Filmauftritt und präsentiert den streitbaren Actionhelden - nachdem er in EXECUTIVE DECISION nur in einer Nebenrolle zu sehen war - wieder im Zentrum des Geschehens. Seagal ist wieder in seinem Element, tritt als eine Art spiritueller Übermensch auf, präsentiert erneut seinen fast schon unverzichtbaren Pferdeschwanz und trägt Indianerschmuck und teils sehr sehr seltsame Klamotten durch die Gegend.
Mit THE GLIMMER MAN, bei dem Seagal auch als Produzent tätig war, hat sich Regisseur John Gray (dessen einzige nennenswerte Regiearbeit dies bleiben sollte) an so etwas wie einem "Best of" aus den 90er Jahren versucht. Ein bisschen Buddy Movie (Seagal zur Seite steht Keenen Ivory Wayans, der als "comic relief" fungiert und den Pausenclown geben darf), ein bisschen Serienkillerthematik (Finchers SE7EN lässt grüßen) und ein bisschen stylishe Gewalt im beliebten John-Woo-Stil (die Tauben-Sequenz!!!) - das alles zusammengerührt zu einem durchaus kurzweilig anzusehenden Genrebeitrag, mit dem sich Seagal so richtig schön selbst abfeiern kann und der mit Darstellern wie Bob Gunton, Brian Cox und Stephen Tobolowsky in diversen Nebenrollen überraschend gut besetzt ist.
THE GLIMMER MAN war durchaus ansehbar und ich befürchte, dass dieser Film eines der letzten kleinen Highlights in Seagals Filmographie gewesen sein dürfte. Mal schauen, was mich da noch so alles erwartet.
FIRE DOWN BELOW (USA 1997, Regie: Félix Enríquez Alcalá)
Nach seinem Ausflug in Buddy-Movie-Gefilde in THE GLIMMER MAN liefert Steven Seagal in seinem mittlerweile 10. Film wieder eine astreine One-Man-Show ab. Der Pferdeschwanz wächst und gedeiht und Seagals erklärtes Ziel scheint es mittlerweile auch zu sein, mindestens eine extrem lustige Jacke in jedem seiner Filme unterzubringen. Herrlich.
FIRE DOWN BELOW wandelt - getreu dem Motto: "Wenn man schon Gewalt anwenden muss, dann bitte im Namen der Umwelt!" - auf den Spuren von ON DEADLY GROUND und lässt Seagal ein weiteres Mal gegen fiese Umweltsünder antreten, denen er natürlich ordentlich zeigt, wo der berühmt-berüchtigte Hammer so hängt. Eine weitere Vollgurke der Marke ON DEADLY GROUND bleibt dem Zuschauer aber glücklicherweise erspart. FIRE DOWN BELOW ist nicht mal annähernd so bescheuert wie ON DEADLY GROUND und insgesamt betrachtet fast schon sympathisch unspektakulär geraten, bietet lediglich ein paar statische Martial-Arts-Einlagen des Hauptdarstellers, zwei Verfolgungsjagden, eine Schießerei und einige wenige Explosionen und ist der bisher vielleicht ereignisarmste Film der immer voluminöser werdenden Kampfwurst.
FIRE DOWN BELOW ist ein klitzekleines B-Movie, man kann fast nicht glauben, dass der Film damals tatsächlich noch in den Kinos gestartet ist und wären mit Marg Helgenberger als Love Interest, Harry Dean Stanton als Seagals Sidekick und Kris Kristofferson als Bad Guy nicht wenigstens ein paar bekannte Gesichter neben Seagal zu sehen, FIRE DOWN BELOW würde als lupenreine TV- oder Direct-to-Video-Produktion durchgehen.
THE PATRIOT (USA 1998, Regie: Dean Semler)
Film Nr. 11 mit Steven Seagal ist so herrlich dämlich, dass man ihn einfach in sein Herz schließen muss.
Seagal bleibt mit THE PATRIOT dem Thema "Natur" in gewisser Weise treu und spielt einen Tierarzt/Allgemeinmediziner/Heilpraktikter/Virologen/Ex-CIA-Agenten, der sich mit einem tödlichen Virus auseinandersetzen muss, den eine Gruppe faschistoider Vollidioten in einer amerikanischen Kleinstadt freigesetzt hat. Seagal goes OUTBREAK sozusagen.
