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Camelback Cinema

Tommy The Cats filmische Sternstunden

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DAVID-LEAN-Reihe: Vorwort


I wouldn't take the advice of a lot of so-called critics on how to shoot a close-up of a teapot. (David Lean)

Nachdem der Postmann mir gestern die David-Lean-Vollbedienung in Form eines 9 DVDs umfassenden Boxsets gebracht hat, habe ich mich entschlossen (sicherlich auch inspiriert durch Funxtons Polanski- und Funkhunds de Palma-Reihe), das Werk David Leans einer systematischen Betrachtung zu unterziehen – in chronologischer Reihenfolge selbstverständlich. Dabei kommt mir die Tatsache zugute, dass mir mit Ausnahme von In which we serve, wo er neben Noel Coward nur die zweite Geige spielte und Summertime alle seine Filme auf DVD vorliegen. Letzteren werde ich noch rechtzeitig besorgen, bei ersterem muss ich mal gucken, ob es eine brauchbare DVD gibt. (Für entsprechende Hinweise wäre ich dankbar!) Seine beiden letzten Filme Ryan’s Daughter und A Passage to India lasse ich unberücksichtigt, da ich sie kürzlich erst gesichtet und in meinem Filmtagebuch besprochen habe. Erwähnenswert ist noch, dass ich von Leans Frühwerk bisher nur Oliver Twist kenne. Dementsprechend gespannt blicke ich den Sichtungen der kommenden Wochen entgegen.

David Lean


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A GOOD YEAR (Ridley Scott, 2006)


Scott liefert mit A good Year ein seichtes, jederzeit vorhersehbares Gute-Laune-Filmchen ab, das mich trotz der flachen Story und der stereotypen Charaktere recht gut unterhalten hat. Die nicht zu bestreitenden Schauwerte bestehen aus dem wunderschönen Weingut in der Provence sowie Marion Cotillard. Russell Crowe wirkt irgendwie unterfordert, dafür macht man mit dem sympathischen Didier Bourdon in der Rolle des grummeligen Weinpflegers Francis Duflot Boden gut. Star des Films ist aber Albert Finney, der Crowe die Show stiehlt, obwohl er nur in einigen Rückblenden zum Einsatz kommt. Insgesamt hätte dem Film etwas mehr Ernsthaftigkeit gut getan, einige Szenen sind doch arg albern geraten wie beispielsweise Skinners Probleme mit dem Navigationsgerät. Dennoch: A good Year verbreitet gute Laune, und als gemütlicher Ausklang nach einem langen Arbeitstag taugt er allemal.

Ridley Scott


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TAXI DRIVER (Martin Scorsese, 1976)


Someday a real rain will come and wash all this scum off the streets.

Lange nicht mehr gesehen, da war die neue DVD ein willkommener Anlass für eine Auffrischung. Scorseses verstörendes Porträt eines Mannes auf der Suche nach Erlösung aus seiner Einsamkeit zählt sicherlich zu den faszinierendsten Filmen der 70er Jahre. Der bedrohliche Score von Bernard Herrmann bildet die perfekte Untermalung der beinahe apokalyptischen Bilder Michael Chapmans, und Robert de Niro zeigt hier eine der beeindruckendsten Leistungen seiner Karriere. Mit seiner Darstellung schafft er es, beim Zuschauer Sympathien für Travis Bickle zu wecken, trotz dessen extremer Ansichten. Wahrscheinlich hat sich jeder schon mal dabei ertappt, wie ihm ähnliche Gedanken wie die in dem oben verwendeten Zitat durch den Kopf gingen. Entscheidend für die Identifikation mit ihm ist auch die Tatsache, dass praktisch die gesamte Handlung aus seiner Sicht geschildert wird inklusive aus dem Off gesprochener Passagen seines Tagebuchs. Es gibt keine einzige Szene, in der de Niro nicht präsent ist, was gleichzeitig bezeichnend für seine Situation ist: außer ihm selbst gibt es niemanden in seinem Leben, wie er auch selbst sagt: Loneliness has followed me my whole life. Everywhere. In bars, in cars, sidewalks, stores, everywhere. There's no escape. I'm God's lonely man.

Martin Scorsese


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LEAVE HER TO HEAVEN (John M. Stahl, 1945)


Yes, she is that kind of a monster!

Von dem Film hatte ich bis vor kurzem noch nie etwas gehört. Die DVD lag bei Tedi für 2 Euro rum, der Klappentext klang interessant, Vincent Price spielt mit und einen Oscar konnte man auch einsacken, also habe ich die DVD mitgenommen. Meine Erwartungen waren dementsprechend gering, aber zu meiner Überraschung verbirgt sich hinter dem merkwürdigen deutschen Titel Todsünde ein mehr als ansehnliches Filmchen, dass mich über die gesamte Spielzeit zu fesseln wusste.

Einen erheblichen Anteil daran trägt die zu Recht oscarprämierte Bildkomposition von Leon Shamroy, die mit ihren in warme, sommerliche Farben getauchten Landschaftsaufnahmen einen interessanten Kontrast zur Gefühlskälte der von Gene Tierney verkörperten Ellen Harland bildet. Wobei Gefühlskälte nicht ganz richtig ist, da diese ja nur jene trifft, die ihrer Liebe zu ihrem Mann im Weg zu stehen scheinen. Ihr eiskalter Blick als sie, im Boot sitzend, in aller Seelenruhe zusieht, wie ihr behinderter Schwager ertrinkt, ließ mir die Nackenhaare zu Berge stehen. Gedreht wurde offenbar ausschließlich on location; billige Studiokulissen und Matte-Paintings sucht man hier vergebens. Stattdessen werden dem Zuschauer atemberaubende Naturkulissen geboten, an denen man sich gar nicht sattsehen kann. Aber nicht nur die Verpackung ist schön – auch der Inhalt kann überzeugen. Die spannende Story bietet genug Raum für eine recht detaillierte Charakterentwicklung, wobei natürlich die Figur der Ellen im Vordergrund steht. Aus den Äußerungen über ihr Verhältnis zu ihrem Vater glaubte ich, Hinweise auf eine inzestuöse Verbindung herauszuhören, aber die Sache bleibt vage genug, um dem Zuschauer die Interpretation zu überlassen. Zumindest aber wird deutlich, dass das Verhältnis zu ihm weit über die übliche Vater-Tochter-Beziehung hinausging.

Darstellerisch ragt vor allem die bereits erwähnte Gene Tierney heraus, die die Rolle der paranoiden, mit ihrer grenzenlose Liebe alles verzehrenden Ellen absolut glaubwürdig spielt. Der übrige Cast passt sich diesem Niveau an, wobei Vincent Price seine schon damals vorhandene phänomenale Ausstrahlung erst gegen Ende ausspielen kann. Womit wir auch schon beim einzigen Schwachpunkt dieses ansonsten rundum gelungenen Films wären: das arg konstruierte, zwanghaft herbeigeführte Happy End stieß mir richtig übel auf und passte überhaupt nicht zum Rest des Films. Hier war überdeutlich das Bemühen zu spüren, den Zuschauer letztlich gutgelaunt aus dem Kinosaal zu entlassen. Stattdessen hätte man die Geschichte konsequent zu Ende führen und mit einer Verurteilung Ruths wegen Mordes enden lassen sollen, zumal sich mir nicht erschließen will, wieso die paar Sätze von Richard die Geschworenen von Ruths Unschuld überzeugen sollten, angesichts der erdrückenden Last (gefälschter) Beweise ihrer Schuld. Aber sei’s drum – ich habe keine Lust, mir die Freude über diesen überaus gelungenen Film durch die letzten zwei Filmminuten verderben zu lassen.


