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Camelback Cinema

Tommy The Cats filmische Sternstunden

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I AM LEGEND (Francis Lawrence, 2007)


Wenn ich sage, dass ich mit geringen Erwartungen an die dritte Umsetzung von Richard Mathesons Roman heranging, ist das beinahe noch untertrieben. Will Smith in der Hauptrolle und ein mir völlig unbekannter Regisseur – das konnte ja nix werden. Und auch die Kommentare von Bekannten, die den Film gesehen hatten, verhießen nicht viel Gutes. Auf der Habenseite war lediglich die Tatsache zu verbuchen, dass ich die beiden vorherigen Umsetzungen mit Vincent Price bzw. Charlton Heston nicht kenne, ein direkter Vergleich also nicht möglich war.

Wider Erwarten gefiel mir das Treiben auf dem Bildschirm dann aber erstaunlich gut. Mit Bildern von entvölkerten Metropolen (hier New York) kann man bei mir immer punkten, die Bilder des menschenleeren London wussten mir sogar bei dem ansonsten völlig missratenen 28 Days later zu gefallen. Will Smith spielt die Rolle mit dem nötigen Ernst und trägt den Film souverän über die Laufzeit. Auch die im Vorfeld so gescholtenen CGI-Mutanten fand ich ganz ordentlich gelungen. Die katzenartige Animation passt zu der von Neville gegebenen Erklärung, dass die Mutanten über eine extrem erhöhte Pulsfrequenz verfügen. Die sparsam dosierten Konfrontationen zwischen Neville und den Infizierten sind spannungsgeladen und nicht zu sehr in die Länge gezogen. Das machte es mir leicht, über kleinere inhaltliche Ungereimtheiten ebenso großzügig hinwegzusehen wie über die wiederholten Anflüge von Pathos, auf die viele amerikanische Filme der letzten Jahre anscheinend nicht verzichten können. Lediglich das ansonsten gelungene Ende trägt da zu dick auf, das schwülstige Geschwafel vom Helden Robert Neville, der sein Leben gegeben hat... bla bla bla... hätte man sich sparen können. Dennoch: 95 Minuten kann man weitaus schlechter verbringen als mit der Sichtung dieses Films, auch wenn I am Legend alles andere als eine cineastische Großtat ist.


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KING KONG (Merian C. Cooper und Ernest B. Schoedsack, 1933)


Mit King Kong verbindet mich eine Liebe aus Kindertagen, die bis heute nicht erloschen ist. Und obwohl ich den Film schon viele Male gesehen habe, war diese Sichtung in gewisser Weise eine Premiere, da ich ihn zum ersten Mal im O-Ton genießen durfte. King Kong war in vielerlei Hinsicht Wegbereiter für die Monsterfilme der folgenden Jahrzehnte, egal ob einem dabei die Arnoldfilme der 50er, die Harryhausen-Stop-Motion-Werke oder die aktuelleren Blockbuster wie Jurassic Park und Konsorten in den Sinn kommen. Der Ursprung all dieser Filme findet sich hier. Und Fay Wray war wohl die erste Scream-Queen der Filmgeschichte. Schade nur, dass man es einfach nicht schafft, diesen Klassiker in angemessener Qualität auf DVD zu veröffentlichen. Die US-DVD von Warner bietet zwar einen ordentlichen Ton, aber eine bestenfalls erträgliche Bildqualität. Immerhin können die Extras überzeugen.


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INVASION U.S.A. (Joseph Zito, 1985)


Während der Sichtung wurde mir wieder einmal bewusst, wie sehr sich der Filmgeschmack im Laufe der Zeit verändert. Vor 20 Jahren feierte ich dieses Norris-Vehikel noch gemeinsam mit meinen Freunden ab, gestern langweilte es mich so, dass ich Mühe hatte, bis zum Ende auszuharren. Gerade im Vergleich mit dem kürzlich gesichteten Predator wirkt Zitos Streifen beinahe erbärmlich, wenn auch die beiden Filme inhaltlich kaum Gemeinsamkeiten haben. Einziges Highlight waren ein paar kurze Kampfszenen mit Norris, bei denen er ausnahmsweise mal auf seine Waffen verzichtete. Zu wenig.


