Soderberghs Variante des Katastrophenfilms beschränkt sich nicht auf die Darstellung eines Einzelschicksals, obwohl die Story um Matt Damon so etwas wie das Zentrum des Films bildet, sondern schildert die direkten und indirekten Folgen, die eine verheerende Seuche auf den Alltag hätte. Dazu zählen neben den unmittelbaren Auswirkungen der Krankheit auch der zunehmende Verlust der öffentlichen Ordnung, der mit Plünderungen und Überfällen einhergeht und einer Entwicklung hin zu anarchischen Strukturen. Dies wird alles kühl distanziert, teilweise im Stile einer Nachrichtensendung abgehandelt. Dies ermöglicht es Soderbergh, die Entwicklung nicht nur regional oder personell beschränkt, sondern global in ihrem vollen Ausmaß zu betrachten. Mir ist kein anderer Katastrophenfilm bekannt, der dies in derart gekonnter Weise zustandebringt. Auch die neuen Medien finden Berücksichtigung, hier personifiziert durch den Blogger Alan Krumwiede (klasse: Jude Law in einer wahrhaft bösartigen Rolle). Die Inszenierung ist wieder völlig makellos und von einer rasanten Erzählweise geprägt, die atemlose Spannung erzeugt. Formal Haywire sehr ähnlich, emotional jedoch wesentlich distanzierter, vermittelt Contagion einen hervorragenden Eindruck von den Folgen einer Pandemie in unserer stark vernetzten Welt.
Steven Soderbergh
Steven Soderbergh