Zum Inhalt wechseln


Camelback Cinema

Tommy The Cats filmische Sternstunden

Foto

LAWRENCE OF ARABIA (David Lean, 1962)


Who are you?

Der König der Monumentalfilme. Ein Film, der eine ganze Generation von Filmemachern beeinflusste und heute noch beeinflusst. Stephen Spielberg erklärt im Bonusmaterial, dass er die Szene, in der Ali (Omar Sharif) am Horizont aus der Fata Morgana auftaucht, für die großartigste Filmszene überhaupt hält. Und tatsächlich sind dies die Bilder, die man als erstes vor seinem geistigen Auge sieht, wenn der Name des Films fällt. Zumindest ist es bei mir so.

Aber Lawrence of Arabia ist viel mehr als eine Ansammlung bildgewaltiger Szenen, wobei die atemberaubenden Wüstenaufnahmen natürlich einen gehörigen Anteil der Faszination des Gesamtkunstwerks ausmachen. Ebenso die stimmungsvollen Klänge Maurice Jarres, die sogar die 4½-minütige Ouvertüre mit schwarzem Bildschirm zu einem Genuss werden lassen. Die Wahl des bei Drehbeginn völlig unbekannten Bühnenschauspielers Peter O'Toole für die Hauptrolle erwies sich als Glücksgriff. Sein Lawrence ist kein strahlender Held, sondern ein von innerer Unruhe getriebener Mann, der zwischen zwei Welten hin- und hergerissen ist und dabei seine Identität verliert. Wie sehr häufig bei Lean ist das grundlegende Thema der Konflikt zwischen Herz und Verstand. Lawrences ganze Sympathie gilt der arabischen Sache, er hat sich die Vereinigung der sich untereinander bekämpfenden arabischen Stämme auf die Fahnen geschrieben, ist als britischer Soldat aber auch den Interessen des Vaterlandes verpflichtet. Diese ignoriert er soweit er kann, indem er sich bedingungslos für die Interessen der Araber einsetzt. Dabei erkennt jedoch zunehmend, dass er nur ein Spielball der großen Politik ist, die im Geheimen schon den Nahen Osten zwischen England und Frankreich aufteilt. So ist seine Mission aus verschiedenen Gründen zum Scheitern verurteilt, nicht zuletzt aufgrund der Uneinigkeit der arabischen Führer untereinander.

Auch im Kleinen zeigt sich Lawrences Konflikt: das Töten eines Menschen erfüllt ihn mit Abscheu – aber auch mit Genuss. Anfangs davon erschreckt, weicht seine zunächst gezeigte Gnade dem besiegten Gegner gegenüber immer mehr einem regelrechten Hass auf die Türken – auch befeuert durch die Prügel in türkischer Gefangenschaft – und mündet schließlich im erbarmungslosen Abschlachten einer türkischen Garnison, die sich bereits ergeben hatte. Ein typisches Bild seiner Zerrissenheit ist auch die immer wieder wechselnde Kleidung, das Hin und Her zwischen schlecht sitzender britischer Uniform und blütenweißen arabischen Gewändern.

Am Ende kehrt er zurück nach England, desillusioniert und desorientiert, ein Mensch auf der Flucht vor sich selbst. Diese Flucht endet mit dem tödlichen Motorradunfall, mit dem der Film begann.

David Lean


Foto

VIVA ZAPAZA! (Elia Kazan, 1952)


Kazans Porträt des mexikanischen Revolutionärs Emiliano Zapata beginnt vielversprechend. Doch je länger der Film dauerte, desto mehr langweilte er mich, was in erster Linie auf die zerfahrene Inszenierung zurückzuführen ist. Kazan breitet keine schlüssige Story vor dem Zuschauer aus, sondern bietet eine lose, stellenweise willkürlich wirkende Aneinanderreihung einzelner Szenen, die einfach kein stimmiges Gesamtbild ergeben wollen. Hinzu kommt, dass Kazan den Helden der mexikanischen Revolution derart idealisiert und romantisiert, dass die Grenze des Erträglichen überschritten wird. Sein Zapata ist ein solcher Gutmensch, dass einem beinahe übel wird. Dass der Film nicht völlig abschmiert, sondern unter dem Strich doch ganz passabel ist, ist fast ausschließlich den hervorragenden Darstellern zu verdanken, bei denen vor allem Marlon Brando und Anthony Quinn Gala-Vorstellungen abliefern. Aber das ist man bei den beiden ja gewohnt.


Foto

TALES OF TERROR (Roger Corman, 1962)


Für Tales Of Terror verwurstete Roger Corman in Zusammenarbeit mit Richard Matheson gleich fünf Kurzgeschichten Egar Allan Poes, aus denen man drei Erzählungen machte, die mit den ursprünglichen Werken bis auf den Titel nicht mehr allzu viel gemeinsam haben. Das Ergebnis ist von unterschiedlicher Qualität.

„Morella“ ist die erste und zugleich schwächste Geschichte. Mit Poes gleichnamiger Erzählung hat sie nur wenig zu tun, stattdessen wurden vorwiegend Motive aus „Ligeia“ verwendet. Weitaus besser gefällt da schon „The Black Cat“, wo man geschickt die beiden thematisch ähnlichen Geschichten „The Black Cat“ und „The Cask Of Amontillado“ zu einer witzigen und originellen Story zusammenfasste und zudem mit Peter Lorre einen starken Gegenpart zu Vincent Price aufbieten konnte. Letzterer spielt natürlich wieder in allen drei Storys mit und sorgt zudem wie schon bei Twice-Told Tales für den Voice-Over zwischen den einzelnen Erzählungen. „The Facts in the Case of M. Valdemar“ wurde inhaltlich auch ziemlich verunstaltet, gefiel mir aber trotzdem gut, was in erster Linie der herrlich fiesen Performance Basil Rathbones zu verdanken ist. Der entscheidende Punkt für das Gelingen von Cormans Film ist jedoch, dass es ihm wieder einmal gelungen ist, mit seinen düsteren, unheilschwangeren Bildern die typische Poe-Atmosphäre einzufangen. Da sieht man über inhaltliche Ungereimtheiten und die fehlende Werkstreue gerne hinweg.

Roger Corman Edgar Allan Poe


Foto

TWICE-TOLD TALES (Sidney Salkow, 1963)


In meiner Jugend recht häufig im Fernsehen gesehen, aber im O-Ton wirken die 3 Geschichten gleich nochmal eine ganze Ecke morbider, vor allem Dank Vincent Prices unvergleichlicher Stimme. Wie auch bei allen früheren Sichtungen konnte ich mich lediglich für die beiden ersten Storys erwärmen, die dritte „The House of the seven Gables“ ist erschreckend langweilig und einfallslos. Das machen die ersten beiden aber locker wett, wobei es mir seit jeher „Rappaccini’s Daughter“ am meisten angetan hat. Die Idee ist einfach völlig krank und konsequent umgesetzt – für mich nach wie vor eine der besten Horrorkurzgeschichten überhaupt. Insgesamt ein sehr angenehmes Wiedersehen mit einem alten Bekannten.


Foto

THE BRIDGE ON THE RIVER KWAI (David Lean, 1957)


Madness... Madness...