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WALL·E (Andrew Stanton, 2008)


Meine Vorfreude auf den neuesten Pixar-Streich war nicht ganz so groß wie bei den Vorgängern, versprach doch die Story wenig Aufregendes. Nach dem tollen Vorfilm Presto überraschte Wall·E dann aber doch mit einem gelungenen Start. Sowohl Wall·Es Arbeitsalltag als auch die sich anbahnende, völlig ohne Dialoge auskommende zarte Liebesgeschichte zwischen dem irdischen Müllroboter und der „außerirdischen" Eve wurden pixartypisch mit viel Liebe zum Detail inszeniert. Doch meine Freude über das auf der Kinoleinwand Dargebotene währte nicht allzu lange. Mit dem Verlassen der Erde und der Ankunft auf dem riesigen Raumschiff verflachte das Ganze merklich und wurde stellenweise sogar richtig langweilig. Die völlig uninspirierten Verfolgungsjagden und der unglaubwürdige Konflikt zwischen dem Kommandaten und dem optisch an HAL angelehnten Supercomputer wurden auch durch die zahlreichen 2001-Verweise nicht besser. Vor einem endgültigen Urteil (wobei – wann gibt es ein solches schon?) will ich die Zweitsichtung auf DVD abwarten, aber spontan würde ich Wall·E als einen der schwächeren Pixars einstufen.

Pixar


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SPACE COWBOYS (Clint Eastwood, 2000)


Kaum ein Hollywood-Star geht so charmant mit dem eigenen Altern und den damit einhergehenden körperlichen Begleiterscheinungen um wie Clint Eastwood. Space Cowboys ist ein besonders gelungenes Beispiel dafür, wobei er sich hier gleich noch ein paar ebenbürtige Mitstreiter ins Boot geholt hat. So ist die dialogbetonte erste Hälfte des Films, in der die gealterten Helden auf ihren Einsatz vorbereitet werden, folgerichtig auch die bessere, doch auch die spannungsgeladene zweite Hälfte ist ganz ordentlich gelungen, nicht zuletzt aufgrund der überzeugenden Special Effects von ILM. Da sieht man dann auch über die zahlreichen Ungereimtheiten während des Missionseinsatzes großzügig hinweg.

Clint Eastwood


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VAMPIRES (John Carpenter, 1998)


Ich bin ja im Allgemeinen nicht gerade ein Freund der Carpenter'schen B-Movies, aber Vampires zählt zu den wenigen überzeugenden Momenten seines Schaffens. Und nicht nur das: ich halte die originelle Mischung aus dreckigem Spagetti-Western und herkömmlichem Vampirfilm sogar für äußerst gelungen und sehe sie mir immer mal wieder mit Vergnügen an. Natürlich kann Carpenter auch hier seine Defizite nicht verbergen: so wirken beispielsweise die zahlreichen "Entflammungen" der Vampire, wenn sie ins Sonnenlicht gezogen werden, extrem billig und die wenigen Actionszenen, die der Film bietet, lassen jede Dynamik vermissen. Doch im Gegensatz zu vielen anderen seiner Filme stört mich das hier kein bisschen. Die Westernsettings in der mexikanischen Einöde sind grandios, die Story originell und spannend, die Darsteller allesamt überzeugend - sei es James Wood in der Rolle des gnadenlosen Vampirjägers, Thomas Ian Griffith als Vampirmeister Valek oder Maximilian Schell in der Rolle des Kardinal Alba, der einen Pakt mit dem Teufel eingeht. Und Sheryl Lee ist einfach eine geile Sau, da gibt's nix. :love:


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PREDATOR (John McTiernan, 1987)


There's something out there waiting for us, and it ain't no man.

Eines der Flaggschiffe des 80er-Jahre-Actionkinos, dem wir unsterbliche Oneliner wie You're one ugly motherfucker! oder If it bleeds we can kill it zu verdanken haben. Alleine die Besetzungsliste lässt die Freunde der Joel-Silver-Produktionen mit der Zunge schnalzen. Grandios.

Arnold Schwarzenegger


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ELEMENTARTEILCHEN (Oskar Roehler, 2006)


Roehlers filmische Umsetzung des (mir unbekannten) Romans von Michel Houellebecq changiert lässig zwischen Groteske, Drama und Romanze und weiß damit über die gesamte Spieldauer vorzüglich zu unterhalten. Dabei beackert er gleich eine ganze Reihe interessanter Themenfelder wie Gentechnik, Vereinsamung des Einzelnen in der Gesellschaft, etc., kratzt dabei jedoch immer nur an der Oberfläche und lässt jeden Tiefgang vermissen. Diese vermeintliche Schwäche ist aber die eigentliche Stärke des Films, verleiht sie ihm doch eine Leichtfüßigkeit, die sich angenehm von der im deutschen Film so verbreiteten Bedeutungsschwere abhebt. Zahlreiche Szenen sind traurig und witzig zugleich, insbesondere diverse Anekdoten aus Brunos Kindheit oder auch Christianes verzweifeltes Bemühen, innerhalb der ihr verbleibenden Zeit die maximale sexuelle Befriedigung zu erzielen. Darstellerisch ist alles im grünen Bereich, Franka Potente finde ich auch im biederen Kleidchen mit Pickeln im Gesicht scharf und Uwe Ochsenknecht hat einen ebenso kurzen wie prägnanten Auftritt als Brunos versoffener Vater.