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BEETLE JUICE (Tim Burton, 1988)


Ein typischer Tim-Burton-Film. Schräg, bizarr, abgefahren. Das Set-Design erinnerte mich an Edward Scissorhands, der Humor an die Adamsfamily. Wie auch bei Corpse Bride und The Nightmare Before Christmas begeisterte mich die Detailverliebtheit, die irrsinnigen Ideen, die das Team um Tim Burton in die Tat umgesetzt hat. Alleine beim Gang zur Fürsorgestelle für die Verstorbenen wird ein wahres Feuerwerk an Gags abgebrannt und die allgegenwärtige Bürokratie durch den Kakao gezogen. Auch im Tod geht eben nichts ohne Formulare und Handbücher.

Michael Keaton nervte mich phasenweise etwas mit seiner völlig überzogenen Darstellung, dafür gaben Geena Davis und Alec Baldwin ein absolut liebenswürdiges Päärchen ab. Auch toll: eine sehr junge Winona Ryder in der Rolle der todessehnsüchtigen Lydia: My life is a dark room. One big dark room.

Die Special Effects sind zwar überwiegend billig, versprühen aber ihren ganz eigenen Charme und rücken Beetle Juice rein optisch in die Nähe der bereits erwähnten Burton’schen Puppenfilme.

Tim Burton


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VIRGINIA CITY (Michael Curtiz, 1940)


Der letzte Film der Bogart-Reihe, den ich aufgenommen habe. Ein klassischer Western mit einem gewohnt charmanten Errol Flynn in der Hauptrolle und Bogart als Anführer einer Banditenhorde. Erwähnenswert sind die gute Story und die souveränen Darstellerleistungen. Nur sind leider klassische Western nicht so mein Ding (von einigen herausragenden Genrevertretern mal abgesehen), so dass sich meine Begeisterung in Grenzen hält. Solide Unterhaltung sicherlich, mehr aber nicht.


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DARK PASSAGE (Delmer Daves, 1947)


Trotz der arg konstruierten Handlung, die sich bei nüchterner Betrachtung als ziemlicher Unfug erweist, und der klischeehaften Figuren (der unschuldig verurteilte Mörder, der seine Unschuld beweisen will, die aufopferungswillige Frau, die durch das ähnliche Schicksal ihres Vaters geprägt, ihm hilft, der schmierige Kleinganove, der durch Zufall die Chance sieht, eine großen Coup zu landen, etc.) machte mir der Film großen Spaß. Denn Regisseur Daves hat den ganzen Unsinn äußerst kurzweilig inszeniert, er beschränkt sich immer auf das Wesentliche, so dass man als Zuschauer ständig am Ball bleibt. Dazu ein glänzend aufgelegter Bogart, der einmal mehr mit seiner Frau Lauren Bacall zusammenfinden darf. Alleine den beiden zuzusehen, sichert dem Film schon die halbe Miete. Zudem ist das alles auch ziemlich spannend, solange man nicht genauer über die Story nachdenkt. Und die Synchro war hier immerhin nicht ganz so schlimm wie bei High Sierra.


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HIGH SIERRA (Raoul Walsh, 1941)


Ordentlicher Gangsterfilm mit einem gewohnt souveränen Bogart. Allerdings ist der Mittelteil recht zäh geraten, der Nebenplot mit der Operation des Klumpfußes wäre meiner Meinung nach entbehrlich gewesen und zieht das Ganze unnötig in die Länge. Dafür wird man dann mit der fulminaten Verfolgungsjagd am Schluss entschädigt. Die Synchro war eine mittlere Zumutung und trübte den Filmspaß doch erheblich. Schade, dass 3Sat bei der tollen Bogart-Reihe nicht die Möglichkeit anbietet, die Filme im O-Ton anzusehen.


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THE BIG SLEEP (Howard Hawks, 1946)


Die von 3Sat über die Weihnachtsfeiertage angesetzte Humphrey-Bogart-Reihe bietet mir eine willkommene Gelegenheit, die ein oder andere Lücke zu schließen und ein paar ungesehene Klassiker mit dem kleinen Großen nachzuholen. Den Auftakt bildete Casablanca, den ich mir geschenkt habe, weil ich die DVD besitze und ihn auch schon mehrfach gesehen habe. Deswegen steige ich mit Hawks The Big Sleep ein.

Ganz ohne Zweifel einer der großen Klassiker des Film Noir. Die Stärken des Films sind seine tolle Atmosphäre und natürlich das überragende Paar Bogart/Bacall. Insbesondere Bacall überzeugt in der Rolle der undurchsichtigen, geheimnisvollen Femme Fatale, die dem kaltschnäuzigen Philip Marlowe den Kopf verdreht. Dabei kommt ihr auch die wirre Story zugute, die einen erheblichen Anteil daran hat, dass man bis zum Schluss nicht weiß, was sie eigentlich antreibt. Womit wir auch schon beim großen Schwachpunkt des Films wären: die Story ist dermaßen verworren, dass ich sie auch beim zweiten Gucken (bei der ersten Sichtung während der TV-Ausstrahlung kämpfte ich aufgrund der späten Uhrzeit dauernd mit dem Schlaf, deswegen schaute ich mir die Aufnahme am nächsten Abend nochmal an) nicht richtig verstanden habe. Eine Beurteilung der Dialogqualität fällt mir schwer, weil ich nur die synchronisierte Fassung gesehen habe. Stellenweise klangen die Dialoge etwas holprig, ließen aber dabei aufgrund des unterschwelligen Humors immer Raum für die Hoffnung, dass dies lediglich eine Schwäche der eingedeutschten Fassung ist. Muss mir das Teil bei Gelegenheit mal im O-Ton ansehen. Vielleicht verstehe ich dann auch, wer wen warum erpresst bzw. ermordet hat...

Alles in allem bereitete mir The Big Sleep zwei vergnügliche Stunden mit Bogart und Bacall, ohne jedoch an die Klasse von Bogarts Besten (Casablanca, Treasures of the Sierra Madre) heranzureichen.

Howard Hawks


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RYAN'S DAUGHTER (David Lean, 1970)


Immer wieder faszinierend zu sehen, wie Lean es schafft, eine im Grunde genommen einfache Geschichte auf epische Größe aufzublasen, wobei das Wort „aufblasen" keineswegs negativ gemeint ist. Im Gegenteil: hätte ein x-beliebiger anderer Regisseur diese doch eher triviale Geschichte verfilmt, wäre vermutlich ein langweiliger, uninteressanter Streifen herausgekommen, ein typischer Frauenfilm. Nicht so bei Lean: durch die geschickte Integration eines politischen Hintergrundes und die sprachlos machende Bildsprache schafft er es wie schon bei Doctor Zhivago und später A Passage to India, den Zuschauer unvermittelt in den Film hineinzusaugen und ihn nach dreieinhalb Stunden wieder hochzufrieden zu entlassen. Dabei hat man aber nie das Gefühl, einen politischen Film zu sehen. Lean verliert sein eigentliches Thema nie aus den Augen und setzt den Focus klar auf die mit ihrer Ehe unzufriedene Rosy Ryan, die sexuelle Erfüllung bei dem jungen britischen Major Doryan sucht und findet. Den irischen Osteraufstand nutzt er dabei lediglich als Hintergrund, um seine Figuren und die Geschichte in seinem Kontext zu verorten, ähnlich wie die russische Oktoberrevolution beim Vorgänger. Die größten Schauwerte des Films sind zweifellos die atemberaubenden Landschaftsaufnahmen der irischen Halbinsel Dingle. Hervorzuheben außerdem die erstklassige Besetzung bis in die Nebenrollen, wobei mich das Wiedersehen mit Trevor Howard besonders gefreut hat.

Auffällig sind die Parallelen zwischen Rosy Ryan und Adela Quested aus Leans letztem Film A Passage to India. Beide sind mit ihren jeweiligen Männern unzufrieden und stürzen sich auf der Suche nach der sexuellen Erfüllung selbst ins Unglück – auf unterschiedliche Weise natürlich. Die Klasse von A Passage to India erreicht Ryan's Daughter dabei nicht ganz, aber die seinerzeit teilweise sehr harschen Kritiken hat der Film nicht verdient. Auch wenn er inzwischen quasi rehabilitiert ist und bei den Liebhabern von Leans Filmen den Status erreicht hat, den er verdient, waren diese völlig überzogenen Kritiken der Grund dafür, dass einer der größten Regisseure, die die Welt je gesehen hat, eine Schaffenspause von fast 14 Jahren einlegte. Und das ist angesichts der Klasse seiner Filme beinahe als tragisch zu bezeichnen.