Für mich persönlich schließt sich hier der Kreis, denn The Bridge on the River Kwai war vor vielen Jahren meine erste Begegnung mit David Lean und der Auslöser für die über die Jahre wachsende Faszination seiner Arbeiten. Aber auch in seinem Schaffen bedeutete der Film eine Zäsur, denn es war das erste seiner großen, epischen Werke und läutete eben jene Serie monumentaler Filme ein, deren Titel einem normalerweise als erstes in den Sinn kommen, wenn der Name David Lean fällt. Es war nach einer Reihe kleiner und mittelgroßer europäischer Produktionen sein erster Hollywood-Film, der sich auch budgetmäßig in ganz anderen Regionen bewegte wie seine vorherigen Arbeiten. Und nicht zuletzt markierte der Film auch einen Quantensprung was die Qualität angeht. Soviel Spaß mir seine frühen Filme auch in den letzten Wochen bereiteten – The Bridge on the River Kwai stellt sie allesamt locker in den Schatten. Es ist sicher nicht übertrieben, wenn man ihn zu den ganz großen Kriegsfilmen der Filmgeschichte zählt.

Das Drehbuch, basierend auf einem Roman den französischen Schriftstellers Pierre Boulle, verbindet gekonnt die beiden Handlungsstränge (der Bau der Brücke und die Einschleusung des Spezialteams, das sie zerstören soll) zu einem großen Ganzen. Dabei kommt Lean fast gänzlich ohne Actionszenen aus, lediglich die Sprengung der Brücke am Ende kann man dazu zählen. Davon abgesehen bezieht der Film seine Spannung aus den Beziehungen der einzelnen Personen untereinander. Dazu bedarf es keiner großen Schlachten oder blutiger Schusswechsel. Interessant sind vor allem die tragenden Charaktere, von denen - im Gegensatz zu vielen anderen Kriegsfilmen - keine der typischen Vorstellung eines Kriegshelden entspricht. Auch nicht der von Alec Guinness verkörperte Colonel Nicholson, der mit seinem unermüdlichen Einsatz dafür sorgt, dass seine Männer während der Gefangenschaft nicht seelisch zerbrechen, dafür aber in Kauf nimmt, dem Feind eine Brücke zu bauen, die er selbst gar nicht hinbekommen hätte. Es schmerzt schon fast mit anzusehen, wie er nach vollendeter Arbeit bei Sonnenuntergang mit zufriedenem Blick die Brücke inspiziert, stolz auf sein Werk, das schon am nächsten Tag wieder zerstört werden soll. So ist es nur konsequent, dass ausgerechnet er am Ende fast die Sprengung der Brücke verhindert und für den Tod des Einsatzteams verantwortlich ist. Vollends zur tragischen Figur wird er in dem Moment, in dem er sterbend im Fallen die Sprengung auslöst, wobei Lean offenlässt, ob er dies mit Absicht macht oder einfach nur zufällig auf den Auslöser fällt. Spätestens hier wird klar, dass es keine Gewinner geben kann. Am Ende sind alle tot, die Brücke ist zerstört und der Krieg geht weiter.

David Lean


Foto

THE INCREDIBLE SHRINKING MAN (Jack Arnold, 1957)


Ein Klassiker aus frühen Kindertagen, bestimmt schon 25 Jahre nicht mehr gesehen. Der Zahn der Zeit hat erkennbar an ihm genagt, und doch kann er – ebenso wie Tarantula – auch heute noch begeistern. Die Effekte können sich immer noch sehen lassen, insbesondere die Szenen mit der Katze und der Spinne verfehlen ihre Wirkung nicht. Auffällig ist, wie beiläufig Arnold das eigentliche Schrumpfen abhandelt, der Sprung vom ausgewachsenen Mann zum 1 Meter großen Zwerg nimmt nur wenige Filmminuten in Anspruch. Als teilweise störend empfand ich die ständigen Kommentare aus dem Off, die der Film gar nicht nötig hatte. Wieso fällt mir eigentlich immer Terrence Malick ein, wenn es um überflüssiges Gequassel aus dem Off geht? :P

Zum Ende hin reduziert sich Careys Existenz auf den nackten Kampf ums Überleben: die Auseinandersetzung Mensch gegen Bestie und die Suche nach Nahrung. Die zivilisierte Welt ist unendlich weit weg, ausgeblendet, sie existiert praktisch nicht mehr. Übrig bleiben der Mann und das Monster, das er schließlich mit einfachsten Waffen besiegt. David gegen Goliath. In den letzten Minuten erliegt Arnold vollends dem Terrence-Malick-Syndrom und verliert sich in halbgaren philosophischen Betrachtungen, nachhaltig schaden kann dies dem Film jedoch nicht mehr.

Jack Arnold


Foto

BLADE RUNNER - Final Cut (Ridley Scott, 1982)


It's too bad she won't live! But then again, who does?

I've seen things you people wouldn't believe.
Attack ships on fire off the shoulder of Orion.
I watched C-beams glitter in the dark near the Tannhauser gate.
All those moments will be lost in time, like tears in rain.

Time to die.

:love: :love: :love:

Ridley Scott


Foto

IN WHICH WE SERVE (Noel Coward & David Lean, 1942)


Da mir die fehlende DVD jetzt vorliegt, nutze ich die Gelegenheit, die Lücke in meiner David-Lean-Reihe zu schließen. In which we serve ist eigentlich ein Projekt Noel Cowards. Er produzierte, schrieb das Drehbuch (basierend auf einer wahren Begebenheit), spielte die Hauptrolle und führte Regie. Da er sich mit letzterem überfordert fühlte, engagierte er David Lean, der zu dieser Zeit hauptsächlich als Editor tätig war und ihm helfend unter die Arme greifen sollte, insbesondere was die technischen Dinge angeht. Es zeigte sich aber schnell, dass Lean weit mehr vom Drehen eines Films verstand als Coward und so überließ Coward ihm bald das Feld. Der Film ist also durchaus ein echter Lean und sein durchschlagender Erfolg bei Kritikern und Publikum legte den Grundstein für Leans anschließende außergewöhnliche Karriere.

Angesichts der Bedingungen, unter denen der Film entstand (mitten im 2. Weltkrieg, weite Teile Europas unter der Herrschaft der Deutschen, die Alliierten in der Defensive), und der Tatsache, dass die britische Marine bedingt durch die enge Zusammenarbeit einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Produktion hatte, ist erstaunlich, dass der Film relativ sachlich erzählt wird und weitgehend frei von Pathos ist. Natürlich wird hier und da die britische Marine gepriesen, und es gibt einige feierliche Ansprachen, deren Adressaten offensichtlich eher der britische Kinogänger und junge Rekruten als die jeweiligen Figuren im Film sind, aber insgesamt hält sich dies in erträglichem Rahmen und ist angesichts der realen Bedrohung der britischen Integrität zur Entstehungszeit sicherlich auch nicht als verwerflich einzustufen. In jedem Fall ist In which we serve in hohem Maße authentisch, was neben der Unterstützung durch die Marine auch darauf zurückzuführen ist, dass für die Kampfszenen teilweise echte Kriegsbilder verwendet wurden. Interessant ist, dass schon einige Darsteller mitwirkten, mit denen Lean später noch öfter zusammenarbeiten sollte, wie beispielsweise John Mills oder Celia Johnson, wobei insbesondere Mills mit einer tadellosen Leistung überzeugt. Richard Attenborough gab hier sein Debut, ist aber nur kurz und in einer wenig schmeichelhaften Rolle zu sehen.

