Zum Inhalt wechseln


Camelback Cinema

Tommy The Cats filmische Sternstunden

Foto

EDGE OF TOMORROW (Doug Liman, 2014)


Seelenloser Science-Fiction-Quark, der sich des hinlänglich bekannten Zeitschleifenmotivs bedient und trotz der überschaubaren Spieldauer erstaunliche Längen aufweist. Die ständigen Wiederholungen der immer gleichen Szenen haben alsbald eine ermüdende Wirkung, was wohl auch Liman dazu bewogen hat, sie mit fortschreitender Handlung nur noch anzudeuten und irgendwann ganz darauf zu verzichten. Die außerirdischen Kreaturen, Mimics genannt, sind gut gemacht und erinnern optisch stark an die Bugs aus Starship Troopers. Ansonsten gibt es wenig Schauwerte, noch nicht mal 'ne gut aussehende Frau spielt mit. Actionszenen gibt es zwar einige, doch hält sich deren Unterhaltungswert sehr in Grenzen. Positiv zu erwähnen vielleicht noch die Vorstellung Bill Paxtons als Sergeant Farrell. Unter dem Strich ein immerhin halbwegs unterhaltsames Filmchen mit einer selten dämlichen Story, das zudem völlig ohne Spannungsmomente auskommt – muss man sich echt nicht anschauen.


Foto

LUCY (Luc Besson, 2014)


Die dem Film zugrunde liegende Idee ist an sich ganz witzig und Besson inszeniert die Geschehnisse in der ihm eigenen Art und Weise als irres Actionspektakel, das dem Zuschauer kaum eine Atempause gönnt. Doch nach anfangs hohem Spaßfaktor wird der Plot zunehmend absurder und in der letzten halben Stunde von starken Matrix-Anleihen durchsetzt. Die bis dahin wilde Achterbahnfahrt wird merklich ausgebremst. Ein weißer Raum ohne Begrenzungen, ohne Einrichtung, nur Scarlett Johansson, die auf einem Stuhl sitzt. Eine wischende Handbewegung und sie sitzt im Paris der 20er Jahre, ein weiterer Wischer und sie sitzt vor einem Dinosaurier. Das kann man toll finden oder auch blöd. Ich fand's eher blöd. Lucy fängt stark an, unterhält eine Stunde lang richtig gut und kackt dann leider ziemlich ab. Am Ende bleibt ein zwiespältiger Eindruck.


Foto

WAR OF THE WORLDS (Steven Spielberg, 2005)


Ein typisches Spielberg'sches Familiendrama, eingebettet in ein Science-Fiction-Szenario, das zwischendrin erstaunlich hoffnungslos wirkt und beeindruckende Bilder einer sich in Auflösung befindlichen Gesellschaft zeigt. Doch bei Spielberg weiß man ganz genau: der Papa wird’s schon richten. Und so wird die Familie schließlich durch wundersame Fügung wieder glücklich vereint. Die Erstverfilmung von Byron Haskin finde ich ganz furchtbar, da gefällt mir Spielbergs Variante trotz des vorhersehbar kitschigen Ausgangs deutlich besser. Da kann auch der wie immer unsympathische Tom Cruise nicht viel kaputtmachen, dem am Ende die Heldenrolle zugewiesen wird, indem er den Soldaten den entscheidenden Hinweis hinsichtlich der Deaktivierung des Schutzschildes der Tripoden gibt. Nach dem zuletzt gesichteten Pacific Rim gibt’s hier die nächste Volldröhnung – das Sounddesign ist ganz hervorragend, wozu auch der gute Score von Altmeister John Williams einen erheblichen Beitrag leistet. Kein Film, der einen nachhaltigen Eindruck hinterlässt, aber allemal solide Unterhaltung.

Steven Spielberg


Foto

PACIFIC RIM (Guillermo del Toro, 2013)


Grenzdebile Action mit recht ansehnlichen Bildern, die mehr mit einem Videospiel als einem Spielfilm gemein hat. Die Grundidee beinhaltet ein klassisches Lovecraft-Motiv, nämlich dass eine außerirdische Rasse entweder vom Weltraum oder - wie in diesem Fall - vom Meeresboden aus versucht, die Erde in Besitz zu nehmen. Der Rest hat dann allerdings wenig mit Lovecraft zu tun. Die Story beschränkt sich fast ausschließlich auf das Kernelement, nämlich die Kämpfe zwischen den Jägern und den Kaijūs. Diese sind entsprechend der gewaltigen zu bewegenden Masse recht träge inszeniert, vielfach jedoch auch arg unübersichtlich. An den Effekten hingegen gibt es wenig zu mäkeln. Diese sind durchgehend gut gelungen. Ganz witzig ist der Ron-Perlman-Charakter, der die erlegten Kaijūs ausschlachtet und die erbeuteten Organe und sonstigen Körperbestandteile verkauft. Das Ganze ist für meinen Geschmack etwas zu lang geraten, doch kann man Pacific Rim einen gewissen Unterhaltungswert nicht absprechen. Und wenn man einen Film sucht, um seinen Subwoofer zu testen, liegt man hier auf jeden Fall richtig. Eine solche Masse an extremen Tiefbass-Passagen ist mir schon lange nicht mehr untergekommen.


