Nicolas Winding Refn wandelt auf Michael Manns Spuren. Sein namenloser Driver könnte auch dem Universum des Chicagoer Filmemachers entsprungen sein. Eine einsame, verlorene Seele auf der Flucht vor sich selbst. Ein schweigsamer, äußerst disziplinierter Profi, der wegen einer Frau gegen seine Prinzipien verstößt und dabei beinahe draufgeht. Stilistisch nimmt Refn Anleihen bei den 80er Jahren, seien es die verschnörkelten, pinkfarbenen Schriftzeichen oder die grauenhafte Synthie-Musik, die kaum zu ertragen ist und dennoch das Geschehen ironisch treffend kommentiert. Ryan Goslings reduziertes Spiel gewährt dem Zuschauer trotz der sparsamen Mimik einen kleinen Einblick in das Seelenleben seiner Figur, behält dabei aber immer eine Unnahbarkeit, die sie einerseits stark, anderseits verletzlich wirken lässt. Die immer wieder eingestreuten Gewaltszenen kommen meist ziemlich überraschend und in extremer Ausprägung. Gosling spielt das großartig, beispielsweise wenn er in der Szene im Aufzug wie irre auf den am Boden liegenden Gegner eintritt und ihm den Kopf im wahrsten Sinne des Wortes zu Brei tritt. Insgesamt ein beeindruckendes Hollywood-Debut des dänischen Regisseurs.
Nicolas Winding Refn
Nicolas Winding Refn