David Lean


Foto

THEY DRIVE BY NIGHT (Raoul Walsh, 1940)


They drive by Night erzählt – durchaus sozialkritisch – vom Leben der einfachen LKW-Fahrer Ende der 30er Jahre, die für halsabschneiderische Unternehmer Waren von einem Ort zum anderen transportieren. Es ist ein hartes Brot: ständig von zu Hause weg, Tag und Nacht unterwegs, ohne Rücksicht auf die eigene Gesundheit brummt man im Halbschlaf von einer Stadt zur nächsten und kann froh sein, wenn man für die geleistete Arbeit überhaupt sein Geld bekommt. So auch die beiden Brüder Fabrini, die sich mit der Fahrt abwechseln. Während der eine fährt, schläft der andere. Ihrem Geld laufen sie seit Wochen hinterher, was wiederum dazu führt, dass sie Schulden an den Tankstellen haben und die Raten für ihren LKW nicht zahlen können. Richtig ausschlafen können die beiden nie, und so ist es nur eine Frage der Zeit, bis die ständige Übermüdung in einem schweren Unfall resultiert, der dazu führt, dass Paul (Humphrey Bogart in einer eher kleinen Rolle) seinen rechten Arm verliert. Bezeichnend ist die Reaktion seiner Frau, die glücklich darüber ist, dass ihr Mann nun keinen LKW mehr fahren kann und nicht mehr ständig unterwegs ist.

Im weiteren Verlauf entwickelt sich die Story dann in Richtung eines Eifersuchtsdramas inklusive Mord, bevor es dann zum großen Showdown im Gerichtssaal kommt. Was im ersten Moment etwas inkonsistent erscheint, passt letztlich doch erstaunlich gut zusammen und ergibt einen unterhaltsamen Film, der zudem mit George Raft über einen starken und charismatischen Hauptdarsteller verfügt. In der Rolle hätte ich mir auch gut Bogart vorstellen können, der in der zweiten Hälfte des Films doch stark in den Hintergrund tritt. Auch Ida Lupino weiß zu gefallen, die dann später in High Sierra wieder mit Bogart und Regisseur Walsh zusammenarbeitete.

Lobend erwähnt sei an dieser Stelle die gelungene DVD-Umsetzung von Warner, die diesen doch wenig bekannten, fast 70 Jahre alten Film nicht nur in guter Bild- und Tonqualität, sondern sogar mit interessanten Extras bietet.


Foto

PALE RIDER (Clint Eastwood, 1985)


Ein Standard-Western von Eastwood, der ihn wieder einmal in seiner Paraderolle des geheimnisvollen Fremden zeigt. Meilenweit von der Klasse eines High Plains Drifter oder gar Unforgiven entfernt, unterhält Pale Rider doch sehr ordentlich. Viel Außergewöhnliches gibt es hier allerdings nicht zu bestaunen. Ungewöhnlich ist höchstens, dass die Zerstörung der Umwelt durch die rabiaten Goldsuchmethoden LaHoods thematisiert wird. Die Story bietet wenig Neues, ist aber brauchbar und leidlich spannend, die schönen Landschaftsaufnahmen erfreuen das Auge. Der Showdown ist leider etwas enttäuschend. Keine Glanztat Eastwoods, aber unter dem Strich ein ordentlicher Western.

Clint Eastwood


Foto

SUMMERTIME (David Lean, 1955)


Der Name ist Programm: Summertime ist wie eine Urlaubsreise in das sommerliche Venedig: locker, leicht und unbeschwert. Gedreht ausschließlich an Originalschauplätzen, fühlt man sich direkt nach der Einfahrt des Zuges zurückversetzt in das Venedig der 50er Jahre. Man erforscht mit Jane Hudson (Katharine Hepburn) die Stadt, sieht sich Sehenswürdigkeiten an und erfreut sich an den warmen, sommerlichen Bildern und schönen Menschen. Für einige Lacher zu Beginn sorgt das ältere amerikanische Ehepaar, das sich auf einer Stresstour durch sämtliche westeuropäische Länder befindet, mit generalstabsmäßig geplantem Tagesprogramm. Schon bevor die beiden den Mund aufmachen, wirken sie wie ein Fremdkörper.

Inhaltlich widmet sich Lean wieder seinem Lieblingsthema und schickt dieses Mal eine amerikanische Sekretärin auf die Suche nach dem persönlichen Glück, das ihr – wie immer bei Lean – natürlich verwehrt bleibt. Immerhin reicht es für ein paar schöne Tage mit dem italienischen Ladenbesitzer Renato, bevor sie sich zur vorzeitigen Heimreise zwingt, die der Erkenntnis geschuldet ist, dass ihr der Abschied immer schwerer fallen würde, je länger sie mit Renato zusammen wäre. Wieder einmal siegt also der Verstand über das Herz.

Die Schlussszene ist großartig, wenn Janes Blick sehnsüchtig über den Bahnsteig gleitet, in der Hoffnung, Renato zu entdecken, obwohl sie ihm untersagt hat, sie zum Bahnhof zu begleiten. Als ihre Blicke sich endlich finden, fährt der Zug bereits los. Renato versucht noch, ihr ein Abschiedsgeschenk zu geben, aber er schafft es nicht, mit der Geschwindigkeit des Zuges mitzuhalten, und ihre ausgestreckten Hände können einander nicht mehr erreichen.

David Lean


Foto

HOBSON’S CHOICE (David Lean, 1954)


Leans zweite Komödie ist ein veritabler Rohrkrepierer und in etwa so witzig wie eine zünftige Magenverstimmung. Gelegenheit zum Lachen gibt es während der gesamten Spielzeit nicht, und so dauerte es nicht lange, bis ich von dem albernen Treiben auf dem Bildschirm regelrecht genervt war. Schuld daran sind nicht nur die dämliche Story, sondern vor allem auch die ausnahmslos völlig unsympathischen Charaktere, die man schon nach kurzer Zeit allesamt zum Teufel wünscht. Es tut schon fast körperlich weh, wenn man sieht, wie sich gestandene Darsteller wie Charles Laughton oder John Mills zum Affen machen. Slapstick auf unterstem Niveau.

Ein von vorne bis hinten misslungener Streifen, zu dem mir beim besten Willen nichts Positives einfällt. Man mag gar nicht glauben, dass David Lean hier Regie geführt hat. Seine mit Abstand schwächste Arbeit.

David Lean


Foto

EL LABERINTO DEL FAUNO (Guillermo del Toro, 2006)


Am Ende ist Ofelia glücklich. Ein Lächeln liegt auf ihren Lippen als sie stirbt. Mit ihrem Tod vollzieht sie den Übertritt in eine andere Welt, eine Welt, in der sie die Prinzessin ist, wiedervereint mit ihren Eltern, die beide vor ihr gestorben sind. Eine Welt ohne Tod, Folter und die Grauen des spanischen Bürgerkrieges. Um diese Welt zu erreichen, werden ihr Prüfungen auferlegt, die sie bestehen muss. Sie wird in Versuchung geführt und erliegt ihr, indem sie die verbotenen Früchte isst, aber sie lernt aus ihrem Fehler und entscheidet beim zweiten Mal richtig, indem sie nicht ihren Bruder opfert, sondern scheinbar sich selbst. Dieses Selbstopfer ist in Wahrheit gar keins, denn es ist von vorneherein klar, dass sie sterben muss, um in die andere Welt (= den Himmel? das Paradies?) zu gelangen und den Frieden zu finden, den sie in ihrem irdischen Leben nicht finden kann. Daher sehnt sie sich nach dem Tod, um im Jenseits mit ihrer Familie wiedervereint zu werden und ihrem Peiniger ein für allemal zu entkommen.

