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Ornament & Verbrechen Redux

There is no charge for awesomeness. Or beauty.




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Der Traum des Schmetterlings



Inception

Ich war im Kino. Es gab einen Film. Der sollte fast drei Stunden gehen. Er schien dann aber eher drei Wochen zu dauern. Da erinnerte ich mich des guten alten Tschuang Tze und wußte - ich sah gar nicht diesen Film. Ich war der Traum eines Schmetterlings.

Zweieinhalbtausend Jahre später kommt auch Christopher Nolan darauf, die alte Idee aufzuwärmen. Meine Güte, ich hielt den Mann nach Memento für die Hoffnung am Regiehimmel. Aber mit Inception kommt Nolan nach Jahren des inhaltlichen Niedergangs endgültig in der geistigen Leere an. Für einen Film, der auf mehreren Ebenen spielt, ist Inception erbärmlich eindimensional. Damit man das nicht merkt, kracht und bummpengt es ständig irgendwo und irgendwelche Statisten werden mit Wummen ins Jenseits befördert. Aber keine Angst, der Film ist P12, weil alle Personen nur Ausformulierungen des Unterbewußten sind. Das könnte vielleicht interessant sein, ist es aber nicht; besonders nicht, weil es den wissenschaftlichen Stand von vor ca. 100 Jahren widerspiegelt. Ich schätze, das ist auch der Grund, warum der Film in der IMDB zur Zeit auf Nummer drei der Wertungsskala zu finden ist - er ist so simpel konstruiert, daß jeder Pleppo sich einbilden kann, mit dem Film eine ganz tolle Idee gehabt zu haben. Ui, ich sehe wohin Nolan geht - er hat mit dem Film den Grundstein ins Bewußtsein seiner Zuschauer gelegt, daß sie eine ganz tolle Idee hätten. Da kann ich nur sagen: Aufwachen, liebe Leute! Und feststellen, daß die Realität viel komplizierter ist.

Nun könnte ich noch stundenlang rummotzen, über die Verschwendung von Ellen Page oder den ständig bedrohlich vor sich hingrummelndem Score von Hans Schlimmerzimmer. Aber belassen wir es dabei.
Wie immer fragt der geneigte Leser, wo denn das Positive bliebe. Da kann ich nur eines antworten: Schauen Sie sich eXistenZ oder Dark City an. Da werden ähnlich gelagerte philosophische Ideen viel pointierter präsentiert, Sie werden mit komplexeren Gedankengebäuden belohnt und Sie werden nicht durch permanentes Rumgeballer abgelenkt. Danke für Ihre werte Aufmerksamkeit.

Kino OV



Schnapp sie dir, Tiger!
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Ist dieser Film auch so steril bebildert und peinlich stocksteif in der Personenregie wie "Dark Night" und besonders ...Du weißt schon, der Hirnfurz mit dem Zauberer, wo auch Scarlett mitgespielt hat (im komme auf den Titel nicht)?

EDIT: IMDB geguckt. "The Prestige" heißt er.
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Ich finde Nolans Filme ja unendlich kalt und hartherzig. Sie berühren einen nicht. Aber das würde ich ihnen nicht unbedingt zum Vorwurf machen…
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Gute Filme müssen nicht unbedingt berühren, das ist richtig. Sie können meinetwegen auch kalt sein, wenn es der Sache dienlich ist. Aber "Prestige" fühlt sich für mich in seiner Bildgestaltung dermaßen aseptisch an, dass ich mich nach dessen Betrachtung im Dreck wälzen wollte. Und Nolan inszeniert Menschen dermaßen hölzern, dass ich mich darauf nicht länger als 10 Minuten konzentrieren konnte. Ich sehe auch keinen Mehrwert darin, dass Nolan Filme so macht wie er sie macht. Vermutlich findet der Mann seine Geschichtchen dermaßen relevant und hat so einen Vermitlungsdrang, dass er es nicht fertig bringt, sich mal zu entspannen und anders als bierernst und momoton unterkühlt zu inszenieren. Das ist sein Problem. Oder sein gutes Recht. Wie auch immer. Aber ohne mich. Ich fand "Prestige" einfach nur zum Kotzen, weil der Film mich in einen Zustand völliger Apathie und Langeweile versetzt hat. Ebenso der allseits geliebte "Dark Knight". Nolan hat mich vergrault. "Inception" werde ich mir gar nicht angucken.
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Gute Entscheidung, scarlett. Nolan ist für mich mittlerweile Emmerich in Hochglanz. Hatte wenigstens auf ein paar interessante Bilderwelten gehofft, aber der Film versinkt in einem Bilderbrei.
Und Nolan versucht sich in Emotionalisierungsstrategien der abgeschmacktesten Sorte. Würg.