David Lean


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THE ITALIAN JOB ( Peter Collinson, 1969)


Mäßig unterhaltsames Filmchen, dass auf Gedeih und Verderb versucht lustig zu sein, es aber nicht ist. Ich habe jedenfalls kein einziges Mal gelacht. Michael Caine ist erstaunlich unsympathisch und ließ in jungen Jahren das starke Charisma vermissen, das ihn heute auszeichnet. Das fiel mir zwar schon bei dem kürzlich gesichteten Get Carter auf, aber damals schob ich das auf die Synchro, die ich dieses Mal nicht ins Feld führen kann. Die eigentlich spektakuläre Flucht mit den Minis wird ihrer Wirkung durch die dämliche Musik und die holprige Inszenierung vollständig beraubt und zieht sich beinahe endlos in die Länge. Lediglich das Ende ist gelungen, ein Cliffhanger im wahrsten Sinne des Wortes, aber retten kann er den Film dann auch nicht mehr. Da war selbst das dürftige 2003er Remake unterhaltsamer. Die DVD ist ein klarer Fall für ebay.


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THE SHAWSHANK REDEMPTION (Frank Darabont, 1994)


Get busy living, or get busy dying.

Es gibt nicht viele Filme, die ich öfter gesehen habe als Darabonts Adaption der großartigen King-Novelle Rita Hayworth and Shawshank Redemption. Und dennoch ist jede Sichtung immer wieder ein besonderes Erlebnis. Darabont ist ein mitreißendes Plädoyer dafür gelungen, dass man die Hoffnung nie aufgeben sollte, egal wie trostlos die eigene Lage auch sein mag. Wie auch bei seiner späteren King-Adaption The Green Mile bleibt er dabei sehr eng an der Vorlage und fängt den Geist der Kingerzählung auf eine Weise ein, die King selbst nicht besser hinbekommen hätte. Und auch wenn er sich am Ende die Freiheit nimmt, über die Vorlage hinauszugehen und die beiden Freunde in Mexiko wieder zusammenzuführen, zeigt er dies dezent genug und völlig frei von Kitsch.

The Shawshank Redemption zählt zu den ganz wenigen Filmen, die nicht den geringsten Makel aufweisen, von vorne bis hinten schlichtweg perfekt sind und auch nach der zehnten Sichtung noch die gleiche Magie entfalten wie bei der ersten. Ein zeitlos schönes Monument gegen die Hoffnungslosigkeit.

Frank Darabont


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THE DRIVER (Walter Hill, 1978)


Die Sympathien sind klar verteilt in Hills Großstadtwestern. Auf der einen Seite der ruhige, zurückhaltende, irgendwie sympathische Driver, der Schusswaffengebrauch bei seinen Aufträgen ablehnt, auf der anderen Seite der asoziale Arschloch-Cop, dem jedes Mittel recht ist, um den Driver hinter Schloss und Riegel zu bringen, der sogar einen Banküberfall in Auftrag gibt, um seinen Widersacher zu schnappen. Die Actionszenen sind recht behäbig inszeniert, wie meist bei Hill, und selbst den Autoverfolgungsjagden wohnt einen gewisse Trägheit inne. Unter dem Strich eine runde Sache.

Walter Hill


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ALEXANDER - Final Cut (Oliver Stone, 2004)


Die Kinofassung konnte mich seinerzeit nicht vollends überzeugen, auch wenn sie mir insgesamt recht gut gefallen hatte. An Einzelheiten kann ich mich nicht mehr erinnern, aber ich weiß noch, dass mein Hauptproblem in der nicht erkennbaren Motivation Alexanders für seine beispiellosen Eroberungszüge lag. Diese kam in der Kinofassung nicht richtig zur Geltung, ebenso wie die beinahe unglaublichen kriegerischen Erfolge ein wenig ins Hintertreffen gerieten.

Ganz anders nun der Final Cut (den Director's Cut hatte ich mir in weiser Voraussicht gleich geschenkt): Stone geht viel detaillierter auf die Motive Alexanders ein und verleiht seinem Charakter durch zahlreiche Rückblicke auf dessen Kindheit enorme Tiefe. Er zeichnet Alexander als einen Mann, der ähnlich wie sein Streitross quasi Angst vor seinem eigenen Schatten hat und auf der ständigen Flucht vor sich selbst ist. Diese treibt ihn quer durch Europa bis nach Indien, wo er schließlich nach einer schweren Verwundung die Heimreise antritt. Ob diese Motive Alexanders den historischen Tatsachen entsprechen, sei mal dahingestellt und wird sowieso nie geklärt werden – auf mich wirken sie glaubwürdig. Damit enthält der Final Cut den entscheidenden Mosaikstein, der der Kinofassung fehlte. Und nicht nur dass: die Kampfszenen wirken nun viel realistischer und dynamischer und vermitteln dem Zuschauer ein Gefühl dafür, wie eine solche Schlacht in Wirklichkeit ablief. Dazu gehören auch die zahlreichen blutigen Details, die Stone eingefügt hat, wie abgehackte Gliedmaßen und dergleichen. Ich bin nun wahrlich kein Gorefreak, aber das viele zusätzliche Blut gibt den Kämpfen die Härte und Brutalität, die die Kinofassung vermissen ließ.

Gut gefiel mir auch der neue dramaturgische Aufbau. Stone erzählt Alexanders Leben in nichtchronologischer Reihenfolge und wechselt ständig in der Zeit hin- und her, ohne dass dies übermäßig konstruiert wirkt. Die Sets sind teilweise atemberaubend schön, insbesondere Babylon ist hervorragend gelungen und lässt erkennen, wofür die 160 Mio, die der Film gekostet hat, verwendet wurden. Makellos ist der Final Cut zwar immer noch nicht, denn mit Angelina Jolie in der Rolle der Olympia kann ich mich nach wie vor nicht anfreunden und auch das geschwätzige Ende wäre entbehrlich gewesen. Ich hätte den Abspann direkt nach der Sterbeszene Alexanders gestartet, mit dem Zerbrechen des Siegelrings. Aber das sind angesichts der Stärken des Gesamtwerks eher Kleinigkeiten, die den rundum positiven Eindruck nicht nachhaltig trüben können.

Alexander der Große war einer der größten Feldherrn aller Zeiten. Wirkte er in der Kinofassung eher wie ein starker, aber historisch völlig unbedeutender Kriegsfürst, ist es Stone nun mit dem Final Cut gelungen, dem Zuschauer diese Größe Alexanders auch in Bildern zu vermitteln. Ein mitreißendes Filmerlebnis, dass trotz der stattlichen Spieldauer von 3 ½ Stunden keine Minute langweilig wird.

Oliver Stone


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DRACULA: PRINCE OF DARKNESS (Terence Fisher, 1966)


Die offizielle Fortsetzung von Dracula (1958) nimmt sich viel Zeit mit der Einführung der Charaktere und setzt zunächst mehr auf den Aufbau einer dichten Atmosphäre als auf Schockeffekte. So dauert es mehr als 45 Minuten bis Dracula zum ersten Mal erscheint. Dies gereicht dem Film aber keineswegs zum Nachteil, sondern bietet dem Zuschauer eine hervorragende Identitfikationsmöglichkeit mit den beiden Paaren, die leichtsinnigerweise trotz vorheriger Warnung auf Draculas Schloss übernachten. Auch das Fehlen von Peter Cushing macht sich nicht negativ bemerkbar, auch wenn sein Quasi-Ersatz Andrew Keir in der Rolle des Father Sandor dessen überwältigende Ausstrahlung vermissen lässt. Seine Sache macht er dennoch gut. Draculas Auferstehung schließlich ist für die damalige Zeit recht effektiv in Szene gesetzt und sorgt dann letztlich doch noch für den wohligen Schauer, der sich bei jedem Terence-Fisher-Film früher oder später einstellt. Eine rundum gelungene Fortsetzung also, bei der alles richtig gemacht wurde.