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REPULSION (Roman Polanski, 1965)


Polanskis erster englischsprachiger Film unterscheidet sich qualitativ doch recht deutlich vom direkten Vorgänger Nóz w wodzie. Katherine Deneuve verkörpert überzeugend die verstörte junge Frau in einer fremden Stadt, die zunehmend von schizophrenen Wahnvorstellungen überwältigt wird, je länger sie alleine in ihrer Wohnung sitzt. Eigentlich macht sie nicht viel mehr als verängstigt in die Kamera zu schauen, aber es sind gerade die kleinen Gesten wie das nervöse Streichen über die Brust, die ihre Perfomance so außergewöhnlich machen. Risse in den Wänden, virtuelle Vergewaltigungen durch unbekannte Männer – aus ihrer Sicht nur konsequent, jeden realen Menschen zu töten, der sich in ihre Wohnung verirrt. Toll auch wie beiläufig Polanski einen möglichen sexuellen Missbrauch durch den Vater nur durch den abschließenden Zoom auf das Familienfoto andeutet.

Roman Polanski


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TOY STORY 2 (John Lasseter, 1999)


Pixars Schwächster und der einzige Film des Erfolgsstudios, zu dem ich auch nach mehrfacher Sichtung keinen richtigen Zugang finde. Schlecht ist er natürlich nicht, aber er hat eben mit den typischen Problemen so vieler Fortsetzungen zu kämpfen: die Charaktere sind bekannt, Überraschungseffekte bleiben aus und die Story ist nur eine Variation der des ersten Teils. Wobei die gefälligen ersten 5 Minuten (die Videospielsequenz) sich durchaus positiv vom durchwachsenen Rest abheben.

Pixar


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DEATH AND THE MAIDEN (Roman Polanski, 1994)


Starkes 3-Personen-Kammerspiel mit einer guten Story und hervorragenden Darstellern. Wobei hier gleichzeitig auch ein kleiner Schwachpunkt liegt, denn Sigourney Weaver fand ich schon immer extrem unsympathisch. So gut sie auch spielt – ich mag sie einfach nicht, und so fiel es mir schwer, mich richtig mit ihr zu identifizieren. Ein ähnliches Problem hatte ich seinerzeit mit Weirs The Year of living dangerously, wo Weaver zusammen mit Mel Gibson ein wenig glaubwürdiges Liebespaar abgab. So kann ich eine gewisse Distanz zum Geschehen nicht leugnen, aufgrund derer ich mich in die Rolle des unbeteiligten Zuschauers gedrängt sah, statt echten Anteil an ihrem Schicksal zu nehmen. Spannend ist das Ganze natürlich trotzdem. Gut gelungen auch das Ende, was bei einer derartigen Geschichte alles andere als selbstverständlich ist.

Roman Polanski


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PLAN 9 FROM OUTER SPACE (Edward D. Wood, 1959)


Nach der Sichtung von Burtons Ed Wood vor einigen Wochen ließ ich mir natürlich die Gelegenheit nicht entgehen, Woods bekanntesten Film im Rahmen der Arte-Trash-Reihe zu bestaunen. Ich hatte mir vorgenommen, die Sichtung möglichst wohlwollend anzugehen, musste jedoch angesichts des trostlosen Treibens auf dem Bildschirm recht bald kapitulieren. Plan 9 from Outer Space ist sicherlich nicht der schlechteste Film, den ich in meinem Leben gesehen habe (Saw beispielsweise war schlechter), aber etwas Positives will mir dazu auch nicht einfallen. Dilettantisch und vor allem gähnend langweilig. Dennoch stellte sich zum Ende hin ein beruhigendes Gefühl ein, da ich nun wenigstens mal einen Film von Ed Wood gesehen habe.


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TOY STORY (John Lasseter, 1995)


Bei der Veröffentlichung 1995 waren die Animationen bahnbrechend – immerhin war Toy Story der erste Kinofilm seiner Art und legte damit den Grundstein für ein neues Subgenre – und sehen heute immer noch gut aus. Auch die detailliert ausgearbeiteten Charaktere, für die Pixar heute steht, gab es damals schon. Die Story ist simpel, erfüllt aber ihren Zweck. Damals wie heute ein schöner Film für die ganze Familie.

