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...und die Welt stand still





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HIER SPRICHT DENISE




Die sind alle ungemein beschäftigt. Hacken, kauernd vor dem Schreibtisch, im Schneidersitz oder ausgestreckt auf dem Bett oder im Büro, eifrig geschäftig die Tastatur zu Brei. Jeder von ihnen arbeitet ohne Unterlass, als wär’s ein Alibi. Auch privat hockt man holzschnittartig versteckt im Bau regungslos verehrter Scham.
Ständig durcheinander, bestaunen, versprechen, misstrauen, belügen, befriedigen und verheimlichen sie sich selbst; des zweifelhaften Vergnügens gewahr, das von Einsamkeit geplagte Zitterhändchen Schimären freundschaftlicher Anteilnahme und liebevoller Zuwendung entgegengestreckt zu haben. Doch solche Phantome leben nur vom ausgebleichten Budenzauber, daraus versprühte Funken augenblicklich blenden und doch nichts wahres sind.
Sechs Yuppies hängen, unablässig quasselnd, an der Strippe, seufzen hilfesuchend halbvergessene Morsezeichen durch den Äther. Gelangweilt entsteigt ihre Feigheit unermessenen Tiefen gähnender Leere, um, wieder an die rettende Oberfläche geklammert, einer Überzahl verwahrloster Ausreden Vertrauen zu schenken. 
Sich diesem Selbstschutz vergewissernd, beteuert keiner irgendwas, hinterfragt Versprechen und redet ton- und tatenlos drauflos. Evozierte Gefühle, unsichtbar. Befreundete Freuden am Telefonieren (an überall hinreichender Telekommunikation, welche Sexspielchen begleitet, Tote betrauert und Geburten miterlebt) verhindern die Zusammenkunft zweier Menschen. Da können Martin, Frank, Barbara, Denise etc. etc. noch so hastig-laut gackernd versuchen sich das Leben vorzugaukeln, daran teilhaben tun sie nicht.
Trotz alledem gibt es Hoffnung: Denise will ihrem Samenspender die ihm zu verdankende Neugeborene nahe bringen und wartet lange Zeit vergeblich am vereinbarten Treffpunkt, aber dann traut der sich doch tatsächlich aus seinem Schneckenhaus und steht ihr wie im Traum auf der abendlich verlassenen Straße gegenüber. Sie gehen zusammen weg. Der schönste Moment im ganzen Film.




PIERROT LE FOU... DÄMMERT UNWEGBARE FREIHEIT 

Sengender Hitze sowie beengender Leere entfleucht, müßiggängerisch jedweder konterkarierten Form gehaltvolle Erklärungen bedürfender Heilsuche entsagungslüstern verschrieben, reüssieren durchgeistigte Illusionisten in abstrakten Schattenwelten dramatisierter Unentschiedenheit.

LOST AND DELIRIOUS
 Fiebrig wimmert blutende Liebe, zu Fall gebracht, vergessen, zurückgeblieben im Unterholz zerstobener Wahrhaftigkeit, darin Schutz suchend immer noch die irdischen Flügel, allem entsagend, jenseitigem sehnsuchtsvoll zugetan, gebreitet. Brigitte Bardot, das unbedarfte, allerorten Zerstreuung suchende Mädchen im zaudernden Körper einer begehrenswerten, unerfüllten Frau scheitert an der mauerdicken Unvereinbarkeit von eigenverantwortlich erstandenem Liebesglück und den diesem unversöhnlich entgegen gesetzten gesellschaftlichen Konventionen. Insofern ist es wenig verwunderlich das letzten Endes DIE WAHRHEIT über's vergangene, persönliche Fortune BB's nur durch Selbstmord aus Überzeugung Gehör findet und gerade deswegen aber auch rückblickend so sehr mitreißt. Romy (-MÄDCHEN IN UNIFORM-) Schneider schlüpft in die zerbrechlich-zarte Rolle eines femininen Romeos, dem sittliche Prinzipien und mädcheninternatseigene Benimmregeln im Allgemeinen nicht scheuen um vor lauter liebestoller Hochachtung der bewundernswert aus dem durch die Mutter Oberin eisern verfochtenem Reglement von Zucht und Ordnung hervorstechenden Erzieherin Lilli Palmer kniend die Hand zu küssen. GILDAs Happy End mag mir nicht besonders munden. Enttäuscht von der vorherigen Beziehung mit Herzblatt Johnny Farrell angelt die sich ja kurzerhand den schwerreichen Irren Mudson, markiert das dominant - durchtriebene Liebchen, solange bis ersterer (unlängst als rechte Hand ihrer neuen Eroberung etabliert) den damit ihm zukommenden Frust verspürt, im Umkehrschluss die Verflossene anfängt zu verachten, der gegenseitige Hass sie wieder zusammenführt, der Gehörnte austickt, türmt, den eigenen Tod vortäuschend, aus sicherer Entfernung den richtigen Moment für die Vergeltung soeben angedeuteter Schmach abwartet, unterdessen Johnny sein an Gildas damaligen eifersuchtssteigernden Quälereien erheblichen Schaden genommenes Ego rächt, indem er sie ständig überwachen, mit Gewalt sich selbst beschränken lässt, woraufhin sie irgendwann ganz verzweifelt das Land verlassen will, es ihm in letzter Minute doch noch reut, er sich vom gefühllosen Tyrannen zum weich gewordenen Lover zurückverwandelt, Mudsons Gegenschlag selbstredend misslingt, G. u. J. einander verzeihen... Wäre die bittere Ironie, das nämlich Farrell eigentlich kein Deut besser ist als der paranoide Mudson, bis zuletzt unabänderlich beibehalten worden, umso mehr hätte Rita Hayworths leiden dürfen, anbetungswürdiger als sie es ohnehin schon hat. Lustlos tänzelnd, röhrt Sadies zerbeulter Gesang erschöpfende Worte schmerzhaften Bedürfens ins Mikrophon, der „talentierteren “ Schwester, der„unerreichbaren“ GEORGIA, zu Ehren. Zu den Klängen der Jukebox entspinnt sich, jeglicher irdischen Last entbundene, im Innersten Luisas (LUST FOR LIFE) erleichternd verführerisch wütende, Laszivität unvergänglicher Anmut. Nachdem Barbara Graham (LASST MICH LEBEN!) zu unrecht, infolge penibel eingehaltener Vorkehrungen, erfolgreich hingerichtet werden konnte, wird es dem geläuterten Journalisten, dessen Engagement zuvor keinen geringen Anteil an der Herbeiführung ebendieses vollstreckten Urteils ausgemacht hatte, zuviel den diesem Ereignis beigewohnt habenden Herren beim starten und manövrieren ihrer Wagen zuzusehen – als ob sie ein Restaurant verließen -, sodass er sich den Stöpsel des Hörgeräts aus dem Ohr zieht um heimlich still entlassen all dies zu vergessen. DAS LIED DER TREUEN CHUNHYANG trugen elegische Kopfstimmen auf weisen Schultern über flammende Meere verheerender Gemeinheit hinweg.
STAGE BEAUTY
In beschwingte Worte und Gesten gefasstes, gefällig zur schau getragenes durchexerzieren stilisiert eingebildeter/ungenügend verstandener, noch unentdeckter, im Wettstreit gegeneinander antretender, der Identität spielerisch auf den Grund gehender Geschlechterrollen.




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