Terence Fisher


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MIAMI VICE (Michael Mann, 2006)


Gefiel mir etwas besser als bei der Erstsichtung, dennoch ist Miami Vice nur wenig mehr als ein solider Cop-Thriller. Von Michael Mann erwarte ich immer das Besondere, das Außergewöhnliche, und besonders oder gar außergewöhnlich ist hier nicht viel. Manns Stil ist zwar unverkennbar, audiovisuell ist der Film wieder einmal ein Genuss. Die Story dagegen ist typische US-Standardware, schon hundertmal gesehen, die Charaktere sind stereotyp und flach, die Darsteller solide, aber nicht herausragend. Als Film an sich ok, als Michael-Mann-Film doch eher enttäuschend.

Michael Mann


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DEATH PROOF (Quentin Tarantino, 2007)


You'll crack my back. You'll give me foot massages. And after I shower, you put moisturizer on my butt.

Viele Frauenfüße gibt es hier zu sehen, meist in Großaufnahme. Und ein paar Ärsche auch. Tarantino frönt seinem Fuß-Fetisch in seinem neuesten Werk in bisher noch nicht gesehener Hemmungslosigkeit. Insbesondere Sydney Poitier macht dabei eine gute Figur. Aber auch darüber hinaus trifft Tarantino bei mir wieder voll ins Schwarze. Ist der Beginn noch etwas verhalten, weil die Gespräche der Mädels mich nicht so richtig packen, nimmt der Film dann nach dem Lap-Dance doch ordentlich Fahrt auf. Kurt Russell merkt man seine Freude, noch einmal eine größere Rolle spielen zu können, deutlich an und die Mädels in der zweiten Hälfte gefielen mir sowieso viel besser.

Eine echte Entdeckung ist Zoe Bell, die sich hier selbst spielt und dabei unter Beweis stellt, dass sie nicht nur eine gute Stuntfrau sondern auch eine brauchbare Schauspielerin mit starker Ausstrahlung ist. Zum ersten Mal wurde mir bewusst, dass ein neuseeländischer Akzent auch eine erotisierende Wirkung haben kann.

Death Proof ist nicht nur wieder mit Filmzitaten gespickt, sondern auch selbstreferenziell bis zum Abwinken. Ob Big-Kahuna-Burger, Red-Apple-Zigaretten, der Twisted-Nerve-Klingelton oder der obligatorische Shot aus dem Innern eines Kofferraums: Kenner der Tarantinofilme schmunzeln wissend vor sich hin. Und auch das nunmehr dritte Auftauchen des Texas Rangers Earl McGraw (Michael Parks) deutet darauf hin, dass Tarantino sich zunehmend sein eigenes Filmuniversum schafft, wobei Parks Auftritt dieses Mal nicht ganz so unterhaltsam ist wie in Kill Bill. Dennoch immer wieder ein Genuss ihm zuzusehen und vor allem zuzuhören mit seiner unnachahmlichen Art zu sprechen.

Die große Verfolgungsjagd im letzten Drittel ist derart mitreißend inszeniert, dass man sie getrost auf eine Stufe mit den ganz großen Autorennen der Filmgeschichte stellen kann, was ja auch das erklärte Ziel des Meisters war, wie er im Interview auf der DVD erklärt. Ach ja, noch was: ich hatte ganz vergessen, wie schön stylisch das Rauchen einer Zigarette in Schwarzweiß sein kann.

Quentin Tarantino


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PLANET OF THE APES (Tim Burton, 2001)


Tim Burtons Affenfilm genießt ja keinen sonderlich guten Ruf, und auch an der imdb-Note von 5,5 (die mit Abstand schlechteste eines Burtonfilms) lässt sich diese Geringschätzung ablesen. Das ist sicherlich nachvollziehbar, wenn man Burtons Version mit der von Schaffner vergleicht, denn hier zieht Burton eindeutig den Kürzeren. Dabei wird aber häufig übersehen, dass Burton ausdrücklich kein Remake des Schaffnerfilms machen wollte, sondern eine Neuinterpretation von Boulles Roman. Vergleicht man die beiden Filme, muss man zwangsläufig enttäuscht werden, denn Burton legt den Schwerpunkt auf eine actiongetriebene Story, während Schaffners Film weitaus philosophischer und gesellschaftskritischer daherkommt. Da ich bei meiner Erstsichtung im Kino im Jahre 2001 das „Original“ nicht kannte, hatte ich damals keine Vergleichsmöglichkeit, aber auch bei der Zweitsichtung gestern (inzwischen habe ich Schaffners Film zweimal gesehen) hatte ich nicht das Bedürfnis, die beiden Filme gegeneinander aufzurechnen. Dafür sind sie in ihrem Ansatz zu unterschiedlich.

Betrachtet man also Burtons Planet of the Apes losgelöst von all dem, offenbart er doch eine Reihe von Qualitäten. Da ist zunächst einmal die Story, die ungeachtet einiger Logiklöcher über die gesamte Spielzeit zu fesseln weiß. Die Actionszenen sind gut inszeniert und wirken nie selbstzweckhaft. Die Darsteller agieren größtenteils überzeugend, die Masken sind hervorragend und die immer wieder – trotz eines im allgemeinen menschlichen Verhaltens – durchscheinenden affentypischen Eigenarten sorgen für die notwendige Glaubwürdigkeit. Philosophische Fragen werden zwar aufgeworfen, meist aber nur oberflächlich behandelt. Burton beschränkt sich darauf, eine Gesellschaft mit vertauschten Rollen zu zeigen, in der Menschen als Sklaven oder Haustiere für Kinder gehalten werden. Absolut gelungen ist auch der Twist am Ende, in dem viele Kritiker merkwürdigerweise einen Hinweis auf eine mögliche Fortsetzung sehen, was ich allerdings überhaupt nicht nachvollziehen kann. Einen wichtigen Beitrag zum Gelingen des Films liefert Burtons Hauskomponist Danny Elfman mit einem guten, dynamischen Score.

Neben so viel Licht gibt es aber auch eine Menge Schatten. Helena Bonham Carter, die ich normalerweise sehr schätze, ging mir tierisch :muhaha: auf den Senkel in der Rolle der verständnisvollen Affenfrau Ari, die sich mit an Selbstaufgabe grenzender Hingabe für die Rechte der unterdrückten Menschen einsetzt. Ihr Charakter ist nicht nur vollkommen unglaubwürdig, sondern nervt in etwa so wie die Ökos im Strickpulli und mit dem „Atomkraft – nein danke“-Aufkleber auf dem Schulranzen in der siebten Klasse während meiner Schulzeit. Der Sklavenhändler Limbo (Paul Giamatti), der für die witzigen Momente sorgen soll, fällt vorwiegend mit flachen Sprüchen auf, wobei generell anzumerken ist, dass der Humor meist über Slapstick-Niveau nicht hinauskommt. Und Estella Warren sieht zwar ganz süß aus, ihre Rolle ist jedoch komplett überflüssig. Wahrscheinlich durfte sie nur mitmachen, weil die Produzenten ein leicht bekleidetes Mädel dabei haben wollten.

Dennoch: unter dem Strich bietet Planet of the Apes zwei Stunden gute Unterhaltung. Sicher nicht Burtons Bester, aber so schlecht, wie er oft geredet wird, ist er wirklich nicht.

Tim Burton


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DA HONG DENG LONG GAO GOA GUA/Rote Laterne (Zhang Yimou, 1991)


Schon die Eröffnungsszene ist bedrückend. Man sieht Songlian (Gong Li) in Großaufnahme, während sie mit ihrer Mutter im Off spricht. Ich werde heiraten, sagt sie. Einen reichen Mann. Ganz langsam rollt eine Träne ihre Wangen hinab.