Foto

THE HOBBIT: THE BATTLE OF THE FIVE ARMIES (Peter Jackson, 2014)


Der letzte Teil der Hobbit-Trilogie hat nicht den Roadmovie-Charakter der beiden Vorgänger, die durch viele Ortswechsel gekennzeichnet waren. Vielmehr spielt sich fast die gesamte Handlung am und in der Nähe der Berges Erebor ab und stellt neben dem Konflikt um den Zwergenkönig Thorin, der durch das Gold dem Wahnsinn zu verfallen droht, die titelgebende große Schlacht in den Mittelpunkt, die trotz ihrer Länge sehr abwechslungsreich geraten ist. Neben den üblichen Massenszenen wird dem Kampf gegen die beiden Anführer der Orcs viel Raum eingeräumt und mit einigen schönen 3D-Effekten versehen. Zudem gibt es einige neue beeindruckende Kreaturen und diverse originelle Reittiere wie gepanzerte Steinböcke oder ein gezähmtes Wildschwein. Für mich überraschend war, dass einige der Protagonisten in der Schlacht ihr Leben lassen. Das kennt man von den LotR-Filmen ganz anders, wo die "Guten" am Ende alle davonkommen. Gut gelungen auch das Ende, das gekonnt zur Eröffnungsszene von The Fellowship of the Ring überleitet (Bilbos 111. Geburtstag). The Battle of the Five Armies bildet damit einen hervorragenden Abschluss der Hobbit-Reihe, die zwar zu keiner Zeit an die LotR-Trilogie heranreichen kann - dafür ist die Story letztlich zu wenig gehaltvoll - insgesamt aber weitaus besser geworden ist, als vielfach erwartet worden war. Ich jedenfalls hatte meinen Spaß damit und sehe der extended Edition mit einiger Vorfreude entgegen.

Peter Jackson


Foto

J. EDGAR (Clint Eastwood, 2011)


I would rather have a dead son than a daffodil for a son.

Faszinierendes Porträt des ersten FBI-Direktors, der ja einen durchaus zweifelhaften Ruf genießt. Unbestritten sind seine Verdienste um den Aufbau der US-Bundespolizei, die auch angemessen gewürdigt werden, ohne dabei die Schattenseiten zu vernachlässigen. Seine paranoiden Wesenszüge, die ihn in Jedem eine Bedrohung für die Staatssicherheit sehen ließen, werden ausführlich thematisiert. Kaum jemand in exponierter Position entgeht seinem Abhörwahn; die geheimen Abhörprotokolle lässt er durch seine Sekretärin nach seinem Tod vernichten. Geradezu jämmerlich ist das Bild, das Eastwood von ihm als Privatperson zeichnet. Ungeachtet seiner großen beruflichen Erfolge ist er ein zutiefst unglücklicher Mensch, der unter seinen diffusen Neigungen ebenso zu leiden scheint wie unter dem Druck, den Ansprüchen seiner dominanten Mutter gerecht zu werden. Und so ist Eastwoods Hoover ein durch und durch unsympathischer Zeitgenosse und doch verfügt der Regisseur über das Feingefühl, ihn als Menschen nicht völlig zu denunzieren, sondern ein ausreichend differenziertes Bild von ihm zu zeichnen. Herausragend dabei Leonardo di Caprios Leistung, die alleine den Film sehenswert macht.

Clint Eastwood


Foto

HERCULES (Brett Ratner, 2014)


Kurzweilige und recht spaßige Comic-Verfilmung, die sich selbst nicht zu ernstnimmt und dank ihres charismatischen Hauptdarstellers und seiner bunten Kriegerschar für gute Laune sorgt. Dabei weist Dwayne Johnson eine derart beeindruckende Physis vor, dass sich Vergleiche mit dem jungen Schwarzenegger aufdrängen, wobei Johnson so jung gar nicht mehr ist. Den schönen Gegenpol dazu bildet die bogenschießende Amazone Atalanta, verkörpert von der Norwegerin Ingrid Bolsø Berdal. Die Kampfszenen sind abwechslungsreich geraten, souverän inszeniert und in gut verträglichen Dosen in die Handlung integriert. Weniger gelungen sind hingegen die CGI. Dabei spielt Ratner die ganze Zeit über geschickt mit dem Mythos um den Krieger Hercules und die Frage, ob er tatsächlich Zeus' Sohn oder nur ein überdurchschnittlich begabter Mensch ist, ohne das Rätsel am Ende aufzulösen. Durchaus sehenswert.


Foto

JURASSIC PARK III (Joe Johnston, 2001)


It's a bird cage!

Nach dem gescheiterten Versuch bei Teil 2, den ersten Teil in allen Belangen zu übertrumpfen, wählte man hier den minimalistischen Ansatz. Eine Story ist nur rudimentär vorhanden. Unter irgendeinem Vorwand verschlägt es eine (dieses Mal wieder übersichtliche) Gruppe auf die Isla Sorna und sieht sich dort einer Horde beißwütiger Saurier ausgesetzt. Viel mehr braucht es im Grunde auch nicht, denn Teil 3 funktioniert weitaus besser als sein Vorgänger. Sam Neill als Dr. Grant gibt einen deutlich charismatischeren Anführer ab als der spröde Jeff Goldblum, die Story-Elemente wurden zugunsten eines hohen Action-Anteils auf ein Minimum reduziert und ein paar richtig gute neue Saurier gibt es auch. Da wären nicht nur der Spinosaurus zu nennen, der den Tyrannosaurus als Obermotz ablöst und ihm gleich den Garaus macht, sondern vor allem auch die Pteranodon, auch wenn es nach den bisherigen Erkenntnissen der Forschung kaum vorstellbar ist, dass sie Säugetiere in der Größe eines Menschen angegriffen hätten. Aber damit nimmt es die Jurassic-Park-Reihe ja ohnehin nicht so genau: die Velociraptoren haben mit der wissenschaftlich beschriebenen Gattung nicht viel zu tun. Und die ihnen zugeschriebenen, sich von Film zu Film steigernden intellektuellen Fähigkeiten, sind völlig übertrieben. Die Szene gegen Ende, in der die Menschen von mehreren Raptoren umzingelt und zur Herausgabe der gestohlenen Eier gezwungen werden, ist an Lächerlichkeit kaum zu überbieten. Dies ist aber der einzige richtige Schwachpunkt des Films. Nicht zuletzt aufgrund der kurzen Spieldauer, der verbesserten Spezialeffekte und des völligen Verzichts auf unnötige Handlungsstränge unterhält Jurassic Park III ganz ausgezeichnet, ohne jedoch an die Klasse des ersten Teils heranreichen zu können.


Foto

THE LOST WORLD: JURASSIC PARK (Steven Spielberg, 1997)


Mommy's very angry.