El Laberinto del Fauno ist ein sehr religiöser Film mit zahlreichen Referenzen auf die biblische Geschichte. Die Versuchung durch die verbotenen Früchte habe ich schon erwähnt. Die Rose auf dem Berg, von der Ofelia erzählt, könnte für Gott stehen, der den Menschen, die sich ihm öffnen, die Unsterblichkeit verheißt, die Felsen und giftigen Dornen für den schwierigen Weg, der zu ihm führt oder auch die Hürden, die das Leben für den Einzelnen bereithält. Die Aussage zu Beginn des Films, dass die Prinzessin die alte Welt verlassen hat, ist ganz einfach die Umschreibung ihrer Geburt. Sie verlässt das Paradies (oder wie auch immer man diesen Ort bezeichnen mag), um eine gewisse Zeit in einer sterblichen, menschlichen Hülle auf der Erde zu verbringen mit dem Ziel, irgendwann wieder in den Urzustand zurückzukehren. Ihr Vater, der schon lange vor ihr gestorben ist, erwartet sie dort bereits, und auch ihre Mutter ist nun dort. Und natürlich ist sie dort eine Prinzessin, denn welche Tochter ist für ihre Eltern keine "Prinzessin" oder umgekehrt: für welches Kind sind seine Eltern (zumindest bis zu einem gewissen Alter) nicht die tollsten Menschen der Welt, sozusagen "König" und "Königin"?

Das vielleicht Bemerkenswerteste an del Toros Film ist seine innere Geschlossenheit. Die beiden völlig verschiedenen Welten – hier die grausame Realität des ausklingenden Bürgerkrieges, dort die nicht minder grausame, aber dennoch märchenhaft schöne Phantasiewelt – passen perfekt zueinander und die jeweiligen Übergänge sind derart nahtlos, dass man sie als völlig selbstverständlich hinnimmt. Das Drehbuch ist nicht nur höchst originell, sondern auch noch schlüssig und konsequent bis ins letzte Detail. Hinzu kommt, dass mich der Film seit der Sichtung vor etwa 10 Stunden überhaupt nicht mehr losläßt. Seither kreisen meine Gedanken ständig um del Toros Werk, so dass ich meine ursprüngliche Absicht, heute Abend einen weiteren Film zu schauen, aufgeben musste, weil ich mich schlichtweg nicht darauf konzentrieren könnte. Ein in jeder Hinsicht herausragendes Werk, das mit seiner stellenweise unnötigen Brutalität und der völlig überzogenen „Selbstvernähung" der Wunde durch den Hauptmann lediglich ein paar klitzekleine Wermutstropfen bereithält.


Foto

THE SOUND BARRIER (David Lean, 1952)


Erzählt wird die Geschichte des visionären Flugzeugbauers John Ridgefield, der sich in den Kopf gesetzt hat, die Schallmauer zu durchbrechen. Dafür ist ihm kein Opfer zu hoch. Weder der Tod seines Sohnes noch der seines Schwiegersohnes bei Testflügen trüben seinen Pioniergeist und auch nicht die Tatsache, dass sich seine Tochter vollkommen von ihm abwendet.

Die Vater-Tochter-Beziehung steht von Beginn an im Mittelpunkt des Films. Susan bewundert ihren Vater für das, was erreicht hat, verachtet ihn jedoch gleichzeitig für seine scheinbare Kälte und Gleichgültigkeit den menschlichen Opfern gegenüber, die seine Besessenheit fordert. Dies vor allem deshalb, weil sie seine Motivation nicht versteht und ihm daher insgeheim Ruhm und wirtschaftliche Interessen als Motiv unterstellt. Erst als ihr Vater ihr am Ende mit ungelenken Worten klarmachen kann, dass es ihm ausschließlich um die Umsetzung seiner Visionen geht, beginnt sie, ihn zu verstehen.

The Sound Barrier unterscheidet sich deutlich vom bisherigen Schaffen Leans. Nicht nur inhaltlich, auch formal. Während seine früheren Filme beinahe reine Dialogfilme sind, gibt es hier erstmals einige spannungsgeladene Actionszenen zu sehen. Diese sind ganz beachtlich, wenn man die Entstehungszeit berücksichtigt, jedoch nie selbstzweckhaft, sondern von eher dokumentarischem Charakter.

David Lean


Foto

MADELEINE (David Lean, 1950)


Die Geschichte um die wegen Mordes angeklagte Madeleine Smith beruht auf einer wahren Begebenheit, und wenn man den Berichten glauben darf, erregte der Prozess im Jahre 1857 landesweit großes Aufsehen. Zu welchen Teilen das Drehbuch nun den tatsächlichen Gegebenheiten entspricht oder Fiktion ist, vermag ich nicht zu sagen; fest steht nur, dass Lean eine außerordentlich fesselnde Geschichte erzählt, die zudem aufgrund des beeindruckenden Spiels mit Licht und Schatten und den düsteren Bildern auch optisch überzeugt. Was wie eine seiner typischen Romanzen beginnt, wandelt sich im zweiten Teil des Films zu einem spannenden Gerichtsthriller. Am Ende wird Madeleine zwar vom Vorwurf des Mordes freigesprochen (genauer: es wird festgestellt, dass man ihr den Mord nicht nachweisen kann), doch was wirklich geschehen ist, bleibt im Dunkeln. Zwar spricht nicht allzu viel dafür, dass sie ihren früheren Liebhaber getötet hat, zweifelsfrei ausgeschlossen wird es jedoch nicht.

Ann Todd war bei Drehbeginn mit Lean verheiratet, und so durfte sie nach The passionate Friends hier gleich nochmal die weibliche Hauptrolle übernehmen. Dass für die Besetzung eher ihre Qualitäten als Ehefrau denn als Schauspielerin ausschlaggebend waren, zeigt sich spätestens bei den Pausen während der Gerichtsverhandlung, wo sie ziemlich unglaubwürdig agiert. Immerhin drohte Madeleine im Falle eines Schuldspruchs die Todesstrafe, aber so etwas wie Angst ist bei ihr nicht einmal ansatzweise zu spüren. Ein Makel, den man verkraften kann, da er in wenigen kurzen Szenen offenbar wird, die übrige Spielzeit bringt sie einigermaßen souverän über die Bühne.

David Lean


Foto

AG-O/CROCODILE (Kim Ki-duk, 1996)


Nachdem mich Address Unknown neulich nicht so überzeugen konnte, war ich dankbar, dass Arte mir mit der Ausstrahlung von Kims Debut Gelegenheit bot, mich mit ihm wieder zu "versöhnen". Dafür erstmal meinen Dank und auch natürlich dafür, dass man den Film im O-Ton zeigte, auch wenn Bild- und Tonqualität ziemlich mies waren.

