

DAS UNSICHTBARE MÄDCHEN
von Splatter-Fanatic ·
14 April 2012
Kategorie:
Krimi/Thriller,
Drama
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(OT: Das unsichtbare Mädchen | Deutschland 2011 | Regie: Dominik Graf)
Infos zum Film:
IMDB
OFDB
Kurz nach seiner Versetzung von Berlin in eine oberfränkische Kleinstadt entdeckt der junge Kommissar Niklas Tanner (Ronald Zehrfeld) eher zufällig eine tote Fraue am Straßenrand, die offensichtlich ermordet wurde. Bei seinen Ermittlungen stößt Tanner schon nach kurzer Zeit auf den Fall eines vor 10 Jahren verschwundenen Mädchens. Ganz offensichtlich scheint es Parallelen zwischen dem Mordfall und dem Fall von damals zu geben. Tanner fängt an, seine Untersuchungen zu intensivieren. Sehr zum Unmut des damals ermittelnden Hauptkommissars Wilhelm Michel (Ulrich Noethen), der so rein gar kein Interesse daran hat, dass dieser alte Fall erneut Aufmerksamkeit erregt...
Die Dreharbeiten zu Das unsichtbare Mädchen fanden in und um meine Wahlheimat Hof praktisch vor meiner Haustüre statt, ein paar Bekannte von mir konnten Statistenrollen ergattern und aus diesem Grund war ich natürlich sehr gespannt auf Grafs Film, für den der vor gut 10 Jahren Schlagzeilen machende Vermisstenfall der Peggy Knobloch Pate stand und in dem ein junger Polizeibeamter während der Ermittlungen in einem Mordfall auf einen Jahre zurückliegenden Fall eines vermissten Mädchens stößt und bei weiteren Nachforschungen in ein regelrechtes Wespennest sticht.
Vielleicht ist Grafs teils inflationärer Einsatz gewisser technischer Stilmittel (Zooms, schnelle Schnitte, Überblendungen) mitunter etwas gewöhnungsbedürftig und nicht jedermanns Sache, man sollte sich von solchen Äußerlichkeiten allerdings nicht abschrecken lassen. Das unsichtbare Mädchen ist ein ungemein spannender, packender und teilweise auch verstörend wirkender Film, ein Film, der dem Zuschauer einiges abverlangt und ihm mit dem Charakter des Hauptkommissars Wilhelm Michel - einfach nur grandios gespielt von Ulrich Noethen - eine Figur vor die Nase setzt, wie sie verachtenswerter nicht sein könnte. Je länger man als Zuschauer Michel beim Korrumpieren, Intrigieren und Ausüben seiner Macht zusehen "muss", desto mehr ballt sich einem regelrecht die Faust in der Tasche. Das Ende des Films kommt dann einer regelrechten Katharsis gleich.
Wer behauptet, der deutsche Film sei tot, sollte sich Das unsichtbare Mädchen ansehen und seine Sichtweise gehörig überdenken. Der deutsche Film ist nicht tot, er läuft halt nur nicht im Kino. Es ist ein Jammer, dass ein Film wie Das unsichtbare Mädchen tatsächlich "nur" fürs Fernsehen produziert wurde und dort vom Publikum vollkommen zu Unrecht übersehen wird, während gleichgeschalteter Blödsinn von Til Schweiger & Co. die Leinwände blockiert.
Dominik Graf 2010er
Schön gesagt.