Kurz nach ihrer Ankunft im neuen Zuhause gerät sie schon mit ihrer Dienerin aneinander. Die Atmosphäre am Hof ist geprägt von Neid, Eifersucht und Misstrauen, nicht nur der vier Ehefrauen untereinander sondern auch teilweise den Bediensteten gegenüber. Interessant dabei ist, dass keine der handelnden Personen richtig unsympathisch ist, irgendwie kann man alle mehr oder minder verstehen. Selbst der Herr des Hauses, den man immer nur in der Totalen oder im Halbdunkeln zu Gesicht bekommt, scheint kein schlechter Mensch zu sein – erst später stellt sich heraus, dass er zum kaltblütigen Mörder werden kann. Überhaupt scheint zu Beginn alles anders zu sein als es tatsächlich ist. Herrin Nr. 2 kümmert sich beinahe rührend um Songlian, ist dabei aber die größte Intrigantin am Hof und schadet ihr im Hintergrund wo sie kann, während Herrin Nr. 3 ihr sehr abweisend aber immerhin ehrlich gegenübertritt. Gonglian ist zwar unglücklich, scheint aber anfangs durchaus in der Lage, das böse Spiel mitzuspielen. Sie kontert geschickt die Anfeindungen durch Herrin Nr. 3 und entledigt sich auf recht elegante Weise ihrer ungeliebten Dienerin. Erst als sie die wahre Natur der Herrin Nr. 2 enttarnt, beginnt sich das Blatt zu wenden, und Gonglian muss auf schmerzhafte Weise erkennen, dass es nur zwei Möglichkeiten gibt, mit den Gegebenheiten am Hofe umzugehen: sie stillschweigend zu ertragen und souverän über den Dingen zu stehen wie Herrin Nr. 1 oder dagegen anzukämpfen und früher oder später daran zugrundezugehen, sei es wie Herrin Nr. 3 durch den Tod oder eben den Verlust der Realität und das Abdriften in den Wahnsinn.

Zhang Yimou schildert dies alles in ruhigen, fast statischen Bildern. Es gibt wenig Bewegung und die Tatsache, dass der komplette Film in der herrschaftlichen Anlage spielt, verleiht ihm dem Charakter eines Bühnenstücks. Dabei verlässt sich Zhang neben den wunderschönen Aufnahmen der verschiedenen Hofbereiche voll auf seine in allen Belangen überzeugenden Darsteller. Von seiner Machart ist Rote Laterne seinem aktuellen Film Curse of the golden Flower nicht unähnlich, auch wenn Ersterer weitaus zurückhaltender in Szene gesetzt wurde und mir auch insgesamt ein wenig besser gefällt.

Ein formal sehr schöner, aber auch bedrückender Film. Die DVD wandert auf meine Kaufliste.

Zhang Yimou


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THE NIGHTMARE BEFORE CHRISTMAS (Henry Selick, 1993)


Ein toll gemachtes Puppenmusical mit irrwitzigen Dialogen, skurrilen Figuren und faszinierendem Detailreichtum. Obwohl Tim Burton nicht Regie geführt hat, ist sein Einfluss an allen Ecken und Enden spürbar. Danny Elfmans Score ist phänomenal, die musikalischen Darbietungen phantastisch und obendrein leiht er noch der Figur des Jack Skellington seine Stimme während dessen Gesangspassagen. Witzig auch die zahlreichen Anspielungen auf die früheren Burtonfilme. Ein rundum gelungener Spaß, der zwar etwas kurz geraten ist, dafür aber eine solche Fülle an Ideen und Gags in sich vereint, wie viele andere Filme sie in der doppelten Zeit nicht bieten.

Tim Burton


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GET CARTER (Mike Hodges, 1971)


Ich weiß jetzt gar nicht so recht, was ich zu dem Film schreiben soll. Die Rahmenbedingungen stimmten eigentlich: passable Rachestory, ansehnlicher Cast und mit Newcastle ein richtiges Drecksloch als eher ungewöhnliches Setting. Dennoch konnte mich der Film zu keiner Zeit fesseln, und so machte sich schnell Langweile breit. Außerdem hatte ich Probleme, die ganzen Personen auseinanderzuhalten, aber das ist vermutlich der leichten Müdigkeit geschuldet, die mich während der Sichtung heimsuchte. Und der Film selbst konnte leider nichts dazu beitragen, diese Müdigkeit zu vertreiben. Vielleicht lag es daran, dass ausnahmslos alle Figuren völlig unsympathisch rüberkommen, auch mit Michael Caine konnte ich mich nicht identifizieren, und so wurde es mir mit zunehmender Spieldauer immer gleichgültiger, wer denn nun seinen Bruder ermordet hat. Erwähnenswert lediglich die für die damalige Zeit recht krassen Gewalt- und Sexszenen sowie der gelungene Schluss, den ich so nicht erwartet hatte.


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A STREETCAR NAMED DESIRE (Elia Kazan, 1951)


Auf diesen Film war ich mächtig gespannt, konnte mich doch das Duo Kazan/Brando schon mit dem einige Jahre später entstandenen meisterhaften On the Waterfront begeistern. Vielleicht waren meine Erwartungen zu hoch, aber Kazans Filmadaption des Bühnenstücks von Tennessee Williams erwies sich am Ende als eher zweifelhaftes Vergnügen.

Von Beginn an merkt man, dass es sich um die Umsetzung eines Bühnenstücks handelt, selbst wenn man es vorher nicht wusste. Abgesehen von der Ankunft DuBois in New Orleans spielt der komplette Film an einem einzigen Set. Dies muss nun nichts Schlechtes sein, wie u.a. Hitchcocks Rear Window demonstriert. Erschwerend hinzu kommt aber hier – und das ist es, was mir den Filmgenuss letztlich doch arg verleidete – dass praktisch die gesamte Handlung sich auf die Person der Blanche DuBois konzentriert, die von einer völlig überforderten Vivien Leigh verkörpert wird. Zu keinem Zeitpunkt nahm ich ihr die psychisch Kranke ab, sondern sah in ihr ständig die Schauspielerin, die krampfhaft versucht, eine Psychopathin zu spielen, dabei jedoch auf der ganzen Linie scheitert. Ihre theatralischen Gesten und gestelzt vorgetragenen Dialogpassagen sind für sich alleine schon schlimm genug, aber gerade in den gemeinsamen Szenen mit Brando wird sie von diesem derart gnadenlos an die Wand gespielt, dass es nicht mehr feierlich ist. Zwar bekleckern sich auch Kim Hunter und Karl Malden nicht gerade mit Ruhm, wirken aber zumindest noch einigermaßen glaubhaft. Umso mehr glänzt Brando, der den Film im Alleingang vor dem Untergang rettet und wieder einmal beweist, dass er einer der Größten seiner Zunft war.

Die Story ist an sich recht interessant und die Tatsache, dass die Wahrheit um den Charakter der Blanche DuBois im Verlauf der knapp 2 Stunden scheibchenweise enthüllt wird, hält den Zuschauer zumindest bei der Stange, aber all die guten Ansätze werden durch Leighs unterirdische Performance zunichte gemacht. Dass sie für diese erbärmliche Leistung auch noch einen Oscar bekommen hat, ist unfassbar. :nocomment:


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DEMENTIA 13 (Francis Ford Coppola, 1963)


Coppolas Debut, von Roger Corman produziert und am Set von The Young Racers entstanden, atmet mehr den Geist seines Produzenten als den seines Regisseurs. Eigentlich ein typischer Hammerfilm mit den üblichen Zutaten, der mit den späteren Arbeiten Coppolas nicht viel gemein hat. Dementia 13 punktet vor allem mit der durchweg düsteren, unheilschwangeren Atmosphäre, die von der fürchterlichen Bildqualität der mir vorliegenden UK-DVD noch unterstützt wurde. Zum Glück war die Tonqualität der Dialoge immerhin gut genug, um der Handlung problemlos folgen zu können. Die Story wurde meines Wissens von Coppola selbst geschrieben und ist recht brauchbar, bewegt sich dabei natürlich streng innerhalb der Genre-Grenzen. Wenn man dem Film etwas vorwerfen kann, dann sicherlich dass er etwas zu durchsichtig ist, denn man ahnt schon sehr früh, wer hinter allem steckt. Das tut dem Vergnügen aber keinen Abbruch und auch dank der kurzen Spielzeit von knapp 75 Minuten weiß Dementia 13 durchgehend gut zu unterhalten. Doch, hat mir eigentlich ganz gut gefallen.