Nach dem großen Erfolg von Jurassic Park war schnell klar, dass es eine Fortsetzung geben würde. Leider wurden hier alle Fehler gemacht, die man bei Fortsetzungen machen kann. Das fängt mit dem schwachen Drehbuch an. Die Story hat weder Hand noch Fuß. Mit Dr. Malcolm machte man eine Figur des ersten Teils zum Protagonisten, die dort nur als Sidekick fungierte und sich auch hier nicht recht in die Rolle des Anführers fügen will. Selbst für den abgeschmacktesten aller Drehbuchtricks, nämlich die heimliche Mitreise eines Kindes, das eigentlich zu Hause bleiben sollte, ist man sich nicht zu schade. Umso erstaunlicher, dass Steven Spielberg sich bereit erklärt hat, diesen Blödsinn zu verfilmen, statt die Arbeit an einen talentierten Jungregisseur zu delegieren. Das Ergebnis ist in jeder Hinsicht enttäuschend. Bei den Effekten ist kein Fortschritt zu verzeichnen, sie entsprechen dem Niveau derer des ersten Teils. Es gibt zwar einige neue Saurier, jedoch spielen diese keine große Rolle, abgesehen von den (ziemlich coolen) fleischfressenden Compsognathus. Die mit Abstand beste Szene des Films ist die, in der diverse Saurier das Camp der Großwildjäger zerlegen. Danach werden nur die bereits hinlänglich bekannten Muster aus dem ersten Teil aufgewärmt. Die Hauptbedrohung geht dabei wieder von Tyrannosaurus (die dieses Mal als Paar auftreten) und den Velociraptoren aus. Kennt man schon, hat man alles schon gesehen. Ergänzt wird dies um diverse Versatzstücke aus anderen Filmen, wobei insbesondere King Kong Pate stand. Dies gipfelt dann in der völlig blöden Idee, einen lebenden Tyrannosaurus samt Nachwuchs nach San Diego zu bringen. Wie originell! Lustigerweise wurde die Crew des Transportschiffes unterwegs in Fetzen gerissen, der Tyrannosaurus ist bei der Ankunft jedoch noch eingesperrt. So geht das in einem fort. Nichts passt zusammen, alles bleibt Stückwerk. Über die inhaltliche Leere habe ich mich ja weiter oben schon ausgelassen. Natürlich kann man mit dem Film immer noch seinen Spaß haben, denn die Wiederbelebung der Dinosaurier am Bildschirm ist als solche immer noch eine Schau. Für eine ambitionierte Fortsetzung eines der bis dahin erfolgreichsten Filme überhaupt ist das aber viel zu wenig. Und so teilt The lost Word das Schicksal so vieler Fortsetzungsfilme und ist nicht mehr als ein müder Abklatsch des ersten Teils, dem er nicht einmal ansatzweise das Wasser reichen kann.

Steven Spielberg


Foto

JURASSIC PARK (Steven Spielberg, 1993)


Life finds a way.

Seit meiner Kindheit interessiere ich mich für Dinosaurier und andere urzeitliche Tiere. Ich kann mich noch gut an meine damalige Begeisterung anlässlich des Kinobesuchs erinnern, die Spielbergs Film bei mir hervorrief. Seither habe ich ihn mehrmals gesehen, doch liegt die letzte Sichtung viele Jahre zurück. Highlight war und ist natürlich die Szene mit dem T-Rex und den Fahrzeuginsassen, die dramaturgisch zum Spannendsten zählt, was das Kino zu bieten hat. Die Effekte waren damals sensationell, können aber aus heutiger Sicht nicht mehr vollständig überzeugen. Insbesondere die CGI-Szenen sehen mittlerweile doch etwas angestaubt aus; die Modelle hingegen verfehlen ihre Wirkung auch heutzutage nicht. Laura Dern nervt mich heute immer noch so wie damals, doch die übrigen Darsteller machen die Sache gut, allen voran natürlich Sir Richard Attenborough, der den Parkbetreiber absolut liebenswürdig verkörpert. Obwohl er gewinnorientiert ausgerichtet ist, ist er alles andere als ein gewissenloser Kapitalist, sondern wirkt eher wie ein großes Kind, das sich einen Jugendtraum erfüllt hat. Und spätestens nachdem die elektrischen Zäune ausgefallen sind, treten finanzielle Interessen gegenüber den Sorgen um seine Enkelkinder in den Hintergrund. Jurassic Park bietet Spannungskino par excellence, wie man es in dieser Güteklasse selten findet.

Steven Spielberg


Foto

SUPERSTAU (Manfred Stelzer, 1991)


Jetzt mochi di Bahn dicht!

Komödien sind ja gar nicht mein Ding, und normalerweise meide ich sie wie der Teufel das Weihwasser. Wenn es dann aber schon sein muss, dann bitte schön entweder schwärzesten britischen Humor oder eben flachen deutschen. Superstau ist ein besonders gelungener Vertreter der zweiten Art. Die Machart ist simpel: man nehme verschiedene Figuren aus allen Ecken Deutschlands, gestalte sie nach den gängigen Klischees, lasse sie in ihrem jeweiligen Dialekt sprechen und sich alle anlässlich eines Staus bei der Reise in den Urlaub auf der Autobahn treffen. Ein Prinzip, das hier hervorragend funktioniert, was zum Großteil auch den tollen Darstellern zu verdanken ist. Mein Favorit ist seit jeher der bayrische Wohnmobilfahrer Ludwig Stocker, wunderbar verkörpert von Ottfried Fischer. Wenn er über seinen harten Stuhl philosophiert, könnte ich mich jedesmal wegschmeißen. Ich habe Superstau schon so oft gesehen, dass ich die meisten Dialoge auswendig aufsagen kann. Und trotzdem ist jede weitere Sichtung immer wieder ein großes Vergnügen.