Edit: Prestige fand ich insofern interessant, daß der Plot was hergab, allerdings postierte sich Nolan als omnipotenter Erzähler über den Zuschauern. Gottkomplex. Aber selbst die Zeiten sind vorbei. Inception bietet genau eine Idee, ausgewalzt auf drei Stunden.
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DARK KNIGHT hatte zuviel Ledger und zuwenig Bale. Hätte man auch THE JOKER STEALS THE PICTURE nennen können. Nolan ist menschlich kalt? Ja, mag sein. Aber das muss ja nicht an ihm selbst liegen, der damit vielleicht nur einen aktuellen Zustandsbericht seiner Sichtweisen auf menschliches Verhalten widergeben möchte.

Zitat

Emmerich in Hochglanz
Nun, das finde ich witzig, auch wenn ich es zu keinem Zeitpunkt unterschreiben würde. :))
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Ob der Plot von "Prestige" was hergibt, ist mir ehrlich gesagt wurscht, weil seine Präsentation / filmische Umsetzung mich abgestoßen hat, weshalb ich auch schon weitgehend vergesse haben, worum es da inhaltlich ging. Allerdings kann ich mich dunkel an Diskussionen auf kino.de erinnern, in denen ich einige Kritikpunkte auch am Plot selbst hatte. Und ja, Du hast absolut Recht: Man spürt im Film wie furchtbar wichtig Nolan sich selbst und seine Geschichte nimmt. Er ist eitel und ihm fehlt die Lässigkeit und Coolness dafür, um das was er vermitteln will, etwas entspannter zu behandeln.
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Zu wenig Bale? Der Typ nervt doch.
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Tornhill sagte am 19. Juli 2010, 15:15:

DARK KNIGHT hatte zuviel Ledger und zuwenig Bale. Hätte man auch THE JOKER STEALS THE PICTURE nennen können. Nolan ist menschlich kalt? Ja, mag sein. Aber das muss ja nicht an ihm selbst liegen, der damit vielleicht nur einen aktuellen Zustandsbericht seiner Sichtweisen auf menschliches Verhalten widergeben möchte.

Zitat

Emmerich in Hochglanz
Nun, das finde ich witzig, auch wenn ich es zu keinem Zeitpunkt unterschreiben würde. :))

Du hast Inception noch nicht gesehen. ;)
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Starker Film, allerdings kein Hammer à la Dark Knight.

Zu den Kommentaren fehlen mir größtenteils die Worte. Mich berühren Nolan's Filem sehr stark und am meisten nimmt mich jedes mal The Prestige mit. Und was gibt es eigentlich bei Ellen Page großartig zu verheizen? Der Vergleich mit Dark City erschließt sich mir nicht wirklich, da hätte ich für einen rip-off Vorwurf in Richtung Blade Runner mehr Verständnis.
Spoiler
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Nachtrag, nach dem sich mein Ärgernis etwas gesetzt hat:

Fernab von diesem 'nichts neues' Gedanken (der mir auch generell zuwider ist, speziell bei Inception kann man da bis zum Cabinett des Dr. Caligari zurückgehen: Wertung? Ich finde nicht.) und dem Plot an sich: Zumindest mich konnte alleine schon der visuelle Part begeistern. Als kleiner Film begeisterter Balg habe ich mir beim Gang durch die Stadt schon x-mal ausgemalt, wie die Häuser um mich herum auf ausgefallene Art explodieren oder sich deformieren. :blush: Daher hat mich Inception in bestimmten Teilen mehr an einen Tagtraum erinnert, als dass ich an das modden in Dark City denken musste. Ich bin von dem Film leider nicht so atemlos wie beim Dunklen Ritter aus dem Kino gekommen, dafür war die ganze Sache zu rund und mit sperrigen Regeln behaftet. Trotzdem kann ich da keine 2000 Jahre alte Idee entdecken, und falls doch, dieses Schema auf x-tausend andere Plots anwenden. Den inhaltlichen Niedergang Nolan's kann ich am allerwenigsten ausmachen. Eigentlich bin ich den gesamten aufgestellten Thesen hier gegenüber ziemlich ratlos. Hm. Irgendwie kann es doch nicht sein, dass ein Film nur wegen einer 'Idee' steht und fällt. Oder doch?
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Welche Idee? Das ist genau mein Punkt. Er hat keine Idee. Ich habe letztens gelesen, Inception sei toll, weil er darstellt, daß alle Menschen im Kino denselben Traum träumen. Lachhaft. Dieselbe Idee hat auch Transformers und Sex In The City 2. Und eigentlich heißt die Idee - ich mache Eventkino mit Riesenwerbeaufwand, daß alle reinrennen und sich das Facebookgefühl einstellt: Man freut sich, daß man dabei war, weil auch alle anderen dabei waren. Aber das ist doch keine kreative Idee. Also was ist die Idee von Inception?
Apropos Regeln: Ganz arm, mittendrin die Regeln zu ändern, um mehr an "Spannung" zu erzeugen. Was soll das?
Und dann - welche filmästhetischen Mittel hat denn Nolan für Inception erfunden? Über The Prestige ließe sich trefflich streiten, aber zumindest gibt der narrativ etwas her. Aber Inception? Der ist ein Bastard aus Familiensoap und Standardactioner.

Edit: Das Einhorn ist ein Hinweis auf ein falsches Selbstbild Deckards, der Kreisel ist trügerische Sicherheit für die Zuschauer. Antipoden, wenn man mich fragt.
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Was soll das heißen - "im Kino träumen alle Menschen den selben Traum"? Das ist doch schon aufgrund der Rezeptions-Unterschiede zwischen den Zuschauern und unterschiedlicher persönlicher Verfassung völlig unmöglich dass alle den Film gleich aufnehmen.
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Also deine Enttäuschung über, in deinen Augen, mangelnde Idee kann ich nicht nachvollziehen. Das klingt für mich, als müsse jeder Film etwas ganz neu erfinden, um eine Existenz-Berechtigung zu erlangen, und das auch noch nur auf den Plot fixiert.
Darüber misst du eine Menge an der PR-Maschine, ich persönlich habe davon nichts mitbekommen. Mir schleierhaft, was damit jetzt Facebook zu tun hat. Ich finde das geht so in Richtung 'das beste wurde im Trailer verbraten'. Ich kann damit nichts anfangen, da alles außerhalb dem Film nicht dem Film 'seine Schuld' ist. Allerdings will ich dir auch keine pauschale anti-hype-Einstellung unterstellen, dafür wirkst du auf mich zu aufgeschlossen und rational.

Ich hatte mal einen regelrechten Dark Knight Hasser gefragt, was er sich vorstellen könnte, was er von dem Film gehalten hätte, wenn er ihn zufällig in der hintersten Region seiner Videothek entdeckt hätte, zugestaubt und nicht entdeckt. Die Frage gebe ich mal an dich und Inception weiter.

Und kannst du dir wenigstens vorstellen, dass man mit dem Film etwas anfangen kann, ohne zu einer Horde von Peppos zu gehören?

@Kreisel:
Spoiler
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scarlett: Eben. Wobei durch die von der Kulturindustrie erzeugte Erwartungshaltung schon eine gewisse Synchronisierung stattfindet.