Ag-o wirkt in mancherlei Hinsicht noch etwas unreif, so ist der Schnitt beispielsweise etwas sprunghaft, die Übergänge zwischen einigen Szenen sind sehr abrupt. Dennoch ist Kims erster Spielfilm überaus sehenswert und weist schon viele der Qualitäten auf, die seine späteren Filme auszeichnen. Bemerkenswert ist, dass es hier kaum Figuren gibt, die richtig unsympathisch sind. Selbst Crocodile entpuppt sich im Laufe des Films als gar kein so übler Kerl, auch wenn er stark zu Gewaltausbrüchen neigt und vor allem zu Beginn wie ein Riesenarschloch rüberkommt. Mit dem Hauptdarsteller Jo Jae-hyeon arbeitete Kim später ja noch häufiger zusammen, u. a. in Seom, Bad Guy oder auch Address Unknown. Ganz hervorragend auch die Schlusssequenz, die ich für eine der gelungensten in Kims Schaffen halte. Eine bedrückende Szene, die zugleich traurig, schockierend, aber auch wunderschön ist.

Kim Ki-duk


Foto

MARS ATTACKS! (Tim Burton, 1996)


Burtons Hommage an die Sci-Fi-Filme der 50er Jahre hat bei mir immer noch nicht richtig gezündet, gefiel mir aber immerhin weit besser als bei der Erstsichtung im Fernsehen vor einigen Jahren. Bemerkenswert ist vor allem die Respektlosigkeit, mit der er zu Werke geht und dabei alles in den Dreck zieht, was dem Durchschnitts-Amerikaner heilig ist. Da wird mal kurz das Weiße Haus in Schutt und Asche gelegt oder der Präsident pulverisiert. Und Tom Jones besingt am Ende den Neuanfang. Beim Design des Films orientierte sich Burton an den Motiven der bekannten Kaugummi-Sammelkarten, was dem Ganzen zusätzlichen Charme verleiht. Leider sind viele Gags auch reichlich flach, richtige Lacher gibt es nur wenige. Dennoch eine recht kurzweilige Angelegenheit.

Tim Burton


Foto

THE PASSIONATE FRIENDS (David Lean, 1949)


Leans 6. Regiearbeit weist starke Gemeinsamkeiten mit Brief Encounter auf. Stellenweise wähnt man sich gar in einem Remake desselben. Die Namen der handelnden Personen sind zwar andere und auch ihre Beziehung untereinander differiert, aber die Grundkonstellation – eine verheiratete Frau zwischen zwei Männern – ist doch sehr ähnlich. Mit Trevor Howard ist sogar einer der Protagonisten wieder dabei, und das in beinahe der gleichen Rolle. Tatsächlich basiert The passionate Friends jedoch auf einer Vorlage H. G. Wells, die Ähnlichkeiten mit Brief Encounter sind wohl eher auf das generelle Interesse Leans an diesem Thema zurückzuführen, zumal die Entstehungszeit des Films in die Trennungsphase von seiner zweiten Frau fällt. Wenige Monate nach der Veröffentlichung heiratete er die Hauptdarstellerin Ann Todd.

Trotz aller Ähnlichkeiten geht Brief Encounter das Thema wesentlich behutsamer an als The passionate Friends. In Ersterem widerstehend die Liebenden letztlich der Versuchung und unterwerfen sich den gesellschaftlichen Konventionen. Laura Jesson entscheidet sich schweren Herzens aber bewusst für ihre Kinder und den Ehemann, während Mary Justin von ihrem Mann verstoßen wird und am Ende alleine und verlassen zurückbleibt, weil auch ihr Geliebter zu seiner Familie zurückkehrt. In ihrer Verzweiflung wirft sie sich vor den ankommenden Zug und wird im letzten Moment von ihrem Mann zurückgerissen, der sie dann doch wieder bei sich aufnimmt. Brief Encounter enthält eine sehr ähnliche Szene, auch hier will sich Laura vor einen Zug stürzen, entscheidet sich jedoch aus dem Verantwortungsbewusstsein ihren Kindern gegenüber und ohne das Eingreifen eines Dritten dagegen. Mary hingegen hat keine Kinder und nachdem sie ihre beiden Männer (scheinbar) verloren hat nichts mehr zu verlieren als das nackte Leben.

The passionate Friends geht in beinahe allen Belangen einen Schritt weiter als der Vorgänger. Aber gerade die subtile Herangehensweise, das Gefangensein in gesellschaftlichen Zwängen und Moralvorstellungen, der Triumph des Geistes über das Herz sind die herausragenden Qualitäten, die diesen auszeichnen und ihm den Status eines Klassikers einbrachten. The passionate Friends blieb dies (zu Recht) verwehrt, denn obwohl er mich durchaus zu fesseln wusste, weckte er beileibe nicht die Emotionen wie Brief Encounter. Der wohl entscheidende Unterschied zwischen einem guten Film und einem Klassiker.

David Lean


Foto

OLIVER TWIST (David Lean, 1948)


Die Sichtung habe ich eine zeitlang vor mir hergeschoben, weil mich Leans zweite Dickens-Adaption bei der Erstsichtung im Fernsehen vor einigen Jahren nicht überzeugen konnte. Leider bestätigte die gestrige Zweitsichtung den damals gewonnen Eindruck. Das ist aber weniger Leans Verschulden, denn objektiv lässt sich seiner Umsetzung wenig vorwerfen. Er hielt sich relativ eng an die Vorlage und kreierte mit den düsteren Schwarzweiß-Bildern eine unheimlich dichte Atmosphäre. Speziell die Anfangsszene, in der die schwangere Mutter Oliver Twists durch die Dunkelheit irrt, ist phänomenal inszeniert. Auch bei der Wahl seiner Darsteller leistete er sich keine Schwäche.

Woran liegt es nun, dass ich trotz allem keinen rechten Zugang zu dem Film finde? Das Problem ist vermutlich die eigentliche Story, denn ähnliche Probleme hatte ich auch mit Polanskis Version. Natürlich ist Dickens Roman ein Klassiker der Weltliteratur, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass ich die Geschichte schlichtweg langweilig finde. Da können sich alle Beteiligten noch so mühen – Oliver Twists Schicksal läßt mich völlig kalt. So bleibt das Ganze unter dem Strich eine zwiespältige Angelegenheit: objektiv gesehen eine weitere hervorragende Arbeit Leans, subjektiv betrachtet ein allenfalls durchschnittlicher Film, der mein Herz nicht erwärmen kann.

David Lean


Foto

THE MANCHURIAN CANDIDATE (John Frankenheimer, 1962)


Ein typischer Vertreter seiner Zeit: in der Hochphase des Kalten Krieges entstanden, die Nachwirkungen der McCarthy-Ära waren noch zu spüren. Angesiedelt direkt nach dem Ende des Koreakrieges, ist die vermeintliche Bedrohung durch den Kommunismus allgegenwärtig, Paranoia allerorten. Nur vor einem solchen Hintergrund sind die Ereignisse, die der Film schildert, denkbar. Die Figur des Senators Iselin ist natürlich an McCarthy angelehnt, wobei Frankenheimer hier noch einen Schritt weiter geht und ihn als willenlose Marionette seiner kalt berechnenden Frau zeigt, eine demagogische Kampfmaschine ohne einen Funken Verstand. Wie so oft in seinen Filmen erzählt Frankenheimer die Geschichte schnörkellos, geradeheraus, direkt auf den Punkt. Damit erzielt er eine immense Spannung, die schließlich in einem zwar vorhersehbaren, nichtsdestotrotz aber schockierenden Finale mündet.