Foto

HANNA (Joe Wright, 2011)


Nett gemachter und recht spannender Reißer, der allerdings außer einer glänzenden Oberfläche nicht viel zu bieten hat. Die Story ist dünn und wenig originell, die Plotholes so groß wie Fußballfelder. Die einzige Chance, überhaupt Gefallen an dem Film zu finden, ist die Handlung nicht zu hinterfragen, sondern das bunte Treiben einfach so hinzunehmen. Hirn ausschalten und Anlage aufdrehen, sonst fragt man sich spätestens nach 20 Minuten, was der ganze Schwachsinn überhaupt soll. Punkten kann Wright vor allem mit der dynamischen Inszenierung, die mich allerdings stark an Tykwers Lola rennt erinnerte, was ja grundsätzlich weder schlecht noch verwerflich ist. Zudem kann er auf ein vorzügliches Darsteller-Ensemble bauen, wobei vor allem die stets großartige Cate Blanchett und die beim Dreh erst 16-jährige Saoirse Ronan hervorzuheben sind. Die stärkste Szene ist die, in der Hanna in einem marokkanischen Hotel übernachten will und dort mit diversen technischen Geräten konfrontiert wird, die sie, die ohne Elektrik in der Wildnis aufgewachsen ist, völlig überfordern. Die Szene ist toll geschnitten und ermöglicht es dem Zuschauer für einen Moment, sich in Hannas Gedankenwelt zu versetzen. Schade, dass der Film nicht mehr solcher Szenen zu bieten hat.


Foto

GWOEMUL / THE HOST (Bong Joon-ho, 2006)


Eine originelle Mischung aus Monsterfilm, Satire und Komödie, die mich ausgesprochen gut unterhalten hat. Der Score ist nicht sehr gelungen und wirkt häufig so, als bemühe er sich um Bombast, ohne dies zustande zu bringen, und auch die CGI sind alles andere als realitätsnah. Das macht aber gar nichts, denn dafür punktet der Film mit ebenso tollpatschigen wie sympathischen Charakteren, hervorragenden Darstellern und einer originellen und wendungsreichen Story, die sich angenehm von dem genre-üblichen Einheitsbrei abhebt. Dabei kommt er mitunter der Grenze zur Albernheit gefährlich nahe, so z. B. bei der Trauerszene zu Beginn, ohne sie jedoch zu überschreiten. Und Song Kang-ho ist einfach wunderbar als unterbelichteter Versager, der zudem ständig bei den unpassendsten Gelegenheiten einschläft. Auf der Suche nach seiner verschleppten Tochter wächst er über sich hinaus und wird am Ende sogar zum Helden. Da dies nun schon der zweite gute Film von Bong Joon-ho ist, den ich gesehen habe, habe ich mir direkt noch zwei weitere besorgt. Mal gespannt, was der Südkoreaner sonst noch zu bieten hat.

Bong Joon-ho


Foto

GONE GIRL (David Fincher, 2014)


You two are the most fucked-up people I've ever known.

Die Verfilmung des gleichnamigen Bestsellers von Gillian Flynn, die auch für das Drehbuch verantwortlich zeichnet, ist eine gnadenlose Abrechnung mit der Institution Ehe, die in ihrer Konsequenz ebenso erschreckend wie faszinierend ist. Ein zynischer Blick in die Abgründe des menschlichen Miteinanders, die unter der glänzenden Oberfläche lauern. Ein weiteres Kernthema ist die manipulative Macht der Medien, der sich nicht einmal die ermittelnden Polizisten völlig entziehen können. Ein Stoff also, der wie gemacht ist für den Zyniker Fincher, der seit jeher ein Faible für menschliche Abgründe und Menschen in Extremsituationen hat. Und wer die Ehe als solche bisher nicht als Extremsituation wahrgenommen hat, wird durch die Sichtung von Gone Girl womöglich eines Besseren belehrt. Denn Fincher stellt hier erneut unter Beweis, dass er einer der besten Regisseure der Gegenwart ist. Formal wie immer brillant erzählt er die wendungsreiche Geschichte mit jener atemlosen Spannung, die in dieser Form zu erzeugen nur wenige seiner Kollegen in der Lage sind. Trent Reznor, mit dem Fincher schon mehrfach zusammengearbeitet hat, sorgt mit einem bedrohlich wummernden Score für die passende musikalische Untermalung. Plottwists sind bei Fincher schon fast Standard und dennoch kommen sie auch hier wieder überraschend und unerwartet. Bis zum Schluss lässt er den Zuschauer stets im Ungewissen, in welche Richtung sich die Handlung entwickeln wird, um sie dann zu einem ebenso stimmigen wie unerwarteten Ende zu bringen. Von der ursprünglich drohenden Todesstrafe wird Nick (großartig: Ben Affleck) „begnadigt“ zu lebenslanger Haft mit einer unberechenbaren Psychopathin – da ist man fast geneigt zu fragen, welches Schicksal das gnädigere gewesen wäre.

David Fincher


Foto

IRONCLAD (Jonathan English, 2011)


Historische Schlachtgemälde sind mir stets willkommen, doch weist Ironclad bedauerlicherweise ein ganzes Füllhorn von Schwächen auf, die den Filmgenuss erheblich schmälern. Dabei ist die Story gar nicht übel und auch die Darstellerriege kann sich sehen lassen. Umso ärgerlicher, dass diese ihr Potential aufgrund der schablonenhaften Figuren nicht ausspielen kann. Die Idee, die einzelnen Crew-Mitglieder zu Beginn einzeln einzusammeln, ist nicht neu, hat aber durchaus Charme, nur macht der Film daraus zu wenig, denn die meisten Charaktere bleiben relativ blass. Der Inszenierungsstil soll wahrscheinlich Authentizität vorgaukeln, wirkt jedoch schlicht billig und lässt den Verdacht aufkommen, es hier mit einer lieblos heruntergekurbelten TV-Produktion zu tun zu haben; in Wahrheit lief Ironclad – zumindest in Großbritannien – im Kino. Die Kämpfe sind – wie heutzutage leider üblich – schnell geschnitten und recht blutig, wobei die Effekte zum Teil misslungen sind. Und auch die vorgetragene Behauptung, dass die Protagonisten aufgrund zur Neige gegangener Vorräte Hunger leiden, ist optisch nicht zu belegen, sind sie auch nach wochenlangem Hungern überaus wohlgenährt, zum Teil sogar fettleibig. Soviel zum Thema Authentizität.