Pixar


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FRIDA (Julie Taymor, 2002)


I hope the exit is joyful and I hope never to return.

Julie Taymors phantastische Biographie der mexikanischen Malerin Frida Kahlo konnte mich schon bei der Erstsichtung vor einigen Jahren restlos überzeugen und hinterließ gestern einen noch tieferen Eindruck. Bemerkenswert ist vor allem die kunstvolle Integration zahlreicher Bilder (vor allem Selbstporträts) Frida Kahlos, indem sie die dargestellten Szenen mit Salma Hayek nachstellt und dann in das Originalbild überblendet oder eben umgekehrt - vom Bild zur realen Darstellung. Besonders eindrücklich ist dies bei Fridas Sterbeszene gelungen, wo die von Flammen umloderte Hayek durch Fridas flammenumzüngeltes Selbstporträt ersetzt wird. Vor allem aber gelingt es Taymor, den Schmerz und das endlose Leiden Kahlos, das sich auch in vielen ihrer Bilder widerspiegelt, glaubwürdig zu vermitteln, ohne dabei jedoch ihre unbändige Lebensfreude, die sie ihre schwere Krankheit und die ständige Untreue Diego Riveras ertragen ließen, zu vernachlässigen. Perfekt untermalt wird dies von einem herrlichen Score, der die überwältigenden Bilder kongenial ergänzt.


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52 Pick-Up (John Frankenheimer, 1986)


Die DVD war ein Blindkauf, aber einer mit geringem Risiko, denn auf Frankenheimer ist normalerweise Verlass. Und tatsächlich weiß der im schmierigen Pornomilieu der 80er angesiedelte Thriller zu gefallen. 52 Pick-Up ist wie viele Frankenheimer-Filme aus den 80er Jahren keine Großtat und recht deutlich vom Niveau seiner Arbeiten aus den 60er Jahren entfernt, aber doch weitaus mehr als solide Unterhaltung. Durch immer wieder eingebaute kleinere Plottwists, die punktgenau dann kommen, wenn die Story in Langeweile abzudriften droht, hält Frankenheimer den Zuschauer bei der Stange. Und auch Jost Vacanos hervorragende Kameraarbeit ist ein nicht zu bestreitender Schauwert. Das Ende ist zwar vorhersehbar (warum sonst sollte Harry Alan seinen Wagen anbieten?), aber dennoch gelungen. Eine runde Sache.

John Frankenheimer


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RAMBO (Sylvester Stallone, 2008)


Als abgehalfterter Actionstar, dessen Filme schon seit Jahren niemand mehr sehen will, hat man im Prinzip zwei Möglichkeiten: man wird Gouverneur in Kalifornien oder versucht krampfhaft, die Geister längst vergangener Tage heraufzubeschwören. Da wohl gerade kein Gouverneursposten frei war, entschied sich Stallone für Letzteres. Ging das Konzept bei Rocky Balboa noch halbwegs auf, versagt es bei Rambo auf der ganzen Linie. Stallone machte es sich hier etwas zu einfach: er kombinierte die ohnehin schon schwachen Storys der Teile 2 und 3, wählte irgendeinen aktuellen Konflikt als politischen Hintergrund (in dem Fall Birma, wohl wegen der geographischen Nähe zu Thailand, Rambos Wohnort in Teil 3) und fertig ist der Actionlangweiler aus der Retorte. Da aber sogar Stallone erkannte, dass dies wohl nicht langen würde, reicherte er den Brei noch mit den derbsten Gewaltszenen an, die ich seit langer Zeit gesehen habe. Die offizielle Lesart ist natürlich, dass er damit auf das Schicksal der Menschen in Birma aufmerksam machen will, allein – seine Motive sind zu durchsichtig. Man provoziert mit Bildern von massakrierten Babys und Kindern, die lebendig ins Feuer geworfen werden und zeigt bei jeder Gelegenheit, wie furchtbar böse die Militärjunta in Birma doch ist. Und der fiese Obermotz trägt natürlich 'ne coole Sonnenbrille.

Das alles wäre noch zu verschmerzen, wenn wenigstens anständige Action geboten würde, denn einen ernsthaften Kriegsfilm konnte von Stallone niemand erwarten. Doch auch hier enttäuscht Rambo. Teil 2 begeisterte wenigstens noch mit erstklassigen Actionszenen, die einem über die dünne Story hinweghalfen. Teil 4 hingegen bietet nichts dergleichen. Über weite Strecken wirkt er so, als habe man die schlechtesten Elemente aus den beiden Vorgängern übernommen und die guten Szenen weggelassen. Zu allem Überfluss sieht Stallone auch noch aus wie eine geschminkte Tunte im Siegfried-und-Roy-Gedächtnislook. Ich wartete die ganze Zeit darauf, dass er eine Peitsche auspackt und ein paar weiße Tiger um die Ecke kommen. Leider vergebens.


