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Camelback Cinema

Tommy The Cats filmische Sternstunden




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LEAVE HER TO HEAVEN (John M. Stahl, 1945)



Yes, she is that kind of a monster!

Von dem Film hatte ich bis vor kurzem noch nie etwas gehört. Die DVD lag bei Tedi für 2 Euro rum, der Klappentext klang interessant, Vincent Price spielt mit und einen Oscar konnte man auch einsacken, also habe ich die DVD mitgenommen. Meine Erwartungen waren dementsprechend gering, aber zu meiner Überraschung verbirgt sich hinter dem merkwürdigen deutschen Titel Todsünde ein mehr als ansehnliches Filmchen, dass mich über die gesamte Spielzeit zu fesseln wusste.

Einen erheblichen Anteil daran trägt die zu Recht oscarprämierte Bildkomposition von Leon Shamroy, die mit ihren in warme, sommerliche Farben getauchten Landschaftsaufnahmen einen interessanten Kontrast zur Gefühlskälte der von Gene Tierney verkörperten Ellen Harland bildet. Wobei Gefühlskälte nicht ganz richtig ist, da diese ja nur jene trifft, die ihrer Liebe zu ihrem Mann im Weg zu stehen scheinen. Ihr eiskalter Blick als sie, im Boot sitzend, in aller Seelenruhe zusieht, wie ihr behinderter Schwager ertrinkt, ließ mir die Nackenhaare zu Berge stehen. Gedreht wurde offenbar ausschließlich on location; billige Studiokulissen und Matte-Paintings sucht man hier vergebens. Stattdessen werden dem Zuschauer atemberaubende Naturkulissen geboten, an denen man sich gar nicht sattsehen kann. Aber nicht nur die Verpackung ist schön – auch der Inhalt kann überzeugen. Die spannende Story bietet genug Raum für eine recht detaillierte Charakterentwicklung, wobei natürlich die Figur der Ellen im Vordergrund steht. Aus den Äußerungen über ihr Verhältnis zu ihrem Vater glaubte ich, Hinweise auf eine inzestuöse Verbindung herauszuhören, aber die Sache bleibt vage genug, um dem Zuschauer die Interpretation zu überlassen. Zumindest aber wird deutlich, dass das Verhältnis zu ihm weit über die übliche Vater-Tochter-Beziehung hinausging.

Darstellerisch ragt vor allem die bereits erwähnte Gene Tierney heraus, die die Rolle der paranoiden, mit ihrer grenzenlose Liebe alles verzehrenden Ellen absolut glaubwürdig spielt. Der übrige Cast passt sich diesem Niveau an, wobei Vincent Price seine schon damals vorhandene phänomenale Ausstrahlung erst gegen Ende ausspielen kann. Womit wir auch schon beim einzigen Schwachpunkt dieses ansonsten rundum gelungenen Films wären: das arg konstruierte, zwanghaft herbeigeführte Happy End stieß mir richtig übel auf und passte überhaupt nicht zum Rest des Films. Hier war überdeutlich das Bemühen zu spüren, den Zuschauer letztlich gutgelaunt aus dem Kinosaal zu entlassen. Stattdessen hätte man die Geschichte konsequent zu Ende führen und mit einer Verurteilung Ruths wegen Mordes enden lassen sollen, zumal sich mir nicht erschließen will, wieso die paar Sätze von Richard die Geschworenen von Ruths Unschuld überzeugen sollten, angesichts der erdrückenden Last (gefälschter) Beweise ihrer Schuld. Aber sei’s drum – ich habe keine Lust, mir die Freude über diesen überaus gelungenen Film durch die letzten zwei Filmminuten verderben zu lassen.




Filmtagebuch von...

Tommy The Cat
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