Dies alles wäre schon ärgerlich genug, doch zu allem Überfluss wird noch eine Liebesgeschichte zwischen dem Tempelritter und der Frau des Festungskommandanten breit ausgetreten, die völlig deplaziert wirkt. Das einzig Positive an Ironclad ist, dass er trotz der genannten Schwächen recht spannend erzählt wird. Das alleine ist zu wenig. Schade um das verschenkte Potential.


Foto

THE EXPENDABLES 3 (Patrick Hughes, 2014)


Time to mow the lawn.

Alle Jahre wieder kommen die alten Haudegen aus der Versenkung und lassen nochmal die Sau raus. Für Freunde der Old-School-Action wie mich jedesmal ein Festtag. Glücklicherweise hat man am Konzept der Reihe nichts geändert und bietet wiederum die richtige Mischung aus Selbstironie, knackigen Onelinern und krachender Action. Bei mir jedenfalls trifft dies genau ins Schwarze.

Für den dritten Teil wurde der Australier Patrick Hughes als Regisseur verpflichtet, der zumindest für mich bisher ein unbeschriebenes Blatt war. Seine Arbeit macht er über weite Strecken sehr ordentlich, auch wenn er sich inszenatorisch nicht immer ganz auf der Höhe zeigt. Hin und wieder fällt es schwer, in dem Kampfgetümmel den Überblick zu behalten. Neben den bisher bekannten Altstars kommt eine Reihe illustrer Namen dazu wie Antonio Banderas, Wesley Snipes, Harrison Ford oder Mel Gibson. Ein Gewinn ist in jedem Fall die Verpflichtung der Mixed-Martial-Arts-Kämpferin Ronda Rousey, die nicht nur ganz ansprechend aussieht, sondern auch richtig kämpfen kann. Die rasante Inszenierung hält das Tempo durchgehend hoch und lässt kaum Zeit zum Luftholen. Trotz der recht stattlichen Spieldauer von gut zwei Stunden gibt es keinerlei Durchhänger. Danach fühlt man sich wie frisch gebadet.

Arnold Schwarzenegger


Foto

THE POSSESSION (Ole Bornedal, 2012)


Solide inszenierter und leidlich spannender Thriller ohne besondere Momente. Ganz offensichtlich keine Herzensangelegenheit des Dänen, sondern die klassische Auftragsarbeit. Die Story bietet Altbekanntes, die Darsteller machen ihre Sache ordentlich, das Sounddesign ist gelungen und sorgt für den ein oder anderen Schockmoment. Und die Bornedal-typische Szene in der Leichenhalle gibt's auch. Gruselig ist das alles nicht, aber ganz nett anzuschauen. Durchaus unterhaltsam, aber ohne großen Erinnerungswert.

Ole Bornedal


Foto

DAWN OF THE PLANET OF APES (Matt Reeves, 2014)


Nach dem überraschend guten Rise of the Planet of Apes, der mich ungeachtet seiner Schwächen sehr ordentlich zu unterhalten wusste, bietet der Nachfolger nicht viel mehr als biedere Hausmannskost. Die Geschichte des Films wurde in ähnlicher Form schon hundertmal erzählt: ein sich langsam zuspitzender Konflikt zwischen zwei Parteien, die ihrerseits beide über besonnene Anführer und streitlustige Widersacher verfügen. Das einzig Neue dabei ist, dass eine der Konfliktparteien aus Affen besteht. Ansonsten wird jedes erdenkliche Klischee bemüht, sowohl auf Seite der Menschen als auch der Affen. Überhaupt: die Verhaltensweisen der Affen sind derart menschlich, dass man sie problemlos durch eine Menschengruppe ersetzen könnte, ohne am Drehbuch viel ändern zu müssen. Selbst der klassische Vater-Sohn-Konflikt wurde eingebaut. Dies ist dann auch die größte Schwäche des Films: dass er es nämlich nicht schafft, den Affen eine eigene Identität zu verleihen, sondern sie wie Menschen mit einem niedrigeren Zivilisationsgrad wirken lässt. Merkwürdig auch, dass die Affen sich meist in Gebärdensprache unterhalten, dabei aber der englischen Sprache mächtig sind. Ihre eigene Lautsprache nutzen sie hingegen kaum noch, ohne dass ein Grund erkennbar ist. Warum sollte eine Gruppe von Lebewesen, die in der Lage ist, sich untereinander mit Lauten zu verständigen, dazu übergehen, sich in Gebärdensprache zu unterhalten? Nicht die einzige Frage, die am Ende offen bleibt. Und so ist Dawn of the Planet of Apes ein zwar unterhaltsamer und tricktechnisch beeindruckender, aber eben auch völlig uninspirierter und klischeebeladener Film geworden, der die Finesse seines Vorgängers vermissen lässt.


Foto

THE HOBBIT: THE DESOLATION OF SMAUG - Extended Cut (Peter Jackson, 2013)


Während der EC des ersten Hobbit-Films nur wenige kurze Ergänzungen gegenüber der Kinofassung aufwies, die kaum der Rede wert sind, machen die zusätzlichen 25 Minuten des EC den zweiten Teil stimmiger und runder. So werden nicht nur die Profile einiger Charaktere durch zusätzliche Szenen vertieft, sondern auch – und das ist zweifellos die herausstechende Ergänzung – Thorins Vater Thráin aus der Versenkung hervorgeholt, um sehr schnell in ebenjener wieder zu verschwinden. Und noch eine Erkenntnis: Smaugs Stimme klingt im Original nicht ganz so dämlich wie in der deutschen Synchro. Für den Kinostart des finalen Teils fühle ich mich nun gewappnet und blicke diesem mit gespannter Erwartung entgegen.