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SUNSET BLVD. (Billy Wilder, 1950)


Faszinierendes Porträt einer alternden Diva, die nicht erkennen will, dass ihre Zeit vorbei ist. Interessant sind die zahlreichen Verwebungen realer Personen und Ereignisse der goldenen Ära Hollywoods mit fiktiven Elementen sowie die Gastauftritte von Hollywood-Schwergewichten wie Buster Keaton oder H. B. Warner. Ich bedaure es, den Film nicht im O-Ton gesehen zu haben, denn die geschliffenen Dialoge entfalten dort sicher noch eine ganz andere Wirkung als die (brauchbare) Synchro. Aber das wird bei Gelegenheit nachgeholt.


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ED WOOD (Tim Burton, 1994)


Ich habe leider noch nie einen Film von Ed Wood gesehen, aber nach der Sichtung von Burtons liebevoller Hommage an den "schlechtesten Regisseur aller Zeiten" habe ich direkt Lust, mir Klassiker wie Plan 9 from Outer Space oder Bride of the Monster anzuschauen. Was jetzt weniger was über die Qualität der Filme als vielmehr über Burtons Film aussagt. Er porträtiert Ed Wood nicht als Versager, sondern als zwar talentfreien aber begeisterten und ideenreichen Filmemacher, der es auf geradezu abenteuerliche Art und Weise immer wieder verstand, irgendwelche Menschen dazu zu bewegen, seine zum Scheitern verurteilten Projekte zu finanzieren. Die Krönung ist die Sache mit der Baptistenkirche inkl. Massentaufe der gesamten Crew - einfach unglaublich!

Herausragend die Leistung Martin Landaus in der Rolle des Bela Lugosi, für die es völlig zu Recht einen Oscar gab. Damit legt er die Messlatte sehr hoch für die übrigen Darsteller, die es jedoch schaffen, sich diesem Niveau anzunähern. Freude hat mir das unerwartete Wiedersehen mit George "The Animal" Steele bereitet, den ich noch aus Zeiten kenne, zu denen ich mich allwöchentlich an den WWF-Übertragungen des britischen Senders Sky Channel erfreute (damals noch mit Kommentaren von Jesse Ventura).

Tim Burton


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THE HOLCROFT COVENANT (John Frankenheimer, 1985)


Herrjeh, die Story als hanebüchen zu bezeichnen, ist schon beinahe euphemistisch. Auf so einen Blödsinn muss man erstmal kommen, da sind selbst die Geschichten der meisten Bondfilme realistischer. Aufgrund der gewohnt souveränen Regie Frankenheimers sowie der guten Darsteller ist The Holcroft Covenant unter dem Strich dennoch ein unterhaltsamer Film geworden. Lediglich Anthony Andrews nahm ich die Rolle des bösen Nazi-Wiedergängers nicht ab - der Rest des Casts jedoch gibt sich keine Blöße. Besonderen Spaß hatte ich mit Mario Adorf in der Rolle des schmierigen Dirigenten Jürgen Maas. Merkwürdig nur, dass man ihn in der deutschen Fassung von jemand anderem hat synchronisieren lassen, wo er sich doch genauso gut hätte selbst sprechen können. Frankenheimers geradlinige, schnörkellose Inszenierung sorgt dafür, dass man während des Films nicht zu intensiv über die Story nachdenkt und trägt dadurch erheblich dazu bei, dass der Film trotz dieses Schwachpunkts funktioniert.

John Frankenheimer


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THE LADY VANISHES (Alfred Hitchcock, 1938)


Ein etwas eigenartiger Film von Hitchcock, dessen Dreiteilung mir zu schaffen machte. Die erste halbe Stunde im Hotel kommt im Stil einer albernen Komödie daher und dient im Grunde genommen nur dazu, die verschiedenen Charaktere einzuführen. Die Dialoge sind stellenweise kaum zum Aushalten, wobei ich vermute, dass dies an der Synchro liegt. Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass die Sequenz im O-Ton deutlich amüsanter ist, aber dies ist nur eine Vermutung. Der zweite Teil hingegen (die Zugfahrt) überzeugt uneingeschränkt und bietet ein spannendes Detektivspiel, bei dem Hitch den Zuschauer lange darüber im Unklaren lässt, ob es Miss Froy tatsächlich gibt oder sie nur eine Ausgeburt der Phantasie Iris Hendersons ist. Statt den Film mit dem Abschluss der Zugfahrt zu beenden, hängte der Altmeister leider noch einen völlig überflüssigen dritten Teil an, der zum Rest des Films passt wie die Faust aufs Auge. So bleibt man als Zuschauer trotz des brillanten Mittelteils letztlich unbefriedigt zurück.

