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Camelback Cinema

Tommy The Cats filmische Sternstunden




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ONLY GOD FORGIVES (Nicolas Winding Refn, 2013)



And how many cocks can you entertain with that cute little cum dumpster of yours?

Only God forgives ist nun der fünfte Refn-Film, den ich gesehen habe. Während der Sichtung fiel mir auf, wie stark sich Refns drei letzte Filme (God, Drive, Valhalla) inhaltlich und stilistisch von den Pusher-Filmen unterscheiden. Stand dort noch eine stimmungsvolle Millieu-Studie mit sorgsam ausgearbeiteten Charakteren, sind es nunmehr die betörend schönen Bilder artifizieller Sets und hypnotischen Bilderfolgen, untermalt von atmosphärischen Klängen, die im Vordergrund stehen. Eine Handlung wird nur noch in Ansätzen skizziert, gesprochen wird wenig, Identifikationsfiguren oder gar Helden gibt es keine (wobei Drive beim letzten Punkt etwas aus dem Rahmen fällt). Wie schon die beiden Vorgänger wirkt Only God forgives wie eine Aneinanderreihung ausdrucksstarker Bilder, wie der (gelungene) Versuch, Stimmungen in kunstvoll ausgeleuchteten Bildern festzuhalten. Refn hat seine Vision von Bangkok, die er dem Zuschauer nahebringen will. Dass diese nicht viel mit der Realität zu tun hat, stört ihn wenig. Die vielen Aufnahmen von langen Fluren oder durch Türrahmen hindurch – meist streng symmetrisch ausgerichtet – erinnerten mich an Lynch, die konsequente Abarbeitung des Schuld-und-Sühne-Themas findet sich häufig in ähnlicher Weise beim Südkoreaner Kim Ki-duk. Interessant ist vor allem die Figur des Polizeichefs Chang: trotz seiner archaischen Vorstellungen von gerechter Strafe und obwohl er seine Opfer mit erkennbar sadistischer Freude ihrem Schicksal zuführt, tut er im Grunde genommen nichts moralisch Verwerfliches, da er lediglich die bestraft, die ihrerseits Böses getan haben. Einen derjenigen, die ihn töten wollten, lässt er sogar ungeschoren davonkommen, nachdem er merkt, dass er einen behinderten Jungen hat, der ohne ihn niemanden hätte, der für ihn sorgt. Am Ende sind alle Bösen bestraft und Chang kann in Ruhe sein Liedchen trällern.

Nicolas Winding Refn



Filmtagebuch von...

Tommy The Cat
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