Foto

SNOWPIERCER (Bong Joon-ho, 2013)


Die Prämisse des Films ist ziemlich amüsant: In seiner unendlichen Hybris, die den Menschen glauben lässt, Herrscher über das Klima zu sein – dieser Tage übrigens wieder schön bei der „Weltklimakonferenz“ in Lima zu beobachten – , jagt man gigantische Mengen des Kühlmittels CW7 in die Atmosphäre, in der Hoffnung, den Planeten damit abzukühlen. Dies geht gründlich schief und löst eine Eiszeit aus, die nahezu alles Leben vernichtet. Die letzten Überlebenden können sich an Bord eines Zuges retten, der – angetrieben von einem Perpetuum mobile – unermüdlich den Globus umrundet. Schnell etabliert sich ein Ordnungssystem, das die Passagiere in rechtelose Mitfahrer im hinteren Zugteil und privilegierte Passagiere im vorderen Zugteil einteilt. Und ganz vorne wacht der Firmengründer über den heiligen Motor, der den Zug antreibt. Da ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich die untere Klasse gegen die Unterdrücker erhebt.

Der Südkoreaner Bong Joon-ho schuf mit Snowpiercer einen höchst unterhaltsamen Film, der sich des aktuellen Zeitgeists bedient, um die oben geschilderte Ausgangssituation zu schaffen. Es gehört nicht viel Phantasie dazu sich auszumalen, dass – wäre der Film 30 Jahre früher entstanden – als Begründung für die globale Eiszeit wahrscheinlich der Fallout einer nuklearen Katastrophe hätte herhalten müssen. Der Film würde ansonsten genauso funktionieren. In Zeiten, in denen niemand mehr Angst vor Atomwaffen hat, schürt man eine irrationale Angst vor dem (eigentlich natürlichen) Klimawandel. Vor irgendwas muss der Mensch ja schließlich Angst haben. Der Film funktioniert dann auch nach dem gleichen Schema: die Macht der Zugbetreiber baut in erster Linie auf die Angst der Passagiere vor einem Leben in der eisigen Kälte bzw. der Unmöglichkeit desselben, und so wird keine Gelegenheit ausgelassen, diese Angst weiter zu schüren. Sei es durch mittelalterlich anmutende Bestrafungsaktionen wie das erzwungene Abfrieren von Gliedmaßen oder die einer Hirnwäsche gleichende Unterrichtung der Kinder der wohlhabenden Passagiere, die den lebenserhaltenden Motor der Lokomotive beinahe wie eine Gottheit verehren. Eine große Stärke des Films ist, dass die Handlung sich immer wieder in eine Richtung entwickelt, die schwer vorherzusehen ist. Zudem ist Bong in der Ausgestaltung der Details erfreulich konsequent und geht keine Kompromisse ein. Dies zieht sich durch bis zum bitteren Ende, das in seiner unnachgiebigen Konsequenz ziemlich verstörend ist. Und dennoch bleibt am Schluss ein Hoffnungsschimmer, verkörpert durch den Eisbär, der beweist, dass ein Leben unter den unwirtlichen Bedingungen der Außenwelt möglich ist.

Bong Joon-ho


Foto

NIGHTWATCH (Ole Bornedal, 1997)


Mit den Filmtiteln in Deutschland ist das oftmals eine lustige Sache, und der Titelwirrwarr um Nightwatch ist dafür ein wunderbares Beispiel. Statt Bornedals Debut in Deutschland unter dem Titel Nachtwache zu veröffentlichen, griff man auf den internationalen Titel Nightwatch zurück, denn englisch klingt ja viel cooler. Blöd nur, dass das US-Remake, für das ebenfalls Bornedal verantwortlich zeichnete, auch so heißt. Offenbar beseelt vom festen Willen, die doppelte Verwendung des Titels zu umgehen, kam man auf die glorreiche Idee, das Remake unter dem völlig albernen Titel „Freeze – Alptraum Nachtwache“ zu veröffentlichen, was zwangsläufig die Frage aufwirft, wer oder was in dem Film denn nun frieren mag.

Was Bornedal geritten hat, nur drei Jahre nach seinem Debut ein englischsprachiges Remake mit US-Darstellern zu drehen, weiß wohl nur er selbst. Wahrscheinlich zielte er damit auf eine vermeintlich größere Publikumsgruppe auf dem amerikanischen Markt ab. Von allen entbehrlichen Remakes der Filmgeschichte ist das hier wohl eines der überflüssigsten: die Story wurde zum Original kaum verändert, allerdings wurden Kürzungen vorgenommen, die dazu führen, dass einige der besten Szenen nicht mehr vorhanden sind. Beispielhaft seien die Verunglimpfung des Andersen-Denkmals oder die Sex-Szene in der Leichenhalle genannt, wobei es von der Letztgenannten kurioserweise immerhin die Spermaspuren in den fertigen Film geschafft haben. Die Darsteller sind bei weitem nicht so sympathisch wie im Original – Patricia Arquette sieht immerhin besser aus als Sofie Gråbøl - und die bedrohliche Atmosphäre desselben gelang es auch nicht nur ansatzweise zu reproduzieren. Unter dem Strich bleibt dennoch ein stimmiger und recht gelungener Thriller, den man in Unkenntnis des weitaus besseren Originals durchaus genießen kann; im direkten Vergleich jedoch schmiert er gnadenlos ab.