Bob: Ich habe den Film am Eröffnungswochenende gesehen. Ich habe keine Kritiken gelesen, nur die üblichen Trailer, und war ganz überrascht davon, daß es so voll war. Ich wußte nicht mal, daß der Film von Nolan ist. Ich habe den Film in der hintersten Ecke der Videothek entdeckt. :)

Auf jeden Fall kann ich mir vorstellen, daß man aus Inception etwas herausholen kann. Die Frage ist immer - steckt es auch im Werk. Hatte mal mit einem User einen sehr interessanten Disput über V for Vendetta (ein anderes Kapitel des Grauens, btw), wo er interessante Ideen erläuterte, die aber imho nicht durch den Film gedeckt waren. Deshalb unterhalte ich mich ja gerne über Filme. Leute bringen mich dazu, andere Aspekte im Film zu untersuchen, die mir aus meiner Warte sonst verborgen blieben.

Inception hat narrativ und filmästhetisch nichts zu bieten, was seine Länge von nahezu drei Stunden rechtfertigen würde. Filmtheoretisch ist der interessanteste Moment der Sturz des Autos ins Wasser, über den vermutlich jetzt schon zwanzig Doktorarbeiten geschrieben werden. Das ist für mich aber weder rational eine neue Erkenntnis noch emotional bewegend. ... Ich wollte gerade zu einer neuerlichen Suada ansetzen, merke aber, daß ich Dich wohl bisher überrollt habe. Du hast noch keinerlei positiven Gegenentwurf positioniert, auf den ich mich beziehen könnte. Das wäre für eine sinnvolle Diskussion irgendwie notwendig. Sonst ringst Du bei meiner nächsten Attacke wieder bloß nach Luft. :D

Zum Kreisel:

Spoiler
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Now we're talking. :cheers:

Erst mal zum Spoiler:

Spoiler

Was mir gefallen hat? Also auf Anhieb kann ich mich da nur auf die Wirkung der Inszenierung berufen. Der Score von Zimmer hat mich ähnlich wie beim TDK gethrillt. Dazu diese Bilder in Schwerelosigkeit, rrrr. Das mit den Tagträumen habe ich ja schon erwähnt. Zudem fand ich es recht ansprechend, wie man die verschiedenen Layer gestaltet hat und sich auch nicht davor gescheut hat, da am Ende mit einem Art James-Bond Level aufzufahren. Aber mir ist das schon leicht peinlich, mit meiner Erwähnung wegen den Tagträumen als kleines Kind, glaube ich sollte meine wirre Traumwelt nicht weiter ins Spiel bringen. :otto:
Ich sage ja auch nicht, dass der Film total super-mega war, ich würde ihn auf imdb mit 'ner 8 von 10 bewerten. Dein totaler Spott hat mich da halt irritiert und etwas aus der Fassung gebracht. Aber ich will dir deine ehrliche Meinung nicht absprechen, du hast ihn ja praktisch NOCH ungespoilerter als ich gesehen (grrr ;) ).
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Ja, diese Bilder. Die mal abhängig von der äußeren Wirkung schwerelos sein mußten, weil die Effekte so geil aussehen, und mal unabhängig von der Wahrnehmung der Körper waren. So wie man eben mal ohne Probleme sterben konnte, dann aber auch wieder nicht. Ich denke, das ist mein Hauptproblem - diese postmodernistische Gleichgültigkeit, die der Film gegenüber dem Topos der menschlichen Existenz hat. Alles ist gleichrangig und damit egal. Wer wessen Traum ist, interessiert den Film nicht wirklich. Schon gar nicht die Beziehung von Realität und Virtualität. Und trifft damit das Selbstverständnis der Moderne - was interessiert mich das Leiden der chinesischen Näherin, wenn ich für den Anzug zehn Pfund weniger zahlen muß. Die zehn Pfund sind in ihrem irrealen "Wert" real, das fremde Leiden trotz seiner Existenz nicht. Aber Negierung ist doch keine intellektuelle Auseinandersetzung. (Leonardo di Caprio hat übrigens Inception mit 8 1/2 verglichen. Ich mußte den Kaffee von der Tastatur wischen).

Dieses Nichts von Gedankengebäude wird dann noch verpackt in die konventionellsten Hollywoodbilder: James Bond, die Japanconnection, der amerikanische Familienhort. Allein für die innerste der Welten müßte man die Leute ohrfeigen. Was war das denn? Hochhäuser aus dem Renderprogramm in CopyPaste. Wow, so sehen also die geheimsten Wünsche meiner Mitbürger aus. Der Kapitalismus hat ihre Seelen erfolgreich verwüstet. Darf einstürzen, meinethalben.

