Hukkle
Eine Schlange gleitet über den Boden. Mit ihren Augen sehen wir auf ein kleines ungarisches Dorf.
*Hukkle*
Der Schluckauf eines alten Mannes stört die Stille seines Bauernhauses, die Stille der Dorfstraße.
*Hukkle*
Wir sehen aus seiner Perspektive andere Dorfbewohner vorbeikommen, folgen ihnen, beobachten sie bei ihren alltäglichen Verrichtungen und kehren doch immer wieder *Hukkle* zu ihm zurück.
Langsam entfaltet sich vor uns der soziale Minikosmos eines Dorfes, das sich in seiner Normalität nicht von Hunderten anderer Gemeinden unterscheidet.
Doch mit jedem neuen Bild wird das Konstrukt der Normalität brüchiger, immer waghalsigere Theorien stellen wir über das Spannungsfeld zwischen Gesehenem und Geschehenem auf, bis wir endlich die Ereignisse in ihrer ganzen Tragweite erfassen.
Der auch in Ungarn bis dato unbekannte Regisseur György Pálfi hat eine wahre Geschichte aus den sechziger Jahren zum Anlaß genommen, um eine wundervolle Kinoerzählung auf die Leinwand zu bringen. Dabei merkt man den Bildern an, dass Pálfi seinen Lynch und seinen Altman verinnerlicht und ihre Stilmittel hervorragend umgesetzt hat. Dank wohlkalkulierter Bildkompositionen und absurden Humors wird dem Zuschauer keinen Moment langweilig; man geht förmlich im Geschehen auf und lässt sich im Fluß der Zeit treiben.
Und ist ganz allmählich nicht mehr ein ungebetener Besucher des fremden Dorfes, sondern ein Mitwisser des Geheimnisses, das den Dorfbewohnern bis auf ein *Hukkle* die Sprache verschlagen zu haben scheint.
Die Schlange hätte uns die ganze Geschichte schon am Anfang verraten können, nur haben wir ihre Erzählung nicht verstanden.
Aber ist unsere Dummheit die Schuld der Bilder?
Was kann das Kino, was kann die Welt für unsere Ignoranz?
Zuerst veröffentlicht auf kino.de am 13.05.2003
kino.de
Eine Schlange gleitet über den Boden. Mit ihren Augen sehen wir auf ein kleines ungarisches Dorf.
*Hukkle*
Der Schluckauf eines alten Mannes stört die Stille seines Bauernhauses, die Stille der Dorfstraße.
*Hukkle*
Wir sehen aus seiner Perspektive andere Dorfbewohner vorbeikommen, folgen ihnen, beobachten sie bei ihren alltäglichen Verrichtungen und kehren doch immer wieder *Hukkle* zu ihm zurück.
Langsam entfaltet sich vor uns der soziale Minikosmos eines Dorfes, das sich in seiner Normalität nicht von Hunderten anderer Gemeinden unterscheidet.
Doch mit jedem neuen Bild wird das Konstrukt der Normalität brüchiger, immer waghalsigere Theorien stellen wir über das Spannungsfeld zwischen Gesehenem und Geschehenem auf, bis wir endlich die Ereignisse in ihrer ganzen Tragweite erfassen.
Der auch in Ungarn bis dato unbekannte Regisseur György Pálfi hat eine wahre Geschichte aus den sechziger Jahren zum Anlaß genommen, um eine wundervolle Kinoerzählung auf die Leinwand zu bringen. Dabei merkt man den Bildern an, dass Pálfi seinen Lynch und seinen Altman verinnerlicht und ihre Stilmittel hervorragend umgesetzt hat. Dank wohlkalkulierter Bildkompositionen und absurden Humors wird dem Zuschauer keinen Moment langweilig; man geht förmlich im Geschehen auf und lässt sich im Fluß der Zeit treiben.
Und ist ganz allmählich nicht mehr ein ungebetener Besucher des fremden Dorfes, sondern ein Mitwisser des Geheimnisses, das den Dorfbewohnern bis auf ein *Hukkle* die Sprache verschlagen zu haben scheint.
Die Schlange hätte uns die ganze Geschichte schon am Anfang verraten können, nur haben wir ihre Erzählung nicht verstanden.
Aber ist unsere Dummheit die Schuld der Bilder?
Was kann das Kino, was kann die Welt für unsere Ignoranz?
Zuerst veröffentlicht auf kino.de am 13.05.2003
kino.de
György Palfi hat dieses Jahr übrigens den Eröffnungsfilm des Filmfest Cottbus gestellt (den ich aber leider nicht gesehen habe): "Final Cut" - eine ultimative Lovestory als Zusammenschnitt aus 450 bekannten Werken der Filmgeschichte, die wegen unzureichender Rechtesituation nur auf Festivals gezeigt werden darf. Sicher nicht zuletzt auch eine Art Protest gegen die Korruption in der ungarischen Kulturförderung.
Palfi hat sich ebenso mit 10 weiteren Kollegen unter Federführung Bela Tarrs zusammengetan und mit der Kurzfilmsammlung "Magyarorszak 2011" auf die filmkulturell prekäre Situation in seinem Heimatland aufmerksam gemacht.