Alfred Hitchcock


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TERMINATOR 3: RISE OF THE MACHINES (Jonathan Mostow, 2003)


Gefällt mir mit jeder Sichtung besser. Inzwischen ziehe ich ihn sogar dem zweiten Teil vor, denn hier gibt es keinen besserwissenden, pubertierenden Jungen, der mit altklugen Sprüchen nervt, sondern atemberaubende „handgemachte“ Action, die auf CGI nur da zurückgreift, wo es sinnvoll ist, irre Verfolgungsjagden, eine unglaublich süße Kristanna Loken und ein ebenso mutiges wie originelles Ende – kurz, ein Film bei dem alles stimmt. So muss ein Actionfilm aussehen, und nicht anders. Die Logiklöcher in der Handlung haben mich schon bei den beiden Vorgängern nicht gestört, warum sollten sie es also hier? Für mich einer der besten Actionfilme der letzten 10 Jahre.

Arnold Schwarzenegger


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EAST OF EDEN (Elia Kazan, 1955)


James Dean war ein schlechter Schauspieler. Er sah gut aus, hatte eine starke Aura, aber sein darstellerisches Talent bewegte sich auf dem Niveau Till Schweigers. Die tragischen Umstände seines frühen Todes hatten sicherlich einen erheblichen Anteil daran, dass man seither verklärt auf ihn zurückblickt. Konnte er seine Defizite später bei Rebel without a Cause recht gut kaschieren, so treten sie hier offen zu Tage. Ganz abgesehen davon, dass er für die Rolle viel zu alt ist. Damit wären die Negativpunkte des Films aber auch schon abgehakt, denn darüber hinaus gibt es wenig zu beanstanden. Die restlichen Darsteller machen ihre Sache gut, die auf einer Vorlage John Steinbecks basierende Geschichte wurde von Kazan souverän in Szene gesetzt und das Ende war richtig traurig.


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GRAND PRIX (John Frankenheimer, 1966)


Sehr authentischer Film über die Formel-Eins-Saison 1966 mit für die damalige Zeit spektakulären Bildern, die selbst heute noch auf der Höhe der Zeit sind. Die Kameraarbeit ist unglaublich, man wähnt sich direkt auf der Rennstrecke, kann das Adrenalin in jeder Szene spüren. Erschreckend wie gefährlich die Rennen damals waren und wie groß das Risiko, das Cockpit nicht lebend zu verlassen. Im Vergleich dazu sind die heutigen Rennen (glücklicherweise) Kinderkram. Sauspanned, packend, mitreißend und viel besser als jedes echte Formel-Eins-Rennen.

John Frankenheimer


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SUSPICION (Alfred Hitchcock, 1941)


Schon in der ersten Szene wird klar, dass Johnnie ein Schwindler und Betrüger ist. Aber ist er auch ein Mörder? Suspicion bezieht seine Spannung einzig und allein aus dieser Frage, aber da die gesamte Story aus Linas Sicht erzählt wird und der Zuschauer auch immer nur ihren Wissenstand hat, geht das Konzept auf. Dabei geht Hitchcock gewohnt routiniert zu Werke und baut die Spannung langsam aber stetig auf, bis das Ganze dann in ein etwas merkwürdiges Finale mündet. Cary Grant ist für die Rolle des draufgängerischen Frauenschwarms die Idealbesetzung, seine von mir so gefürchtete Grimassenschneiderei hält sich glücklicherweise stark in Grenzen. Auffällig sind die zahlreichen Parallelen zu Verhoevens Basic Instinct, aber der Holländer hat aus den starken Hitchcock-Einflüssen seines Detektivspiels ja nie einen Hehl gemacht. Schöner Film.