Wie gesagt, nach zehn Minuten dachte ich, der Film könnte interessant werden. Aber statt einer Gourmetmahlzeit gab es halbwarmen Dosenfraß. Wenn Du mal etwas Interessantes aus dem Gebiet lesen willst - Haruki Murakami Hard-boiled Wonderland und das Ende der Welt. Der ist es nämlich, der mir auch gleich in den Sinn kam. Was Nolan hier fabriziert hat, ist so schlaff dagegen, daß ich weinen könnte.
Wenn mir Nolan mittlerweile nicht so am Arsch vorbeigehen würde.

Über Hans SchlimmerZimmer kann ich nicht reden. Der macht für mich die Fahrstuhlmusik unter den Filmscores. :D
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Huhu Critic, einige nicht wenige Vertreter der deutschen Filmkritik meinen INCEPTION sei "eine Metapher für den kreativen Prozess des Filmemachens" - was ist davon zu halten? Ein Kritiker meint sogar dass INCEPTION eine Allegorie auf das unmittelbare Erleben des Zuschauers von anderswo erträumten Kinowelten sei?
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Also ich denke mal, dass die Schwerelosigkeit ins Spiel gebracht wurde, weil es sich nun mal für einen Traum anbietet, wenn nicht essentiell ist, und nicht, weil die Effekte so cool aussehen. Und bei Nolan taucht diese Losgelöstheit von Gravitation schon in TDK auf. Ist ein kraftvoller, visueller Effekt und Nolan hat ihn zweimal auf verschiedene Weise eindrucksvoll in Szene gesetzt.
Die Gleichgültigkeit. Schwer darauf einzugehen, ohne sich auf eine Handlung zu einigen. Aus meiner Sicht wird das problematisch. Da der ganze Filme nur einen Charakter einklammert, sehe ich keine Notwendigkeit für ein global kompetentes Verständnis. Man kann emotionale / psychische Schäden / Kränkungen nicht an der ungerechten Verteilung der Welt relativieren. Daher hat das den Film gar nicht zu interessieren gehabt, da einzig das Loslassen an einem geliebten Menschen, beziehungsweise der Unfähigkeit dazu, den Käfig der Tragfläche bestimmt.
Da setzen dann auch wieder James Bond Filme ein, der Wunsch wie ein Held alle Bösen platt machen zu können und die Geliebte zu befreien. Sowas funktioniert leider nur im Traum und somit dreht sich der Kreisel immer noch.
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scarlettfan: Tja, was soll ich sagen. Habe ich schon mehrmals gelesen, ich kann das nicht erkennen. Aber vielleicht findet sich jemand, der mir das mal plausibel erläutern kann. Bei Dark City hat das damals Hagen sehr schön gemacht. Fand das schlüssig und überzeugend. Aber hier? Deutungen, die dem Kosmos der Filmtheorie entspringen, haben für mich eh immer den Ruch, daß dem Hammer alles Nägel sind. Bleibt Dir wohl nichts anderes übrig, als Dir selbst den Arsch plattzusitzen.

Bob: Das ist ja auch so ein Punkt, der mir erst jetzt bewußt wird - die Träume stimmen so gar nicht mit der Traumlogik überein. Schwerelosigkeit ist eben nicht das typische Element des Traumes (in der Kindheit gibt es die Flug- und Fallphase). Überhaupt ist die ganze Handlung viel zu zielgerichtet und bruchlos, um von mir als Traum wahrgenommen zu werden.
Den Käfig der Tragfläche? Was soll das bedeuten? Verstehe ich nicht. Ansonsten Zustimmung, daß eine intrapsychische Darstellung keine Außenansicht zwingend erforderlich macht. Aber für mich ist ohne Realitätsanbindung der Traum ungekoppelt. Ihm fehlt die Gravitation der realen Welt.
Was mich wundert: niemand mokiert sich über die repetitive Struktur des Filmes. Wir haben erst einen Traum, dann einen Traum im Traum, dann mehrere Trainingsträume hintereinander, dann einen Traum im Traum eines anderen Menschen, dann vier Träume ineinander verschachtelt. Und zum Schluß stellt sich die Frage, ob die Klammer der Erzählung nicht auch ein Traum war. Welch ungemeine Variabilität. Kein Wunder, daß ich auf dem Weg nach draußen in ungefähr zehn Variationen gehört habe: "Bist Du Dir sicher, daß das jetzt kein Traum ist?"
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The Critic sagte am 25. July 2010, 01:41:

Bleibt Dir wohl nichts anderes übrig als Dir selbst den Arsch plattzusitzen.


