Exodus wurde von der Kritik einhellig zerrissen, doch lässt mich das völlig unbeeindruckt, zumal es angesichts des Regisseurs schon im Vorfeld klar war, dass der Film die für dessen Alterswerk fast schon typischen Schwächen aufweisen würde. Und so ist es dann auch: schwächelnde Dialoge und eine nicht immer schlüssige Story sind ja schon fast Standard bei Scott. Hinzu kommen historische Ungenauigkeiten, die sich angesichts der Tatsache, dass es sich bei Moses nicht um eine geschichtliche sondern nur um eine biblische Figur handelt, relativ leicht verschmerzen lassen. Schwerer fällt das schon mit Scotts Entscheidung, Gott als kleinen Jungen darzustellen. Und Christian Bales Moses ist auch nicht unbedingt das, was man als charismatischen Anführer bezeichnen würde. Auch der teilweise etwas schwülstige Score von Alberto Iglesias kann nicht völlig überzeugen. Und dennoch: Ich mag Ridley Scotts überheblichen, selbstgefälligen Inszenierungsstil, den er natürlich auch hier wieder bis zum Anschlag ausreizt. Im Gegensatz zu DeMilles Schinken bleibt man hier auch von christlichem Fundamentalismus verschont, soweit die Story dies zulässt. Exodus kommt jedenfalls deutlich bodenständiger daher und daher schon weitaus sympathischer. Zudem hat er ungeachtet seiner zahlreichen Angriffspunkte auch nicht zu leugnende Stärken, wie z. B. die anfängliche Schlacht zwischen den Ägyptern und Hethitern, die überaus effektvolle Inszenierung der biblischen Plagen oder die mitreißende Verfolgungsjagd am Schluss, die den gewogenen Zuschauer über die sonstigen Defizite großzügig hinwegsehen lassen. Dies wird sicher nicht jedem gelingen, dazu muss man Scotts Stil schon mögen. Ich jedenfalls fühlte mich trotz einiger Längen drei Stunden lang recht gut unterhalten.
Ridley Scott
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