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Camelback Cinema

Tommy The Cats filmische Sternstunden




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ZODIAC (David Fincher, 2007)



I Need to know who he is. I need to stand there, I need to look him in the eye and I need to know that it's him.

Nach Paul Verhoeven meldet sich mit David Fincher ein weiterer Lieblingsregisseur nach längerer Schaffenspause zurück. Mit Zodiac greift er ein Thema auf, das er bereits in seinem ersten Meisterwerk Se7en thematisiert hatte, aber seine Herangehensweise in Zodiac unterscheidet sich grundlegend von der in Se7en. Im Mittelpunkt stehen nicht die Taten des Zodiac – diese werden in der ersten halben Stunde relativ zügig abgehandelt – sondern die Besessenheit des Cartoonisten Robert Graysmith den Fall zu lösen, nachdem die Polizei daran nur noch halbherzig interessiert scheint. Graysmith stellt auf eigene Faust Nachforschungen an und ist bereit, alles für die Lösung des Falls zu opfern: seinen Arbeitsplatz, seine Familie. Am Ende ist er überzeugt, den Täter zu kennen. Er sucht ihn an dessen Arbeitsplatz auf, sieht ihm wortlos in die Augen und kann seiner Seele endlich die Erlösung zuteil werden lassen, die er in all den Jahren gesucht hat. Oberflächlich suchte er einen Serienmörder, in Wahrheit jedoch sein Seelenheil, seinen inneren Frieden. Dass der Mörder letztlich nicht überführt werden kann bzw. vor einem geplanten Verhör stirbt, hat für Graysmith wenig Bedeutung und entspricht im Übrigen auch den Fakten des echten Falls.

Überhaupt orientierte sich Fincher eng an den Fakten und inszenierte Zodiac in einem unaufgeregten, halbdokumentarischen Stil. Die Atmosphäre der späten 60er/frühen 70er Jahre zu Beginn wird hervorragend durch die vorherrschenden Gelb- und Brauntöne eingefangen, die nach und nach durch eine natürlichere Farbgebung verdrängt werden, je mehr sich die Zeit der Gegenwart annähert. Auf die für ihn so typischen sensationellen Kamerafahrten, die insbesondere seine beiden letzten Filme auszeichneten, verzichtet Fincher dieses Mal. Im Vergleich zu Fight Club oder Panic Room wirkt die Inszenierung weitaus ruhiger, ja irgenwie altmodisch, wobei ich das keineswegs negativ sondern vielmehr als dem Film dienlich empfunden habe. Einen erheblichen Anteil zum Gelingen des Films steuern die erstklassigen Darsteller bei, wobei vor allem die beiden Hauptdarsteller Jake Gyllenhaal und Mark Ruffalo zu nennen sind, aber auch Robert Downey Jr. und John Carroll Lynch überzeugen ohne Einschränkung. Während der doch recht stattlichen Spieldauer von fast 160 Minuten kommt nie so etwas wie Langeweile auf.

Mit Zodiac bleibt Fincher seinem (vermutlich nicht beabsichtigten) Rhythmus treu, indem er einem guten Film (Alien3, The Game, Panic Room) immer einen außergewöhnlichen (Se7en, Fight Club, Zodiac) folgen lässt. Bleibt nur zu hoffen, dass er mit dieser Tradition mit seiner nächsten Arbeit bricht und The Curious Case of Benjamin Button nicht nur ein guter Film wird sondern seine nächste Großtat.

David Fincher



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Tommy The Cat
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