Francis Ford Coppola


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SIN CITY (Robert Rodriguez, 2005)


Schon bei meiner Erstsichtung konnte mich Rodriguez Comic-Adaption nicht vollends überzeugen und gestern erging es mir nicht anders. Anfangs wird man von der phantastischen Optik fast erschlagen, rein formal ist Sin City natürlich über jeden Zweifel erhaben. Man kann gar nicht genug bekommen von diesem stylistischen Overkill und sitzt völlig gebannt vor dem Schirm. Doch leider stellt sich recht bald Ernüchterung ein, die in dem Maße zunimmt, in dem man erkennt, dass der Inhalt nicht halten kann, was die Verpackung verspricht. Die 3 ½ Storys sind ebenso banal wie belanglos und sorgen (zumindest bei mir) dafür, dass die anfängliche Begeisterung zunehmend in Langeweile umschlägt, hat man sich erstmal an der ungewöhnlichen Optik sattgesehen. Daran ändert auch die Vielzahl hochkarätiger Darsteller nichts, die sich hier ein Stelldichein gibt. Sin City ist ein riesiger Haufen Luft, die sich nach dem Auspacken erstaunlich schnell verflüchtigt. Bei der Verpackung aber hat Rodriguez wirklich ganze Arbeit geleistet, das muss man ihm lassen.

Robert Rodriguez


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James-Bond-Serie: Fazit


Das war er also, mein James-Bond-Marathon. Es begann vor knapp zwei Monaten damit, dass ich bei ebay meine zum damaligen Zeitpunkt Lieblingsbonds (Dr. No, Goldfinger und Thunderball) ersteigern wollte, um in den Genuss der verbesserten Bildqualität der Ultimate Editions zu kommen. Da die drei anderen Connery-Bonds besonders günstig zu haben waren, kaufte ich diese gleich mit und wollte es dabei auch bewenden lassen. Damals konnte ich noch nicht ahnen, dass sich mit der Sichtung der ersten Filme eine solche Begeisterung einstellen würde, dass ich gar nicht mehr genugbekommen konnte von den Abenteuern des berühmtesten Geheimagenten der Welt. Einen nicht unerheblichen Anteil daran hat sicherlich die höchst beeindruckende Bildrestauration der von MGM beauftragten Spezialisten von Lowry Digital, die (wohl nicht nur bei mir) immer wieder für ungläubiges Staunen sorgte. Es macht einfach irre Spaß, wenn man Filme, die 40 Jahre und mehr auf dem Buckel haben, in einer Bildqualität genießen kann, die selbst viele aktuelle Produktionen nicht bieten.

Was also zunächst als reine Connery-Bond-Serie geplant war, endete damit, dass ich mir nach und nach auch alle anderen Bonds auf DVD besorgte und mir 21 Filme in chronologischer Reihenfolge einverleibte. Dabei hatte ich einen solchen Spaß – das glaubt mir kein Mensch, oder höchstens derjenige, der eine solche Aktion auch schon hinter sich hat. Es ist hochinteressant, die Entwicklung der Serie vom reinen Agentenfilm mit kleinen Actioneinlagen (Dr. No, From Russia with Love) hin zu den immer stärker actionorientierten Filmen der 70er und 80er Jahre zu sehen, wobei zwischendurch immer wieder Rückbesinnungen auf alte Qualitäten erkennbar sind, wenn man es im Vorgänger zu doll getrieben hatte. Die neueren Bonds mit Brosnan unterscheiden sich bei genauer Betrachtung gar nicht mal so sehr von den Moore-Bonds der 70er, wenn man die technische und politische Entwicklung in die Betrachtung miteinbezieht. Und das muss man, denn die Bond-Serie kann natürlich nicht losgelöst vom jeweils aktuellen politischen Geschehen funktionieren, ebensowenig wie der technische Fortschritt ignoriert werden kann. Während man 1964 in Goldfinger die Zuschauer mit einem Auto mit Schleudersitz und integriertem Ölwerfer in ungläubiges Staunen versetzen konnte, lockt man heutzutage damit keinen Hund mehr hinter dem Ofen hervor (was natürlich nichts daran ändert, dass ich Goldfinger nach wie vor für den besten Bondfilm halte). Vor diesem Hintergrund ist es nur logisch, dass auch die Actionszenen im Laufe der Jahre immer spektakulärer wurden, auch wenn es in jüngster Zeit zunehmend schwieriger wurde, der Vorreiterrolle, die die Bondfilme in dieser Hinsicht seit jeher innehatten, gerecht zu werden. Dies gipfelte dann schließlich in dem vollkommen albernen Die another Day, bei dem wohl auch die Produzenten erkannten, dass es so nicht weitergehen konnte und mit Casino Royale einen mehr als gelungenen Neubeginn wagten, der mich den kommenden Bonds mit großer Hoffnung entgegenblicken lässt.

Ich habe gesehen, dass die anderen hier im Forum, die eine ähnliche Aktion hinter sich haben, am Ende die Filme in Listform nach Gefallen bewertet haben. Ich sehe mich dazu außerstande, da man viele Filme nur bedingt vergleichen kann und mir bis auf zwei Ausnahmen alle auf ihre Art gefallen haben. Letzteres ist sicher auch ein Beleg für den hohen Qualitätslevel der Reihe, der seit den Anfangstagen aufrecht erhalten wurde, Ausreißer nach oben oder unten natürlich inbegriffen. Ich beschränke mich daher in meiner Einordnung der einzelnen Filme auf die Aussage, dass die 5 besten Bonds für mich (in chronologischer Reihenfolge) Dr. No, Goldfinger, Thunderball, For your eyes only und Casino Royale sind, die beiden schlechtesten Tomorrow never dies und (der absolute Tiefpunkt) Die another day. Der Rest liegt irgendwo dazwischen.

Auch mit allen Bond-Darstellern bin ich gut klargekommen, lediglich Lazenby konnte mich nicht überzeugen. Connery gefällt mir nach wie vor am besten in der Rolle, gefolgt von Brosnan, Dalton und Moore, wobei ich jetzt ausschließlich die Leistung des Darstellers unabhängig von der Qualität der Filme werte (dass TND und DAD so in die Hose gingen, ist nicht Brosnan anzulasten). Craig hat mir ebenfalls sehr gut gefallen, aber bedingt dadurch, dass er bisher nur einen Film gemacht hat, tue ich mich mit einer Einordnung schwer.

Kurz noch ein Wort zu den Regisseuren: der wichtigste und beste Bondregisseur war natürlich Terence Young, der nicht nur die ersten beiden Bonds gemacht hat, sondern auch den Stil der Serie prägte und bis heute prägt. Die Zeit nach Young gehörte zunächst Guy Hamilton und Lewis Gilbert, die sich in der Regie quasi abwechselten. Hier geht der Punkt natürlich klar an Hamilton, der unter dem Strich einfach die besseren Filme machte, während Gilberts drei Beiträge allesamt zu den schwächeren der Reihe gehören. Anschließend übernahm John Glen das Ruder, der die Bondserie souverän durch die 80er Jahre steuerte. Danach war es dann mit der Kontinuität auf dem Regiesessel vorbei, so dass nur noch Martin Campbell einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen konnte, der bei zwei Filmen Regie geführt hat.

