Nach dem grandiosen There will be Blood waren die Erwartungen an Andersons neuen Film sehr hoch. Mit Daniel Day-Lewis kann er dieses Mal nicht aufwarten, aber mit Joaquín Phoenix und vor allem Philip Seymour Hoffman gibt es würdigen Ersatz. Phoenix liefert eine der besten Leistungen seiner Karriere ab und spielt seine Rolle unter vollem Körpereinsatz und mit beängstigender Intensität. Noch beeindruckender ist die raumfüllende Präsenz Hoffmans, die ihn alle Szenen dominieren lässt. Sein Lancaster Dodd ist ein charismatischer Verführer und Blender, unbestreitbar aber auch ein sympathischer und ein Stück weit sogar liebenswürdiger Mensch. The Master ist von vorne bis hinten ein Schauspielerfilm. Kern und Höhepunkte sind die Wortgefechte zwischen Hoffman und Phoenix, die für eine ganze Reihe von erinnerungswürdigen Szenen sorgen. Dabei wird der Plot schon mal etwas vernachlässigt und mäandert bisweilen etwas ziellos umher, doch vermag dies den Filmgenuss nur marginal zu beeinträchtigen. Ganz toll übrigens auch die Szene, in der Hoffman bei einem Treffen seiner Anhänger in einem feudalen Landhaus spontan ein Ständchen zum Besten gibt. Während des Gesangs wechselt die Perspektive zu Phoenix, der die Szene aus einer Ecke heraus beobachtet, und plötzlich sind alle Frauen nackt.
The Master ist nicht ganz so fesselnd wie der meisterhafte There will be Blood, aber ganz sicher einer der herausragenden Filme des vergangenen Jahres.
Paul Thomas Anderson
The Master ist nicht ganz so fesselnd wie der meisterhafte There will be Blood, aber ganz sicher einer der herausragenden Filme des vergangenen Jahres.
Paul Thomas Anderson