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Ornament & Verbrechen Redux

There is no charge for awesomeness. Or beauty.




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Cola, Fanta, Fantasie



Fantasia

Ich hab's nicht so mit Disney. Außer dem frühen Donald gibt es wenig Erträgliches aus der Disneybonbonfabrik für mich. Mit Fantasia wollte ich es noch mal versuchen. Nicht nur, weil das Konzept anders als üblich ist (nicht unbedingt von Vorteil, wenn man an Die lustige Welt der Tiere denkt), sondern weil ich auch noch eine Bringeschuld an meine Kindheit hatte. In einem meiner ersten Comics wurde (krasser Fall von Eigenwerbung) auf die Filme mit Mickey hingewiesen; neben dem Erstling Steamboat Willie war es eben der Zauberlehrlingpart aus Fantasia.

Überraschend viele Kinder in der Abendvorstellung, die hoffentlich nicht allzu genervt nach Hause gegangen sind. Schon die Einleitung ist, hm, gewöhnungsbedürftig. Der belehrende Tonfall, als ob man nicht auf Hochkultur vorbereiten will, sondern vor den Gefahren von LSD warnt. Auch die Überhöhung der Klassik inklusive der Inszenierung des Dirigenten als Genie hat in mir übelste Aversion produziert. So sind die ersten beiden Musikstücke einfach nur ein Graus gewesen. Der abstrakte Teil, schlecht abgekupfert von den Experimentalfilmen der Zwanziger Jahre, wartet mit einer Bildschirmschonerästhetik zu Bachs Musik auf. Der nächste Part mit Musik aus Tschaikowskis Nußknackersuite ist verkitschte Antropomorphisierung, also Disney in Reinkultur. Ein Grauen. Der Zauberlehrling hat dann zum Glück Anleihen an den deutschen Expressionismus, im Schattenspiel, aber auch im Eindringen der Realität in den Traum. Da erträgt man sogar Mickeys Rumgegrinse. Auch der nächste Teil ist nicht so schlecht, immerhin wird Evolution thematisiert. Keine Selbstverständlichkeit in Amerika, wie man weiß. Man wähnt sich schon auf der sicheren Seite, aber nichts da. Hemmungslos wird Beethoven sodomiert mit einer grauenerregenden Verniedlichung der Mythologie. Wenn ich jemandem erklären sollte, was ich am Disneykosmos so unerträglich finde, ich würde ihm diesen Teil aus Fantasia zeigen. Nur unwesentlich besser ergeht es Ponchielli, wenn Elefanten, Krokodile, Straußen und Nilpferde Ballett zu seiner Musik tanzen. Versöhnlich endet dann der Film mit den Machenschaften eines übergroßen Teufels, der wirklich furchterregend auf seinem Berg hockt, aber schlußendlich vor Schuberts Ave Maria flieht. In diesem Part gibt es übrigens interessanterweise eine Kamerafahrt durch den Wald, die inklusive Fokus und unterschiedlicher Geschwindigkeit von Vorder- und Hintergrund eine Raumtiefensimulation wagt, wie ich sie in Animationen erst wieder später Ende der Achtziger in japanischen Produktionen gesehen habe.

Man könnte versuchen, sich den Film schönzureden, indem man auf das Heranführen der Kinder an klassische Musik verweist. Aber möchte man, daß seine Kinder bei Tschaikovsky an Kulleraugenelfen in Glitzerpink denken? Wohl kaum. Also ist jederzeit eine Aufführung von Peter und der Wolf vorzuziehen. Hier werden wenigstens leitmotivisch unterschiedliche Orchesterinstrumente vorgestellt. Falls Prokofjews Werk nicht erreichbar ist, würde ich den Film im Alternativschnitt (nur Dukas, Stravinsky, Mussorgsky und Schubert) empfehlen. Sonst stehen die armen Kleinen am Ende noch unter Zuckerschock.

Kino OV