Ole Bornedal


Foto

SABOTAGE (David Ayer, 2014)


Sabotage wird sicher nicht als Glanztat in das filmische Wirken Schwarzeneggers eingehen. Dafür ist die Story zu dämlich und zu einfallslos. Im Vergleich zu seinem ersten Film nach Beendigung der politischen Karriere The last Stand fällt Sabotage deutlich ab, und auch die Filme, in denen er neben Stallone lediglich die zweite Geige spielte, konnten mich mehr überzeugen. Zumal Arnie hier zum ersten Mal richtig alt aussieht - daran kann auch die Heinrich-Himmler-Gedächtnisfrisur nichts ändern. Charisma und Leinwandpräsenz hat er natürlich nach wie vor zu bieten, die Actionszenen sind ordentlich choreografiert und inszeniert und eine gewisse Spannung kann man Sabotage auch nicht absprechen. Für einen ausgemachten Arnie-Fan wie mich immer noch genug Gründe, anderthalb Stunden Lebenszeit auf die Sichtung des Streifens zu verwenden. Und die Schlusseinstellung ist sogar richtig toll, wenn Arnie sich - tödlich getroffen - an einem Bartisch niederlässt, um sich einen letzten Drink und eine letzte Zigarre zu genehmigen, zufrieden dreinblickend und mit sich im Reinen, weil seine Rachemission vollendet ist.

Arnold Schwarzenegger


Foto

COLOMBIANA (Olivier Megaton, 2011)


I want to be a killer.

Formidable Rachegeschichte, die aufgrund der tadellosen Inszenierung uneingeschränkt zu begeistern weiß. Zoë Saldaña strahlt eine raubtierhafte Eleganz aus und mimt die eiskalte Rächerin ganz vorzüglich. Und nebenbei sieht sie auch noch sehr ansprechend aus. Natürlich strotzt der Plot vor Ungereimtheiten und Logikfehlern, doch lässt sich darüber großzügig hinwegsehen. Olivier Megaton bemüht sich zumindest, dem Charakter seiner Protagonistin Tiefe zu verleihen und wirft die Frage auf, inwieweit der Vollzug der Rache ihr tatsächlich die erhoffte Erlösung zu verschaffen mag. Und das ist schon mehr, als man bei einem simpel gestrickten Reißer erwarten darf. Gut gelungen ist auch der Score, der die schönen Bilder perfekt ergänzt. Runde Sache.


Foto

NATTEVAGTEN (Ole Bornedal, 1994)


Bornedals Debut zählte in den 90er Jahren zu den von mir am häufigsten gesehenen Filmen und besticht vor allem durch seine wahnsinnig dichte Atmosphäre, die sympathischen Darsteller und das hervorragende Sound-Design. Seine Fähigkeit, Spannung mehr aus der Charakterentwicklung denn aus vordergründigen Schockeffekten zu evozieren, ist bereits hier deutlich erkennbar. Dabei ist die Inszenierung ebenso stylisch wie bodenständig. Die Ansiedlung von großen Teilen der Handlung in der Pathologie eines Krankenhauses verleiht Nattevagten überdies eine höchst morbide Atmosphäre, die durch Szenen wie die schnelle Nummer in der Leichenhalle noch unterstrichen wird. Ein großartiger Film, der über die gesamte Spielzeit eine enorme Spannung aufbaut, die sich schließlich in einem - zugegebenermaßen etwas unrealistischen - Showdown entlädt. Die Dreharbeiten scheinen jedenfalls Kim Bodnia so beeindruckt zu haben, dass er gleich zwei der drei Darstellerinnen (nacheinander natürlich) heiratete.

Ole Bornedal


Foto

KÆRLIGHED PÅ FILM (Ole Bornedal, 2007)


Kærlighed på Film, der international unter dem treffenden Titel Just another Love Story und in Deutschland unter dem ebenso albernen wie nichtssagenden Titel Bedingungslos erschienen ist, ist ein extrem stilisierter Thriller um Identitätstausch und die Verlockung, aus dem eintönigen Familienleben auszubrechen. Stellenweise könnte man fast den Eindruck haben, Bornedal hätte ein paar Filme von Kim Ki-duk gesehen, denn der Stoff könnte in ähnlicher Form auch von dem Südkoreaner stammen, auch wenn dieser die Handlung sicherlich deutlich entschlackt und weniger komplex erzählt hätte. Atmosphärisch fühlte ich mich hingegen an Bornedals Debut Nattevagten erinnert, was nicht zuletzt mit den zahlreichen Innenaufnahmen von Pathologie und Leichenhalle zu tun hat, schließlich fotografiert der Protagonist beruflich Mordopfer. Garniert ist dies zudem mit einem Hauch Noir, was vor allem darauf zurückzuführen ist, dass Julias Vergangenheit lange im Unklaren bleibt. Die stets wiederkehrenden und länger werdenden Flashbacks verleihen ihr eine geheimnisvolle Note. Die Figurenentwicklung bleibt trotz des ungewöhnlichen Handlungsverlaufs jederzeit schlüssig, und auch wenn die Dinge am Schluss etwas aus dem Ruder zu laufen drohen, ist Kærlighed på Film in seiner Gesamtheit noch 'ne ganze Ecke besser geraten als sein Nachfolger.

Ole Bornedal


Foto

FRI OS FRA DET ONDE (Ole Bornedal, 2009)


Fri os fra det Onde heißt soviel wie "Erlöse uns von dem Bösen", und der Titel ist Programm. Das Böse steckt in jedem von uns und das führt Bornedal uns mit unbarmherziger Konsequenz vor Augen. Die anfangs heimelige Idylle des kleinen Dörfchens im dänischen Jütland erweist sich schnell als trügerisch. Das Geschehen spitzt sich langsam aber unaufhaltsam zu, um schließlich in einem extremen Finale zu kulminieren, das im Übrigen ganz dreist bei Peckinpahs Straw Dogs geklaut ist. Dies stört jedoch nicht im Geringsten, zumal ich Peckinpah im Allgemeinen und Straw Dogs im Besonderen ohnehin nicht viel abgewinnen kann. Die Darsteller sind toll, mir jedoch allesamt unbekannt, wobei ich vom dänischen Kino jenseits von Nicolas Winding Refn ziemlich unbeleckt bin. Dass Bornedal Thriller kann, hat er bereits vor zwanzig Jahren mit seinem Debut Nattevagten eindrucksvoll bewiesen, und so wohnt Fri os fra det Onde eine nägelkauende Spannung inne, die bis zum Ende nicht nachlässt. Dabei meistert er die Herausforderung, die Figuren trotz ihrer extremen Handlungen glaubwürdig erscheinen zu lassen. Unter formalen Aspekten gibt es ohnehin nichts zu kritisieren. Der starke Einsatz von Farbfiltern und die hervorragende Kamera-Arbeit bringen ausgesprochen schöne Bilder hervor. Auch der Twist am Ende ist gelungen, wenn in einer kurzen Rückblende gezeigt wird, was wirklich passiert ist. Ein rundum gelungener Film und für mich Anlass genug, das (überschaubare) Werk des einst von mir geschätzten und früh aus den Augen verlorenen Ole Bornedal zum Thema einer Wiederentdeckungsreise zu machen. Fri os fra det Onde war ein vielversprechender Auftakt.

