You finally got laid properly. That's so sweet!
Starke Frauenfiguren sind in Scotts von Männern dominiertem Kino mindestens so ungewöhnlich wie ein Roadmovie mit zwei Frauen auf der Flucht im Kino im Allgemeinen. Doch Scotts Film ist nicht nur Roadmovie, sondern auch Charakterstudie. Insbesondere Thelma durchläuft eine tiefgreifende Wandlung, nämlich die vom ängstlichen, braven aber auch frustrierten Heimchen am Herd zur starken, selbstbewussten Frau, die sich nimmt, was sie will. Dabei fängt alles so harmlos an. Ein Wochenendausflug der beiden Freundinnen Thelma und Louise, ein kleiner Flirt mit einem Fremden, eine versuchte Vergewaltigung, eine anschließende Provokation, ein Mord. Und schon ist aus einer unbeschwerten Spritztour eine hektische Flucht geworden, die schließlich zu einem Selbstzerstörungstrip mutiert. Durch unglückliche Zufälle, vor allem aber auch durch eigene Dummheit werden die beiden Flüchtigen immer mehr in die Enge getrieben und greifen zu immer radikaleren Mitteln. Spätestens nach dem Telefonat zwischen Louise und Hal ist klar, dass sie aus der Nummer nicht mehr rauskommen werden. Dies führt dazu, dass sie auch noch die letzten Hemmungen ablegen und ihre kostbare Zeit verschwenden, um den notgeilen LKW-Fahrer für sein ungebührliches Verhalten ihnen gegenüber zu bestrafen.
Die Irrfahrt der beiden erinnerte mich in mehrerlei Hinsicht an Kowalskis Odyssee in
Vanishing Point. Letzten Endes bleibt ihnen hier wie ihm dort nur die Wahl zwischen Gefängnis und Freiheit, wobei Letztere nur durch den Freitod zu erreichen ist. Schon früh wird klar, für welche Varianten sich die beiden Frauen entscheiden werden. Der finale Abflug in die Tiefen des Grand Canyon ist an Symbolkraft nur schwer zu übertreffen.
Der Film lebt vor allem vom Spiel seiner sympathischen Hauptdarstellerinnen. Die Besetzung ist ideal. Susan Sarandon, die ich ohnehin immer als Feministin wahrgenommen habe, gibt die toughe Louise, die aufgrund traumatischer Erfahrungen in der Vergangenheit, die der Film erfreulicherweise im Dunkeln lässt, Männern mit Misstrauen gegenübertritt. Und Geena Davis als liebenswertes, naives Dummchen, das durch Ungeschicklichkeit nicht unerheblich zur stufenweisen Eskalation der Geschehnisse beiträgt. Auch toll: Harvey Keitel als väterlicher Polizist, der den Fliehenden grundsätzlich wohlgesonnen ist, weil er ahnt, dass sie in erster Linie durch die Umstände getrieben werden. Bei dem Versuch, sie zur Vernunft zu bringen, scheitert er jedoch auf ganzer Linie. Grandiose Landschaftsaufnahmen gibt es nebenbei übrigens auch noch. Das alles passend untermalt von Hans Zimmers wunderbarem Score.
Immer wieder schön zu sehen, dass Ridley Scott neben seinen beiden alles überstrahlenden Meisterwerken
Alien und
Blade Runner noch andere gute Filme gemacht hat.
Thelma & Louise ist einer davon.
Ridley Scott