Rain
Woran erkennt man ein aufziehendes Gewitter? Weder an Blitz und Donner noch am fernen Wetterleuchten, so die Antwort der Autorin Kirsty Gunn, die die Romanvorlage für Christine Jeffs Debütfilm Rain schuf, sondern am Geruch des kommenden Regens.
Neuseeland in den siebziger Jahren. Janey ist mit ihren Eltern und ihrem kleinen Bruder im Sommerurlaub. Das kleine Paradies, das Vater Ed für die Familie aufgebaut hat, wird von Alkohol und Parties zusammengehalten. Kein Wölkchen scheint den endlosen Sommer trüben zu können. Doch das kommende Gewitter kündigt sich mit der Ankunft des hypervirilen Abenteurers Cady an, der die unterschwelligen Konflikte in der Familie wie ein Katalysator zum Ausbruch bringt.
Die großartige Landschaft der neuseeländischen Halbinsel Mahurangi, vom Kameramann John Toon eingefangen in atemberaubend schönen, langsamen Bildfolgen und untermalt von Neil Finns wunderbar passendem Sound, gibt eine unglaubliche Kulisse für den Machtkampf zwischen der alkoholabhängigen Mutter Kate und der sich ihrer Weiblichkeit bewusst werdenden Tochter Janey ab.
Sarah Peirse, die man auch schon in Heavenly Creatures bewundern durfte, spielt die Mutter mit spröden Charme, der dem Zuschauer Kates verzweifelte Angst, etwas zu verpassen, eindringlich vor Augen führt. Auch Alistair Brownings Darstellung des Vaters ist in seiner Hilflosigkeit und Unbeholfenheit sehr gelungen. Demgegenüber fällt die vielgelobte Alicia Fulford-Wierzbicki in meinen Augen etwas ab, ihre Janey ist mir persönlich zu hölzern und zu bewusst auf Lolita gemacht. Dies ist besonders auffällig im Kontrast zu Aaron Murphy, der Janeys kleinen Bruder Jim außerordentlich natürlich spielt.
Sicher ist Rain nicht wie angekündigt DAS ultimative Pubertätsdrama. Es ist nicht so geheimnisvoll wie The Virgin Suicides, nicht so und nicht so psychologisch verstörend wie The Cement Garden. Außerdem hat der Film neben dem überstrapazierten Einsatz von Slow motion Szenen noch ein weiteres Problem mit dem Klimax der Geschichte.
Spoiler an
Die Geschichte gipfelt in einer Gleichzeitigkeit von erwachender Sexualität und Tod der Kindheit. Dies funktioniert aber so gar nicht.
Einerseits wirkt die symbolische Aufladung von Janeys erstem Sex und dem Tod des kleinen Bruders in einer ansonsten eher narrativen Struktur fehlplaziert und lässt die Geschichte konstruiert wirken.
Andererseits ist die Umsetzung mangelhaft, da die Reanimationsbemühungen offensichtlich simuliert sind und zu allem Überfluß der tote Junge auch noch gut sichtbar atmet. Das hätte man wirklich besser bebildern müssen.
Spoiler aus
Dennoch ist Rain ein gelungener Film über pubertäre Verwirrungen vor dem Hintergrund des Zerfalls der Hoffnungen der Hippiegeneration. Und die Korbstühle auf der Veranda suchen wie Satellitenschüsseln den Himmel nach Glück ab, stetig und erfolglos.
Woran erkennt man ein aufziehendes Gewitter? Erst an dem Blitz, der einschlägt, könnte die Antwort von Christine Jeffs lauten, die sich mit Rain als würdige Nachfolgerin neuseeländischer Regiemeister vom Format einer Jane Campion oder eines Peter Jackson erweist. Auf ihr nächstes Projekt, ein Film über die Beziehung der Dichter Ted Hughes und Sylvia Plath, darf man sich freuen.