Alfred Hitchcock


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SERAPHIM FALLS (David Von Ancken, 2006)


Die beiden Schüsse aus dem Hinterhalt zu Beginn des Films katapultieren den Zuschauer mitten in die Handlung hinein. Es gibt keine Erklärung, keine Vorstellung der handelnden Personen. Man erfährt nur das Nötigste, die Story wird reduziert auf die Flucht eines Mannes vor seinen Verfolgern. Pierce Brosnan rennt durch den Wald wie einst John Rambo anno 79 und bringt seine Häscher nach und nach zur Strecke. Doch je länger ich David von Anckens minimalistische Herangehensweise genoss, desto mehr wuchs in meinem Innern die Befürchtung, dass er das nicht bis zum Ende durchziehen würde, sondern in bester Hollywoodmanier das Kunststück vollbringen würde, den Streifen nach einem so hervorragenden Beginn noch vor die Wand zu setzen. Und tatsächlich: nach der großen Flashback-Szene, in der die Beziehung zwischen Gideon und Carver erklärt wird, war bei mir der Ofen aus. Was folgte, war eine zunehmend langweilige Odyssee zweier Männer, die nicht nur unter der sengenden Sonne, sondern vor allem unter der immer penetranteren Symbolik zusammenzubrechen drohten. So bleibt unter dem Strich ein eher zwiespältiger Eindruck nach einer mitreißenden ersten und einer langweiligen, mit Metaphern überladenen zweiten Hälfte.


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3:10 TO YUMA (James Mangold, 2007)


Das Original kenne ich nicht, gute Voraussetzungen also für ein unbelastetes Filmerlebnis. Und ein Erlebnis wurde es in der Tat, denn Mangold ist ein außerordentlich stimmungsvoller und spannender Western gelungen, der vor allem durch eine ausgeprägte Charakterzeichnung überzeugt und bis in die Nebenrollen ausgezeichnet besetzt ist. Denn neben Russell Crowe und Christian Bale in den Hauptrollen kann auch die zweite Reihe begeistern, beispielsweise Peter Fonda oder der überragende, mir bis dato völlig unbekannte Ben Foster, der mich stellenweise etwas an Klaus Kinski erinnerte. Die Story weist deutliche Parallelen zu High Noon auf und ist alles andere als schlüssig, aber der Western ist eines der Genres, die am ehesten auf eine gute Story verzichten können. Lediglich das Ende hat mich etwas enttäuscht, weil es das Bemühen erkennen ließ, den Zuschauer um jeden Preis zu überraschen. Dass einer der beiden Protagonisten sterben würde, war von Anfang an klar, und wer von beiden es sein würde, ahnte ich auch schon früh. Jedoch erschien mir Ben Wades Vorgehen zutiefst irrational und ist mit seinem in zwei Stunden detailliert aufgebauten Charakter nur schwer in Einklang zu bringen. Trotz dieses Wermuttropfens eine rundum überzeugende Arbeit von James Mangold, die außer der Frage nach Wades Motiven noch eine weitere offenlässt: wer, zur Hölle, denkt sich immer diese peinlichen deutschen Filmtitel aus?


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FROM HERE TO ETERNITY (Fred Zinnemann, 1953)


Maybe back in the days of the pioneers a man could go his own way, but today you got to play ball.

Fesselndes Liebes-Melodram vor dem Hintergrund des Angriffs der Japaner auf Pearl Harbor. Auffallend ist die detaillierte Charakterzeichnung, an der die allesamt überzeugenden Darsteller einen gehörigen Anteil haben. Erwähnenswert auch das gute Drehbuch, das die beiden parallel erzählten Handlungsstränge gekonnt verknüpft und die Geschichte zu einem konsequenten, passenden Abschluss bringt. Von Fred Zinnemann kenne ich bisher leider nur drei Filme (diesen mitgerechnet), und alle drei sind hervorragend. Wird Zeit, sich mal etwas näher mit der Arbeit des Österreichers auseinanderzusetzen...


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QIAN LI ZOU DAN QI/Der einsame Tausendmeilenritt (Zhang Yimou, 2005)


Routinierte Arbeit von Zhang Yimou. Ähnlich wie bei Yi ge dou bu neng shao erzählt er eine sehr einfache Geschichte, deren Verlauf zu großen Teilen vorhersehbar ist. Echte Überraschungen bleiben aus, zumindest wenn man bereits ein paar Filme des großen chinesischen Regisseurs gesehen hat. Wie schon bei dem vorgenannten Film verwendete er überwiegend Laiendarsteller, die vollkommen authentisch und natürlich wirken. Bei einem Thema wie diesem ist die Gefahr groß, in rührseligen Kitsch abzugleiten, doch nicht zuletzt dank der tollen Darsteller meistert Zhang die Gratwanderung und liefert einen bewegenden und ehrlichen Film ab.