Ole Bornedal


Foto

GODZILLA (Gareth Edwards, 2014)


Ich habe in meinem Leben ja schon einige schlechte Filme gesehen, aber ich kann mich nicht erinnern, wann ich zuletzt einen solchen Müll gesehen habe wie Edwards unsäglichen Godzilla. Lächerliche Effekte, blasse Darsteller und ein Drehbuch, das dermaßen bekloppt ist, dass es einem die Sprache verschlägt. Und da der Film mich schon zwei Stunden meiner Lebenszeit gekostet hat, will ich ihm nicht noch mehr Zeit widmen. Jedes weitere Wort wäre zuviel.


Foto

OZ THE GREAT AND POWERFUL (Sam Raimi, 2013)


Der Film erzählt die Vorgeschichte zum Zauberer von Oz, und wie eben jener richtet er sich an ein sehr junges Publikum. Zwar ist man auch als Erwachsener hier nicht direkt fehl am Platz, doch ist die Zielgruppe erkennbar in der Altersgruppe zwischen 6 und 16 zu suchen. Tim Burton zeigt seit vielen Jahren, wie man Filme macht, die Groß und Klein begeistern können, Sam Raimi gelingt dies hingegen nur bedingt. Insbesondere in der ersten Stunde gilt es allerlei Albernheiten zu überstehen und zudem über die zum Teil erschreckend schwachen Effekte hinwegzusehen. Insbesondere nach der Ankunft Oscars in Oz gibt es viele Szenen, die aussehen als würden die Darsteller vor schlecht gemachten Hintergrundbildern umherlaufen. Zum Teil sind die Effekte aber auch richtig gut, sodass insgesamt ein merkwürdiger Mischmasch entsteht. Während der Sichtung ertappte ich mich mehrfach bei Überlegungen, wie der Film wohl aussehen würde, wenn Tim Burton Regie geführt hätte. Sein (thematisch einige Parallelen aufweisender) Alice in Wonderland gefällt mir im direkten Vergleich jedenfalls deutlich besser. James Franco spielt den Zauberer übrigens auch ähnlich wie Johnny Depp derartige Rollen anlegt. Letzten Endes ist Oz the Great and Powerful ein mäßig unterhaltsamer Film geworden, der sich allerdings vorzüglich für einen Filmnachmittag mit der ganzen Familie eignet.


Foto

THE PLACE BEYOND THE PINES (Derek Cianfrance, 2012)


Interessante Idee, aus der aber letztlich zu wenig gemacht wird. Die erste Story mit dem Bankräuber ist die mit Abstand interessanteste. Der Mittelteil mit dem Polizisten, der den Bankräuber erschossen hat, fällt deutlich ab, was nicht zuletzt mit der Figur des Avery Cross zusammenhängt, die für mich einfach nicht stimmig ist. Das Finale, in dem sich die beiden Söhne treffen, wirkt fast etwas unmotiviert, so als wären den Machern die Ideen ausgegangen, was sie mit der - an sich hochinteressanten - Konstellation denn nun anfangen könnten. Zugute halten muss man dem Film, dass er über die gesamte Spieldauer spannend ist, weil der Zuschauer nie weiß, in welche Richtung sich die Handlung weiterentwickeln wird. Zumindest dann, wenn man - wie in meinem Fall - ohne Vorkenntnisse an die Filmsichtung geht. Sicher kein schlechter Film, aber auch einer, der mehr verspricht, als er einzulösen vermag und den man - hat man ihn mal gesehen - sicher nicht nochmal sehen will.


Foto

NOAH (Darren Aronofsky, 2014)


Bibelverfilmung bzw. Verfilmungen von Geschichten aus der Bibel stehe ich seit jeher skeptisch gegenüber, sind diese nicht selten doch recht schwülstig geraten und/oder mit stark missionarischen Untertönen behaftet. Ganz anders Noah: Aronofsky erzählt die Geschichte um den Bau der Arche mit prachtvollen Bildern voller Poesie und unbändiger Kraft. Natürlich kommt er dabei nicht umhin, die Verderbtheit der Menschen zu zeigen, die den Schöpfer dazu treibt, alles Leben zu vernichten und mit wenigen Auserwählten ganz neu anzufangen. Das bringt die Geschichte, die im Übrigen recht frei interpretiert wurde, so mit sich. Dennoch ist dies auf recht subtile Art und Weise gelöst - erstaunlich bei einem Mann wie Aronofsky, für den Subtilität ein Fremdwort zu sein schien; diesen Schluss legen zumindest seine bisherigen Filme nahe. Russell Crowe ist natürlich die Idealbesetzung für den gottesfürchtigen Noah, den er in seiner gewohnt überheblichen Art wunderbar interpretiert. Der restliche Cast gibt sich ebenfalls keine Blöße, und auch die Effekte sind überwiegend gut gelungen; nur die versteinerten Wächter sehen etwas merkwürdig aus. Noah ist von Anfang bis Ende ein äußerst spannendes und mitreißendes Filmerlebnis, das über die gesamte Spieldauer zu fesseln weiß.





Filmtagebuch von...

Tommy The Cat
  • Senior-Member
  • PIPPIPPIP
  • 299 Beiträge

Neuste Kommentare

Letzte Besucher

Filmtagebuch durchsuchen