Zuerst veröffentlicht am 01.03.2003 auf kino.de
kino.de
Woran erkennt man ein aufziehendes Gewitter? Weder an Blitz und Donner noch am fernen Wetterleuchten, so die Antwort der Autorin Kirsty Gunn, die die Romanvorlage für Christine Jeffs Debütfilm Rain schuf, sondern am Geruch des kommenden Regens.
Neuseeland in den siebziger Jahren. Janey ist mit ihren Eltern und ihrem kleinen Bruder im Sommerurlaub. Das kleine Paradies, das Vater Ed für die Familie aufgebaut hat, wird von Alkohol und Parties zusammengehalten. Kein Wölkchen scheint den endlosen Sommer trüben zu können. Doch das kommende Gewitter kündigt sich mit der Ankunft des hypervirilen Abenteurers Cady an, der die unterschwelligen Konflikte in der Familie wie ein Katalysator zum Ausbruch bringt.
Die großartige Landschaft der neuseeländischen Halbinsel Mahurangi, vom Kameramann John Toon eingefangen in atemberaubend schönen, langsamen Bildfolgen und untermalt von Neil Finns wunderbar passendem Sound, gibt eine unglaubliche Kulisse für den Machtkampf zwischen der alkoholabhängigen Mutter Kate und der sich ihrer Weiblichkeit bewusst werdenden Tochter Janey ab.
Sarah Peirse, die man auch schon in Heavenly Creatures bewundern durfte, spielt die Mutter mit spröden Charme, der dem Zuschauer Kates verzweifelte Angst, etwas zu verpassen, eindringlich vor Augen führt. Auch Alistair Brownings Darstellung des Vaters ist in seiner Hilflosigkeit und Unbeholfenheit sehr gelungen. Demgegenüber fällt die vielgelobte Alicia Fulford-Wierzbicki in meinen Augen etwas ab, ihre Janey ist mir persönlich zu hölzern und zu bewusst auf Lolita gemacht. Dies ist besonders auffällig im Kontrast zu Aaron Murphy, der Janeys kleinen Bruder Jim außerordentlich natürlich spielt.
Sicher ist Rain nicht wie angekündigt DAS ultimative Pubertätsdrama. Es ist nicht so geheimnisvoll wie The Virgin Suicides, nicht so und nicht so psychologisch verstörend wie The Cement Garden. Außerdem hat der Film neben dem überstrapazierten Einsatz von Slow motion Szenen noch ein weiteres Problem mit dem Klimax der Geschichte.
Spoiler an
Die Geschichte gipfelt in einer Gleichzeitigkeit von erwachender Sexualität und Tod der Kindheit. Dies funktioniert aber so gar nicht.
Einerseits wirkt die symbolische Aufladung von Janeys erstem Sex und dem Tod des kleinen Bruders in einer ansonsten eher narrativen Struktur fehlplaziert und lässt die Geschichte konstruiert wirken.
Andererseits ist die Umsetzung mangelhaft, da die Reanimationsbemühungen offensichtlich simuliert sind und zu allem Überfluß der tote Junge auch noch gut sichtbar atmet. Das hätte man wirklich besser bebildern müssen.
Spoiler aus
Dennoch ist Rain ein gelungener Film über pubertäre Verwirrungen vor dem Hintergrund des Zerfalls der Hoffnungen der Hippiegeneration. Und die Korbstühle auf der Veranda suchen wie Satellitenschüsseln den Himmel nach Glück ab, stetig und erfolglos.
Woran erkennt man ein aufziehendes Gewitter? Erst an dem Blitz, der einschlägt, könnte die Antwort von Christine Jeffs lauten, die sich mit Rain als würdige Nachfolgerin neuseeländischer Regiemeister vom Format einer Jane Campion oder eines Peter Jackson erweist. Auf ihr nächstes Projekt, ein Film über die Beziehung der Dichter Ted Hughes und Sylvia Plath, darf man sich freuen.
Zuerst veröffentlicht am 01.03.2003 auf kino.de
kino.de