Ach wenn ich das wollte hätte ich schon längst den Katzen-Sprung über die Grenze nach Enschede unternommen, wo der Film als OmU läuft. Ich habe auch nur rein interessehalber gefragt. Und dass Du die Meinung der deutschen Filmkritik verneinst reicht mir - den Film muss ich nicht gucken.
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Mit dem Käfig der Tragfläche meine ich den Rahmen und Inhalt eines Traumes, über deren Grenzen nichts existiert bzw. nicht reflektiert werden kann. In einem Traum findet man sich in bestimmten Situationen wieder, über deren Umstände man nicht zu zweifeln anfängt (es sei denn natürlich, dieses gehört zum 'Plot' dazu, wobei dieser wiederum einer Begrenzung unterliegt, wobei dieser Vorgang des Nachdenkens ja nicht im wachen Zustand vonstatten geht und als solches nicht mal bezeichnet werden kann). Somit verschließt sich für mich die Forderung nach ausartenderen Architekturen oder einem aufgeklärtem Weltbild. Zudem will ich diese dem Film nicht absprechen...es lag für mich einfach nicht im Fokus.
Ich finde, dass du den Film schon bei seinen Hörnern packst. Also hätte man dir vorher das Drehbuch in die Hand gedrückt, hättest du bestimmt den Rat gegeben, das einfach nicht zu verfilmen. D'accord. Du scheinst in vielen Gebieten bewandert zu sein und der Stoff war dir einfach zu haltlos oder unwissenschaftlich, um dich darauf einlassen zu wollen. Ich für meinen Teil konnte mich zumindest beim ersten Mal von der Inszenierung in vielen Teilen berauschen lassen. Die Diskussion mit dir hat dann nachträglich viele Gedanken geschaffen, über deren Beachtung ich mich beim nächsten Kinogang freue. Insofern akzeptiere ich dein Missfallen als gut begründete Aussage, kann sie aber nicht teilen. Trotzdem hat sie mir ein paar interessante Anstöße gegeben und dafür danke ich mal (auch für die investierte Zeit). :cheers:
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Um Überzeugung geht es nie, die stellt sich entweder ein, weil das Gesagte so viel dem eigenen Gedankengebäude hinzufügt, oder eben nicht. Auch habe ich nicht den Anspruch der Interpretationshoheit.

Bin auch jemand, der sich gerne von der Inszenierung hinwegtragen läßt. Aber das schaltet selten den Kopf bei mir vollkommen aus, sehe dann auch gerne über Schwächen des Filmes hinweg. Aber zumindest plausibel und schlüssig sollte das Gezeigte schon sein. Und, da bin ich Humanist alter Schule, gewisse Weltbilder sind mir derart zuwider, daß ich sofort aus dem Film geworfen werde, wenn sie anklingen.

Mal eine andere Frage: Warum hast Du eigentlich kein Filmtagebuch? Zu artikulieren weißt Du Dich doch. :)
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@FTB: Jedes mal, wenn ich so etwas anfange, lenkt mich der nach dem Film zu verfassende Text vom ungestörten Erfahrungsprozess ab. Das nervt mich tierisch, wenn ich mitten in einem Film das Gesehene gedanklich artikuliere - oder meinetwegen auf einer Skala von 1 bis 10 auf- und abschiebe - anstatt weiter 'drinnen' zu bleiben. Das endet dann in abgebrochenen FTBs und Blogs. Trotzdem reizt es mich jüngst wieder, vielleicht nehme ich dein Kompliment als Anstoß, mal sehen. Schön ist es ja hier allemal. :)
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