So, genug des Geschwafels, das Thema Bond wird jetzt (vorerst) zu den Akten gelegt.

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James-Bond-Serie #21: CASINO ROYALE (Martin Campbell, 2006)


Welch ein Comeback! Ich habe jetzt absichtlich eine Nacht darüber geschlafen, bevor ich den Text zum vorerst letzten Bond schreibe, um zu sehen, ob sich meine Begeisterung etwas legt, aber dies ist mitnichten der Fall. Nach dem unsäglichen DAD meldet sich EON mit einem wahren Hammer zurück, der alles in den Schatten stellt, was unter dem Namen Bond in den letzten 35 Jahren veröffentlicht wurde und an die glorreichen Anfangstage der Serie anknüpft.

Über die Idee, Flemmings ersten Roman zu verfilmen und Bonds Geschichte nochmal vor vorne zu erzählen, kann man sicher streiten, aber gefiel dieses Back-to-the-Roots sehr gut, zumal man auch formal an alte Zeiten anknüpft. Man vertraut wieder ausschließlich auf echte Stunts und so erhalten die Actionszenen (die zudem weitaus sparsamer eingesetzt werden als in den Vorgängern) wieder die alte Qualität und heben sich wohltuend von der CGI-Scheiße ab, die den Vorgänger kennzeichnete. Vor allem aber legt die Story den Schwerpunkt ganz klar auf Spannung und weniger auf Action, auch wenn die ausgedehnte Verfolgungsjagd zu Beginn das zunächst nicht vermuten lässt. Diese ist vielleicht insgesamt etwas lang geraten, aber es ist beeindruckend zu sehen, wie der Free-Running-Artist Sébastien Foucan durch die Baustelle sprintet und dabei jedes Hindernis mit spielerischer Leichtigkeit meistert. Nach dem verhinderten Bombenanschlag wird der Actionlevel beinahe auf Null zurückgefahren, um der mitreißenden Story (das Pokerspiel ist eine der spannendsten Sequenzen der Bondgeschichte) Raum zu verschaffen. Darstellerisch auf hohem Niveau (Craig, Dench, Mikkelsen, Giannini, Green – allesamt klasse!), inszenatorisch jederzeit souverän erzählt Campbell eine spannende und erstaunlich realistische Geschichte, die kurz vor Schluss sogar noch mit einem (zumindest für mich) völlig überraschenden Plottwist aufwartet, zu einem Zeitpunkt, wo man sich auf einen gemütlichen Ausklang des Films eingestellt hatte.

Auffallend ist, dass Bonds Charakter hier weit mehr Tiefgang aufweist als in praktisch allen Vorgängern – OHMSS vielleicht ausgenommen. Hier ist er nicht der eindimensionale Superheld, der über allem schwebt und alle Probleme im Alleingang löst, sondern ein Mensch mit Zweifeln an dem, was er tut (was ihn nicht daran hindert, zum eiskalten Killer zu werden, sofern seine Arbeit dies erfordert). Für eine Frau will er sogar den Dienst quittieren und ihr Verrat an ihm ist es, der die Grundlage legt für seine spätere (in den Vorgängerfilmen zu sehende) Verachtung, die er Frauen gegenüber hegt, die eiskalte Berechnung, mit der er Frauen benutzt und sie zu willenlosen Helferinnen degradiert, die aus seiner Sicht nur dazu da sind, ihm ein paar schöne Stunden zu bereiten und nützliche Informationen zu verschaffen. An all dem ist quasi Eva Green schuld ;)

Und als ganz am Schluss der Satz fiel The name is Bond - James Bond und im Hintergrund das 007-Theme einsetzte, da lief mir glatt ein wohliger Schauer über den Rücken und ich wäre fast vom Sofa aufgestanden, um zu applaudieren.

James Bond


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James-Bond-Serie #20: DIE ANOTHER DAY (Lee Tamahori, 2002)


In Missachtung des kollegialen Rats habe ich Bond Nr. 20 dann doch nüchtern geguckt, und abgesehen von dem miesesten Score der Bondgeschichte sah das Gebotene zunächst gar nicht übel aus. Eine gelungene Pre-Credits-Sequenz (wenn auch etwas unbeholfen inszeniert), ein brauchbarer Titelsong, dem man gewisse Ohrwurmqualitäten nicht absprechen kann, obwohl er so klingt, als hätte die Tonspur Aussetzer und eine interessante Story, die Abwechslung vom üblichen Bond-Einerlei versprach. Dazu mit Kuba endlich mal wieder eine richtig exotische Location und interessante Frauen gibt’s auch. Halle Berry ist zwar recht unsympathisch, sieht aber sehr gut aus, Rosamund Pike ist ebenso giftig wie süß und für Madonna habe ich schon seit jeher ein Faible. So weit, so gut.

Nach etwa einer Stunde geht’s dann nach Island und was dann kam, übertraf meine schlimmsten Befürchtungen. Und damit meine ich jetzt nicht etwa den fehlenden Realismus, das hat mich bei Bond noch nie gestört, denn kein einziger Film der Reihe ist realistisch, auch wenn der hier neue Höchstmarken in Sachen Schwachsinn setzt. Viel schlimmer wiegen andere Dinge. Alle bisherigen Bondfilme verzichteten auf Computereffekte und boten „ehrliche“, handgemachte Action. Natürlich wurde man auch da als Zuschauer „betrogen“, es wurden Miniaturen eingesetzt, Matte-Paintings und Stuntmen. Aber die Stunts waren real. Wenn in TMWTGG der Lotus mit einer 360°-Drehung über den Fluss fliegt, dann sitzt da ein Stuntman drin, der diesen Sprung tatsächlich so geschafft hat. Sieht man dagegen den völlig lächerlichen 180°-Dreher des Aston Martin in DAD, schreit der an allen Ecken und Enden CGI. Das wäre ja vielleicht noch zu ertragen, wenn es wenigstens gut aussehen würde. Aber zu allem Überfluss bietet Bond Nr. 20 die miesesten, ja peinlichsten, CGI-Effekte, die mir bisher untergekommen sind. Als das Raketenauto über den Abgrund hinausschoss und anschließend gegen die Wand schlug, musste ich laut lachen, so scheiße sah das aus! Gar nicht zu reden von der unsäglichen Surftour. Und das in einer Serie, die jahrzehntelang Maßstäbe setzte, was die spektakuläre Inszenierung von Action angeht, die Trendsetter war für ein ganzes Genre! Es ist einfach nicht zu glauben.

Das zweite große Ärgernis ist die Optik im Allgemeinen, die weniger an die bisherigen Bonds als vielmehr an elende John-Woo-goes-Hollywood-Machwerke wie MI2 oder Paycheck erinnert. Einfrierende Bilder, Jump-Cuts und eine rotierende Kamera – das passt einfach nicht zu Bond. Und scheiße aussehen tut’s auch. Da haben nur noch in Zeitlupe fliegende Kugeln gefehlt. Der Showdown im Flugzeug erinnerte mich dann irgendwie an Wolfgang Petersens peinlichen Air Force One und vermittelte weder Spannung noch Dynamik noch Bondfeeling noch irgendwas. Da kommt gar nix rüber. Nur der Kampf zwischen den beiden Frauen war ganz witzig, aber zu dem Zeitpunkt hatte ich mich innerlich schon längst von dem Film verabschiedet. An einigen Stellen war ich kurz davor auszuschalten und es bedurfte schon all meiner Willenskraft, diesen seelenlosen Murks bis zum Ende durchzustehen. Und als hätte Tamahori mich noch nicht genug gequält, taucht kurz vor Schluss auch noch die fürchterliche Samantha Bond als Moneypenny auf. Hier bleibt einem wirklich nichts erspart! Das war der erste Bond, bei dem ich froh war, als endlich die Endcredits liefen. Der traurige Tiefpunkt einer Serie, deren Anfänge fester Bestandtteil meiner Kindheit waren und die mir in den letzten Wochen doch sehr ans Herz gewachsen ist.