Herauszuheben ist unbedingt die phantastische Leistung Angela Lansburys, die dafür zu Recht eine Oscar-Nominierung erhalten hat. Auch Frank Sinatra agiert überzeugend. Laurence Harvey kommt mir irgendwie bekannt vor, ich weiß nur nicht woher. Die von Janet Leigh verkörperte Figur der Rose Chaney hatte ich anfangs im Verdacht, ebenfalls der kommunistischen Seite anzugehören, jedoch geht Frankenheimer im weiteren Verlauf des Films nicht mehr darauf ein, wobei mir nicht ganz klar ist, ob er den Charakter bewusst so ambivalent belassen wollte, oder ob diese Doppeldeutigkeit gar nicht beabsichtigt war. Ich unterstelle mal Ersteres; in jedem Fall trägt ihr anfangs ziemlich merkwürdiges Verhalten zur unheimlichen Atmosphäre des Films bei und gibt dem Zuschauer das Gefühl, niemandem mehr trauen zu können, gemäß dem Motto: jeder kann ein Kommunist sein. Was nun wiederum hervorragend den damaligen Zeitgeist widerspiegelt. Insofern erzeugt Frankenheimer beim Zuschauer eine ähnliche Unsicherheit wie McCarthy in Teilen der amerikanischen Öffentlichkeit Mitte der 50er Jahre.

John Frankenheimer


Foto

THE TAILOR OF PANAMA (John Boorman, 2001)


Eine harmlose Agentensatire mit einer dämlichen Story und albernen Dialogen (zumindest in der deutschen Synchro). Und ein alternder Regisseur, der seinen Zenit schon vor mehr als 25 Jahren überschritten hat. Ich habe mich trotz der ansprechenden Besetzung königlich gelangweilt.


Foto

BATMAN BEGINS (Christopher Nolan, 2005)


Schon als ich vor etwa sechs Jahren Memento zum ersten Mal gesehen sah, spürte ich, dass Christopher Nolan einmal ein ganz Großer wird. Sein Talent war nicht zu übersehen, und mit seinen bislang fünf Filmen bestätigte er meine damalige Ahnung. Einen zusätzlichen Sympathiebonus bekommt er von mir dafür, dass er im selben Jahr geboren ist wie ich.

Batman begins habe ich nun zum zweiten Mal gesehen. Im Vergleich zu den meisten anderen Comic-Verfilmungen tritt die Action (zumindest in der ersten Hälfte des Films) stark in den Hintergrund. Nolan hat sich viel Zeit genommen, die Charaktere detailliert auszuarbeiten, und so dauert es etwa eine Stunde, bis Batman (zu dem ich übrigens keinerlei Affinität habe, ich mag keine Comics und mit Burtons Batmanfilmen kann ich auch nix anfangen) erstmals als solcher in Erscheinung tritt. Dem Film tut das gut, und auch im weiteren Verlauf hebt er sich mit seiner düsteren Grundstimmung wohltuend von den Genre-Kollegen ab. Glücklicherweise setzte man bei den Effekten überwiegend auf Miniaturen und Modelle, CGI wurde nur dort verwendet, wo es sinnvoll ist. Das Ergebnis sind Actionszenen, die deutlich bodenständiger wirken als bei vielen anderen Comic-Verfilmungen, obwohl sie natürlich weit davon entfernt sind, realistisch zu sein.

Das Set-Design ist beeindruckend. Die Kulissen von Gotham-City sind atemberaubend und erinnerten mich an Ridley Scotts Blade Runner, der mit einer ähnlich unheilvollen Grundstimmung aufwartet. Bei den von der Droge ausgelösten Halluzination kommt Nolan seine besondere Fähigkeit zugute, außergewöhnliche Geisteszustände in Bildern plastisch darzustellen. Seien es die Gedächtnisprobleme des Memento-Protagonisten, der unglaublich echt wirkende Sekundenschlaf während der Autofahrt in Insomnia oder eben hier die Wahnvorstellungen, ausgelöst von der Droge: es gibt kaum einen anderen Regisseur, der dies so überzeugend in Bilder kleiden kann. Faszinierend auch, wie beiläufig er die zahlreichen Rückblenden auf Bruce Waynes Vergangenheit einbaut; sie erfüllen ihren Zweck vollkommen, aber man nimmt sie kaum als solche wahr.

Christopher Nolan ist für mich die Regie-Entdeckung der letzten Jahre. Batman begins ist ein weiterer Beleg seiner Klasse. Ganz großes Blockbusterkino.

Christopher Nolan


Foto

GREAT EXPECTATIONS (David Lean, 1946)


Leans erste Dickens-Adaption markiert zugleich den Start seiner langjährigen Zusammenarbeit mit Alec Guiness, mit dem er insgesamt sechs Filme drehen sollte. Der Beginn in den Sümpfen ist derart düster und unheimlich, dass man sich in einem Horrorfilm wähnt. Die Story fesselt von der ersten Minute an, und auch im weiteren Verlauf gelingt es Lean, eine atmosphärische Dichte zu erzeugen, die ihresgleichen sucht. Das faszinierende Spiel mit Licht und Schatten, das schon den Vorgänger auszeichnete, kommt insbesondere in den Innenräumen des Anwesens Miss Havishams zur Geltung. Darstellerisch wieder weitgehend überzeugend, mit einer Ausnahme: Valerie Hobson in der Rolle der erwachsenen Estella kann ihrer jugendlichen Vorgängerin Jean Simmons, die die Rolle im ersten Teil des Films spielt, nicht annähernd das Wasser reichen. Simmons diabolischer Blick verrät die Freude, die sie empfindet, wenn sie Pip vor den Kopf stoßen kann, lässt dabei unterschwellig jedoch auch einen Hauch von Wohlwollen erahnen. Dagegen verblasst Hobson regelrecht mit einer Performance, die dem Rollenprofil nur notdürftig gerecht wird.

Über das Ende kann man sicherlich streiten. Einerseits sind mir die Charaktere im Laufe des Films schon ans Herz gewachsen, so dass ich froh über die Lösung war. Andererseits wirkt sie aufgesetzt, unglaubwürdig und der Erwartungshaltung des Publikums geschuldet. Wobei ich der erwachsenen Estella (Valerie Hobson) die Männerhasserin eh nicht so richtig abnehme, von daher passt's irgendwie schon wieder, wenn man den Männerhass und die Unfähigkeit zur Liebe nur als zum reinen Selbstschutz vorgeschoben betrachtet.

David Lean


Foto

DAS WILDE LEBEN (Achim Bornhak, 2007)


Ein anspruchsloser aber doch recht unterhaltsamer Film über die wilden Jahre Uschi Obermaiers. Im Prinzip handelt es sich um eine Aneinanderreihung einzelner Episoden, die überwiegend sehr kurzweilig sind. Der Zeitgeist der 60er und 70er Jahre wurde gut eingefangen, die Darsteller überzeugen. Kein Film, der lange im Gedächtnis bleibt, aber der bezaubernden Natalia Avelon bei ihren amourösen Aktivitäten zuzusehen, macht schon Spaß.


