Zum Inhalt wechseln


Camelback Cinema

Tommy The Cats filmische Sternstunden




Foto

THE CONVERSATION (Francis Ford Coppola, 1974)



I don't care what they're talking about. All I want is a nice, fat recording.

Gene Hackman spielt den Abhörspezialisten Harry Caul, der durch seine spektakulären Arbeiten innerhalb der Szene einen gewissen Ruhm erlangt hat. Bei seinem neuesten Auftrag soll er ein Pärchen während der Mittagspause abhören, mitten auf einem belebten Platz. Doch kein Problem für Caul, der bisher noch jeden Auftrag gemeistert hat.

Nach dem etwas langsamen Beginn, in dessen Verlauf Caul das zunächst harmlos klingende Gespräch über insgesamt drei Mikrofone aufzeichnen lässt, entwickelt diese Aufnahme recht bald eine Brisanz, die nicht nur Caul sondern auch den Zuschauer unweigerlich in ihren Bann zieht. Eine der Stärken des Films ist (Antonionis Blow-Up lässt grüßen), dass dem Zuschauer das Brisante des Gesprächs geradezu beiläufig vermittelt wird. Es gibt keinen großen Aha-Effekt; die Erkenntnis, dass es sich eben nicht um eine harmlose Plauderstunde handelt, stellt sich erst nach und nach im Verlauf einer halben Stunde ein. Dies gelingt Coppola mit seiner ruhigen, unaufgeregten Erzählweise, der sich Hackmans sparsam dosiertes Spiel perfekt anpasst und der ständigen Wiederholung der entscheidenden Passagen.

Harry Caul ist sozial isoliert, er leidet unter Verfolgungswahn. Er erzählt nichts von sich, er hat seine Wohnungstür mit einem doppelten Schloss und Alarmanlage gesichert, er ist unfähig, anderen Menschen zu vertrauen oder eine normale Beziehung zu einer Frau einzugehen. Sein grundlegendes Prinzip ist, sich bei der Arbeit darauf zu beschränken, dem Auftraggeber die gewünschten Resultate zu liefern und sich nicht für den Inhalt der Aufnahmen zu interessieren. Doch weil er mit einem seiner Aufträge in der Vergangenheit die Grundlage für die Ausrottung einer ganzen Familie gelegt hat, will er nicht untätig bleiben und sein Gewissen mit weiteren Opfern belasten. Seine tiefe Religiosität, die sich in vielen Details während des Handlungsverlaufs offenbart, scheint auf diese Schuldgefühle zurückzuführen zu sein. Er versucht daher alles, den geplanten Mord, von dem er zu wissen glaubt, zu verhindern, indem er die Aufnahme nicht seinem Auftraggeber aushändigen sondern zerstören will. Zu spät merkt er, dass er die Unterhaltung völlig falsch interpretiert hat und wird schließlich Mitwisser eines kaltblütigen Mordes, den er mit seiner Arbeit erst ermöglicht hat. Doch damit nicht genug: als er am Telefon erfährt, dass er nun selbst abgehört wird, weil er zuviel weiß, bricht seine Welt endgültig zusammen. Am Ende sitzt er in seiner von ihm selbst auf der vergeblichen Suche nach der Abhöreinrichtung verwüsteten Wohnung, Saxophon spielend, dem Wahnsinn nahe.

Francis Ford Coppola



Filmtagebuch von...

Tommy The Cat
  • Senior-Member
  • PIPPIPPIP
  • 299 Beiträge

Neuste Kommentare

Letzte Besucher

Filmtagebuch durchsuchen