Das war er also, mein James-Bond-Marathon. Es begann vor knapp zwei Monaten damit, dass ich bei ebay meine zum damaligen Zeitpunkt Lieblingsbonds (
Dr. No,
Goldfinger und
Thunderball) ersteigern wollte, um in den Genuss der verbesserten Bildqualität der Ultimate Editions zu kommen. Da die drei anderen Connery-Bonds besonders günstig zu haben waren, kaufte ich diese gleich mit und wollte es dabei auch bewenden lassen. Damals konnte ich noch nicht ahnen, dass sich mit der Sichtung der ersten Filme eine solche Begeisterung einstellen würde, dass ich gar nicht mehr genugbekommen konnte von den Abenteuern des berühmtesten Geheimagenten der Welt. Einen nicht unerheblichen Anteil daran hat sicherlich die höchst beeindruckende Bildrestauration der von MGM beauftragten Spezialisten von Lowry Digital, die (wohl nicht nur bei mir) immer wieder für ungläubiges Staunen sorgte. Es macht einfach irre Spaß, wenn man Filme, die 40 Jahre und mehr auf dem Buckel haben, in einer Bildqualität genießen kann, die selbst viele aktuelle Produktionen nicht bieten.
Was also zunächst als reine Connery-Bond-Serie geplant war, endete damit, dass ich mir nach und nach auch alle anderen Bonds auf DVD besorgte und mir 21 Filme in chronologischer Reihenfolge einverleibte. Dabei hatte ich einen solchen Spaß – das glaubt mir kein Mensch, oder höchstens derjenige, der eine solche Aktion auch schon hinter sich hat. Es ist hochinteressant, die Entwicklung der Serie vom reinen Agentenfilm mit kleinen Actioneinlagen (
Dr. No,
From Russia with Love) hin zu den immer stärker actionorientierten Filmen der 70er und 80er Jahre zu sehen, wobei zwischendurch immer wieder Rückbesinnungen auf alte Qualitäten erkennbar sind, wenn man es im Vorgänger zu doll getrieben hatte. Die neueren Bonds mit Brosnan unterscheiden sich bei genauer Betrachtung gar nicht mal so sehr von den Moore-Bonds der 70er, wenn man die technische und politische Entwicklung in die Betrachtung miteinbezieht. Und das muss man, denn die Bond-Serie kann natürlich nicht losgelöst vom jeweils aktuellen politischen Geschehen funktionieren, ebensowenig wie der technische Fortschritt ignoriert werden kann. Während man 1964 in
Goldfinger die Zuschauer mit einem Auto mit Schleudersitz und integriertem Ölwerfer in ungläubiges Staunen versetzen konnte, lockt man heutzutage damit keinen Hund mehr hinter dem Ofen hervor (was natürlich nichts daran ändert, dass ich
Goldfinger nach wie vor für den besten Bondfilm halte). Vor diesem Hintergrund ist es nur logisch, dass auch die Actionszenen im Laufe der Jahre immer spektakulärer wurden, auch wenn es in jüngster Zeit zunehmend schwieriger wurde, der Vorreiterrolle, die die Bondfilme in dieser Hinsicht seit jeher innehatten, gerecht zu werden. Dies gipfelte dann schließlich in dem vollkommen albernen
Die another Day, bei dem wohl auch die Produzenten erkannten, dass es so nicht weitergehen konnte und mit
Casino Royale einen mehr als gelungenen Neubeginn wagten, der mich den kommenden Bonds mit großer Hoffnung entgegenblicken lässt.
Ich habe gesehen, dass die anderen hier im Forum, die eine ähnliche Aktion hinter sich haben, am Ende die Filme in Listform nach Gefallen bewertet haben. Ich sehe mich dazu außerstande, da man viele Filme nur bedingt vergleichen kann und mir bis auf zwei Ausnahmen alle auf ihre Art gefallen haben. Letzteres ist sicher auch ein Beleg für den hohen Qualitätslevel der Reihe, der seit den Anfangstagen aufrecht erhalten wurde, Ausreißer nach oben oder unten natürlich inbegriffen. Ich beschränke mich daher in meiner Einordnung der einzelnen Filme auf die Aussage, dass die 5 besten Bonds für mich (in chronologischer Reihenfolge)
Dr. No,
Goldfinger,
Thunderball,
For your eyes only und
Casino Royale sind, die beiden schlechtesten
Tomorrow never dies und (der absolute Tiefpunkt)
Die another day. Der Rest liegt irgendwo dazwischen.
Auch mit allen Bond-Darstellern bin ich gut klargekommen, lediglich Lazenby konnte mich nicht überzeugen. Connery gefällt mir nach wie vor am besten in der Rolle, gefolgt von Brosnan, Dalton und Moore, wobei ich jetzt ausschließlich die Leistung des Darstellers unabhängig von der Qualität der Filme werte (dass TND und DAD so in die Hose gingen, ist nicht Brosnan anzulasten). Craig hat mir ebenfalls sehr gut gefallen, aber bedingt dadurch, dass er bisher nur einen Film gemacht hat, tue ich mich mit einer Einordnung schwer.
Kurz noch ein Wort zu den Regisseuren: der wichtigste und beste Bondregisseur war natürlich Terence Young, der nicht nur die ersten beiden Bonds gemacht hat, sondern auch den Stil der Serie prägte und bis heute prägt. Die Zeit nach Young gehörte zunächst Guy Hamilton und Lewis Gilbert, die sich in der Regie quasi abwechselten. Hier geht der Punkt natürlich klar an Hamilton, der unter dem Strich einfach die besseren Filme machte, während Gilberts drei Beiträge allesamt zu den schwächeren der Reihe gehören. Anschließend übernahm John Glen das Ruder, der die Bondserie souverän durch die 80er Jahre steuerte. Danach war es dann mit der Kontinuität auf dem Regiesessel vorbei, so dass nur noch Martin Campbell einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen konnte, der bei zwei Filmen Regie geführt hat.
So, genug des Geschwafels, das Thema Bond wird jetzt (vorerst) zu den Akten gelegt.
James Bond