Foto

SUCHWIIN BULMYEONG/ADDRESS UNKNOWN (Kim Ki-duk, 2001)


Von Kim bin ich ja einiges gewohnt, aber Suchwiin bulmyeong ist selbst für seine Verhältnisse ein außergewöhnlich harter und düsterer Film. Sein filmisches Schaffen dreht sich seit jeher um psychisch gestörte Personen, aber meist konzentriert er sich dabei auf eine Einzelperson oder eine ungesunde Beziehung zwischen einem Mann und einer Frau. Hier muss es dagegen gleich ein ganzes Dorf sein, das am Rad dreht. Keine der handelnden Personen ist auch nur halbwegs normal, alle leiden an einer tiefen Psychose, viele sind zudem extrem aggressiv – aus den unterschiedlichsten Gründen. Dabei geht Kim derart plakativ zu Werke, dass jede Subtilität auf der Strecke bleibt.

Das Leben im Dorf ist geprägt von der nahegelegenen US-Militärbasis (der Film spielt 1970), und im Laufe der Handlung wird auch ein junger Soldat in die Geschehnisse verwickelt. Während allerdings die Gründe für das irrationale Verhalten der Einheimischen nachvollziehbar sind, ist die Wandlung des scheuen US-Soldaten zum drogenabhängigen Psychopathen schwer verständlich, wozu auch die schwache Leistung Mitch Malums beiträgt. Ein schwacher Darsteller in einem Kim-Film ist mir bisher noch nicht untergekommen, bezeichnenderweise ist es ein US-Amerikaner, der für diesen Ausreißer sorgt. Die koreanischen Darsteller hingegen sind wieder einmal hervorragend gewählt und verkörpern ihre Rollen so perfekt, dass man nie den Eindruck hat, hier seien Schauspieler am Werk.

Die Grundkonstellation wäre an sich auch interessant genug für einen guten Film, nur lässt Kim dieses Mal das Skalpell in der Schublade und packt stattdessen den Holzhammer aus. Die dargestellte Gewalt ist derart repetitiv, dass sie mich nach anfänglicher Faszination bald nur noch ermüdete. Spätestens nach einer Stunde ist man der ständigen Prügelei überdrüssig. Bei jeder Gelegenheit und oft auch völlig grundlos wird drauflos geprügelt. Was bei einer etwas subtileren Herangehensweise durchaus eine Metapher für die Unfähigkeit zur echten Kommunikation (irgendwas gequasselt wird ständig) sein könnte, wirkt hier nur noch plump. Man stumpft zunehmend ab und nimmt gegen Ende selbst die extremsten Gewalttaten wie das Verstümmeln der Brust der eigenen Mutter durch den Sohn oder die Selbstverstümmelung des Auges mit einem Messer kaum noch als solche wahr. Vielleicht tue ich Kim jetzt unrecht, aber Suchwiin bulmyeong ist von den sieben seiner Filme, die ich bisher kenne, sein schlechtester. Obwohl er weit davon entfernt ist, ein schlechter Film zu sein, dafür bietet er dann doch noch zuviel Erquickliches. Die guten Ansätze sind da, nur nutzt Kim sie nicht in der ihm sonst eigenen Souveränität. Schade eigentlich.

Kim Ki-duk


Foto

SHOOTER (Antoine Fuqua, 2007)


Der Name Antoine Fuqua riss mich in der Vergangenheit nicht zu Begeisterungsstürmen hin. Nach dem ganz ansehnlichen The Replacement Killers brachte er nicht mehr viel Sehenswertes zustande, dem belanglosen Training Day folgte der noch viel belanglosere Tears of the Sun bevor er mit dem unsäglichen King Arthur eine DER Gurken der letzten Jahre ablieferte. Umso überraschender, dass ihm mit Shooter ein richtig feines Filmchen gelungen ist, ein schnörkel- und kompromissloser Actionfilm, der ohne viel Tamtam direkt zur Sache kommt. Die Inszenierung verzichtet weitgehend auf neumodische Spielereien und orientiert sich mehr am klassischen Actionfilm der 80er Jahre. Die Shoot-Outs sind erstaunlich blutig, die Story zweckdienlich, wenn auch alles andere als realistisch. Der völlige Verzicht auf Nebenplots hält den Zuschauer in Atem und läßt ihn kaum Luft holen. Shooter wirkt auf mich, als hätte man Andrew Davis' famosen The Fugitive mit einem typischen Stallone- oder Schwarzeneggerfilm der 80er gekreuzt – mit Danny Glover hat man sogar einen der Heroen vergangener Tage aus der Versenkung geholt. Das Ergebnis ist zum Glück kein räudiger Bastard sondern ein äußerst spannendes und schön anzusehendes Actiongewitter, das ich Fuqua in dieser Qualität gar nicht zugetraut hätte.


Foto

BRIEF ENCOUNTER (David Lean, 1945)


Bei Leans letzter Zusammenarbeit mit Drehbuchautor Noel Coward greift er zum ersten Mal ein Thema auf, das ihn später noch häufiger beschäftigen sollte: das der unerfüllten Sehnsucht nach der wahren Liebe. Eine Seelenverwandtschaft Laura Jessons mit Rosy Ryan (Ryan's Daughter) oder Adela Quested (A Passage to India) lässt sich nicht leugnen. Allerdings gibt Laura sich nicht in letzter Konsequenz ihren Gefühlen hin, sondern lässt im entscheidenden Moment ihren Verstand die Oberhand behalten. Gezwungen von ihren Moralvorstellungen (oder denen ihrer Umwelt) sowie ihrem Pflichtgefühl gegenüber Ehemann und Kindern, folgt sie nicht dem Ruf ihres Herzens. Ihr Handeln bleibt letztlich ohne große Konsequenzen (ihr Mann ahnt zwar, dass etwas vorgefallen ist, nimmt sie aber dankbar wieder auf), während Adela Quested und vor allem Rosy Ryan sich selbst zugrunde richten. Allerdings sind die jeweiligen Situationen der drei Frauen auch nur bedingt vergleichbar. Den „sicheren Hafen" Ehe, in den Laura sich zurückziehen kann, hat Adela Quested beispeilsweise nicht. Interessant ist in dem Zusammenhang auch die Tatsache, dass David Lean insgesamt sechsmal verheiratet war. Kein Wunder, dass ihn das Thema immer wieder in seinen Filmen beschäftigte.

Optisch und technisch markiert Brief Encounter einen weiteren Fortschritt in der Entwicklung Leans. Bisher zweifellos sein schönster Film, die Kameraführung ist exzellent und schafft eine beinahe Film-Noir-artige Stimmung. Zudem kann er sich auf eine ausnahmslos überzeugende Darstellerriege verlassen, allen vora Celia Johnson und Trevor Howard. Die Chemie stimmt zwischen den beiden, und dies ist eine Grundvoraussetzung dafür, dass der Film funktioniert.