Nur gut, dass Albert Broccoli das nicht mehr erleben musste...

James Bond


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HIGH PLAINS DRIFTER (Clint Eastwood, 1973)


It's what people know about themselves inside that makes 'em afraid.

Eigentlich wäre ja der nächste Bond drangewesen, aber die DVD mit Eastwoods zweiter Regiearbeit lag gestern im Briefkasten und der Trailer sah so vielversprechend aus, dass ich den Film mal kurz dazwischengeschoben habe. Und ich wurde nicht enttäuscht.

Schon der Beginn, wenn Eastwood durch die flimmernde Hitze auf das Städtchen Lago zureitet, begleitet von fiebrigen Klängen, macht deutlich, dass es sich hier nicht um einen gewöhnlichen Western handelt. Die ersten Minuten atmen den Geist des großen Sergio Leone, und das nicht nur, weil Eastwood hier eine ähnliche Figur verkörpert wie in den Dollarfilmen. Sieben Minuten lang wird kein Wort gesprochen, man sieht nur die Einwohner des Städtchens, die den fremden Ankömmling mit einer Mischung aus Neugierde und Abweisung anstarren. Großartig die Szene im Saloon, wenn die Kamera über Eastwoods Schulter blickend gleichzeitig mit seiner Hutkrempe nach oben schwenkt, um den Blick auf die Gesichter der Anwesenden freizugeben. Der eigenwillige Score trägt viel zu der surrealen Atmosphäre bei, die über dem Geschehen liegt, genauso wie der Traum Eastwoods, in dem er die Ermordung des früheren Marshalls mitansieht, obwohl er damals vermutlich gar nicht dabei war (die Szene kommt später noch einmal - allerdings dann in Form einer Erinnerung Mordecais, der das Geschehen damals aus einem Versteck unter einer Veranda verfolgte). Völlig entrückt dann die Szene am Ende, wo Eastwood einen der drei Ankömmlinge mit einer Peitsche zu Tode prügelt, während hinter ihm die Flammen lodern. Ein Hinweis auf das Fegefeuer? Wer ist Eastwood nun? Ein überirdischer Rächer, ein Wiedergänger des ermordeten Marshalls, vielleicht sogar der Teufel persönlich oder einfach nur ein Durchreisender, der zu seinem Verweilen im Ort erst durch die Provokationen der angeheuerten Revolverhelden veranlasst wurde? I was just stopping by for a bottle of whiskey and a nice hot bath sagt er zu Sarah. Erst durch die grundlose Aggression der Männer werden die nachfolgenden Szenen heraufbeschworen. Hätten sie ihn in Ruhe gelassen, wäre er womöglich einfach weitergeritten. Die Stärke des Films ist, dass die Identität des Fremden nie eindeutig geklärt wird und beide Möglichkeiten offengehalten werden. Ich bin ziemlich beeindruckt.

Clint Eastwood


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James-Bond-Serie #19: THE WORLD IS NOT ENOUGH (Michael Apted, 1999)


Nach dem enttäuschenden Tomorrow never dies gibt es hier wieder das volle Brett. Nahezu alle Fehler des Vorgängers wurden vermieden und so überzeugt Bond Nr. 19 auf der ganzen Linie.

Die Pre-Credits-Sequenz ist eine der besten der Bondhistorie und zugleich die bisher längste. Die Story ist interessant, originell und mit einigen überraschenden Wendungen versehen, so dass man erst im letzten Drittel langsam den Durchblick bekommt, wohin die Reise geht. Brosnan liefert seine bisher beste Vorstellung ab und erreicht beinahe Connery-Niveau, zumal er hier von einem Cast umgeben ist, der kaum Wünsche offenlässt. Robert Carlyle spielt den schmerzunempfindlichen, dem Tod geweihten Terroristen mit großer Inbrunst und Sophie Marceau ist nicht nur rein optisch eines der aufregendsten Bondgirls bisher, sondern verkörpert darüber hinaus die Rolle der Oberschurkin sehr glaubhaft. Tolle Frau! :love:
Judi Dench hat dieses Mal einen recht großen Part und überzeugt einmal mehr. Das Wiedersehen mit Robbie Coltrane in der Rolle des Valentin Zukovsky hat mir große Freude bereitet, war der Charakter doch schon einer meiner Favoriten in GoldenEye. Negativ zu erwähnen sind an dieser Stelle wieder Samantha Bond als Moneypenny zum Abgewöhnen (zumal sie hier auch noch aussieht wie eine Kampflesbe) und natürlich Denise Richards, die in jedem Film, in dem sie mitspielt, einfach tierisch nervt. In der Rolle der Nuklearwissenschaftlerin, die in Hotpants ständig mit Fachbegriffen aus der Atomphysik um sich wirft, ist sie ähnlich überzeugend wie Jonathan Pryce im Vorgänger, wobei man ihr natürlich zugestehen muss, dass ihre Rolle von vorne herein als Karikatur angelegt ist. Dennoch ist die Frau eine einzige Zumutung und man wünscht sich ständig, sie würde doch bei der nächstbesten Gelegenheit ersaufen.

Ansonsten aber ist alles im grünen Bereich. Die Aktionszenen sind allesamt großartig inszeniert und angenehm dosiert, der Humor macht sich in feinem Wortwitz bemerkbar und hebt sich wohltuend von den Albernheiten des Vorgängers ab, Brosnan haut gute Sprüche am laufenden Band raus und sogar der Titelsong ist ganz brauchbar. Insgesamt also eine runde Sache.

Vor dem nächsten Bond aber habe ich richtig Schiss, zumal mir selbst die hartgesottenen Bondfans unter meinen Kollegen raten, den Film nicht in nüchternem Zustand zu gucken. :immo:
Die nächsten Tage werden zeigen, ob die Warnungen berechtigt waren...

James Bond


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James-Bond-Serie #18: TOMORROW NEVER DIES (Roger Spottiswoode, 1997)


Da haben wir sie also: die erste richtige Enttäuschung. Irgendwann musste sie ja mal kommen. Nach 17 guten Bonds kann man einen Ausreißer verkraften, aber ärgerlich ist er trotzdem, denn bei Tomorrow never dies ging so ziemlich alles schief. Die Story ist selbst für Bondverhältnisse ungewöhnlich dämlich, der Humor ist so flach, dass es stellenweise richtig schmerzt, der Titelsong ist schlecht und die Besetzung ein totaler Reinfall. Jonathan Pryce ist eine einzige Lachnummer und erinnerte mich eher an meinen früheren Religionslehrer als an einen nach der Weltherrschaft strebenden Wahnsinnigen, Terri Hatcher bleibt völlig blass, Samantha Bond als Moneypenny ist weiterhin eine krasse Fehlbesetzung, auch wenn ihr Auftritt dieses Mal nicht ganz so daneben war wie beim Vorgänger, und Götz Ottos schauspielerisches Potential ist vergleichbar mit dem von Till Schweiger. Einziger Lichtblick: Michelle Yeoh, die zwar nicht gerade eine Schönheit ist, aber zumindest gut spielte. Zudem bot sie einige tolle Kampfszenen, die sogar ohne Doubles gedreht wurden. Brosnan ist wieder souverän, aber bei all den Nieten, mit denen er hier umgeben ist, kann er auch nicht mehr viel retten.

Hinzu kommt, dass der Film trotz der zahlreichen Actionszenen ziemlich langweilig ist. Vor allem die erste Hälfte in Hamburg ist schwach. Bei der Verfolgungsjagd mit dem ferngesteuerten Auto im Parkhaus kracht es zwar ständig, aber unter mitreißender Action verstehe ich etwas anderes. Auch das Finale auf dem Stealthboot hat mir nicht sonderlich gefallen, gab es ähnliche Showdowns doch schon in etlichen Vorgängerfilmen. Nur die Jagd durch Saigon mit dem Motorrad und die anschließende Prügelei haben mir richtig Spaß gemacht. Zu wenig für 115 Minuten Film.

James Bond





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Tommy The Cat
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