Zhang Yimou


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AMERICAN GANGSTER (Ridley Scott, 2007)


Nun versucht sich Ridley Scott also auch am Gangsterfilm und bedient sich dabei derart schamlos bei den Größen des Genres, dass einem die Spucke wegbleibt. Ein bisschen French Connection hier, eine Prise Heat da, und natürlich zeigt man sich auch von Goodfellas, The Godfather und Scarface beeinflusst. Was aber alle genannten Filme auszeichnet, fehlt American Gangster: eine mitreißende Geschichte, ein authentischer Einblick in die Welt des Verbrechens und interessante Charaktere, die den Zuschauer emotional binden. Nichts davon findet sich bei Scotts Opus. Es ist weder Fisch noch Fleisch, es fehlt die klare Linie. Obwohl man Frank Lucas und Richie Roberts mehr als 2 ½ Stunden lang begleitet, erfährt man nicht viel Wesentliches über sie. Die detaillierte Charakterzeichnung ist Scotts Ding nicht – seine alte Schwäche, die sich wie ein roter Faden durch sein Werk zieht, von wenigen Ausnahmen abgesehen. Das wäre nun nicht weiter schlimm, wenn American Gangster sich als actionorientierter Gangsterfilm verstehen würde. Da könnte man vielleicht über die ein oder andere inhaltliche Schwäche hinwegsehen. Stattdessen legt Scott seinen Film als Charakterstudie an, und da schmerzen die vorgenannten Unzulänglichkeiten doch sehr. Von der Tiefe und Klasse eines Heat ist er jedenfalls meilenweit entfernt. Erschwerend hinzu kommt die unglückliche Wahl Denzel Washingtons für die Rolle des Frank Lucas, die ich ihm einfach nicht abnehme. Davon abgesehen warte ich immer noch darauf, dass Washington mal einen richtig guten Film macht.

Doch nicht alles an American Gangster ist schlecht. Die Bilder sind beeindruckend, es gibt einige durchaus gelungene Szenen und Russell Crowe gefällt in der Rolle des (stellenweise etwas überzeichneten) ehrlichen Polizisten, der dadurch zum Außenseiter wird, dass er den zufälligen Fund von einer Million Dollar ordnungsgemäß abliefert, statt sich ein schönes Leben zu machen. In seiner Gesamtheit aber ist Scotts erster Versuch im Bereich des Gangsterfilms weder originell noch emotional packend. Ein oberflächliches, schön anzusehendes Stück Hollywood von der Stange, das keine neuen Impulse geben kann.

Ridley Scott


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DOCTOR ZHIVAGO (David Lean, 1965)


Nach zwei „Männerfilmen" ohne nennenswerte Frauenrollen widmete sich Lean wieder seinem Lieblingsthema – dieses Mal allerdings mit umgekehrten Vorzeichen. Keine Frau zwischen zwei Männern, sondern ein Mann zwischen zwei Frauen. Die Grundlage dafür bildete Boris Pasternaks berühmter Roman, der von Robert Bolt, mit dem Lean schon beim Vorgängerfilm zusammenarbeitete, zu einem kompakten Drehbuch verarbeitet wurde, das Lean anschließend noch um diverse politische Elemente bereinigte. Somit bildete der politische Hintergrund (in diesem Fall die russische Revolution) nur den Rahmen für eine groß angelegte Liebesgeschichte, ein Konzept, das so gut funktionierte, dass Lean es bei den beiden folgenden Filmen wieder anwendete.

Auch wenn Doctor Zhivago nicht ganz die Klasse seiner beiden Vorgänger erreicht, gelang es Lean wieder, eine fesselnde und mitreißende Geschichte zu erzählen, die über die gesamte, sehr stattliche Spieldauer auf hohem Niveau unterhalten kann. Freddie Youngs imposante Bilder, aufwändige Kostüme und Kulissen, für die u. a. zwei komplette Straßenzüge Moskaus in Spanien nachgebaut wurden, eine herausragende internationale Darstellerriege und Maurice Jarres dynamischer Score (sieht man mal von der ständigen Wiederholung des schmalzigen und irgendwie nervigen Lara's Theme ab) ergeben eine großartige Mixtur, die kaum Wünsche offenlässt. Die Rahmenhandlung mit Alec Guinness in der Rolle des Erzählers, der den Zuschauer durch die Handlung führt, wäre entbehrlich gewesen, stört aber auch nicht weiter.


Damit enden meine persönlichen David-Lean-Festspiele. Seine beiden letzten Filme habe ich in meinem FTB schon besprochen: Ryan's Daughter und A Passage to India. Es war eine tolle Erfahrung, die Entwicklung eines Regisseurs Stück für Stück in chronologischer Reihenfolge (naja, fast jedenfalls) über die Jahre und Jahrzehnte nachvollziehen zu können, und ich bin froh, dass ich mir dafür gerade den britischen Meisterregisseur ausgesucht habe. Dies war meine erste komplette Werkschau eines Regisseurs und es wird sicher nicht meine letzte bleiben.

David Lean





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Tommy The Cat
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