Ich will nicht bestreiten, dass ich im Vorfeld angesichts der Story eine gewisse Skepsis hegte, inwieweit Lean die schwierige Gratwanderung zwischen ehrlichem Gefühlskino und prätentiösem Kitsch gelingen würde, aber es zeigte sich schnell, dass meine Bedenken unbegründet waren. Er meisterte die Herausforderung ohne Probleme und hat mit Brief Encounter eine ehrlichen, mitreißenden und bewegenden Film geschaffen. Das einzige, was mir missfallen hat, sind die vielen Bemerkungen Lauras aus dem Off. Gewisse Erläuterungen sind sicher hilfreich, zumal die Handlung nichtlinear und in Rückblenden erzählt wird, aber viele Erklärungen sind auch einfach unnötig und nehmen dem Film etwas von seiner Atmosphäre. Beispielsweise wäre die Szene, in der sich Laura vor den Zug stürzen will, auch ohne ihren Kommentar eindeutig zu deuten gewesen, das muss man nicht noch mit Worten erklären. Von dieser kleinen Schwäche abgesehen eine runde Sache.

David Lean


Foto

BLITHE SPIRIT (David Lean, 1945)


Leans zweite Arbeit basiert ebenfalls auf einem Bühnenstück Noel Cowards, aber im Vergleich zum Vorgänger wirkt Blithe Spirit bei weitem nicht so statisch. Zwar ist auch hier der Großteil der Handlung auf wenige Locations beschränkt, aber zwischendurch gibt es immer wieder Außenaufnahmen und Ortswechsel, die Dynamik vermitteln und für Abwechselung sorgen. Sicherlich waren auch bei dieser Produktion die Mittel knapp (schließlich entstand der Film mitten im Krieg), doch kaschierte Lean das sehr geschickt. Auch die Effekte sind ganz ansehnlich, wobei die grüne Schminke der Geister den ein oder anderen zusätzlichen Lacher mit sich bringt.

Komödien mag ich in den seltensten Fällen, aber wenn schon Komödie, dann wenigstens eine, die so vom typisch britischen schwarzen Humor durchsetzt ist wie Blithe Spirit. Die Dialoge sind geistreich, witzig und stellenweise recht makaber. Für die damalige Zeit wird hier erfreulich respektlos mit dem Thema Tod respektive den Toten umgegangen. Und in dem Moment, in dem „Miss Marple“ als Madame Arcati auftauchte, hatte der Film bei mir eh schon gewonnen. In seiner schrulligen Art fühlte ich mich an MacKendricks The Ladykillers oder auch Hitchcocks The Trouble with Harry erinnert, die beide 10 Jahre später entstanden sind.

Blithe Spirit markiert einen deutlichen Fortschritt im direkten Vergleich mit dem Vorgänger und machte mir großen Spaß, woran sicherlich auch die weitaus bessere Bildqualität der DVD ihren Anteil hatte. Für einen 60 Jahre alten Film sieht das Bild verdammt gut aus. Die 90 Minuten vergingen wie im Flug.

David Lean


Foto

THE THREE BURIALS OF MELQUIADES ESTRADA (Tommy Lee Jones, 2005)


Aufgrund der euphorischen Kritiken, die ich im Vorfeld zu Tommy Lee Jones' Regiedebut gelesen hatte, waren meine Erwartungen so hoch, dass ich insgeheim schon wieder eine Enttäuschung befürchtete, aber die blieb zum Glück aus.

Jones ist ein origineller Mix aus Western und Road Movie gelungen, der mit herrlichen Landschaftsaufnahmen und souveränen Darstellern punktet. Nicht zu vergessen natürlich das Drehbuch von Guillermo Arriaga, der bereits u.a. mit Amores Perros und 21 Grams sein Können unter Beweis gestellt hat. Barry Pepper mag ich ja sowieso, und die Rolle des Grenzposten Mike Norton ist ihm wie auf den Leib geschneidert. Nachdem er den mexikanischen Tagelöhner Melquiades erschossen hat, wird er von dessen Freund gezwungen, die Leiche wieder auszugraben und nach Mexiko in den Heimatort zu bringen, um sie dort zu bestatten. Das Ganze wird zu einer Art Wallfahrt, während der Norton aufgrund der extremen körperlichen und psychischen Belastungen, denen er ausgesetzt ist, nach und nach echte Reue zeigt. Am Ende wird er geläutert in die Freiheit entlassen.

Ein ungemein sympathischer Film, der mich stellenweise an Peckinpahs Bring me the Head of Alfredo Garcia erinnerte, mir insgesamt jedoch wesentlich besser gefiel.


Foto

THIS HAPPY BREED (David Lean, 1944)


Los geht's also mit Leans erstem eigenen Film, einer Adaption des gleichnamigen Bühnenstücks seines Freundes und Partners Noel Coward, der den Film auch produziert hat. Erzählt wird die Geschichte der Familie Gibbons, die nach dem Ende des 1. Weltkriegs und der Rückkehr des Familienoberhaupts ein neues Haus bezieht, das sie bei Ausbruch des 2. Weltkrieges 20 Jahre später wieder verlässt. Lean behielt die Charakteristika des Bühnenstücks bei seiner Umsetzung weitgehend bei, der überwiegende Teil der Handlung spielt sich im Haus oder der direkten Umgebung ab. Lediglich zu Beginn gibt es einige Szenen, die nicht im Haus, dem dazugehörigen Garten oder dem davorliegenden Straßenabschnitt spielen.

Ich war einigermaßen überrascht, dass der Film in Technicolor gedreht wurde, war ich doch immer der Meinung, Leans erster Farbfilm sei Summertime gewesen. Da habe ich mich wohl geirrt. ;) (Inzwischen weiß ich, dass auch Blithe Spirit noch in Farbe gedreht wurde, bevor Lean in Schwarzweiß weitermachte.)

This happy Breed bietet einen interessanten Einblick in das Leben einer typischen britischen Mittelklassenfamilie, die zwar noch unter den Auswirkungen des Kriegs zu leiden hat, diesen aber vergleichsweise gut und weitgehend unbeschadet überstanden hat. Die wirklich tragischen Ereignisse treten erst in den Folgejahren ein, beispielsweise der Tod einer Tochter und ihres Ehemannes durch einen Unfall mit einem LKW. Dabei hat der Film mit den Problemen zu kämpfen, die Bühnenstückadaptionen üblicherweise mit sich bringen. Die Beschränkung auf einen Handlungsort hat zur Folge, dass man die zahlreichen Ereignisse meist nur erzählt bekommt, es bleibt also der eigenen Phantasie überlassen, sich deren Hergang im Detail auszumalen. Dies kann man natürlich auch als Vorteil ansehen, ich persönlich bevorzuge jedoch eine visuelle Umsetzung. Doch auch wenn hier nicht die ganz großen Emotionen geweckt werden, ist das Ganze alles andere als langweilig. Man erfährt viel über die Denkweise der Menschen damals, ihre Ängste, geschürt durch die Verunsicherung und Verluste des vergangenen Krieges, der ungewissen Zukunft und der Angst vor einem neuen Krieg. Auch die sozialen und wirtschaftlichen Probleme und Ungerechtigkeiten werden thematisiert, obwohl sie angesichts der einigermaßen komfortablen Lage, in der sich die Familie Gibbons befindet, keine zentrale Rolle einnehmen.

Am Ende schließt sich dann der Kreis: der neue Krieg beginnt, die Familie zieht aus und der Film endet mit der gleichen Einstellung des leeren, unbewohnten Hauses, mit der er begann.

David Lean





Filmtagebuch von...

Tommy The Cat
  • Senior-Member
  • PIPPIPPIP
  • 299 Beiträge

Neuste Kommentare

Letzte Besucher

Filmtagebuch durchsuchen