Vielleicht ist THE PATRIOT tatsächlich einer der dümmsten Filme, die ich je gesehen habe. Ich kann mich zumindest an keinen Film zurückerinnern, in dem sämtliche handelnden Personen in praktisch jeder Szene komplett hirnrissige, unlogische und einfach nur dämliche Entscheidungen getroffen haben. Und der stoische Ernst, mit dem Regisseur Dean Semler diesen ganzen Unsinn inszeniert, setzt dem Gezeigten noch die vielzitierte Krone auf. In THE PATRIOT geht es so todernst zur Sache, da ist nicht mal mehr Platz für eine von Seagals lustigen Jacken. Dafür gibt es radikale Neuigkeiten aus dem Haar-Department. Seagal trägt wahlweise Pferdeschwanz oder die Haare offen, gerne auch abwechselnd in ein und derselben Szene.
Auf seine ganz eigene Art und Weise ist THE PATRIOT jedoch auch ziemlich toll. Der Film ist weitaus rasanter als der unmittelbare Vorgänger FIRE DOWN BELOW, bietet einige tolle Schauwerte (v.a. in Form von diversen blutigen Einschusswunden und anderen Gewalteinlagen) und bietet am Ende eine Auflösung, vor dem man sich einfach nur verbeugen kann. Der Virus kann schließlich mit Hilfe von Blumen (!!!) gestoppt werden und die kurze Sequenz, in der in kompletter Schutzuniform gekleidete Soldaten durch eine Wiese laufen und Blumen pflücken, ist - auf unfreiwillige Art und Weise - nicht mehr und nicht weniger als eine dieser Szenen für die Ewigkeit.
Steven Seagal - der seit seinem Debüt in ABOVE THE LAW im Jahr 1988 fast jedes Jahr in einem neuen Film zu sehen war - verschaffte THE PATRIOT und dessen fehlender Erfolg an den Kinokassen übrigens einen kleinen Zwangsurlaub. Es sollte 3 Jahre dauern bis man Seagal wieder auf der großen Leinwand bewundern konnte.
EXIT WOUNDS (Australien/USA 2001, Regie: Andrzej Bartkowiak)
Nach 3 Jahren Abstinenz kehrte Steven Seagal (ohne Pferdeschwanz und auch ohne lustige Jacke) 2001 in diesem Quasi-Blockbuster von Regisseur Andrzej Bartkowiak auf die Leinwände zurück.
EXIT WOUNDS ist der Mittelteil einer Art Trilogie, die Bartkowiak Anfang des neuen Jahrtausends für die Warner Studios drehte und die im Jahr 2000 mit ROMEO MUST DIE startete und im Jahr 2003 mit CRADLE 2 THE GRAVE ihr Ende finden sollte. In allen 3 Filmen wird einem bekannten Actionstar (in den beiden anderen Filmen ist das jeweils Jet Li) ein Star aus dem Rap/Hip Hop/R'n'B-Bereich zur Seite gestellt (Aaliyah in ROMEO MUST DIE, der ebenso wie Anthony Anderson in allen 3 Filmen mitwirkende DMX hier und in CRADLE 2 THE GRAVE) und die Party kann - unterlegt mit einem eingängigen Hip Hop-Soundtrack und garniert mit ausgesprochen hübsch anzusehenden Actionsequenzen (die Auftaktszene ist richtig, richtig gut gelungen) und einer Prise Humor (die Szenen in der Selbsthilfegruppe) - beginnen.
EXIT WOUNDS ist glattpoliertes und auf Spektakel getrimmtes Unterhaltungskino ohne großartige Ecken und Kanten. Ich bin mir sicher, würde man sich EXIT WOUNDS gemeinsam mit seinem Vorgänger und seinem Nachfolger als Triple Feature ansehen, man könnte schon am nächsten Tag nicht mehr genau zuordnen, in welchem Film nun was genau passiert ist. Fast Food ist wahrscheinlich exakt der richtige Ausdruck für einen Film wie diesen hier. Und ähnlich wie der Kram bei McDonald's schmeckt das hin und wieder richtig gut. Ich mag EXIT WOUNDS.